Zu Besuch bei Maribel Batista - Jazz

22.9.2076 - 12 Uhr - An der Grenze zwischen Revere und Airport

Nervös klopft Jazz an die große und massive Eichenholztür.

Das Hauptquartier der Batistas ist in einem großen Hotelkomplex mit Tapas-Restaurant untergebracht. In Revere direkt am Rand der Airport Zone war es auf der Hinfahrt ruhig. Lieutenant General McCarthy scheint sein eigenes Gebiet gut zu sichern.

Sie atmet tief durch und auf das bestimmte laute spanische “Ja herein bitte!” öffnet sie die Tür.

Tatsächlich ist es für Jazz schon etwas ungewohnt zurück in ihre Muttersprache zu wechselt. Sie spricht mit Holliday von Zeit zu Zeit ein bisschen spanisch, aber hauptsächlich wenn Oscuro im Raum ist oder er Antoni verstehen will.

“Seniora Batista. Mein Name ist…” Jazz geht auf den massiven uralten Schreibtisch zu, neben dem die AROs in der Luft irgendwie unangebracht wirken.

“Oh ich weiß wer Sie sind Jessica. Es spricht sich schnell rum wenn das Helferlein des Representante beschließt dem weißesten Elfen der Welt auf das Festland zu folgen. Ich weiß, dass er nicht tot ist. Ich weiß aber auch dass das nicht meine Angelegenheit ist.”

Sie blickt etwas abfällig über ihre große schwarzrahmige Brille. Ihr dem Alter geschuldetes graues Haar wippt zart. Sie muss auf die 70 zugehen, wenn Jazz bedenkt wie alt sie bei Raul Batistas Beerdigung war, aber man sieht es ihr in keiner Weise an.

Sie ist perfekt gekleidet, sitzt aufrecht und hält einen kühlen stechenden Blick auf Jazz gerichtet.

“Nun schauen Sie doch nicht so vom Donner gerührt Liebchen. Mir ist vollkommen egal warum Sie hier sind. Und weg kommen Sie ja ohnehin nicht!” Sie setzt ein leichtes eisiges lächeln auf.

“Außerdem habe ich meinen behodeten Kollegen eines voraus: Mir ist egal wie Sie aussehen. Hauptsache Sie leisten gute Arbeit. Und wenn ich mir das hier so ansehe.”
Sie zieht ein ARO vor sich größer.

“Leisten Sie sehr gute Arbeit. Was waren denn in Ihren Worten Ihre Aufgaben für meinen Cousin?”
Jazz versucht sich zu beruhigen. Sie denkt nach. Mit jedem Atemzug den sie in dem abgedunkelten Büro einatmet wird sie ruhiger und selbstbewusster.

“Ich habe mich hauptsächlich um Terminorganisation und Runner-Akquise gekümmert. Darüber hinaus habe ich Kontakte gepflegt und mich in Bereiche eingeschleust in die ich gut reinkam.”

Maribel nickt langsam. “Wissen Sie… Eigentlich wollte ich Sie Drogen dealen lassen. Ich verschaffe mir gerne einen Überblick was genau meine Leute können. Aber ich denke damit wäre Ihr Potenzial verschwendet. Ich beobachte Sie ja schon eine Weile und bei der Hilfe mit den Kindern zeigten Sie sehr starken Einsatz. Großartige Idee übrigens, hat unsere Position unter den Zivilisten zuverlässig verbessert.”
Jazz nickt und atmet etwas auf. Ihre Muttersprache gibt ihr Sicherheit. Nicht dauernd mit vielen ööööhs und ääähms simultan zu übersetzen hilft.

