Szenen einer Freundschaft 3/3 - Bis zur Gegenwart - Jazz&Holliday

[Diese Szene schließt nahtlos an die letzte von Freitag an. Wer die noch nicht gelesen hat aber hier weiter machen möchte, einfach ein bisschen runter zur nächsten Szene scrollen :)]
[Spotify]

Dann ist alles ruhig.

Jazz, die es nicht geschafft hat sich an der Reling festzuhalten, rappelt sich auf und schaut über Bord. Die Galeonen scheinen sich in der Zwischenzeit etwas entfernt zu haben. Von einem Kraken ist nichts mehr zu sehen. Aber auch nicht von Bert.

“Wo ist er?! Ich kann ihn nicht sehen! Vaca wo ist er?!” Hollidays Miene wirkt finster und

Jazz beginnt zu weinen. In einer irrationalen Übersprungshandlung versucht sie über die Reling zu klettern, doch Holliday schnappt sie aus der Luft und trägt sie zur Steuereinheit in der Brücke.

“Wir müssen hier weg.” - “ Ich werde ihn nicht zurücklassen! Nicht nach all den Jahren!” Jazz versucht die Tür aufs Deck zu öffnen, doch Holliday muss sie verriegelt haben und sie kennt den Code nicht.

“Jazz, von Bert ist nichts übrig! Als er von Bord gerissen wurde, habe ich gesehen, was mit ihm passiert ist… Er ist tot. Und wir sind es auch bald! So groß wie das war können wir es nicht getötet haben. Im besten Fall betäubt.” Holliday gibt einen Kurs zurück in die Stadt ein.

Schluchzend sinkt Jazz auf dem Boden der kleinen Kabine zusammen. Sie umklammert ihre Beine und senkt den Kopf.

Holliday setzt sich neben sie: “Ich habe Javier kontaktiert. Er schickt Leute los die nach ihm suchen und die Zobop weiter verfolgen. Ich soll dir ausrichten du kannst gerne zu ihm wenn du möchtest. Aber er meinte auch, ich zitiere ‘vermutlich will sie sich aber verkriechen wie ein angeschossener Koyote.’ Sag einfach was du willst…”
“Der Mann kennt mich gut. Ricardo… Oh Gott seine Frau und die Kinder… Wie soll ich das denen denn alles erklären?”

“Ich kümmere mich. Wir sind gleich zurück, dann setze ich dich auf die Tibidabo und gehe ein paar Sachen klären ja? Und du bleibst einfach da sitzen und machst nichts dummes bis ich zurück bin okay?”
Jazz nickt langsam und reibt sich ein paar Tränen aus dem Gesicht.
“Ricardo… Es ist doch Weihnachten… Ich hab ihm ein kleines Modellauto gekauft…”
“Albinorc und Hanna feiern das kitschigste erste Weihnachten der Welt. Ich bringe ihnen Ricardo und das Geschenk vorbei. Albi schuldet mir genug um das mal zu verkraften. Dann hat das Gespräch mit ihm noch etwas Zeit."

Einige Zeit später sitzt Jazz an Bord der Tibidabo. Sie hat zusammen mit Holliday einige von Berts Sachen zusammengepackt und auch von Javier die Benachrichtigung bekommen, dass seine Leiche vor der Küste geborgen werden konnte.

Von der Mafia und den anderen Piraten der Insel überschwemmen sie Beileidsbekundungen. Der Tod eines Mitglieds verbreitet sich immer schneller als jedes Lauffeuer und leider ist es keine Seltenheit, dass sie im Kampf gegen die Zobop den einen oder anderen Runner oder Piraten verlieren.
Man geht zu jedem Job mit der Gewissheit sein Leben für das große Ganze zu opfern.
Sie starrt auf das Stück Tentakel vor ihren Füßen.
Zögerlich betritt Holliday die Tibidabo. In der Hand zwei Einkaufstüten.
“Ricardo ist bei Albinorc und Hanna. Ich hab ihm erklärt, dass sie vermutlich ohnehin erst einige Behandlungen braucht bis er mit ihr ins Bett kann also kann er auch auf ein Kind aufpassen. Ricky geht es gut, sie gehen in die Kirche und Hanna kocht. Das volle Programm. Berts Frau und Kinder nehmen die Nachricht den Umständen entsprechend auf. Und ich hab hier viel Alkohol, Süßigkeiten und 8 Staffeln dieser spanischen Soap die eigentlich “Offene Hemden und viel Geschrei” heißen müsste, die du so magst. Du darfst dich verkriechen wie ein angeschossener Koyote, aber ich lasse dich nicht alleine.”

