Der Jagdausflug - Sunny

[Fürs Verständnis hilft : Der Unfall - Sunny
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28.11.2075 - Mitten im Nirgendwo im Athabaskan Council

Circa 1.5h Wanderung durch den tiefsten Winter und mannshohen Schnee hatte es Sunny, Reginald und Sunnys Vater Christopher gekostet, doch schlussendlich sind sie heil und glücklich an dem gigantischen Jagdchalet angekommen.

Im Kamin prasselt ein angenehmes Feuer, Reginald - klassischerweise der einzige Mitarbeiter auf diesem Ausflug - bereitet einen dampfenden Tee zu.
Das Jagdchalet ist eine kleine Übereinkunft der Native American Nations mit einer Gruppe reicher Geschäftsmänner, welche diesen Ort das Jahr über als Rückzugsort nutzen. Kein Netz, sehr begrenzter Matrix Zugriff, Strom nur über eine kleine Solaranlage.
Auch wenn Thanksgiving ereignislos verlaufen war, hier ist sie auf jeden Fall sicher vor SK.
Sunny hatte ohnehin nicht damit gerechnet dass ein alter Freund der Familie sich vor sie stellt und ihr den Verrat an Lofwyr unterstellt.
Die Callahans sind unerwartet früh aufgebrochen, haben die Gästeräumlichkeiten nicht einmal genutzt. Der First Lady des Hauses war das nicht gut bekommen, doch die entspannt sich gerade mit Margaritas bei Kunstausstellungen in Madrid.

Die Jagdhütte lädt traditionsreich zu einer blutfreien Jagd ein ohne überhaupt raus zu müssen, dank in die Glasscheiben eingelassene Öffnungen. Aus großen Schießständen an der dem Garten zugewandten Seite kann mit Gewehren verschiedener Distanz auf Tontauben, Scheiben und andere tote Ziele geschossen werden. Aus Rücksicht gegenüber der Einheimischen unter denen auch mächtige Schamanen sind, halten sich die meisten sogar daran.

Sunny sitzt auf einem gewaltigen Ledersessel und schaut ihrem Vater dabei zu, wie er den riesigen Wintermantel und die Thermokleidung ablegt.
“Du trägst ein Karohemd?” sagt Sunny lachend. “Dass ich dich ohne Anzug gesehen habe muss… ewig her sein.”
Ihr Vater blickt aus der gewaltigen Fensterfront der Hütte. “Ja, dass wir beide alleine waren, wann war das zuletzt, naja außer nach deinem Unfall?” er grübelt in sich herein.
“Das muss jetzt 1.5 Jahre her sein, du hast dich zu meinem Balletttraining gesetzt.”

[Eine tatsächlich ausgespielte Startszene, Sunny war aus dem Run vorher von einer Schrotflinte ziemlich verwundet und musste verstecken das sie blutet]

Christopher nickt langsam. Dann betritt Reginald den Raum mit 3 Tassen Tee.
“Na dann zeigen Sie doch mal, was sie meiner Tochter die letzte Zeit so an Schießunterricht gegeben haben.” Christopher greift sich ein Jagdgewehr aus dem Ständer und wirft Sunny eines zu.

Sie schießen, bis die Dämmerung beginnt auf verschiedene Ziele, Reginald rechnet Punkte mit, es ist ein Kopf an Kopf rennen. Am Ende trifft Sunny eine kleine, weit entfernte Zielscheibe und gewinnt damit.

“Naja zu meiner Verteidigung,” greift Christopher auf “Ich sehe bei Dämmerung einfach nicht mehr so gut, das Leid des Alterns, nicht wahr Reginald?”

Dieser greift sich eine kleine Pistole, zielt kurz und trifft ein ziemlich weit entferntes Ziel glatt durch die Mitte.
“Nun ich habe wohl einfach Glück, Sir” grinst er in sich hinein.

