“So meine Freunde, Runs sind für dieses Wochenende nicht geplant, wegen dem Sturm sind auch nahezu keine Touristen in der Stadt, sieht aus als erwartet uns ein entspanntes Wochenende!” Der kleine, graue und simpel gestaltete Besprechungsraum im Neon Dome ist brechend voll mit Mitarbeitern die mehr oder weniger aufmerksam der üblichen Freitagsansprache von Monsieur Boudoire gelauscht haben. “Na dann gibts ja eigentlich nichts spannendes zu besprechen. Oder? Doch! Unsere liebe FiFi geht uns seit Kurzem ja fremd, wie liefs denn so mit Broker bis jetzt FiFi?”
“Ach, seinen Geschmack für Immobilien teile ich nicht unbedingt, aber ansonsten lief es bislang absolut reibungslos. Nette Leute, keine besonderen Vorkommnisse.”
“Na dann ist ja gut. Gönn dir dieses Wochenende eine Auszeit” erwidert Boudoire “Eure nächsten Dienste entnehmt ihr wie immer der Tafel im Aufenthaltsraum, und jetzt raus hier!”
Auf dem Weg nach draußen klingelt FiFis Komlink. Sie seufzt. Das wars dann wohl mit dem ruhigen Wochenende.
“Neon Dome, Runnerzweigstelle, wir brennen für’s Rennen…?”
“Aaaah Miss FiFi. Gut dass ich Sie erreiche. Es war gar nicht so einfach Ihrem Kollegen Ihre Nummer aus den Rippen zu leiern. Hat mich einen großen Bananensplit gekostet.”
FiFi erkennt die Stimme am anderen Ende sofort. Aber was sollte Doyle an einem Freitagnachmittag von Ihr wollen, und wieso geht er dafür nicht über Broker?
“Wie kann ich Ihnen helfen Mr. Doyle? Wenn es sich um ein größeres Anliegen handelt sollten sie über Boudoire oder Broker gehen, aber das wissen Sie ja eigentlich.”
“Nein, ich bräuchte Sie für ein persönlicheres Anliegen. Als Begleitung auf die Cocktailparty eines höheren Firmenanwalts. Die meiste Zeit werden wir Cocktails schlürfen und uns unterhalten, aber ich bräuchte Sie auch um eine der altmodischen Papierakten aus seinem Schreibtisch in meinen Besitz zu bringen. Was meinen Sie? Ein Abend in schickem Ambiente, Witze reißen über Typen die denken sie wären was Besseres und dabei ein bisschen Geld verdienen?”
FiFi zögert. Private Jobs sind eigentlich nicht ihre Art, aber es hört sich doch nach überaus leicht verdientem Geld an - das sie gebrauchen könnte, um den Jungs vom Sicherheitsdienst ihren Kühlschrank zurück zu kaufen.
“Klingt durchaus annehmbar Doyle. Wann und wo?” erwidert FiFi etwas kühl auf den charmant säuselnden Doyle. Wenn ein Mann wie Doyle sie so zu bezirzen versucht, kann es sich nur um sehr sensible Daten handeln, die er sehr dringend braucht. Aber wieso macht er sich plötzlich selbst die Hände schmutzig?
“Ich lasse Ihnen um 20.30 Uhr einen Wagen kommen, Dresscode ist elegante Cocktailparty. Ich freue mich schon Sie mal ohne Lederjacke zu sehen.” FiFi verdreht die Augen, aber die Bezahlung wird ein Paar anzüglich-schnippische Kommentare schon wert sein. “Ich werde vor der Tür auf Sie warten. Bis heute Abend Mr. Doyle.” “Bis dahin, Madame.” Er legt auf und FiFi bleibt stehen, macht auf der Treppe des Domes kehrt und eilt die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Es ist sehr spartanisch eingerichtet, doch im Schrank hängt tatsächlich ein einsamer Kleidersack in dem sich ein Outfit befindet dass Boudoire ihr einst gegen ihren Willen besorgt hat. “Auf den Black Trenchcoat Missionen kannst du nunmal nicht aussehen wie vom Motorrad gefallen. Du bist so ein hübsches Mädchen, die reichen Männer werden vollkommen davon abgelenkt sein während du ihre Taschen leer räumst.”
Es handelt sich um ein enges bodenlanges Kleid mit Schlitz, einer Abendclutch und Schuhen die so hoch sind dass FiFis Füße bereits beim Anblick kapitulieren wollen. Wenigstens ist das Kleid schwarz, das gibt FiFi etwas Sicherheit.
Punkt 20.30 Uhr biegt eine luxuriöse schwarze Limousine um die Ecke vor dem Neon Dome. In der Luft liegt diese schwüle Anspannung wie sie im Sommer oft vor großen Stürmen in New Orleans vorkommt. Aus den Hallen des Neon Domes dröhnt laut You are the daaaaaancing Queeeeen young and sweeeet only seventeeeen als der Wagen vor FiFi zum stehen kommt. Zu ihrer Verwunderung steigt Doyle tatsächlich aus und eilt um das Auto herum um ihr die Tür zu öffnen. “Schönen guten Abend Miss… entschuldige, in den klassischen Geschäftssituationen kennt man die Namen der einzelnen Runner zwar, aber nennt sie doch nicht direkt beim selbigen.” Er lächelt und scheint von FiFi eine konkretere Antwort zu erwarten.
“Mein Runnername ist Firecracker. Über die Jahre hat sich unter Bekannten FiFi durchgesetzt.” “FiFi?! Um Gottes Willen, so heißen Dackel von Großmüttern meine Liebe. Ich dachte die anderen Nennen sie so um Sie zu mobben!” Er öffnet die Tür und vor FiFi öffnet sich ein riesiger schwarzer Innenbereich.
Sie nimmt Platz und rutscht durch damit Doyle neben ihr Platz nehmen kann. “Auf professionelleren Aufträgen hat sich häufig Miss Fi durchgesetzt.” erklärt FiFi damit der arme Mann nicht den ganzen Abend das Gefühl haben muss er rede mit dem Dackel seiner Großmutter. Ein Bild dass sie auch nicht unbedingt bei ihm hinterlassen will.
“Das klingt nach High Class Escort Girl.” In diesem Moment fällt FiFis Blick auf den selbst im Sitzen perfekt geschneiderten Anzug von Doyle, und eine opulente schweizer Uhr, vermutlich ein Sammlerstück. Sonst zeigte er sich eigentlich nicht so übertrieben protzig. “Sie bezahlen mich doch um mit ihnen Cocktails zu trinken.” sagt sie lachend und zuckt darauf hin kurz zusammen als er neben ihr eine Champagnerflasche öffnen und der Korken knallt.
“Da haben Sie durchaus recht. Hier, nehmen Sie ein Glas. Die Leute die uns heute Abend empfangen sind angetrunken sehr viel angenehmer zu ertragen.” Er lacht und drückt FiFi ein Glas in die Hand.