Datenakquise - Sunny

Donnerstag Nachmittag 16.00 - Bellevue Villenviertel
Sunny sitzt auf ihrem großen Bett. Eingerollt auf einer Kuscheldecke liegt neben ihr Kater Amadeus und schnurrt leise.
Er vermittelt Sunny etwas Ruhe, doch in ihr tobt ein Sturm. Sie hatte so sehr gehofft dass Holliday ihr helfen konnte. Ihr von Butch einige Datensätze beschaffen konnte ohne dass es illegal werden musste. Einfach und freiwillig.
Doch das hatte nicht geklappt. Dass die Orkin ihre Forschung so verheimlicht macht ihr Bauchschmerzen, glücklicherweise hatte Holliday nach kurzer Rücksprache ähnlich besorgt gewirkt. Aber irgendwas musste getan werden. Bis die Orkin im rostigen Van etwas rausfindet konnte es für viele gute Leute im Sprawl zu spät sein.
Jason hatte sich, nachdem rauskam dass Phillip ebenfalls die Symptome zeigt, komplett zurückgezogen, antwortet nur sporadisch auf Nachrichten.
Sunny hadert, greift aber schlussendlich ihr Fairlight Paladin Cyberdeck, packt ihre Tasche und weißt Reginald an Richtung Uni zu fahren. Bevor sie zu dem Briefing mit Broker muss, ist noch genügend Zeit für etwas Datenakquise.


Donnerstag 16.45 Uhr - Gelände der U-Dub
Panisch wirft Sunny ihr Fairlight in die dafür vorgesehene Tasche zurück, springt auf und eilt aus der Bibliothek. Sie hat bekommen was sie braucht, zu welchem Preis ist sie noch nicht sicher. Einige Datensätze hatte sie transferieren können, Informationsaustausch zwischen Butch und YET und YET und Phillips Eltern, sowie einige medizinische Protokolle. Dann waren Sicherheitssysteme auf dem Server der Young Elven Technologists auf sie aufmerksam geworden.
Bestimmt kam sie rechtzeitig vom Host, bestimmt ist alles gut, bestimmt wissen sie nicht wer auf ihrem Server herumspaziert ist.
Sunny wirft sich in die Limo und weißt Reginald an sie zum Derezzed zu bringen.

Schnell überfliegt sie die Datensätze die sie bekommen hatte, inständig hofft sie dass es genug ist, um ihren Plan umzusetzen. Bevor sie das vetraute Derezzed Netzwerk erreicht platziert Sunny die medizinischen Daten und Protokolle von YET und Butch auf einem Server in Downtown.

Auch wenn es zur Mafia geht, es tut gut erstmal aus der Stadt zu sein.


Freitag 14.00 Uhr - Evo Kybernetik Labor - Seattle Downtown
Christopher Andrei Percival liebt seinen Job. Immer wenn er in das glückliche Gesicht eines Veterans schaut, der nach Monaten des Leids ein Gliedmaß wieder nutzen kann, weiß er dass das was er tut wertvoll ist.
Der Ork vom heutigen Morgen, mit einem bis in kleinste Teile zerfetzten Oberschenkel, war ein besonders hartnäckiger Fall gewesen. Immer wieder hatten Wunden geöffnet werden müssen, Nervenenden freigelegt, um zu hoffen dass eine der Prothesen hält.

Er kann bis heute nicht verstehen wieso manche Menschen sich freiwillig Cybergliedmaßen implantieren lassen, viele noch dazu bei untalentierten medizinischen Stümpern. Bei den LED Tattoos der eigenen Tochter war ihm schon unwohl gewesen.

Gedankenverloren schlürft er einen Milchshake und kratzt sich den Bart. Protokolle abtippen ist das langweiligste was der Job bei Evo zu bieten hat. Und sie dauern ewig. So lange dass das Mittagessen hatte ausfallen müssen, und ihm Kollege Samuel von der Genetikforschung nur schnell den Drink mitbringen konnte. Er checkt seinen Terminkalender für die nächsten Wochen um den langweiligen Protokollen zu entgehen. Erneut voll bis oben hin. Seine Familie würde er das nächste Mal vermutlich an Thanksgiving länger sehen können. Er überfliegt den Terminkalender seiner Frau, welche das Wochenende bei Freunden in New York verbringt und den von Tochter Elena.
„Partywochenende mit Freunden in den Bergen“ er grinst unwillkürlich. Seit sie die Prüfungen bestanden hatte hat er ihr mehrmals angeboten dass sie ihn zur Arbeit begleiten könne, doch ihr Interesse liegt im Moment stark ihren Freunden. Bald wenn alle auf die Uni gehen und sich ins ganze Land verstreuen werden solche Trips schließlich nicht mehr möglich sein.

