Die Bachelor-Party - Doyle, Holliday, Ben, Tower, Spectre, Joker, Überraschungsgäste

[Bitte vorher Lissys Fiction zur Bachelorette-Party lesen! :3 ]

Zusammenfassung

Steht hinten! Schön lesen! :stuck_out_tongue:

Irgendwo in Diez de Octubre

Mit dröhnendem Kopf erwacht der Elf, das Gesicht auf kalten Boden gepresst. Er ist sich ziemlich sicher, in einer feuchten Lache zu liegen, die sich in seine Kleidung gesaugt hat. Blut? Wahrscheinlich Blut. Drek, was hat Yong dieses Mal gemacht? Mühsam bewegt er die Hand durch eine feine Schicht Staub und Müll die den Boden bedeckt.
Moment, Yong? Das hat Fifi doch gelöst?
Träge stöhnend drückt er sich vom Boden ab, und rollt auf den Rücken. Das Atmen fällt etwas leichter. Feiner Niesel tröpfelt auf sein Gesicht… was gut tut.

Holliday öffnet die Augen und schaut in einen wolkenverhangenen Himmel, gesäumt von in die Jahre gekommenen, eng zusammenstehenden Gebäuden. Er rülpst, und starker Whisky-Geruch breitet sich aus. „Ben? Bist du das?“
Irgendwo rechts von ihm rumpelt etwas, dann klirren leere Flaschen und es klingt als würde sich jemand übergeben. “Was ist passiert?”
Holliday dreht den Blick in die Richtung aus der die Geräusche kamen, wo eine Gestalt hinter einem Müllcontainer hervorgestolpert kommt. “Nicht Ben, Vaca.”
Mühsam richtet Holliday sich auf. “Scheiße, Javier?!”
“Für Sie noch immer Senor Batista.” Der Mafiaboss wischt sich etwas Erbrochenes aus dem Mundwinkel. “Wo sind wir hier? Diez de Octubre?”
Holliday steht langsam auf, als Javier keine Anstalten macht, ihm aufzuhelfen. “Das wollte ich auch fragen. Ich erinnere mich ans Steakhouse… und dann-” Er verzieht schmerzerfüllt das Gesicht, als sein Schädel wieder brummt.
“Geht mir ähnlich. Ich werde jemanden anrufen, der uns-” Der Kubaner hält inne.
“Was?”
“Mein Komlink. Ist weg.” Einen Moment lang starrt er nur geradeaus, bis sein Blick sich langsam in Hollidays Richtung schiebt, der abwehrend die Hände hebt und erwidert: “Hey, ich treffe keine guten Entscheidungen, aber so blöd bin ich auch nicht.”
“Wir müssen es wieder finden. Sehr viele vertrauliche Informationen. Wenn die Zobop oder mein Bruder Miguel…” Javier wird von einem Schrei am Ende der schmalen Gasse unterbrochen. Die Männer sehen sich kurz an, und laufen los.

Als sie um die Ecke biegen stehen sie vor einem Menschen mit stoppligem Bart und verwuschelten leicht ergrauenden Haaren, der gerade mit zwei Teufelsratten um eine Anzugshose kämpft, an der beide Parteien herumreißen. “Lasst das los, ihr Mistviecher!”
“Ben?!”
Der Mann erschrickt, fährt herum und lässt die Hose los, woraufhin sich die Ratten mit selbiger aus dem Staub machen. Er flucht ihnen kurz hinterher, und wendet sich dann etwas bedröppelt und in Unterhose und Anzugshemd den anderen zu. “Holliday, JB, schön euch zu sehen! Ich wollte eben meinen Anzug kurz trocknen, und…”
“Er darf Sie JB nennen?!”
Der Kubaner zuckt mit den Schultern. “Senor Kendall hat sich als äußerst angenehmer Gesprächspartner erwiesen.” Ben grinst breit. “Also, meine Herren. Wir müssen mein Komlink finden. Hat jemand einen Anhaltspunkt? Und wo ist eigentlich Senor Doyle?”
Ben zeigt auf Holliday. “Gemessen an seinem Fummel, habe ich eine Idee.”
Der Elf sieht an sich herab und bemerkt erst jetzt seinen vollständig aus silbern und bläulich schillernden Pailletten bestehenden Dreiteiler. “Besser als dein Unten-Ohne-Look!”