“Ich habe ein Angebot für Sie Jessica. Ich schätze auch, dass sie mich nicht dauernd unterbrechen wie die Herren mit denen ich es hier Tag für Tag zu tun habe. Sie müssen für mich Kontakt zu einer anderen neueren Partei in der Stadt herstellen. Ich will wissen, was diese Partei plant und ich will vor allem wissen mit wem. Und wie durch Zufall hatten Sie schon Kontakt zu dieser Partei. Ich möchte, dass sie Kontakt zu Keziah Mason herstellen und rausfinden was sie plant. Sie ist erst seit kurzer Zeit in der Stadt und scheint mit den großen mitmischen zu wollen. Noch hat sie keinen engen Kontakt zu den Gangs oder den anderen Mafias. Finden Sie heraus ob wir uns da reinbringen können. Natürlich darf sie nicht wissen dass Sie unser Spion sind.”

Sie verstummt und nimmt einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Ein alter Trick um zu schauen ob das Gegenüber einen genug respektiert um eine Pause zuzulassen und nicht sofort los zu plappern. Das hatte eine frühere Köchin von Javier ihr sehr früh beigebracht.

Maribel lächelt. “Nun gut, dann hätten wir ja hier alles geklärt. Miss Masons Kontaktdaten haben Sie ja.”
Jazz bedankt sich für das Gespräch und möchte sich zum Gehen abwenden.

“Miss Diaz-Ruiz? Eine persönliche Anmerkung noch. Beziehungen bremsen starke unabhängige Frauen wie uns. Sie behindern unser Wachstum. Ich werde über kurz oder lang eine Nachfolgerin brauchen und ich denke sie haben das was es braucht um im organisierten Verbrechen weit zu kommen. Lassen Sie sich nicht im Weg stehen. Und nun gehen Sie.”

Jazz verlässt den schummrigen Raum und atmet draußen tief durch.

Beim Verlassen des Hotels tippt sie eine Nachricht. “Liam, meinst du ich hätte das Zeug zum Schieber? Jobs verteilen statt sie zu machen?”

Zurück kommt nach einigen Sekunden. “Haha! Wär doch schade um den hübschen Arm wenn du ihn nicht mehr benutzt. Komm zu Sunny und bring uns Kaffee mit, Doyle redet grade von seinem Job! Super Geschichten. Bis gleich :kissing_heart:
Jazz seufzt und drückt die Sperrtaste ihres Kommlink.

Wo soll sie denn jetzt einen Kaffee herbekommen? Sie blickt sich um. Weiterhin ist es in Everett sehr ruhig. In der Ferne sieht sie das AA Wohnviertel um den Airport. Die hübschen Gebäude lassen sich selbst durch den dichten Nebel erahnen und mit Fernrohr noch besser erkennen.

Sie läuft los. Aufstiegschancen bei der Mafia hatte sie bei Javier nie gehabt. Sie hatte ihre Rolle und mit der war sie glücklich. Warum bietet ihr diese Frau die sie bisher vielleicht vier oder fünf mal in ihrem Leben gesehen hatte, direkt eine Aufstiegschance? Wenn auch realistisch betrachtet erst in einigen Jahren.

Jazz schüttelt den Kopf. Als würde sie ernsthaft freiwillig länger als nötig in dieser Sperrzone sitzen wollen.

Andererseits hatten sie die Verhandlung und das organisatorische am Job immer besonders gereizt und bei Broker sah der Job die paar mal die sie ihn dabei beobachten konnte eigentlich sehr spannend und profitabel aus.

Erneut schüttelt sie ihren Kopf. Holliday hat recht. Sie ist auf den aktiven Job ausgelegt und auch ungefähr erst seit einer halben Stunde richtig im Shadowrunner-Business angekommen. Mit wem sollte sie denn da verhandeln?

Doppelagentin zwischen Mafia und Keziah zu sein, bringt da vermutlich kostbare Erfahrung. Und Keziah hatte schließlich auch Interesse an den Batistas geäußert.
Die nächsten Schritte müssen gut überlegt sein.

Sie sieht sich um und ihr Blick fällt auf eine geplünderte Ladenzeile. Davor schreien sich einige Leute an. Andere wirken verwirrt und traurig und scheren sich davon. Als sie sich nähert und nach einem Coffeeshop fragen will, heben die Fremden ihre Waffen. Jazz hebt ihre Hände, dreht um und begibt sich in eine andere Richtung weiter.
Sie kommt an einer Knight Errant Patrouille durch, die sie freundlich grüßen. Im großen und ganzen scheint das Leben hier normal zu funktionieren. Lebensmittelkriege, ja. Blinde Raserei, nein.