Christopher schenkt allen einen Whisky ein und wirft sich auf die lederne Sitzgarnitur.
Reginald und Sunny folgen.
“Ellie… Elana ich habe dich nicht ohne Grund mit her gebeten. Ich muss etwas mit dir besprechen, was mir nun schon länger auf dem Gemüt liegt.”
Reginald deutet an, den Raum zu verlassen.
“Nein bleiben Sie ruhig erstmal Reginald.” Die Miene von Christopher verfinstert sich.
“Oh Gott. Wirst du sterben?” Sunny steht Panik im Gesicht.
“Nein.” Er nimmt einen Schluck Whisky. “Aber du bist mir einige Antworten schuldig Kind.”
Sunnys Hände zittern. Sie spürt wie die wohlige Wärme des Kamins sie verlässt.
“Elana… Wie lange genau arbeitest du schon mit Shadowrunnern zusammen?” sagt ihr Vater überraschend gelassen, aber auf eine für ihn untypisch kühle Art.
Was bei den Geistern hat mein Leben im Moment gegen mich?! Das kann doch nur ein schlechter Traum sein denkt Sunny.
“Was? Ich versteh gar nicht wie du darauf kommst ich könnte…”

Christopher steht auf. “Wag es nicht mich anzulügen Elana! Mein ganzes Leben habe ich meine eigenen Grenzen überwunden um eine glückliche Familie, die alles hat was sie sich vorstellen könnte, aufzubauen. Also nochmal ganz langsam: Wieso. arbeitest. du. mit. Shadowrunnern zusammen?” er taxiert sie mit seinen dunkelbraunen Augen.

Es war durchaus schon vorgekommen das sie sich gestritten haben, aber nochmalerweise schreit Christopher 10 Minuten rum und dann gehen sie ein Eis essen. Das hier ist eine andere völlig Hausnummer.

“Um deinen Finger war eine Serviette des Derezzed gewickelt Elana. Dem Club in dem ich grade mal eine Woche vorher Runner gebucht habe und in dem sonst nicht viel geschieht. Schon gar nicht nachmittags. Mal davon abgesehen war diese Wunde im Leben nicht von einer Tür. Ich tippe auf eine Machete, Besitzer vermutlich ein Troll, der Druckverteilung nach zu Urteilen.”

Er sollte damit zu einer Gameshow. Sunny versucht, etwas zu sagen doch er schneidet ihr das Wort ab.

“Noch dazu taucht einer der Runner plötzlich in meinen Patientendaten auf und meine Kollegin meint sie hätte damit nichts zu tun. Sei froh, dass ich Holliday oder wie er sich dir gegenüber vorgestellt haben muss, mag und ihn nicht einfach ausgeschlossen habe, er hat nämlich eine…”

Aus Sunny platz es heraus. “Ja er hat KFS, ich weiß. Wer denkst du denn hat dir die Forschungsdaten von Butch zugespielt?! Ich wusste, dass du helfen kannst. Deshalb hab ich auch Holliday zu dir geschickt. Er brauchte Hilfe und wir vertrauen Butch einfach nicht.”
Sunny nimmt einen ausgiebigen Schluck Whisky.

“Du solltest ihr auch nicht vertrauen. Du solltest keinem von ihnen vertrauen. Diese Menschen werden für Verrat bezahlt. Die Forschungsdaten kamen von einem anonymen Server aus Downtown.”

“Naja hätte ich sie dir auf den Nachttisch legen sollen?!” Blafft Sunny wütend.

“Okay Elana, du erzählst mir jetzt bitte an welchem Punkt deines Lebens etwas so sehr aus dem Ruder gelaufen ist, dass du denkst dich zwischen einen Schieber und eine Machete werfen zu müssen! Und Sie erklären mir danach wieso sie schießen wie ein Irrer. Moment. Wo ist er hin?” Sunny und Christopher hören wie die Haupttür des Chalet zuknallt.
Sunny seufzt und schickt Reginald ein “Verräter.” per DNI, welches mit einer Fehlermeldung zurückkommt.

Dann beginnt sie so ruhig wie möglich zu erzählen, mehrfach zittert ihre Stimme. Sie erzählt von dem Schulspiel, der Zusammenarbeit mit überwiegend gütigen und verständnisvollen Leuten, der Zeit in NOLA, der roten Loge, wie sie auf KFS gekommen sind. Selbstverständlich nennt sie keine Namen oder nahestehenden Details.