“11 Jahre. 11 Jahre haben wir jeden einzelnen Tag miteinander verbracht. Ich weiß gar nicht wie es ohne ihn gehen soll.”
Verstummt umarmt Jazz Holliday.
Dann setzen sie Kurs irgendwo aufs offene Meer.


Spätsommer 2075 - Havanna Vieja - Hafenbucht

“JESSICA! WACH SOFORT AUF.”

Panisch fährt Jazz aus der Hängematte empor als Javier Batista persönlich vor ihrem Boot auftaucht, in Begleitung seiner liebsten Sicherheits-Trolle.

“Javier was machst du hier? Noch dazu um die Uhrzeit? Warum hast du mich nicht einfach in die Villa…”

“Dein Elf vom Festland ist vollkommen außer Rand und Band! Er hat mit den Zobop vor einer nahegelegenen Küste abgelegt! Geh ihn einfangen damit ich ihm den Hals umdrehen kann.”
Gedanken rasen in Jazz Kopf hin und her. Ein plötzlich für die Zobop arbeitender Holliday macht für sie keinen Sinn. Da muss etwas gewaltig schief gelaufen sein.
Tatsächlich kann sie vom Hafen aus ein kreuzendes Segelboot auf dem Wasser ausmachen.


Auf dem Deck des Zobop Bootes blickt Holliday unruhig in Richtung Hafen. Sein Komlink wurde ihm vor betreten des Segelbootes abgenommen und so hofft er einfach, dass sie unbemerkt die Stadt passieren. In dem Moment hört er von einigen Metern entfernt einen erwachten Ork sprechen: “Ja! Er schickt uns seine kleine Bitch hinterher.” Der Kapitän, ein alter, etwas faltiger Zwerg erwidert “Dann lasst uns die südliche Bucht anfahren und ihr einen Hinterhalt legen. Ihr Verlust wird den Batista schwerer treffen als alles was wir vorbereitet haben.”

Holliday spürt die Sprenggranate in seiner Mantelinnentasche. Das einzige was er an den technik-feindlichen Zobop vorbeischmuggeln konnte. Er fixiert mit seinen AR-Kontaktlinsen Jazz näher kommendes Boot an und wartet bis der Rest der Crew ausreichend abgelenkt ist.


Erschüttert sieht die patschnasse Jazz zu, wie das noch rauchende Wrack ihrer Tibidabo von einem befreundeten Piraten in die Stadt-Bucht abgeschleppt wird.

Ihr zuhause, das Einzige, dass sie noch mit ihrem Vater verbindet, liegt vor ihr in Trümmern. Alles was sie besitzt ist zerstört oder treibt im historischen Hafenbecken umher.
Durch ihr Fernglas hatte sie die Granate frühzeitig kommen sehen. Konnte rechtzeitig von Bord springen und von einem Angler an Land gebracht werden.
Sie hatte genau gesehen, wer die Granate geworfen hat.

Javier setzt sich neben sie an den Steg und legt den Arm um sie. Er zuckt mit den Schultern.
“Na wenigstens hassen wir ihn jetzt beide, hm?” Er lächelt. “Mach dir keine Sorgen, er wird nie wieder einen Fuß auf diese Insel oder in die Liga setzen und falls doch, werden wir ihn jagen, fangen und dann darfst du ihn persönlich foltern. Klingt doch nett oder? Calimero macht gerade seinen Kopfgeldbescheid fertig. Und das mit dem Bootchen… Wir besorgen dir ein neues, größeres und schöneres.” Er drückt sie.

Für Jazz ist all das kein Trost. Sie will verstehen wieso ihr guter Freund, einer der wenigen zu dem sie eine wirkliche Bindung hat, ihr sowas antut.
Und sie will kein anderes Boot. Sie will ihr Boot. Ihre Tibidabo. Und keine billigen Almosen von Javier. Doch dazu braucht sie Geld.
Javier entschuldigt sich hinfort, merkt aber an, dass sie jederzeit in der Villa Batista willkommen ist und er ihr ein Zimmer mit Meerblick herrichten ließe.