Vor ihm poppt ein Datensatz auf.
„Auftrag von äußerster Dringlichkeit. Merkwürdige Geschehnisse in Seattle. Medizinischer Ursprung vermutet.“
Vor ihm tauchen reihenweise medizinische Daten auf. Blutwerte eines 20 jährigen vercyberten Menschen, eines 32 jährigen Trolls (stark vercybert), einer 28 jährigen erwachten weiblichen Person, eines erwachten 36 jährigen Elfen. Er überfliegt die Ergebnisse, dann springt er auf und wirft einige medizinische Geräte an.

Schon immer hatte er ein gutes Rätsel geliebt.


Sonntag Abend - Bellevue Villenviertel
Sunny starrt auf die nicht ausgepackten Koffer in der Zimmerecke. Die mit O’Reilly Blut besprenkelte Kleidung hat sie noch nicht in die Reinigung gegeben. Reginald würde sich morgen früh darum kümmern.
Die Geschehnisse des Wochenendes lagen ihr wie ein Stein im Magen. Die potentielle Serienmörderin in Bens Keller macht das nicht besser.

Sie ist sehr gespannt was die Medien aus einem Haus voller toter Iren machen.

Ihr Komlink blinkt auf.
Ein Anruf von Jeremiah geht ein.
Sunny kneift die Augen zusammen und presst die Faust gegen die Stirn. Sie hatten sie erwischt.
“Percival”, meldet sich Sunny zögernd. Ihre Stimme versucht Ruhe und Selbstvertrauen auszustrahlen.

“Miss Percival. Sie wissen gar nicht was ich ihnen alles an den Kopf werfen möchte. Nach eifrigen Überlegungen habe ich folgende Worte für Sie:
Meinen Respekt dass Sie es tatsächlich durch unsere Systeme geschafft haben. Dennoch, niemals gegen uns. Fühlen Sie sich auf die Finger geschlagen. Und glauben Sie mir, das ist definitiv ihr letzter Strike. Und nun sagen Sie mir ausführlichst an wen und warum sie die Daten weitergegeben haben.”

Sunny aktiviert ein White-Noise Gerät dass sie sich in den letzten Wochen in ihr Bett hatte integrieren lassen. Während des Sturms war an ein Verlassen der Kuppel nicht zu denken gewesen.

Ruhig und sachlich spricht Sunny von ihrem Vater, seinem Forscherteam aus Top-Medizinern, dem hochmodernen Konzern-Labor, welches mit Sicherheit besser ausgestattet ist als ein rostiger Van und ein paar Räume im Universitäts-Keller.

“Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Evos Arbeit daran nicht heißt, dass die Ergebnisse über Evo hinaus geteilt werden. Und selbst wenn sie vermutlich nicht wie bei uns geplant billig ein Heilmittel für den breiten Markt herausbringen. Nichts desto trotz hatte ich damit gerechnet dass sie deutlich schlimmeres damit anstellen.”
Das Gespräch wechselt noch eine Weile hin und her. Am Ende verbleiben beide Parteien dabei dass nun darauf gewartet werden muss wer als erstes einen medizinischen Durchbruch erreicht.

Sunny zögert.
“Jeremiah, ich weiß, dass ich nicht in der Position bin Sie etwas zu bitten, aber bitte erklären Sie mir alles zum Auslesen eines Saeder-Krupp Komlinks.”
Zurückhaltend legt der ältere Elf los.
Sunny hat heute Abend noch etwas vor sich, dass nicht aufgeschoben werden darf.

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TLDR

  • Sunny klaut Daten vom Yet Server. Daten von Butch an Yet und Yet an Phillips Eltern
  • Sunny schiebt diese Daten ihrem Vater, Chris A. Percival zu, Kybernetiker bei EVO mit großem Team
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Fands schön, Mal Mr. Percival aus nächster Nähe zu erleben - bisher war er eher eine ominöse Präsenz im Hintergrund ^^

Und gut mit der aktuellen Story verwoben! :partying_face:

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Uhh sehr cool! (:
Ich seh das auch so, ich fands spannend mal wa über Mr. Vater zu hören und wie er so arbeitet. Hört sich nach einem quirky Menschen an :heart_eyes: Hoffentlich kann er mehr herausfinden ! :innocent:

Wie immer, sehr schön geschrieben :yellow_heart:

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Dem kann ich mich nur anschließen, sehr schön geschrieben :blush:
kommt jetzt endlich dazu die restlichen offenen fictions nachzu lesen ^^

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