Überraschungsbesuch - Daisy, Mara

02.05.2077 - Auffahrt zum Hub

Einhändig balancierte Daisy den großen Kuchen auf dem Beifahrersitz während sie mit der anderen Hand versuchte den Wagen in Richtung Hubauffahrt zu steuern. Sie hasste es nicht eingeriggt zu fahren, aber diesem Kuchen durfte bis Mitternacht unter keinen Umständen etwas passieren. Es war schwierig genug gewesen, eine Bäckerei zu finden die Maras Wunsch eines schwarzen Schokokuchens aus dem beim Anschnitt Beerenpürree tropfte als würde er bluten umsetzen wollte.

Kaum hatte sie den Wagen geparkt blinkte eine Nachricht von Oscuro vor ihr auf.

“Hey Daisy, vor 10 Minuten ist son Typ zu Mara in dein Auto. Elf, groß, breit gebaut, ganz hübsch. Starker Adept würd ich sagen. Grüne Haare. A auf der Lederjacke.”

Daisy sprang aus dem Wagen und hob vorsichtig die Kuchenschachtel an. So vorsichtig sie konnte eilte sie an das Wohnmobil von Jazz und Holliday. Sie ignorierte das große “Do Not Disturb” ARO einfach und hämmerte gegen die Tür. “Ihr müsst mir den Kuchen abnehmen!!”
“Hau ab Daisy.” Hörte sie Holliday aus dem inneren Rufen als Jazz kicherte.

Augenrollend wandte sie sich um zu der abgedunkelten Hütte des MMVV Infizierten Kubaners. “Oscuro!”
“Da bist du ja, warum bist du so rot?”
“Sah der Typ der hier ist, so aus?!” Sie hielt ihm ihr Kommlink etwas wirsch vor die Nase und der Vampir musterte es eindringlich. “Ja… Ja das ist er. Wer ist das? Der war mal auf Kuba!”
“Nimm einfach diesen Kuchen und beschütze ihn mit deinem Leben! Niemand darf ihn essen! Du auch nicht!!” Sie wandte sich ab und stürmte aus dem Zelt.

“Kann ich gar nicht.” Rief ihr der Vampir noch verwundert hinterher als sie mit der Hälfte der üblichen Schritte an ihren Van geeilt war.
Im letzten Moment bevor sie die Tür aufreißte windete sie sich aus ihrer Jacke und riss sich den ausgebeulten Crimson Crush Pulli vom Körper. Sie kickte ihn unter den Van und zog ihre Jacke wieder über das Top das sie nun noch trug.

Ein letztes Mal atmete sie tief durch, dann öffnete sie die Tür.

Auf dem kleinen Sitzbankbereich saß Mara überglücklich etwas in den Händen drehend. Ihr gegenüber saß der - wie Oscuro schon angemerkt hatte - große und muskulös gebaute Elf. Seine Augen waren fast so grün wie seine nach oben gegelten Haare. Seine Haut war fast so weiß wie der Schnee vor der Tür und sein kantiges Kinn hätte man durchaus für attraktiv halten können wenn der Elf nicht für alles stehen würde was Daisy hasste.

Ihre Befürchtungen hatten sich als wahr erwiesen.
Er hatte Mara gesucht.

“Be… Be… Be…” Daisy spürte wie sie rot wurde. Noch roter. Signalrot. Panisch ging ihr Hirn jede Option durch wie sie jetzt reagieren sollte.

“Daisy!” Mara sprang auf und warf sich der Menschin um den Hals, während Daisy in Sekundenbruchteilen das Auto nach weiterem rumliegendem Crimson Crush Merch absuchte. Ihre Taktik ‘einfach vorgeben jemand anders zu sein.’ hatte Mara ihr somit erfolgreich versaut.

“Bel, das ist Daisy. Daisy ist meine Freundin seit…” Mara schaute Daisy etwas auffordernd an, ihr Tonfall wirkte etwas reserviert.
“Äh… Seit Dezember. Mitte Dezember.”