El Floridita - La Habana Vieja

10:03 Uhr

Das Cocotaxi, bezahlt mit einem Credstick den Ben im Müll gefunden hatte, setzt die drei Männer vor Ernest Hemingways Stammlokal in Havannas Altstadt ab. Die weltbekannte Cocktailbar und Geburtsstätte des Daiquiri ist eine logische Anlaufstelle für eine Bachelors-Party und als Fischrestaurant für die an schillernde Schuppen erinnernden Anzüge der Meistermixer bekannt.

Von innen ist reichlich Chaos im Floridita zu finden. Ein genervt wirkender Cocktailhexer kehrt einige Scherben zusammen, schaut zu den Eintretenden auf und lässt seinen Besen fallen. “Nein. Sie nicht! Sie haben hier Hausverbot! Sie alle!”
“Was? Por qué?”
“Sie kamen hier letzte Nacht sturzbesoffen rein, haben sich als Highroller und erfolgreiche Geschäftsmänner bezeichnet, und gebechert als gäbe es kein Morgen! Am Ende haben Sie die Zeche geprellt!”
Holliday schüttelt den Kopf. “Unmöglich.”
“Werter Herr, Sie tragen noch immer den Anzug eines Mitarbeiters des Floridita! Wir fanden den armen Hermes mit einer vollen Dosis Narcoject in den Adern auf der Herrentoilette vor, nackt! Dann haben Sie wahllos Getränke gemixt und sich als Mitarbeiter ausgegeben, ganz augenscheinlich ohne irgendeine Form von entsprechender Begabung!”
Javier macht einen Schritt nach vorne. “Und haben wir zufällig ein Komlink hier vergessen?”
Der Mann verdreht die Augen, greift hinter die Theke und holt ein Novatech Airware hervor.
“Das ist meins!”, sagt Holliday und schnappt es dem Mann aus der Hand. “24 verpasste Anrufe, 46 Nachrichten von… Fifi, Jazz, meiner Schwester, oh wow Miss Pierce, Broker, Weazel, Milosch, …” - “Hihi, Pierce. Was schreibt sie? Irgendetwas über ‘Dunkelheit’?” - “Schnauze Ben. Oh Drek. Nicht nur wir sind weg… von Doyle hat auch niemand mehr etwas gehört! Es gab eine Lösegeldforderung! Ich rufe Jazz an und… Doppeldrek. Leer.” Holliday verstaut das deaktivierte Gerät in seiner Hosentasche.

“War gestern noch jemand bei uns?”
Der Kellner nickt langsam. “Si. Während er als Mitarbeiter erklärte, das sei alles so ‘mit dem Besitzer, Herrn Floridita so abgesprochen’, tanzten diese beiden Herren mit ihrem Freund auf dem Tresen.”
“Und wo ist dieser Amigo?”
“Da Sie nicht bezahlt haben, und er bei Ihrer Flucht ohnmächtig noch im Laden zusammengebrochen ist, haben wir ihn im Mitarbeiterraum eingesperrt. Zum Ausnüchtern. Sie können ihn haben, wenn Sie alles bezahlt haben.”
“Ay, das sollte no problemo sein. Ich bin Javier Raul Alonso Batista.”
Er verdreht die Augen. “Ja, das sagten Sie letzte Nacht auch die ganze Zeit. Ich bin übrigens sein Bruder Miguel, sowie Mama Pauvre und der Gingerbread Man.”
Bevor Javier etwas erwidern kann, unterbricht Ben: “Können wir mit unserem Freund sprechen?”
Nach einem langgezogenen Seufzen lässt der Mitarbeiter des Floridita den Mafiaboss, den Runner im gestohlenen Anzug und den Unterwäschemagier in der Bar stehen. Ben greift hinter die Bar und mischt einen Old Fashioned, was Javier und Holliday dazu bringt, sich angewidert abzuwenden.