“Antoní?” Sie blickt auf den neben ihr auf einer Erhöhung sitzenden erwachten Papagei.
“Si Jessica? Was ist dein Plan?”
“Hast du dir gemerkt wo er wohnt? Nach diesem Schlamassel fährt er garantiert nach Hause. Ich glaube einfach nicht, dass er länger mit den Zobop arbeitet.”
“Seattle Metroplex. UCAS Ostküste. Gegenwärtig 30 Millionen Einwohner. Das ist so groß wie die ganze Liga Jessica. Da finden wir ihn nie.”
Jazz blickt auf das kleine, im Wasser treibende Modellauto-Musclecar und fischt es heraus.
“Pack deine Cracker und ein paar Mäuse für Medusa ein. Wir machen Urlaub.”


Gegenwart - Direkt nach dem pre Season Run - Villa Batista - Cerro

Laut scheppernd fällt die schwere Haustür der Villa Batista ins Schloss und trennt damit Jazz und Javier innen vom Sicherheitsteam draußen.
Die ganze Fahrt von Regla nach Cerro hatte Jazz kein Wort gesagt und sich betreten auf die Füße gestarrt.
“WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?” Javier tigert durch den Vorraum der Villa und fährt sich durchs Haar. Er schaut sie an. “Dreh dich um.” Dann zieht er ein kleines Springmesser und beginnt, die Kabelbinder die sie fesseln, durchzuschneiden.
“Weißt du… Ich kenne dich jetzt schon lange und ich glaube so lange warst du noch nie ruhig.”
Jazz streckt ihre Finger und blickt auf ein blutunterlaufenes Fesselmal an ihrer rechten Hand.

“Eine Schande diese schöne Hand so zu verunstalten. Aber du machst es mir nicht leicht Jessica. Heute… Nach dem Gespräch Vorgestern auf dem Fest der Freundschaft… Das war zu viel. Es ehrt dich vielleicht, mir ein Geschenk besorgen zu wollen, aber mit einem gesuchten Straftäter für Stunden zu verschwinden… Warum tust du das?! Der Mann hat dir alles genommen was du hast. Die Jessica die ich kenne hätte das Problem den anderen Piraten überlassen und ihn vorsorglich etwas gefoltert. Laut Capitan Cruz wäre das Geschenk dann jetzt auch nicht weg.”
Er blickt Jessica streng und kühl an.

“Das ganze ist… Die Fortune Hunter… Erinnerst du dich an Luisa Mendoza?”
Javier runzelt die Stirn. “Si, ein bisschen… Das muss ewig her sein.”
“Sie hat das Boot. Und dein Geschenk. Und scheint irgendwie bei den Zobop mit drin zu hängen. Es ist also etwas persönliches… Für uns alle.”
“Das erklärt mir aber noch lange nicht wieso du Vacaciones so in Schutz nimmst! Hast du was mit ihm? Ist es das? Warst du bei ihm als du für Monate verschwunden warst?!”

“Javier du weißt, dass das Schwachsinn ist. Vaca… In der Welt außerhalb dieser Villa braucht man… brauche ich einen Vertrauten. Früher als wir mit 16 und 22 auf dem Dach dieser Villa saßen und beim Bier trinken darüber philosophiert haben, wie sich nun wohl alles ändert, wo Raul tot ist. Und wir uns einen coolen Gangnamen für dich ausdenken wollten. Da warst du das. Für eine kurze Zeit als… Du weißt schon… War das Luisa. Danach war es jahrelang Bert. Ich brauche jemanden mit dem ich reden kann. Jemand der kein Krokodil oder Papagei ist. Vaca… Er ist doch bald wieder weg. Er will etwas mit seiner Schwester klären, fängt diesen Serienmörder und dann verschwindet er vermutlich für immer und keine Ahnung ob ich ihn dann überhaupt jemals wieder sehe. Es wirkte mir, wie ein letzter… Freundschaftsdienst. Für euch beide. Du kriegst dein Geschenk und er klärt seine Familienangelegenheit. Natürlich wollte ich das alles schnellstmöglich mit dir klären, aber wenn ich dich erinnern darf, hast du mich auch gestern sehr gerne ans Messer geliefert! Und die anderen tragen ja erstmal Fußfesseln.”

“Gerne habe ich das nicht getan und das weißt du. Die anderen Patriarchen haben schon länger ein Problem mit mir und setzen mich unter Druck. Der Siegeszug der Zobop macht das nicht besser. Und da ich diese Schuldzuweisung nicht auf mir sitzen lassen kann… Musstest leider du dafür den Kopf hinhalten.”