“Jaaaa… da waren wir dann ein Paar, aber wir hatten schon vorher was miteinander!” Maras Tonfall klang fast schon prahlend, was Daisy unter normalen Umständen sehr gefreut hätte. Daisy vermutete, dass die Tatsache das die ganze Welt nichts von der Beziehung der beiden wissen sollte, aber Mara es Belial augenblicklich auf Brot schmieren musste, etwas mit ihrer Trennung zu tun hatte.

Nachdem Daisy kurz aufatmete, dass nirgends irgendwelche Crimson Crush Fanartikel rumlagen entschied sie sich dafür im weiteren Gespräch ihren tiefsten Tacoma Akzent, den sie sich über die Jahre hatte anarbeiten können aufzulegen.

Der Elf war mittlerweile aufgestanden und lächelte freundlich. Seine Augen waren anders Grün als die von Jazz, stechender. Gegebenenfalls magisch verstärkt.

Er musterte sie von Oben bis unten. Daisy fiel auf, dass ihr hellblaues Top draußen im Schnee beim umziehen vermutlich etwas feucht geworden war. Wenn ihre Brüste ihn von ihrem Gesicht ablenkten, war ihr das gerade mehr als recht.

“Sie ist süß.” Sein Blick ruhte augenblicklich wieder auf Mara. “Vor allem für jemanden mit runden Ohren.”
“Guck mal was Bel mir zum Geburtstag geschenkt hat Daisy!” die Schnitterin zog sich von ihr los und lief zum Tisch im Van.

“Ich muss mich ja erstmal vorstellen.” Der Elf zog Daisys Hand zu einem Handkuss. “Belial. Anführer der führenden Seattler Gang. Den Ancients.” Für jedes einzelne Wort in diesem Satz wollte Daisy ihm die Nase brechen. Sogar für sein ‘der‘ und ‚den’. Aber sie wusste um Belials Fähigkeiten. Sogar für einen elfischen Adepten galt er als perfekt trainiert und mit eindrücklichen Fähigkeiten ausgestattet. Ihn hätte es keine Mühe gekostet einen Holliday zu fangen. An selbigen setzte Daisy nun ein “Komm her. Dringend.” ab.

Ihr fiel blinzelnd auf, dass Belial ihr Gesicht begutachtete. Das Gesicht, auf das eine SIN auftätowiert war.

Bitte hab keinen SIN Scanner in den Kontaktlinsen. Bitte. Bittebittebitte, lass nicht die SIN meiner Mutter schuld sein dass Belial mich hier gefangen nimmt.

Sie wusste dass er sie nicht gefangen nehmen würde. Er würde einige Tage später mit Verstärkung zurück kommen. Viel Verstärkung.

“Wem gehört die SIN-Kennung? Da hat man einmal seine Kontaktlinsen nicht drin. Ein eklatanter Nachteil am erwacht sein.” Er rollte affektiert die Augen.
“Meiner Mom. War Runnerin. Ist tot.” Sie wusste, dass sie nicht zu lügen brauchte. Er würde es ihrer Astralsignatur ansehen können.

“Mein Beileid.” Er nickte kurz.
“Daisys Eltern waren beides Elfen!” rief Mara hinter ihrem Rücken.
Plötzlich wirkte das Nicken des Elfen um einiges authentischer. “Natur ist manchmal grausam hm?”
“Mhm.” antwortete Daisy etwas gequält.

“Sie steht auf Musik! Liebt meine Musik! Muss krass für sie sein dich zu treffen!” fuhr Mara fort und Daisy fragte sich kurz warum sie nicht früher mit Mara über die ganze Belial Situation gesprochen hatte.

“Jetzt guck was er mir zum Geburtstag geschenkt hat!”
Verdattert wandte Daisy sich um. “Du hast erst morgen Geburtstag.”
“Oh. Wirklich? Dachte heute.” Der Elf ließ sich neben Mara auf die Sitzbank fallen, deren Gesicht sich sichtlich verfinsterte.