Nach kurzer Pause kommt der Mitarbeiter zurück, in Schlepptau einen großen, grünhäutigen Ork in Handschellen. Mit tiefer Stimme sagt Tower lachend: “Na ihr seht aber enttäuscht aus, mich zu sehen.”
“Naja, wir hatten auf Doyle gehofft, Großer.”
“Doyle wurde doch im Calle Mercaderes entführt.” Den drei anderen entgleist vollkommen der Gesichtsausdruck. “Ach, ohje, nicht wie ihr denkt. Fifi hatte mich eingeweiht. Eine gespielte Entführung! Doyle wollte gerade mit Senor Batistas Komlink ein Bild von uns mit den Straßenkünstlern machen. Haben immer das benutzt, weil es die beste Kamera hat. Dann kam dieser Van, hat ihn, Joker und Spectre eingepackt und entführt. Am Ende der Schnitzeljagden beider Teams sollten wir ihn eigentlich hier im Floridita finden. Hatte mich schon gewundert, wo er bleibt, aber dann sind die Ereignisse uns irgendwie entglitten…”
“Mierda. Wir müssen ihn finden! Und mein Komlink! Vamos!”

Der Kellner stützt sich drohend auf den Tresen. “Hey! Erst wenn Sie gezahlt haben!”
Holliday grübelt kurz. “Sagen Sie, wie genau sind wir gestern eigentlich gegangen?”
“Sie haben dem Barkeeper mit der Zapfanlage ins Gesicht gespritzt, der Mann der gestern noch eine Hose trug hat einer Kellnerin mit einem Donnerschlag ein volles Tablett aus der Hand geschossen, und ‘Senor Batista’ hier hat sie alle zum Fliehen angestiftet.”
Holliday nickt verständnisvoll und sieht fragend zu den anderen. Ben grinst, Tower verdreht die Augen und Javier nickt leicht, dann greift der Elf zum Schlauch der Zapfanlage.


Calle Cubano - La Habana Vieja

10:35 Uhr

Der Passant sieht die Gruppe erschüttert an. “Warum sollte ich einem Mann im Glitzeranzug, einem Mann in Unterhose, einem grünen Ork und einem Mann mit Kotze am Hemdkragen mein Komlink leihen?”
Tower seufzt. “Weil wir nur so unseren entführten Freund zurückholen können!”
“Ja klar. Und der da ist Javier Batista oder was? Ich bin auf Kuba geboren, und erkenne einen halbherzigen Versuch, mir mein Komlink zu stehlen, vielen Dank!”
Er wendet sich zum Gehen, aber Javier hält ihn am Arm fest: “Hören Sie, compadre. Wir alle haben ein wirkliches Problem, und Sie könnten uns dabei helfen, -”
“Lass mich los, Borracho! POLICIA! Ich zeige dir ein Problem! PO-LI-CI-AAAAA!” Er entreißt sich Javiers Griff. Auf der geschäftigen Straße in Vieja sind Liga-Polizisten und private Sicherheitsdienste nie weit, und bahnen sich bereits mit lauten Rufen einen Weg durch die Menge.

“Drek, dafür haben wir jetzt keine Zeit!”
Holliday, Tower und Javier werden von einem Hupen unterbrochen, als mit quietschenden Reifen ein knallgelbes Cocotaxi mit Ben am Steuer vor ihnen an den Bordstein schliddert. “Na los, rein hier!”
Während Holliday und Javier sich um den Vordersitz streiten wirft Tower sich ächzend auf den Rücksitz: “Wo hast du das her, Ben?!” - “Stand da!” Der Magier zeigt auf eine Cocotaxi-Wartezone, von wo einige schreiende Kubaner in die Richtung der Gruppe rennen. Dann drückt er aufs Gas, während Holliday GridGuide in den Einstellungen des Taxis deaktiviert. “DA REIN!” - “Das ist eine Einkaufspassage!” - “Die uns direkt nach Regla führt! Da können wir sie abhängen, GridGuide funktioniert in einigen der Gassen nicht!”


