Partyspiele und Shots
Nachdem das Essen sich etwas hat setzen können und die ersten Gäste sich wieder freiwillig bewegen, werfen Mara und Daisy sich einen Blick zu. Die Elfe springt auf, und geht mit schnellen Schritten zur Garderobe, während die Ganger-Göre etwas schnellere Musik auflegt, und die Leute somit animiert, wieder aufzustehen: “So, genug gefaulenzt, es wird Zeit für etwas Bewegung! Verdauungsspaziergang!”
Irgendjemand wirft ein Kissen nach Daisy und von Fifi, die am Kamin sitzt, ist ein lautes “Fick dich, Daisy!” zu hören.
“Nein, ich mein’s ernst! Sunny wollte Programm, wir haben Programm, das Programm ist ein Verdauungsspaziergang! Euren dekadenten Truthahn haben wir ja auch gegessen, das war auch Programm!”
Holliday seufzt: “Willst du, dass wir erschossen werden Daisy? Wir sind so vollgefressen, wir watscheln alle wie Fifi! So kann nichtmal ich irgendwas ausweichen!”
“Fick dich, Holliday!”
Daisy verdreht die Augen. Sie will Mara nicht unbedingt zu lange alleine draußen mit der Überraschung warten lassen… sie war den ganzen Abend über gut drauf gewesen, aber man hatte ihr leicht anmerken können, dass Keziahs Abwesenheit trotzdem an ihr nagt.
Was die Lethargie der anderen angeht: Mara hatte vermutet, dass das passieren würde, aber man ist ja keine einfallsreiche Schrott-Riggerin ohne einfallsreiche Schrott-Riggerin zu sein. Daisy gibt per DNI ein paar Befehle an ihre Riggerkonsole, und eine kleine Rotodrohne kommt wackelnd hereingeflogen. Das Teil eiert etwas, was sie für einen Kampfeinsatz unbrauchbar macht, aber die Waffenhalterung funktioniert noch einwandfrei. Daran ist eine Sprühflasche befestigt, die beginnt denjenigen die am gemütlichsten herumsitzen, Wasserdampf ins Gesicht zu sprühen. Beim Kamin faucht eine Katze mit Notariat, Sunny beschwert sich dass die Polster nicht nass werden dürfen, aber nach einer Viertelstunde sind alle angezogen und stehen - etwas missmutig - im von Nayad taktisch überwucherten Vorgarten.
Daisy führt die Gruppe auf dem gewundenen Pfad zur Pforte an. “Wisst ihr, in Seattle habe ich Thanksgiving ja immer mit den Crimson Crush gefeiert. Ist zwar ‘ne Gang, aber es sind die Good Guys, oder so. Wir haben versucht, Raubzüge und Schießereien immer auf die Tage rundrum zu verlegen, damit wir an Thanksgiving selbst was geben können. Wir haben dann immer einen Eintopf gemacht, oder Stew oder so, und uns damit auf die Straße von einem Viertel gestellt, das zwar in unserem Einflussbereich liegt, aber denen es trotzdem irgendwie dreckig geht.”
Sunny, die neben ihr läuft, beschwert sich: “Daisy ich schwöre bei den Geistern, wenn wir gleich ein Stew essen müssen, lasse ich all deine Drohnen in einen Laubhechsler fliegen.”
“Meine Güte ihr unmotivierter Haufen, jetzt lasst mich doch Mal ausreden! Ich habe mir einfach gewünscht, wieder Mal draußen zu stehen, im Schutz meiner vollautomatischen synchronisierten Maschinengewehre, und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben! Aber nicht mit -”
“GLÖGG!” Mara springt strahlend und mit roter Nasenspitze und Sommersprossen um die Ecke des Torpfostens an der Einfahrt und hält strahlend eine dampfende Tasse in die Luft!
Holliday klopft ihr auf die Schulter: “Einen halben Satz zu früh Mara, einen halben Satz zu früh.” Draußen auf dem Gehweg steht eine kleine elektrische Herdplatte auf einem ausgebrannten Wagen in der Mitte einer Kreuzung, daneben ein ganzer Haufen Tassen. Mara drückt Holliday die Tasse in die Hand, und beginnt aufgeregt blubbernd heiße Getränke zu verteilen.
“Wisst ihr, Daisy hat in Seattle Thanksgiving ja immer mit den Crimson Crush gef-” Daisy schreitet ein, gibt Mara einen Kuss, und flüstert: “Den Teil hatten wir schon. Spul etwas vor, ja?”
Mara nickt, und verteilt weitere Tassen. “Glögg ist praktisch… schwedischer Glühwein! Den mag ich am liebsten!”
Weazel blickt etwas skeptisch in seine Tasse. “Was schwimmt denn da drin rum?”
“Ach, dies, das, jenes…”
Der kubanische Elf zieht eine Augenbraue hoch. “Das ist jetzt nicht wirklich beruhigend, wenn Mara das sagt, oder?”
Daisy kommt lachend näher. “Das sind Mandeln und Rosinen Weazel! Geben dem Ganzen etwas Geschmack und Abwechslung!”
“Cool, praktisch was für Lou dabei!”
Einen Moment stehen alle auf der Straße, trinken schwedischen Glühwein mit Stückchen drin, und genießen den Moment. Ein paar Nachbarn kommen vorbei - bekannte Gesichter aus der näheren ziemlich sicheren Umgebung: Die Überlebenden die ins Seed-House eingezogen sind, eine alte Dame die mit ihren 8 Katzen auf der anderen Seite des Strawberry Hill lebt, und sogar die Callahans lassen sich auf eine Tasse blicken.
Die Stimmung ist ziemlich gut, bis Sunny zu den Mädels aufschließt, die aneinandergekuschelt auf dem Kofferraum des Wagens sitzen. “Hey ihr Turteltäubchen, ihr wisst aber schon, dass ihr meine heilige Regel gebrochen habt, oder?”
Daisy lächelt überlegen. “Haben wir das, Elana?”
“Ja, habt ihr! Glühwein ist Weihnachten, und das ist verbannt bis nach Thanksgiving!”
Mara öffnet ein AR-Overlay, zieht es lächerlich groß, und gibt es für Sunny frei. Es ist eine Digitaluhr, die 00:43 anzeigt. “Technisch gesehen, Sunny, ist es praktisch Weihnachten! Thanksgiving ist vorbei!”
Sunny pustet sich genervt eine Strähne aus dem Gesicht, und Aiden legt ihr einen Arm um die Schulter. “Grenzwertig…” sagt die Elfe aus Bellevue, aber dann lachen alle vier.
Etwas Kaltes landet auf Daisys Nase, und Maras Augen werden noch größer: “Die erste Schneeflocke!”