Nun registrierte Daisy was Mara da in ihrer Hand drehte. “Eine 2077 Gibson Korina Explorer.” murmelte Daisy. Der genervte Gesichtsausdruck der Schnitterin schwand sofort wieder, und sie strahlte wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. “In der streng limitierten Ventablack Edition mit Akzenten in unserem Gorilla Red rot! Ich wollte sooooo dringend eine neue Gitarre. Danke Bel!” Mara fiel dem Elfen um den Hals während Daisy das Instrument musterte. Es war schön. Sehr schön. Und teuer. Diese Modelle gingen für Tausende Nuyen über die Ladentische. Aber sie hatte nicht den Klang den Mara mochte. Ein protziges Geschenk für jemand der ihr schnell eine Freude machen wollte, ohne sich tiefere Gedanken zu machen.

Trotzdem stank die 1968er Fender Strat in Daisys Kofferraum, das gleiche Modell welches Jimi Hendrix benutzt hatte, mit einem unvergleichlichen Klang aber in schnödem Holzbraun vermutlich dagegen ab.
“Und du hast echt erst morgen Geburtstag?” Der Elf runzelte die Stirn wobei sich kaum Fältchen auf seiner Haut abzeichneten.
Maras Ausdruck verfinsterte sich abermals etwas als sie nickte. “Wie gehts Rosa?”

Rosa Azul war die Anführerin der Los Angeles Ancients. Und wenn Daisy so recht überlegte müsste sie seit ziemlich genau einem Jahr in einer Beziehung mit Belial sein. Hatte Belial es geschafft sie an ihrem Geburtstag für eine andere sitzen zu lassen und sich nicht mal mehr an das Datum zu erinnern?
“Irgendwie kommt mir dein Gesicht bekannt vor…” Sagte der Elf mit etwas verengten Augen in Daisys Richtung.
“Wie gehts Rosa?” wiederholte Mara stur und Belial wandte sein Gesicht von Daisy ab.

“Wir haben uns getrennt. Hat nicht funktioniert. Ging immer nur um die Gang. Da hatten wir zwei irgendwie mehr… Spaß.” Er sagte dies in absoluter Seelenruhe. Ihm war bewusst, dass Daisy von ihm eingeschüchtert war. “Leider warst du bis ich das gemerkt hab schon weg. Hab versucht dich zu finden. Jetzt wo du erfolgreicher bist, war das zum Glück ziemlich easy.” er grinste frech, dann stand er auf und warf sich seine dicke schwarze Lederjacke die über und über mit dem Symbol der Ancients bestickt war über. “Ich bin leider nicht nur hier um mit dir zu reden, auch wenn ich das lieber mache. Ich muss mit deiner Mom sprechen.”

Im selben Moment öffnete sich die Tür und ein sichtlich verstrahlter Holliday dessen Kleidung spontan übergeworfen wurde erscheinte in der Tür.
Belial nickte ihm freundlich zu und schob sich an ihm vorbei.

Aus dem einen Ende des Camps war ein “Langohr altes Haus!” zu hören als Ben seine Zeltplane zurückwarf und auf den Elfen zulief um ihm einen affektiert wirkenden Fistbump zu geben. “Benny Kendall! Immer da wo man zuletzt sucht!”

In der nächsten Sekunde öffnete sich das große rot-weiße Rundzelt und Keziah schritt daraus hervor. Wie immer schien das Wetter sie in ihrem schönen bodenlangen und geschlitzten Abendkleid kaum zu tangieren. In einem Tonfall der die Temperatur nochmal um 2 Grad zum erkalten brachte presste Keziah ein “Belial.” heraus.

Dem Elf verging das Lächeln als er sich der Frau in drachischer Gestalt zuwandte. Plötzlich ganz kleinlaut erwiderte er ein “Miss Mason. Schön Sie zu sehen.”
Wenn ihr der Arsch nicht so auf Grundeis gehen würde, hätte Daisy über den ehrfürchtigen Auftritt von Belial vermutlich laut loslachen müssen.
“Was willst du hier du dreckiger Welpe?” Ihre goldenen Augen schienen ein bisschen mehr zu glühen. Ihr langes beige-graues Haar trug Keziah ausnahmsweise einmal offen und es schien sich ein bisschen mehr aufzuplustern.
“Ich habe Mara zum Geburtstag gratuliert.”
“Ihr Geburtstag ist morgen.”
Sein lächeln frierte etwas ein. “Ja. Ja das weiß ich jetzt auch.”
“Du hast ihr ihren letzten Geburtstag schon ruiniert. Was gibt dir das Gefühl genau jetzt hier auftauchen zu müssen?”
Der Elf hob einen Zeigefinger. “Oh. DAS wird Ihnen gefallen. Ich habe einen Auftritt für Mara organisiert. Einen auf dem Rising Sun Festival.

