[Wer gerne Musik möchte, für Sunny haben wir zwei Playlists:
Eine etwas fröhlichere https://open.spotify.com/playlist/55UujY7gUubB0wPA8uaX5T?si=GS7Z9U2SSSSfebyIqVwkUg
und eine etwas ernste/düstere/cyberpunkigere https://open.spotify.com/playlist/6bQbClqABEBxoJO37PUHWc?si=75QhRNSkTbaiSdqyxLKn6Q
ich denke für die Fiction passen beide]
[Diese Fiction spielt in Real Time am Montag dem 14.09.2075 - Die Ereignisse von tödliche Fragmente endeten 2 Tage vorher am Samstag Abend]
Laut hallen Sunnys Schritte auf dem alten pompösen Marmorboden wieder. Gehetzt eilt sie durch den prunkvollen Flur, dessen Wände behangen sind mit Bildern von wichtigen Würdenträgern des letzten Jahrhunderts und schweren Brokatvorhängen an großen Rundbogenfenstern.
Da sie seit Samstag Abend versucht hatte Broker eine möglichst sichere Unterkunft zu suchen hatte sie entsprechend wenig geschlafen.
‘Es wird schon gut gelaufen sein. Ein paar Monate soziale Arbeit und dann bin ich drin’ hallt es in Sunnys Kopf wieder und wieder.
Das Vorstellungsgespräch hatte ihr viel abverlangt. Sie kann sich nur sehr glücklich schätzen beim letzten Run nicht stärker verwundet worden zu sein. Die blauen Flecke und Prellungen während des Gesprächs zu verbergen war schwer genug.
In einer 30 minütigen Arie hatte sie dargereicht was sie so besonders macht. Als erwacht registriert, ein exotischer Metatyp, Reiten, Ballett, Fechten, Bogenschießen,mehrere Fremdsprachen, Sportstipendium, First Cheerleader, Instrumente, eigene (explodierte) Wohlfahrtsorganisation, Bestnoten in den Abschlussprüfungen, Wissenschaftspreise, angesehene Eltern die dem MIT&T nicht wenig Geld spenden … als ob die das alles nicht von jedem Kandidaten vorgesetzt bekommen würden. Aber sie hatte mehr, sie hatte ein Empfehlungsschreiben von einem Alumnus. Einem mit nicht wenig ansehen. Ihre Zukunft hängt mit Pech von John Doyle ab. Ihr wird schlecht.
“Es tut uns so furchtbar leid was mit ihrer Charity geschehen ist. Ein Einbruch und Drogendeal bei dem ein gesamtes Gebäude gesprengt wird und dann sind die Einbrecher noch schlau genug die Kameras zu zerstören. Furchtbar.” hört sie noch die Stimme der jungen Dame, welche das Interview geleitet hatte. ‘Ja, furchtbar das mit den Kameras.’
Das Uni-Navigationssystem blinkt vor ihr auf dem AR-Display auf. Die nächste rechts in einen kleinen abgeschiedenen Seitengang geht es schneller zum nächsten Gespräch.
Sunny biegt um die Ecke in den ruhigen Gang. Ruhe konnte sie nun sowieso am besten gebrauchen, die anderen Bewerber mit ihrem perfekten Honigkuchengrinsen machen sie krank.
Sekundenbruchteile später ist ihr als würde sie etwas ungewöhnliches riechen. Dann wird alles um sie herum schwarz.
Das erste was sie wahrnimmt als sie wieder zu kommt ist der Geruch. Es riecht nach Schweiß, Energy Drinks und… Lärchenholz? Das Zweite und was sie weitaus mehr beunruhigt, ist dass keines ihrer technischen Geräte auf irgendeine Weise zu reagieren scheint. Sie atmet tief ein und aus, dann ertastet sie, dass der Stuhl an den sie gefesselt ist aus Holz zu sein scheint und beginnt rückwärts zu robben um ihn an der nächsten Wand zu zerschlagen.
