Altered Cabron - Lex

Tl;dr unten

Triggerwarnungen: Äh…Blut? Graphic descriptions of the results of violence? Keine Ahnung.


2076-06-01

“… naja, und dann ist die Drachin vor dem Schiff aufgetaucht und wir sind sehr schnell abgehauen.”

“Weißt du, mir war es lieber, als du einfach nur deinen Tag mit irgendwelchen Falschparker-Sararimänner in Snohomish verbracht hast, und nicht …” Caleb gestikulierte in Richtung Küste, als sie zurück zu ihrer Wohnung wanderten. “… das.”

Nachdem die Wetterlage sich nach den turbulenten letzten Wochen wieder beruhigt hatte, hatten Lex und Caleb das erste Mal wieder einen sonnigen Spaziergang an der nun wieder gut (oder überhaupt) besuchten Strandpromenade Havannas machen können. Nachdem sie gut gelaunt ihre Infiltration des Kommandoschiffs erzählt hatte (es kamen Fragen auf, warum sie plötzlich nachts um 3 mit Blutspuren in einem Taucheranzug nachhause kam), waren die beiden fast wieder an ihrer Wohnung angekommen, als sie aus der Nähe mehrere Schreie, Schüsse, und dumpfe Schläge hörten.

Caleb grummelte tief. “Ich hab diesen Gangern doch klargemacht, sie sollen sich hier nicht mehr blicken lassen. Was treiben die hi…”

In diesem Moment mischte sich unter die dumpfen spanischen “¡quemar, cabron!”-Rufe ein Schmerzensschrei einer bekannten Stimme.

In ihrem AR-Overlay sah Lex ein Popup ihrer Sensoren.

Stimmmuster-Übereinstimmung - Philip Anderson: 97%. 
Richtung: Südsüdwest. 
Distanz: ca. 240 Meter.

“Und ich hab ihnen SEHR klargemacht, was passiert, wenn sie sich an meiner Familie vergreifen!” grollte Caleb noch tiefer, bevor er in einen Sprint um die nächste Ecke in Richtung des Tumults überging und verschwand.

Als sie kurz darauf wieder zu ihm aufgeschlossen hatte und in der Ferne nur noch einige Ganger um eine Ecke verschwinden sah, fand sie ihn zwischen leblosen Gangerkörpern neben der geschundenen Gestalt von Philip wieder, der bewusstlos, verbrannt und blutend am Boden lag und dessen Arme und Beine in Richtungen abgeknickt waren, die nicht für Metamenschenskelette vorgesehen waren.

Beim Näherkommen hörte Sie Caleb flüstern. “Warum? Warum würden sie das tun, wenn sie genau wissen, dass es das letzte ist, was sie tun werden?”, während er an Philips Hals den Puls fühlte.

Sie schluckte. “Mary … hatte letztens einen ihrer Außenposten niedergebrannt, bevor wir sie gerade noch da rausholen konnten. Das war der Tag, an dem wir viel zu spät mit kalten Trollo Rollos zurückgeko…”

Er unterbrach sie, sein Blick unverwandt auf seinen Sohn gerichtet. “Und warum habt ihr mir davon nichts gesagt?”

“… weil du dann das gemacht hättest, was du glaube ich jetzt vorhast.”

Er war einige Sekunden still, bevor er anwortete.

“Und der einzige Unterschied wäre gewesen, dass er hier jetzt demnächst verblutet, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn du mir das letzte Woche gesagt hättest.”

Er richtete sich auf und drehte sich mit kalten Augen zu ihr. “Schaff ihn zu einem Arzt. Streetdoc. Krankenhaus. Irgendwas. Ich … kümmere mich um das andere. Sag seinen Geschwistern nicht, wo ich hingehe. Sag ihnen, sie sollen entweder zuhause oder in der Schule warten oder direkt zu dir kommen, wenn du ihn hier weggeschafft hast.”

Mit diesen Worten verschwand er in Richtung der eben geflohenen Ganger.

Lex kniete sich neben Philip und scrollte durch ihre Kontakteliste, während sie mit einer Hand die leblose Hand des Jungen streichelte.

“Okay, okay… Arzt… Kommlink, zeige alle als Notarzt getaggten Kontakte in der Nähe‘.”

Mit einem “ping” erschien eine Liste in ihrem Overlay.
5 der Ergebnisse waren Ärzte mit dem Tag ‘Gute Docs, vertrauenswürdig und gevetted’, die sie und der anderen Runner ihrer Erinnerung zufolge wahrscheeiiiinlich von Jazz bei ihren Untersuchungen bekommen hatten, sowie darunter ein separates Ergebnis: ‘Holliday’.

Sie gab ihrem Link den mentalen Befehl, Holliday anzurufen, und nutzte die paar Sekunden des Wähltonpiepens, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, um Philips Körper zu untersuchen.