Als sie diesen Gedanken zuende führt fährt eine Gruppe Ancients wild schreiend an ihr vorbei. Vielleicht doch nicht so normal, zumindest für Boston Verhältnisse.

Sie beobachtet an einer anderen Stelle wie Ganger einer alten Frau ein paar Einkäufe hinterher tragen. Sie scheinen der Bevölkerung auszuhelfen. Vermutlich wollen auch sie ihren Stand unter Zivilisten verbessern.
Diese Ganger fragt sie nach einem Kaffee und ihr wird ein Weg zu einem Baumarkt erklärt. Dort soll es wohl noch Kaffee geben.
Sie macht sich auf den Weg. Hier sind überall verbarrikadierte Bauten, leer geräumte Ladenzeilen. Irgendwo hört sie Kinder rufen, aber entdecken kann sie sie nicht.
Sie durchquert eine Gasse und blickt auf den Baumarkt. Sie sieht ein kleines Schlachtfeld. Mülleimer sind ausgekippt und aus der Verankerung gerissen. Ein paar Paletten und Erde wurden zu Deckung aufgetürmt. Es wirkt als wäre das Gebiet seit Tagen umkämpft. Verschiedene Gruppierungen haben die Wände und Gegenstände beschmiert. Heugabeln wurden zu Schutzmauern aufgestellt.

Einer besorgten Anwohnerin nach konnte keine Gruppierung den Baumarkt lange halten. Sie gibt Jazz eine Kanne Kaffee und bedankt sich für den netten Kontakt. Jazz schenkt ihr dafür eine Packung getrockneter Mangos.

Grübelnd macht sich Jazz zurück auf den Weg zu Hollidays Auto. Als sie sich langsam vom Baumarkt entfernt wählt sie Keziahs Nummer. “Miss Mason, entschuldigen Sie, dass ich Sie heute schon wieder störe. Ich würde mich gerne mit Ihnen treffen.”

Irgendwie würde sie schon an Kontakte in der Szene kommen. Und eigentlich findet sie die Kontakte und Arbeitsweise von Keziah charmanter als die der Mafia.

Früher oder später würde sie sich nur zwischen Mafia und Shadowrunnerszene entscheiden müssen. Oder nicht? Diesen Punkt würde sie wohl oder übel auf sich zukommen lassen müssen.

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omg sie ist amazing !

Uhhhhhh ein spannender Turn. Definitiv ein interessantes angebot, aber großes Problem potential.
Nice! mir gefällt sehr gut, wie du eine coole Option für sie darstellt, die sie auch durchaus interessieren würde, aber für andere „ungewohnt“ ist. Das ist so ein cooles Problem was man gut in fictions verarbeiten kann! I love it! :heart_eyes:

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Sehen Sie live: LissyTheSheep verschwurbelt ihre beiden Charaktere zu mafiösen Partners in Crime!

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Bei neuen Möglichkeiten entstehen auch immer neue Probleme. Bzw in unserem Fall Gefahren. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt. :3

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Ich werds schon so aufziehen dass für niemanden außer Jazz negative Konsequenzen entstehen, ist auch mit Paul so abgesprochen, keine Sorge :smiley:

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Jaaaa das dachte ich mir schon.
Wollte so nur meine Gedanken mitteilen, Anne schadet wohl nicht, das dazu zu sagen ^^

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Nö, ich will da ja auch meine eigene Sache mit machen und nichts was alle beeinflusst. Will mit meinen Fictions ja schon meine Ruhe und niemandem nen Strick drauß drehen. Da es dabei um Langzeitentwicklung geht und nicht um etwas was ich in den nächsten 1-2 Fictions eskalieren lasse.
Hab auch nen sehr konkreten Plan wo das die nächsten 1-2 Seasons hin soll und den auch mit Paul abgesprochen.

Diesseits für euch also nichts zu befürchten ^^

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