“Aber, aber junge Dame!” ertönt neben ihr die ruhige aber gebrechlich wirkende Stimme eines älteren Mannes. “Philipp, nimm Miss Percival doch bitte die Maske ab. Eine ohnehin vollkommen veraltete Tradition wie ich meine.”
Wer auch immer sie hat, sie kennen ihren Namen. Schlechter laufen kann es erstmal nicht.
Aber wer war es? Seader? Mitsuhama? Die verdammte Liste wurde immer länger.
Doch noch Leute die an Seths Komlink wollen? Fuck.
Als man ihr einen recht siffig wirkenden Jutebeutel vom Kopf zieht wird Sunny zunächst stark geblendet. Sie spuckt einen unprofessionell wirkenden Knebel aus und sieht sich um.
Vor ihr befindet sich ein langer, schwerer und alt wirkender massiver Holztisch an dem rund 15 Personen platz genommen haben. Schräg an der Seite steht ein alter ungewöhnlich großer und schlanker Elf im Frack, der an Alfred den Butler der wütenden Fledermaus erinnert, Sunny musste die alten Filme vor Jahren mit ihrem Vater gucken.
Als sie ein paar mal blinzelt, erkennt sie, was sie so furchtbar geblendet hat.
An den Wänden entlang blinken unzählige Displays auf denen verschiedener, verschmurbelter Code in grellen Farben entlang läuft.
“Wo zur Hölle bin ich hier?! Wer seid ihr Clowns?!”
Die anderen Teilnehmer an dem Tisch sind etwa in Sunnys Alter, vermutlich ein paar Jahre älter als sie. Überwiegend junge Männer, jedoch auch ein paar Frauen mit schrill gefärbten Haaren und Tattoos darunter, allesamt Elfen.
“Wir…” erhebt der alte Mann erneut geschwollen seine Stimme, “sind die Young Elven Technologists. Oder kurz YET. Ein eigenständiger Policlub der sich zur Aufgabe gemacht hat die Welt vor Gefahren jeder technologischer Art zu schützen um massive Angriffe auf die Matrix zu verhindern. Eine Art selbstständiger Geheimdienst zum Schutze unserer modernen Technologie.”
“Ihr seid also die MIT&T Variante vom Skulls and Bones Club, aber für Nerds?”
Ein paar der jungen Männer ziehen die Augenbrauen hoch und rümpfen die Nase.
“Und was habt ihr hier in Seattle zu suchen?”
“Nunja. Das ist einer Problematik an unserem Bostoner Standort zu verdanken. Ihretwegen mussten wir unseren Stützpunkt, das studentische Matrixlabor, verlegen und zu ihrem Glück fiel die Wahl auf Seattle. Zunächst.”
Sunny runzelt die Stirn. Ihr Blick fällt auf eine Gestalt, die hinten im Schatten zu stehen scheint. Zu weit weg um sie genauer zu erkennen, aber sie wirkt deutlich bulliger als die restlichen zierlichen Elfennerds.
“Und was genau sollte mich dazu bringen bei diesem Zirkus mit zu machen? Ich hab wenig Interesse an solchen Untergrund Geheimaktivitäten.”
Sicher jeder zweite im Raum beginnt abfällig zu kichern oder betreten auf AR Displays zu starren.