Daisy erschrak und stolperte einen Schritt in Holliday der sie glücklicherweise festhielt als Mara neben ihr laut aufschrie.
“HAST DU DAS GEHÖRT KEZIAH?! DAS RISING SUN FESTIVAL!” Sie rannte auf ihre Mutter zu und sprang sie an. Diese musste nur einen Finger heben um Mara zum verstummen zu bringen.
“Mara wir besprechen das. Belial, du gehst. Und das nächste Mal kündigst du dich gefälligst an. Ich nehme an Mr. Kendall hat deine Nummer?”

Der Elf nickte und verabschiedete sich höflich. Mit einem erneuten Fistbump und einem kurzen Gespräch mit Ben ob in Seattle noch alles beim alten sei, entließ er auch diesen und Daisy musterte er lediglich noch einmal mit Fokus auf ihren Brüsten bevor er ein “Ciao.” zurückwarf.

Vor Jazz und Hollidays Wohnmobil blieb er noch einmal stehen als Jazz sich aus der Tür lehnte. Sie entlockte ihm ebenfalls einen anzüglichen Blick und ein anerkennendes Nicken bevor er in ein knallgrünes Musclecar stieg. Er drehte noch mit quietschenden Reifen und brüllend lauter Musik eine Runde, wobei er Hollidays Musclecar mit Schlamm bespritzte, dann fuhr er davon.

Mara war mit Keziah in ihrem Zelt verschwunden und Daisy stand neben Holliday und versuchte ihren durchweichten Pulli unter dem Auto vorzuziehen.
“Dann waren sie echt ein Paar?”

Daisy wrang ihren Pullover aus und warf ihn etwas achtlos ins Auto. “Sieht so aus oder? Mach dir erstmal die Hose zu. Ist ja schlimm wenn Jazz tagsüber da ist.”
Der Elf grinste ohne dass die Menschin es merkte und begab sich hinter Daisy ins Auto.

Diese öffnete sich gerade ein Bier und hielt ein zweites Holliday hin.
“Schöne Gitarre.” sagte der Elf anerkennend.
“JA GANZ TOLL. TOLLE GITARRE.”
“… Daisy, was ist los? Ja er ist euer Feind und dass er was mit Mara hatte ist scheiße aber ich kann mir gut vorstellen dass das auch für sie kacke war. Ich kann mir denken was die Ancients mit einer promiskuitiven Schnitterin anstellen. Und ich glaube nicht, dass Mara sich gerne als Waffe missbrauchen lässt.”

“Das ist es nicht. Nicht allein zumindest.” Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht.

“Man findet für alles eine Lösung Daisy. Er macht diese Sache für Mara und dann haut er wieder ab. Und die Ancients stechen jetzt auch nicht einfach so Ganger auf offener Straße ab. Außerhalb ihres Gebietes zumindest.”

“Du verstehst das nicht. Das ist was persönliches.”
“Dann mach, dass ich es verstehe.”
Daisy nahm die Hände vom Gesicht und setzte sich aufrecht hin. Dann atmete sie tief durch.
“Ich hab Belials kleinen Bruder getötet.”

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Oh god
Oh no
Dieses Ende :flushed:
Swhr sehr coole Fiction! :green_heart: ich bin gespannt was da auf sie alle zukommt

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Wir brauchten mal wieder nen Cliffhanger! :woozy_face: :joy:

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True! Und Belial wurde ja schon als Mysterium aufgesetzt, da funktioniert der Cliffhanger super :heart_eyes::joy:
Ich liebe btw auch den Kuchen hahaha

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Ohaaa erst der Besuch und dann dieses Ende! :scream:
Sehr coole Fiction :heart_eyes:

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