Abflug - Nayad

08.06.2076, Flughafen Foyer

“Hast du alles? Ticket? Tasche?” Nervös zupft Rena an ihrer Freundin rum. Nayad lächelt leicht, aber anstatt ihre Hände wegzuschieben wie sonst, zieht sie ihre Partnerin näher.

“Was machst du denn? Dein Flug geht gleich und du bist hier vollkommen entspannt,” flüstert Rena und legt ihren Kopf an Medeas Schulter.

“Sh… Der Flug geht in 45 Minuten. Ich habe alles und ich bin bereit.” Medea lehnt sich vor, küsst die Stirn ihre Freundin. “Ich bin bereit Havanna endlich zu verlassen. Reisen ist genau das was ich jetzt brauche.”
“Ich weiß, aber du bist meine beste Freundin und du gehst. Komplett.” Vorsichtig streicht die Gorgone durch Renas Haare.

“Ja, ich gehe.” Vorsichtig hebt sie Renas Kinn damit sie sich in die Augen sehen. “Kein Interesse mehr an Havanna.”

“Und kein Interesse mehr an mir” erwidert sie mit ernster Stimme.

“Das hast du jetzt gesagt…” Medea seufzt leise. “Wir wollen einfach unterschiedliche Dinge. Das weißt du. Wir haben darüber gesprochen.”

“Ich weiß… So viel verschwendete Zeit,” Rena löst sich langsam von Medea, “Dein Flug wartet.”

“Es war so nicht geplant, das weißt du…” Mit Schwung hebt Medea ihre alte Sporttasche mit all ihren Besitztümern auf ihre Schulter. “Ich muss jetzt los. Ich ruf dich an wenn ich in London bin.” Langsam geht sie rückwärts in Richtung Security um Rena weiter im Blick zu halten. Sie winkt noch einmal, dann geht sie entschlossen durch den Security Check.

Danach geht sie langsam auf den ruhigen Abflugbereich zu, sie setzt sich. Dann nimmt sie ihr Komlink raus um Rena doch noch schnell zu schreiben.

Vermisse dich jetzt schon. Danke. Für Alles. 

Der Flieger schießt über die Rennbahn. Alles rattert und vibriert. So gut sie kann krallt Medea sich an dem Sitzkissen fest, und versucht das Ganze auszublenden. Eine gewisse Angst setzt sich in ihren Magen, sie lehnt sich vor und kann spüren wie ihr langsam die Luft eng wird. Sie hatte Kuba nur einmal verlassen. Einmal. Das Gespräch mit Sophia kommt ihr wieder in den Sinn und das Gefühl vielleicht einen schrecklichen Fehler zu begehen.

Plötzlich fasst jemand an ihr Handgelenk. “Hey, sind Sie ok? Ist das ihr erster Flug?” Medea nickt einfach leicht, und schaut den Mann neben sich an. “Ok, legen sie sich komplett zurück in den Sitz, und schauen sie mal nach draußen. Das lenkt sie ab von dem Gewackel.”

Medea folgt den Anweisungen und kann spüren wie der Druck gegen ihren Körper weniger wird. Der Sitz ist sogar recht weich. Neben ihr durch das Fenster kann sie sehen wie Havanna langsam verschwindet.


Stunden später
Außerhalb von London
Es ist früher Abend als Medea im strömenden Regen die Einfahrt zu einem überraschend großen Haus hoch läuft. Ihre schweren Stiefel sinken in den Matsch. Alle hatten sie vorgewarnt wie kühl und regnerisch es hier ist, aber die Realität war um einiges kälter und nässer.

Vorsichtig nähert sie sich der Haustür, sie nimmt tief Luft und klingelt dann einmal kurz. Einen Moment hört sie nichts, dann kommen aufgeregte Schritte zur Tür zu. Als sie sich öffnet steht ein älterer menschlicher Mann im Türrahmen und sieht sie kalt an.

“Sie wünschen?”

“Ich …Ehm…” nervös zupft Medea an ihrer klebenden Kleidung. “Ich wollte zu Professor Atwood.”