So wie er aussah, waren die Ganger ihm zuerst mit mehreren Metallstangen zu Leibe gerückt, bevor sie ihm systematisch Verbrennungen, Knochenbrüche und mehrere Schüsse verpasst hatten.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Wählton abrupt abbrach und stattdessen eine Aufzeichnung von Hollidays sehr angetrunkener Stimme und Musik ertönte.

:musical_note: … Waaaaterloo! … :musical_note:
:musical_note:… My voooicemail gets checked when I waaant it to! … :musical_note:
:musical_note: … Waaaaterloo… :musical_note:
:musical_note: … Maybe I’ll even get back to you! … :musical_note:
:musical_note: … Waa…-"

Sie terminierte fluchend die Verbindung und wählte die Nummer eines anderen Docs. Hollidays Spezial-OP-Zeug war bei ihrem Glück wahrscheinlich sowieso im nicht mehr existenten Bug der Fortune Hunter gewesen.

Während die Wähltöne erneut piepten, schaute sie zu Philip und flüsterte.

“Nur noch ein bisschen durchhalten. Bitte.”


Etwas später in der “Klinik” eines Docs

Lex saß am Fußende von Philips Bett und las schweigend den Befund des Docs durch.

Sie hatte Glück gehabt und einen Doc erwischt, der für hiesige Verhältnisse sehr gut ausgestattet war und auch einen gut ausgestatteten Krankentransporter besaß. Und der die letzten paar Stunden ununterbrochen an Philip herumgedoktort hatte.

Ein Räuspern lies sie hochschrecken, woraufhin sie einen sehr angesengten und blutigen Caleb im viel zu kleinen Türrahmen sah.

Sie schluckte und setzte zu einer Frage an, aber er hielt eine Hand hoch. “Nicht mein Blut.” Dann wandte er sich zum Bett. “Wie … geht es ihm?”

Lex seufzte und legte das Tablet beiseite. “Überall schwere Verbrennungen…seine Arme und Beine haben keine Ahnung wie viele Brüche … irgendwas mit seinen Nerven… der Doc sagt, dass P beide Arme und eines der Beine im Prinzip abschreiben kann und für den Rest Knochenverstärkung braucht. Dann noch Schmerzinhibitoren für das mit den Nerven und…”

Sie brach ab, als er sich ans Bett setzte und mit einer Hand sanft über Philips Kopf strich.

“Viel Cyber … geschwächter Körper… dank dieser Blockade wahrscheinlich wenn überhaupt nur schlechteste Qualität … nach dem, was du mir über KFS gesagt hast, ist das keine gute Mischung. Wenn er auf dieser Insel überhaupt Cyber bekommt und durch das alles durchkommt.”

Lex setzte sich auf die andere Seite des Krankenbettes.

“Ich hab vorhin so viele Gefallen eingeholt, wie ich konnte. Wenns gut läuft, bekommen wir morgen ne Siemens Cyberspine und Orkcybergliedmaßen hierhergeliefert. Waren wohl in nem Frachter aus Europa Richtung CAS, die für Behandlung von Rückenverletzungen in deren Militärkrankenhäusern gedacht waren.”

Er schaute auf. “Wie zur Hölle bist du daran gekommen?”

“Einer der Gefallen war von der ansässigen Piratenkönigin, die ebenden Frachter geplündert hat, für das, was ich dir vorhin erzählt hab…”

“… ah.”

Er dachte kurz nach und sagte dann mit Blick auf Philip.

“… gute Ware hin oder her, Kuba ist nicht der Ort, auf dem man bei Neuvercyberung behandelt werden will. Weißt du, wieviele Immunosuppressiva ich damals bekommen hab, als ich meine 'ware bekommen hab? Das über längere Zeit durch die Blockade zu schmuggeln wird … schwierig. Wir sollten mit ihm irgendwo hin, wo das leichter zu haben ist. Boston oder so. Seattle ist mir momentan immer noch zu heißes Pflaster.”

Während Caleb aufstand und in Richtung Tür wanderte, überlegte Lex kurz. “… Boston … ich könnte da eventuell jemanden nach kybernetischer Versorgung in der Nähe fragen. Und nach was in Richtung KFS-Monitoring… im Hinterhof des Neonet-HQ ist das wahrscheinlich einfacher zu finden als hier. Und bei den anderen Nachbarschaftsproblemen, die wir haben, ist es wahrscheinlich am besten, woanders zu…”

Er blieb kurz im Türrahmen stehen. “Diese Probleme sind permanent aus der Welt geschafft. Ich kümmere mich mal um die Papiere für unsere Überfahrt. Bis später.”

Damit verließ er den Raum.


Tl;dr: Nachdem die lokale Gang ziemlich angepisst ist, nachdem einer ihrer Stützpunkte niedergebrannt wurde, wird einer von Calebs Söhnen nahe ihrer Wohnung überfallen und so übel zugerichtet, dass Lex und Caleb beschließen, dass es das beste ist, nach Boston überzusiedeln, weil die medizinische Versorgung für Neuvercyberte auf Kuba nicht soooo die beste ist


Well well, if it isn’t the consequences of our own actions

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