Vedado - Plaza de la Revolucion

10:57 Uhr

Das Cocotaxi, übersät mit zerplatztem Obst, Touristenfallen-Souvenirs und moderner kubanischer Retro-Mode (zur allgemeinen Enttäuschung in Trollgröße) bleibt leicht rauchend vor dem Büro der Firma liegen, die die Fake-Entführungen veranstaltet. Tower konnte sich zum Glück an den Namen erinnern, der im Navi des Taxis zu finden war.

Nach einem hitzigen Gespräch kann der Ork den etwas verschüchterten Mitarbeitern aus der Nase ziehen, dass sie für die Entführung bereit standen, aber aus der Entfernung gesehen haben, wie ein anderer Van die Zielpersonen mitgenommen hat. Und dann sind sie einfach nach Hause gegangen. Keiner der Mitarbeiter scheint es für notwendig gehalten zu haben, sich Details zu merken, oder jemanden zu informieren. Die Gruppe beschließt, mehrere schlechte Bewertungen auf TripAdvisor zu hinterlassen und als gerechte Strafe den Entführungsvan mit dem großen bunten ”Kidnap Inc.”-Logo zu stehlen.

Tower sammelt eine halbe Mango vom Verdeck des Cocotaxis während Holliday gerade den Van kurzschließt. “Wenn die Doyle nicht haben…” Er beißt nachdenklich ins gelbe Fruchtfleisch.
“Dann ist Senor Doyle wohl wirklich entführt worden. Mierda, deshalb die Lösegeldforderung! Sie war echt!”
“Na, Sunnyboy Doyle wird sich das doch locker leisten können. Und kann mir bestimmt eine Hose leihen. Ich hatte nur einen guten Anzug dabei.”
Unter dem Van beschwert sich der Elf: “Spinnst du? Wenn Fifi und Jazz Wind davon bekommen, dass wir ihn, Joker und Spectre verloren haben, habe ich entweder gar kein oder viel zu viel Blut im Körper!”
Ben zuckt mit den Schultern. “Dann auf zur Villa Batista, wir holen uns Geld oder Schläger von JB und räumen etwas auf!”
“No, imposible. Meine Position in der Familie ist ohnehin wacklig. So kann ich nichtmal vor meinen engsten Vertrauten auftreten. Wenn der Batista-Familienrat das erfährt, bin ich geliefert. Este es un problema de Shadowrunner!”
Holliday seufzt. “Wir sind unbewaffnet!”
“Vielleicht nicht.” Tower wirft den Kern der Mango weg, öffnet die Tür des Vans und setzt sich ans Navi. “Ich kenne ein paar Jungs im Barrio Chino, die mir was schulden. Ein paar Westen und leichte Bewaffnung ist drin. Und dann sehen wir in der Calle Mercaderes nach, ob diese Leute Spuren hinterlassen haben.”


Calle Mercaderes - La Habana Vieja

14:11 Uhr

Die Asianudeln aus einer bemerkenswert dreckigen Küche sind nicht gerade lecker, aber immerhin warm und helfen gegen den anhaltenden Kater - und was erwartet man schon von Waffenschmugglern in Chinatown?
“Daff da vorne! Iff erinnere miff an den Typ!”
“Könnten Sie wenigstens Schlucken, bevor Sie mir von der Rückbank ins Ohr schreien, Senor Vaca?”
“Sorry. Das da vorne! Ich erinnere mich an den Typ!”
“Das habe ich auch beim ersten Mal verstanden!”
Ben lässt die Fingerknöchel knacken. “Der Mann ist Straßenmagier. Das ist mein Spezialgebiet!” Er klettert aus dem Kidnap Inc. Van, und läuft die Einkaufsstraße entlang.
Tower reibt sich den Nasenrücken. “Er hat vergessen, dass er keine Hose an hat, oder?”