Ihr Vater hört gebannt zu und steht dann auf und greift sein Kommlink.
Er öffnet ein kleines Holo-Trideo und legt das Kommlink auf den Tisch zwischen ihnen.
Auf der abgespielten Datei muss Sunny circa 5 Jahre alt sein. Sie erinnert sich dunkel an diese Phase, als ihre Adeptenkräfte zum ersten Mal deutlicher durchscheinten.
Man sieht sie und ihren Vater, im Garten der Villa beim fangen spielen.

“Ellie… Seit deine Mutter und ich eine 5 Jährige hatten die beim fangen spielen anfing die Wände entlang zu laufen wusste ich, dass du kein normales Kind bist und nie sein wirst.
Ich denke ich wäre auch enttäuscht wenn dein nächtelanges rumstreunen nur Partys und irgendwelchen Jungs geschuldet gewesen wäre. Aber, und das sage ich mit aller Deutlichkeit, meine Tochter wird keine Shadowrunnerin. Du willst gutes tun, das verstehe ich, ich flicke Veteranen zusammen, deine Mutter führt ein soziales Vermächtnis, es war vorhersehbar dass unsere Tochter ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbedürfnis bekommt, aber ich habe keinen kleinen blonden Batman großgezogen.”

Sunny steht auf, beginnt zu weinen und nimmt ihren Vater in den Arm. In ihr tobt die grade so 16 Jährige Sunny die dieses Gespräch so viel dringender gebraucht hätte, die Zeit mit der Familie, das Verständnis. Und keine nächtelangen Streits wer mit wessen Doktorandinnen schläft und wer wo auf der Welt mit irgendwelchen Boy Toys ins Bett hüpft.
Chris nimmt erneut einen ausgiebigen Schluck Whisky und stellt sich mit Sunny näher an das prasselnde Lagerfeuer.
“Es wäre auch einfach dumm von dir. Das Leben ist viel angenehmer als Johnson. Dir steht eine große Karriere bevor und ich werde nicht zulassen dass du sie wegwirfst um auf dich schießen zu lassen.”

“Ich werde nie eine langweilige Kon-Karriere anstreben und das weißt du genau. Mit dem Hacken kann ich gutes tun. Besseres als Mutter mit diesen bescheuerten Hilfseinrichtungen die niemandem helfen außer dem Metroplex Glam Magazine.”

Sunnys Vater zuckt mit den Schultern.
“Ok du willst es nicht einsehen, dann eben anders: Du hast Hausarrest. Bis ich dich persönlich an der Pforte des MIT&T abgebe weichst du mir nicht mehr von der Seite. Du interessierst dich augenscheinlich für Medizinforschung? Herzlichen Glückwunsch, du hast soeben einen der heiß umkämpften Praktikumsplätze in meinem Labor gewonnen. Dann darfst du dir anhören wie ich von Kollegen belächelt und von Chefs beschimpft werde weil ich eine Krankheit öffentlich machen will die eine ernsthafte Bedrohung darstellt aber niemand bekannt machen will.”
Er wird still als Sunny erneut anfängt zu weinen.

“Wir machen einen Deal.” sagt er ruhig, hält sie von sich weg und schaut ihr in die Augen.

“Du hast keinerlei Kontakt mehr zu diesen Menschen. Du gibst mir dein Kommlink, deine Fake Sin und dein Cyberdeck und du wirst bis du zur Uni gehst meine persönliche Assistentin. Dann und nur dann helfe ich deinen… Kollegen, weiterhin. Achso, und Reginald, der das ganze augenscheinlich vor mir verheimlicht hat ist ab Montag nicht mehr für dich zuständig und wird deiner Mutter hinterher reisen. Wagst du auch nur einen Piep in die Richtung der Runner abzugeben werde ich Butch verbieten mit ihnen zu arbeiten, ich bin ihr Geldgeber und wir haben genügend andere Betroffene. Und Holliday ist der Erste den ich persönlich aus meiner Kartei streiche und glaube mir, dann kann ihm wirklich niemand mehr helfen, so gut steht es nicht um ihn.”

