Ich muss 26 gewesen sein, also war es im Sommer 2072.
Die Batistas nehmen ja allerlei verschiedene Jobs an. Wir schmuggeln nicht nur Waffen und Drogen oder kümmern uns ums Gambler Milieu vor Ort.
Wir sind auch eine wichtige Opportunität für Leute die niemand anderen haben der ihnen aus der Patsche hilft. Sieht man an FiFi. Blutmagier waren unser regelmäßiges Business. Wegen der räumlichen Nähe fliehen sie auf kubanischen Boden oder werden von einem Team das wie befehligen rausgeholt und zu uns gebracht. Die wenigsten bleiben dann sonderlich lange auf Kuba sondern verziehen sich schnell in die Native American Nations wie Salish Shidhe oder Pueblo Corporate Council, da diese beiden Staaten zwar Aztech wie die Pest hassen, aber nicht unbedingt die armen Seelen die unter der Aztech Regentschaft leiden. (Anders sieht es mit der Sioux Nation aus. Hier hasst man Azlan und Aztech so sehr, dass es auch keine Asylanträge durchschaffen, aus panischer Angst vor Spionen)
Meine erste Blutmagierin habe ich über die Insel gebracht als ich 14 war. Sie hatte panische Angst vor Aztech, die am Abend zuvor versucht haben sie gewaltsam auszubrennen. FiFi hat mich oft an sie erinnert. Wenn man damit aufwächst verliert man vielleicht den Respekt vor Gefahren, ich weiß es nicht. Ich habe selten Angst vor anderen Wesen. Vor Drachen? Ja. Vor einer Chloe Pierce nur wenn sie es mit einem Zauber drauf anlegt.
Im Sommer 2072 erreichten uns Briefe in denen jemand sehr ängstlich wirkte und um Hilfe bat. Richtige physische Briefe.
Sie stammten von Hotarus Mutter. Er war 28 als ich ihn das erste mal getroffen habe.
Er war mit 18 den Spezialeinheiten von Renraku beigetreten. Geflasht vom guten Ruf der Red Samurai hatte er sich vom einfachen Fußsoldat zu einem stark vercyberten Spitzensoldaten hochgearbeitet. Seiner Mutter fiel eine Wesensveränderung auf und sie ließ ihn auf dem Heimweg zu seiner Wohnung von befreundeten Yakuza entführen. Da die Yakuza es sich natürlich nicht mit den eigenen Leuten verscheißen will, wollten sie ihn so schnell wie möglich loswerden. So landete er bei uns.
Als er landete war er noch von der hohen Dosis Narcoject zugedröhnt, die sie ihm verabreicht hatten damit sie ihn ins Flugzeug bekommen.
Wir brachten ihn in eine unserer größer angelegten Gummizellen.
Kamikazeentzug hat aber sehr unschöne Nebenwirkungen.
1.) Wenn du einmal richtig abhängig warst (und ich rede hier nicht mehr von den kleinen Dosen die ich ab und zu nehme) geht der Entzug quälend langsam. Wir reden hier von Monaten, die dieser junge menschliche Mann mit einem kalten Entzug verbracht hat
2.) Man halluziniert. Nicht wenig.
Er durchlebte in diesen Monaten bei uns wieder und wieder was er unter Drogeneinfluss für Renraku tun musste. Wir reden hier von Menschenversuchen, von Mord und Folter.
Die anderen Batistas wollten ihn in ein Loch werfen und erst wieder rauslassen wenn er entfernt klar ist. Seine Schübe wurden jedoch wenn er alleine war nur noch schlimmer.
Also hielt ich ihm Händchen. Über Monate.
Wenn Hollidays KFS Persönlichkeit ein brutaler hochklassig ausgebildeter Massenmörder gewesen wäre, wäre das eine ähnliche Erfahrung gewesen.
Hotaru hatte Tage an denen konnten wir Karten spielen, einen Ausflug zur Tibidabo machen oder er konnte mir ruhig von dem erzählen was er erlebt hat.
Von Versuchsreihen mit extrem experimenteller Nanotech, die man Runner implantierte, die kurz zuvor ins Gebäude eingebrochen waren, die allesamt verrückt wurden. Von jungen Frauen die darum flehten zu ihren Eltern zurückzukehren. Von… Kindern.
An seinen schlechten Tagen griff er mich an. Ich hatte selten einen Sommer über so viele geprellte Rippen. An seinem schlechtesten Tag hat er versucht mir die Datenbuchse aus der Stirn zu reißen. Oscuro hat ihn als noch sehr frischer Sukuyan magisch beruhigt. Ich will gar nicht wissen was es mit dir macht wenn man dir die Buchse aus der Stirn reißt. Hübsch ist es aber bestimmt nicht.
Ja… Im frühen Spätjahr konnte er mit seiner Mutter wiedervereint werden. Ich habe sehr selten noch Kontakt zu ihm. Er hat dem Militär den Rücken gekehrt, ist aber zu Renraku zurückgekehrt, da sie ihm horrende Mengen Geld geboten haben. Er hatte ja viel Wissen.
Seine mütterlichen Beziehungen zu den Yakuza sichern ihm, dass Renraku ihn nicht einfach töten lässt.
Die Monate mit dieser Person, die mal wie ein bester Freund und mal wie ein Monster war haben mich viel gelehrt. Wir sind alle nur Resultate unseres Umfelds. Also sollten wir uns mit denen umgeben die uns gut tun.
Komischerweise brachte mich das Ganze aber nie weg vom Kamikaze.