“Vaca meinte, diese ganze Zobop Sache, sei etwas gewesen was du ihm befohlen hast?”
Javier, der sich gerade einen Rum einschenken wollte, fährt langsam herum und blickt sie an. “Es gibt Dinge über die ich auch mit dir nicht reden kann und werde, Jessica. Und zu den Fußfesseln… Sag ihnen das nicht, aber ich bin mir nicht einmal so sicher wie gut die funktionieren. Da setze ich einen guten Decker drauf an. Veraltete Evo Tech. Wir brauchen dringend bessere Kontakte zu den Russen…” Er nippt an seinem Rum und setzt sich auf einen kleinen Pouf.
“Weißt du Jessica. Ich hatte wirklich einen coolen Job für dich. Eine Prostituierte außer Rand und Band, ein korrupter Cop, ein Bandmitglied dass nichts zu verlieren hat… Vielleicht wäre da sogar eine Reise in die ADL bei rumgekommen. Aber wenn du lieber die Bleichgesichter babysittest… Wirst du genau das erstmal tun.” Er zuckt mit den Schultern.

“Vor den anderen Mafiosi wird das wie eine Bestrafung wirken und sie lassen mich etwas in Ruhe. Und ich habe die Gewissheit…” Er streicht über den an ihrer Hüfte angebrachten Säbel und danach über ihre Wange “Dass wenn sie nur einen falschen Schritt machen, der mir nicht gefällt, du sie höchstpersönlich unter meiner Aufsicht umbringen wirst. Allen voran Vacaciones.” Jazz schluckt schwer, weiß aber dass das ein Angebot ist, welches sie nicht ablehnen kann.

“Wie verfährst du weiter mit seinem Kopfgeld?” Jazz nimmt ihm sein Rumglas aus der Hand und nimmt ebenfalls einen Schluck.
“Ich setze es aus. Temporär. Ich streiche es nicht.”
Jazz nickt langsam. “Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe ein Fest der Freundschaft zu feiern. Das ganze hier hat genug Zeit geraubt.” Er steht auf, führt sie zur Tür und steigt in der Einfahrt in eine schwer gepanzerte Limousine.

Während sie sich auf den Weg zurück zum Hafen macht, checkt Jazz die zuletzt auf ihrem Komlink eingegangenen Nachrichten.

18.32 Uhr: Hey Jess. Tut mir echt leid wegen heute. Du warst wirklich die letzte Person die ich da irgendwie reinziehen wollte. Hoffe dir gehts gut. Meld dich mal. H.

19.24 Uhr: Ach Vaca, ich weiß doch auch nicht. Das mit Javier wird schon irgendwie wieder. Wurde es immer. Er hat übrigens nicht mal geleugnet, dass er dich zu den Zobop geschickt hat. Falls Mina dich nur noch prügelt kannst du dann gerne bei mir unterkriechen. Trollo hat mittlerweile eine eigene Wohnung. Wenn der Kleine schläft ist es mir etwas zu ruhig. Und dann kannst du mir auch sagen was “Liaaa…” für ein Name ist :smiley:

19.27 Uhr: Nun… Mina hat mich nur geschlagen und ich wusste nicht wo hin… Deshalb… Ricky zeigt mir seit einer Stunde Spielzeug und Trollo holt grade Pizza. Beeil dich! Ist auch nur für ein paar Tage, versprochen. Ist echt hübsch geworden, die Tibidabo! Riecht auch noch schön nach neuem Boot :stuck_out_tongue:

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:concern:

Lissy vor der Season: „Ich möchte eigentlich, dass Jazz’ Verhältnis zu der Mafia bleibt wie es ist.“
Lissy in der Season: „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?“

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Ist das nicht Lissy immer? Siehe season 2:
Pre-Season: Sunny darf nichts passieren!!
Mid -Season: Ach wer braucht auch schon 10 Finger?

Aber sehr sehr cool! :heart_eyes: finde das sehr spannend wie du ihre beziehung zu holliday aber auch javier ausspielst :relaxed:

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Freut mich dass das gut rüber kommt dass ich irgendwie die Beziehungen zu Javier als auch zu Holliday etablieren will. Das Spannungsverhältnis zwischen den Beiden wird für sie ja doch noch sehr wichtig :slight_smile:

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Ja definitiv! Ich hab die bisschen außerhalb der Reihenfolge gelesen, aber passt sehr gut.
Fand auch den Teil sehr spannend als Javier meinte, dass er nicht rumschreit und nichtmal weiß ob die Fußfesseln funktionieren :joy: Ich glaub da kann man noch viel mit rumspielen und Holliday sowieso dank KFS und der Backstory

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