Durch die Windschutzscheibe sehen die drei zu, wie Ben wild gestikulierend mit dem Mann diskutiert, der als Pirat mit Zaubererhut und Sternenumhang verkleidet ist. Einige Passanten halten an, und beginnen das Spektakel zu filmen.
10 Minuten später kommt Ben wieder, und setzt sich auf die Rückbank. “Er hat alles gesehen. Ich musste aber ein kleines Zauberduell machen, um es ihm zu entlocken.”
“Haben wir gesehen. War ein cooler Trick, als du die Eistüte von dem Kind in einen Blumenstraß verwandelt hast. Und dann die Tränen des Kindes in Schmetterlinge. Die sich auf den Helm von dem Typ mit dem Moped und der augenscheinlichen Schmetterlingsphobie gesetzt haben. Ein Wunder, dass dabei keiner gestorben ist.”
“Ein Wunder, oder etwa… Magie?” Ben macht eine ausschweifende Handbewegung.
Tower fragt: “Und warum hast du seinen Sternenumhang mitgebracht? Außerdem sah es aus, als hättet ihr am Anfang schon über die Entführung gesprochen. Nach dem Duell hat er dir nur noch den Mantel gegeben!”
“Tut doch nichts zur Sache, wer wann was kostenlos erfahren hat. Und den Umhang habe ich, damit ich wenigstens von hinten aussehe, als hätte ich eine Hose an.”
“Hättest du dann nicht einfach um seine Hose spielen können?”
Es ist kurz still im Wagen, während alle sich einfach nur gegenseitig ansehen.

Dann ergreift Ben wieder das Wort. “Naja der Van jedenfalls hatte das Logo von einer alten Konservenfabrik in La Lisa drauf. Flamingo enlatado oder so.”
Dosenflamingo?!”, fragen Tower und Holliday gleichzeitig.
“Si, Flamingo Enlatado. Sind natürlich keine echten Flamingos drin. Produzieren Säfte für Kinder, waren früher sehr beliebt auf Kuba. Jessica liebt den Ara-Saft. Mint-Mango-Geschmack. Haben ihre Produktion nach Santiago verlegt. Das ist ein gutes Zeichen - mit den Flamingas werden wir fertig. Das ist eine lokale Gang, die sich in La Lisa in einem alten Beauty-Salon in der Bubblegum-Mall eingenistet haben. Die alten Flamingo-Enlatado-Vans nutzen sie wegen der Farben, und stylen sich entsprechend. Wir haben sie gewähren lassen, weil sich viele der kleineren Kriminellen in den Barrens unter ihrer Kontrolle etwas beruhigt haben. Sind nicht viele Leute.”
Holliday seufzt. “Okay, dann… gehen wir wohl eine farbenfrohe Beauty-Gang in der alten Saftfabrik abknallen, damit unser Freund die Hochzeit bekommt, die er verdient hat.”
“Ich dachte immer, Beauty-versierte Mall-Besucher sind nett”, sagt Tower etwas geknickt.
“Warum sollten sie? Hast du Sunny Mal kennengelernt?”, fragt Ben, und schnappt sich eine Frühlingsrolle aus Hollidays Essenspackung.
“Bist du nicht mit ihrem Jet hier?”
“Ja, aber sie hat vorher ziemlich bissige Kommentare über meine Figur und mein Outfit gemacht. Der Krabbencocktail an Bord hat mir kaum geschmeckt.”


Bubblegum Mall - La Lisa

16:32 Uhr

Im dunklen, nach Babypuder und Lavendel riechenden Raum mit den abgewetzten, pinken Sitzpolstern und vielen Spiegeln ist dröhnend KISS aus dem Nebenraum zu hören.