“Der Professor ist nicht zu sprechen. Besonders nicht um diese Uhrzeit. Bitte melden Sie sich vorher an.” Der Butler greift zur Türe und versucht schon diese wieder zu schließen. Schnell legt sie ihre Hand auf die Tür um sie aufzuhalten.

“Warten Sie! Ich will doch nur meinen Vater sprechen!” Panik steigt in ihr wieder auf. Diese Option nicht mal ins Haus zu dürfen hatte sie nicht bedacht.

“Wagen Sie es nicht. Sind Sie ein Reporter? Das ist selbst für sie weit unter der Gürtellinie. Gehen Sie. Bevor ich die Polizei rufe.” Sichtlich verärgert macht der Mann wieder anstalten die Tür zu schließen.

“Was? Nein, natürlich bin ich kein Reporter! Mein Name ist Andromeda. Ich bin aus Havanna.”

“Das kann ja jeder behaupten. Lassen Sie den Mann in Ruhe. Hat er nicht genug gelitten? Zwei verstorbene Töchter und eine verschwunden. Ich rufe jetzt die Polizei.”

“Stop!” Schnell lässt Medea die Tür los, dann löst sie ihre physische Maske. Die Augen des Butlers weiten sich leicht, aber ansonsten verzieht er keine weitere Miene. “Wie ist das möglich?” murmelt er.

“Mein Name ist Andromeda. Medea. Mein Vater hat mich in Havanna gefunden und mit zwölf bin ich von zu Hause weggelaufen. Ich hab Havanna nie verlassen.”

Der Butler mustert sie, dann zieht er sie schnell ins Haus und weist eine Angestellte an ein Handtuch für sie zu holen. “Entschuldigen Sie bitte, Miss. Wir sind nur sehr vorsichtig. Geben sie mir ihre Jacke und Tasche.” Medea nickt leicht, gibt dem Butler ihre Tasche in die Hand und zieht dann ihre nasse dünne Jacke aus. Bevor sie einen Schritt weiter geht sieht sie auf den Boden und ihre matschigen Stiefel. Schnell zieht sie diese auch noch aus und sieht sich dann das erste Mal im Flur um. Sofort kommt sie sich schrecklich underdressed vor. Etwas nervös zupft sie an ihrem T-Shirt, nimmt dann dankend das Handtuch entgegen und tupft sich zumindest etwas ab.

“Der Professor ist im Salon, Miss. Er nimmt gerade sein Tea. Kann ich ihnen auch etwas bringen?”

“Ehm… Einen Tee bitte.” Der Butler nickt, deutet auf den Raum und verschwindet dann um ihr ihr Getränk zu besorgen. Medea beschleicht sich das Gefühl, dass sie zwar lieber einen Shot hätte, aber das hier nicht angebracht ist. Sophia hatte sie noch vor dem Abflug vorgewarnt, wie sie sich zu verhalten hatte und was sie zu erwarten hatte.

Medea geht auf den Salon zu und einen Moment kann sie nur im Türrahmen stehen bleiben und es auf sich wirken lassen. Der Raum ist groß und warm, mit Teppichboden und einem offenem Kamin. Große weich aussehende Sessel erfüllen den Raum und Bücher. So viele Bücher und Karten. Auf dem Sessel am nähesten zum Feuer sitzt ein älterer fragiler Mann, den sie sofort erkennt. Kurz geht der Gedanke durch ihren Kopf, ob er auch so fragil wäre wenn er nicht alle seine Töchter verloren hätte. Sophia sagte, dass er krank war und Medea konnte es sehen. Langsam tritt sie in den Raum herein.

“Guten Abend, Vater.”

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Aaaaaah was ein Cliffhanger bis zur nächsten Season! Bist du Tom?! :smiley: :scream: :astonished: :dizzy_face: :smiley:

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Maybe :innocent: :rofl: Aber das war das einzige was ich von Anfang an wusste was ich in der Finalfiction machen wollte :joy: Deswegen heb ich mir meine Cliffhanger auf damit es ein pure pain in the arse ist :joy:

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Ist aber auch ein gemeiner Cliffhänger :scream: Aber eine schöne Fiction :heart_eyes:

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