“Mit verlaub Miss Percival, wir verfolgen Sie bereits eine Weile. Ansprechende Kandidaten sind schwer zu finden. Daher wissen wir selbstverständlich auch um ihr kleines… Hobby. Und ihre Reihe an Freunden aus dem Süden hat sich mit Mächten angelegt von denen sie eventuell lieber die Finger gelassen hätten. Ich rede nicht von diesen alten weißen Männern die meinen MMVV zu revolutionieren oder der Arie in der Sie versuchen den Governor zu stürzen. Ich rede von ihrer Fehde mit dem mächtigsten, impulsivsten und vermutlich gefährlichsten Mann unserer Zeit. Sie glauben doch nicht wirklich dass diese Gruppe an Zirkusattraktionen es mit einem ausgewachsenen westlichen Großdrachen aufnehmen kann? Oder dass ihr Daddy irgendeinen Schutz dabei bieten kann? Nun, wir können das. Begrenzt und wenn die Gefahr besteht dass Saeder-Krupp an unsere Tür klopft werden wir Sie schneller opfern als Ihnen lieb ist, aber wir haben deutlich bessere Schutzmöglichkeiten als Ihre Freunde. Außerdem ist es eine Ehre zu den Young Elven Technologists gehören zu dürfen.”
Sunny hält inne und blickt vor sich auf den Boden. Kurz blitzen Szenen aus dem Helikopter vor ihrem inneren Auge auf. Mit einem Großdrachen hätten sie das garantiert nicht überlebt.
“Ohnehin müssen Sie sich erstmal beweisen. Wir werden Ihnen einen Betreuer zur Seite stellen der sie unter Beobachtung hält und mit Ihnen in den Außendienst tritt. Jason, kommst du?” der alte Mann deutet auf die Gestalt in den Schatten. Einige der jungen Elfen lachen auf.
In das Licht der kleinen Funzel über dem Tisch tritt ein so breit und groß gebauter Mensch, dass Sunny fast dachte es wäre ein kleiner Troll. Sicher an die 2m hoch und enorm muskulös. Auf seiner dunklen Haut glitzern Tattoos, welche von einer ganz anderen Beschaffenheit zu sein scheinen als Sunnys modische LED Tattoos.
“Na toll ich krieg den einzigen Menschen.” flaumt Sunny.
“Jeremiah das kann doch nicht dein ernst sein! Ich leiste mir einen kleinen Fehltritt und schon muss ich die blonde Barbie babysitten?!”
“Ich brauche keinen Babysitter.” grummelt Sunny abwertend “Sagen Sie mir einfach was ich auf Ihrer dämlichen Schnitzeljagd erledigen soll und gut ist.”
“Bei allem Respekt Miss Percival. Wenn unsere Rekruten dazu neigen illegalen Geschäften nachzugehen, sogar über Landesgrenzen hinaus, neigen wir dazu ihnen Betreuer an die Seite zu stellen. Sie und Jason werden sich sicherlich prächtig verstehen. Sitzung vertagt.”
Er klopft drei Mal mit seinem Gehstock auf den Boden, die anderen Mitglieder stehen auf und verlassen nach und nach den Raum oder verblassen und disapparieren zurück in die Matrix.
Nur der große Jason bleibt mit Sunny in einem Raum.
“Bindest du mich mal los? Was soll denn das ganze Theater mit dem Entführen und den Fesseln?” fragt Sunny.
Jason nimmt auf einem der Stühle im Raum platz und taxiert sie mit seinem fast schwarzen Auge und einem Cyberauge welches sie anscheinend abschätzig scannt.
“Tradition. Und wenn Jeremiah ein neues Zirkuspony so sehr bewundert dass er uns alle in Gefahr bringt weil sie in ihrer Freizeit gerne auf unschuldige Wachmänner schießt um sich nen billigen Kick zu holen, sollte man meinen du kannst dich wenigstens entfesseln Blondie.”
Sunny rollt mit den Augen und seufzt,dann zieht sie ein winziges Laser-Messerchen dass Nicolay extra in ihren schicken Blazer eingearbeitet hatte unauffällig aus dem Ärmel, schneidet sich damit los, wirft Jason die Fessel entgegen.
“Also wo gehts lang? Auf jeden Fall raus hier. Kein Bock auf eure komischen Cyberwareblocker die mir die Sicht vernebeln.” Sunny schreitet auf die Tür zu während Jason sie weiter stoisch böse anguckt.
“Heute Nacht, 01.00 Uhr, Campus der U-Dub. Wir müssen zum King of Dreams.”