“Verdammt, es muss doch einen Weg hier raus geben!”, sagt Spectre genervt, als er an einem zugenieteten Lüftungsschacht rüttelt. “Wenn ich nur meinen doofen Sechskantschlüssel dabei hätte, könnte ich…”
John Francis Doyle atmet tief durch. “Den Schacht hattest du schon, Spectre. Und die anderen auch. Wir kommen hier so nicht raus. Joker hat sein Deck, aber ist abgeriegelt. Wer hätte gedacht, dass die viele bleihaltige Farbe aus dem letzten Jahrtausend auch heutzutage noch einen Faradayschen Käfig erzeugt, der Matrix-Signale abblockt?”
Joker lacht grimmig. “Lass mich raten: Du hättest das gedacht?”
“Richtig. Um ehrlich zu sein bin ich absolut unsicher, ob diese pinken, nietenbesetzten Glam-Rock-Wahnsinnigen das bedacht haben. Glaube nicht, dass sie von deinem Deck wussten. War einfach Glück.”
Joker wirft die roten Haare zurück und streicht über seinen Cyberarm. “Mich wundert, dass du davon weißt.”
Doyle zuckt mit den Schultern. “Ist ne Gabe.”

Aus dem Nebenraum wechselt der Soundtrack - statt KISS läuft “We’re not Gonna Take It” von Twisted Sister. [Spotify] Dazu kann Lachen und das konstante Flippern und Pingen von altertümlichen Arcade-Automaten gehört werden. Spectre wippt mit dem Fuß mit, und Doyle rauft sich die Haare. “Ist schon ironisch. Alyza würde sich wahrscheinlich gut mit denen da draußen verstehen.”
Wieder lacht Joker. “Fifi würde sie wahrscheinlich in kleine, Glam-Rock liebende Aschehaufen verwandeln.”
“Sagt was ihr wollt, aber ich bin beeindruckt, dass sie die alten Maschinen noch am Laufen halten. Aber das ist hier auf Kuba ja so ne Sache. In den Staaten werfen alle ihren alten Kram einfach weg.”
Die drei lauschen einen Moment der Musik. “Geht eigentlich ganz gut ins Ohr. Schon eine Idee, wie wir hier rauskommen? Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, hast du uns ganz schön verarscht, Doyle. Klappt das nochmal?”
“Kommt drauf an, was die von uns wollen. Lösegeld vielleicht? Konnte nicht alles aus Aztlan rausbringen, aber das wäre bestimmt drin. Sonst hab ich nur Javiers Komlink, aber… bringt hier drin ja auch nichts!” Er schaut auf seine mit pinkem Nagellack verzierten Finger. “Wenn sie uns wieder ohnmächtig schlagen und als lebensgroße Barbies missbrauchen wollen, weiß ich ehrlich gesagt nicht, was wir ihnen anbieten könnten.”
“Der ganze Mascara hätte wirklich nicht sein müssen. Ich bin empfindlich was meine Augen angeht. Aufmerksamkeit ist wichtig für Journalisten.”

Irgendwo draußen kracht und scheppert es, als wäre ein Van durch die Glas-Front einer Mall gefahren. Gleichzeitig wechselt der Song in der allgegenwärtigen Anlage zu Just A Girl von No Doubt [Spotify]. Die drei Männer sehen sich einen Moment gegenseitig an.

“Das ist doch kein Song aus den 80ern, oder?”, fragt Spectre nachdenklich. “Bisher waren sie sehr On-Brand mit ihrer Mall-Kultur.”
“‘95”, erwidert Doyle, das Ohr gegen die Tür gedrückt; lauschend. “Alyza ist da ziemlich genau.”
“Klingt für mich alles gleich. Ob das Lied jetzt 90 oder 80 Jahre alt ist…” Joker zuckt mit den Schultern.

Draußen sind vereinzelt Schüsse zu hören, dann Schreie und eine Frauenstimme: “Joey, die blitzen durch den Build-A-Bear! Motor den Freaks die Füllung raus!” Doyle verdreht genervt die Augen, und von draußen sind mehrere im Akkord feuernde Maschinenpistolen zu hören, während Musik und Arcade-Automaten wild weiterdudeln. [80er Slang Dictionary, falls jemand mag: 1980s Slang]

Irgendwo explodiert eine Granate, und anschließend wird es schlagartig dunkel und bläulicher Dampf dringt unter der Tür durch, der sich auf astrale Weise verflüchtigt, bevor er eingeatmet werden kann.