Entsetzt starrt Sunny ihren Vater an. Sie schließt die Augen und versucht sich zu sammeln.

“Keinerlei Kontakt mehr in ihre Richtung. Deal.” Bringt sie gepresst hervor.

“Los, gib mir die Geräte.” Er streckt die Hand aus.

Sie zieht ihr Wegwerf-Kommlink und ihr Cyberdeck, sowie ein Ersatzdeck aus ihrer Handtasche. Mit einer unauffälligen Handbewegung aktiviert sie das B.o.s.s.y. Sonderprotokoll und betet, dass sie sich um alles kümmert und die anderen es verstehen werden.

“Ich dachte mit diesem Cyberdeck wirst du großes vollbringen.”
Die tiefe Enttäuschung in seiner Stimme trifft Sunny wie ein kaltes Messer ins Herz.

“Waffen auch. Los. Ich bin ja nicht bescheuert.”
Sunny legt ihm die kleine Holdout Pistole und ihren Elektroschlagstock in die Hand.

“Es ist die bessere Entscheidung Ellie.” Er verstaut die Sachen in seiner gepanzerten Aktentasche und hängt ein kleines Schloss mit Fingerprint Aktivierung daran.

“Das gibt natürlich ein Notsignal ab wenn du es hackst. Und dann…”
“Jaja” sagt Sunny kleinlaut.
“Du bist einfach zu gutherzig für diese Welt Spätzchen. Aber du kannst nicht jeden retten.” Er knuddelt sie.

“Na los, lass uns Reginald suchen gehen, der Mann kann zwar schießen wie ein Wahnsinniger aber die -14 Grad da draußen werden ihm auch zu schaffen machen.”
Als sie den Vorraum betreten zerrt Reginald gerade ein erlegtes ausgewachsenes Dallschaf durch die Tür.

“Ein Geschenk von der Sasquatch-Familie ein paar Kilometer weiter. Ich übernehme das zerlegen, Sie beide schnippeln mal das Gemüse. Sie sehen aus als bräuchten Sie einen guten Eintopf. Ich kann ein ausgezeichnetes Stew dank meiner Mutter. Gott hab sie seelig.”

Wenn ein Runverbot ihr nicht solche Bauchschmerzen bereiten würde hätten der Anblick von Reginald mit dem massigen Schaf und die Anweisungen sie bestimmt zum Lachen gebracht, aber so ist sie sich einfach nicht sicher wie es weiter gehen soll.

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TLDR:

  • Sunny und ihr Vater sind auf Jagdausflug im Athabaskan Council (heutiges Alaska).
  • Christopher stellt sie zur Rede wieso sie eine Derezzed Serviette um die Hand hatte.
  • Sie reden über Sunny als Runnerin.
  • Christopher nimmt ihr Cyberdecks und Kommlink ab.
  • Sunny aktivert das B.o.s.s.y. Ausnahmeprotokoll.
  • Sie hat ab sofort Run Verbot, falls sie dieses bricht verbietet Christopher Butch den Runnern zu helfen und streicht Holliday aus seinen Patienten.
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Ohhhh Gott.
So viel Drama. Und Witz. Und Drama.

Wie immer sehr schön geschrieben.
Und ich will gar nicht darüber nachdenken, was das alles zu bedeuten hat.

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Uhhh eine andere Art von Drama!! I loove! Zeigt auch mal wieder wie fokussiert wir alle auf SK sind. Sehr nicer use von misdirection :heart_eyes: :heart_eyes:

Mehr Zeit mit der Familie, das tut Sunny mal gut auch wenn die Umstände schlecht sind :innocent:

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Mal wieder sehr schön geschrieben! Und ich stimme Genji zu… so viel Drama! And i love it! :3

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Sehr schön geschrieben :heart:
Aber oh Gott, arme Sunny. Ich verstehe ja warum und eigentlich ja gut so, aber arme Sunny :cry:

Wenigstens geht es ihr gut :heart:

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