Whoa Kathy, die harshe Barf-Bag kommt mit Hella viel Tempo! Gib ihm nen stellar Whack mit!” Etwas Hartes prallt auf Metall, dann gibt es einen erstickten Laut, als eine Frau einen schweren Schlag verpasst bekommt.

“Yo! Bite me, Dip! Hier läuft mein Funky-Fresh Jam; ich bin legit Bad to the Bone, Spaz!” Mehrere laute Schüsse sind in unmittelbarer Nähe der Tür zu hören und etwas menschengroßes knallt gegen die Wand wenige Meter neben ihr. Einige der Arcade-Automaten und die Musik-Anlage scheinen den Dienst einzustellen.

Dann ist es still, und Doyle macht unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Tür wird aufgeschlossen, und schwingt langsam auf. Umringt von in der Luft hängendem Schmauch und blauem Astralnebel steht ein hochgewachsener Elf in einem schillerndem Anzug dessen blaue und silberne Pailletten vereinzelt rot bespritzt sind, in der Hand ein tropfendes Schwert. “Donde esta el Bräutigam?”
Weiter hinten können die Eingesperrten durch den Nebel und die Funken einen Ork sehen, der gerade einen ballistischen Schild abstellt, sowie einen Mann ohne Hose in einem von mystischem Eigenleben erfüllten, wehenden Umhang.

“Was zur Hölle Holliday?!”, fragt Joker, der gerade aufsteht. Dann verschlägt es ihm kurz die Sprache, als er unwillkürlich zum leider leeren Fach in seinem Cyberarm greift. Hinter Holliday löst sich eine weitere Figur aus den Schatten: Ein Mann mit strubbligem pinkem Haar, einer Lederweste und in pinkem Netz-Unterhemd hält eine überbordend verchromte Automatikpistole auf Hollidays Hinterkopf gerichtet, und kommt langsam näher: “Pranken hoch, Homeboy!”
Von der Seite ist ein Schuss zu hören, und der Glam-Ganger kippt leblos zu Boden. Erschrocken dreht Holliday sich um, als Javier Batista, eine Schutzweste über dem zerknitterten, fleckigen Anzug tragend und mit rauchender Pistole im Türrahmen erscheint. “Sie hatten einen übersehen, Vaca.” Die Männer nicken sich kurz zu, dann wendet Javier sich an die Gefangenen: “Senor Doyle. Wir haben Sie und die anderen gesucht.”
“Und Ihr Komlink, nehme ich an.”
Javier lächelt ein Lächeln zwischen Geschäftsmännern, die sich mögen, aber wissen dass das Geschäft Vorrang hat.
„Sind ein paar gute Bilder von letzter Nacht drauf.“
[Versteht jemand die Referenz? :D]

TL;DR
  • Holliday, Ben, Tower und fucking Javier Batista stellen fest, dass Doyle entführt wurde!
  • Entgegen Fifis Aussage, das sei nur eine Fake-Entführung, wurde Doyle wohl in echt entführt! Zusammen mit Spectre und Joker!
  • Die Jungs retten die Gefangenen
  • tbh passiert hier eigentlich nicht viel. Der Weg ist das Ziel.
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Ach du scheiße, was hast du den Armen angetan :see_no_evil: :rofl:

Omg :joy: :joy: :joy:

Der Mann hatte eine lange Nacht :face_with_hand_over_mouth: :joy:

Ich will das bitte als Filmsequenz :bear:

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Männerfreundschaft zwischen Ben und Javier Batista? Mein einziger Gedanke dazu „Oh Gott“
Man möchte meinen die Leute auf der Insel würden den guten Herren erkennen.
Das mit der Entführung erinnert mich sehr an „Game Night“

Also Hangover lässt grüßen.

I love it :joy: Chaos pur, so wie sich das für einen anständigen Junggesellenabschied gehört.

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Konnte bei der Truppe auch nur gut werden xD

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