[ Wer gerne Musik möchte, für Sunny haben wir zwei Playlists:
Eine etwas fröhlichere [https://open.spotify.com/playlist/55UujY7gUubB0wPA8uaX5T?si=GS7Z9U2SSSSfebyIqVwkUg
und eine etwas ernste/düstere/cyberpunkigere [https://open.spotify.com/playlist/6bQbClqABEBxoJO37PUHWcsi=75QhRNSkTbaiSdqyxLKn6Q ]
“Ok, aber du musst mir versprechen cool zu bleiben, dass ich dich mit hier her nehme, handelt mir vermutlich schon genug ärger ein.”
Sunny nickt.
Ruhig gehen sie und Jason nebeneinander einen Flur im Untergeschoss der U-Dub entlang.
Es hatte einiges an Überzeugungskunst von Sunny gebraucht damit Jason sie dort hin bringt wohin sie gerade auf dem Weg ist.
Ihre Bewährung bei den Young Elven Technologists war zwar sehr positiv verlaufen, als Runnerin steht sie aber weiterhin bei allen außer Jason sehr schlecht in der Gunst.
Am Ende des grauen Flurs befand sich eine große anonyme graue Tür. Jason hält kurz inne und blickt Sunny verunsichert an.
“Ich würde es nicht von dir verlangen wenn es nicht unbedingt notwendig ist.” Sunny legt ihre Hand auf seinen Arm.
Auf Druck einer Fliese an der Wand hebt sich diese von der Vertäfelung ab. Eine kleine Mulde befindet sich in einem Fach dahinter.
Der kleine Finger Jasons, auf dem ein glitzernder Abdruck der Nanotattoos tanzt, klappt seine vordere Kuppe ab und er steckt den darunter befindlichen Datenträger in die Wand.
“Bekomme ich sowas dann auch?” unwillkürlich reibt sich Sunny über ihre Fingerkuppe.
“Keine Ahnung.” raunt Jason. Ein kleines Lämpchen leuchtet grün auf und die Tür vor ihnen springt aus dem Schloss. “Wir hatten soweit ich weiß noch keine erwachten Kandidaten in den letzten Jahren. Ihr habts ja nicht so mit Vercyberung.”
Mit einer schwungvollen Bewegung stößt er die Tür auf.
Dahinter öffnet sich zuerst ein großer unauffälliger Raum. Aus einer angrenzenden Tür schreitet Jeremiah heraus. Den hochgewachsenen dünnen Elf mit gepflegtem Haar hatte Sunny seit ihrer Entführung nicht mehr gesehen.
“Guten Tag Jason, Miss Percival. Sie haben keinen Zugang zu diesem Bereich unserer Einrichtungen. Ich muss sie bitten zu…”
“Warte Jeremiah. Hör dir an was sie zu sagen hat. Es geht um Subjekt K.”
Jeremiah hält inne und blickt sich um. Es ist ruhig in den angrenzenden Raumteilen. Viele Studenten waren nach dem Ausflug nach Boston erst mal vor Ort geblieben um Freunde und Familie zu besuchen.
“Kommen sie mit.”
Er führt Sunny und Jason durch eine Reihe Flure und Räumlichkeiten welche mal mehr mal weniger an Aufenthaltsräume oder Büros erinnern. In einigen türmen sich Serveranlagen übereinander, in anderen stehen Schreibtische vor mehreren analogen Bildschirmen.
“Warum überhaupt ein Büro?” fragt Sunny während Jeremiah vor einer Tür zum stehen kommt.
“Über die Matrix wäre es doch vermutlich einfacher zu agieren?”
“Das MIT&T verfügt über die fortschrittlichste und sicherste Firewall die derzeit auf dem freien Markt verfügbar ist. Sie hier neu aufzusetzen würde unnötige Aufmerksamkeit auf uns lenken, vom Kostenfaktor abgesehen. Hier war es zunächst sicherer analoge Einrichtungen zu nutzen. Rund um die Uhr sind unsere Mitstreiter darin bemüht die Sicherheit zu prüfen.”
Vor ihm öffnet sich eine massive Metalltür hinter der sich eine weitere massive Metalltür befindet auf die mehrere Kameras gerichtet sind.
Dieser Abschnitt der Räumlichkeiten wirkt noch düsterer. Ab und zu steht eine verzweifelte Zimmerpflanze in den Fluren, zum Verwelken verdammt.
Es wirkt wie in einem Gefängnis. Wie die Gänge, die die anderen Runner ihr zögerlich beschrieben hatten, als sie nach der SK Aqualogie in NOLA gefragt hatte. Der Flur öffnet sich in ein düsteres aber gemütlich eingerichtetes Büro.
In einem braunen Ledersessel lehnt ein junger nervös wirkender Mensch mit braunen wuschligen Locken und blauen Augen, die Sunny rastlos anstarren und durch den Raum flimmern.
Er verfügt über eine elegant in die Frisur eingelassene Datenbuchse und teuer wirkende hochmoderne Vercyberungen.
“Hi Phillip.” begrüßt Jason seinen Exfreund zögerlich und mustert ihn mit gerunzelter Stirn.
Von Phillip kommt nur ein gemurmeltes “Hallo” zurück
“Also Miss Percival. Wie es scheint ist auf den Straßen angekommen, worüber ich und mein Team schon länger brüten. Wie haben sie davon erfahren?” Jeremia fängt auf einem Holodeck auf dem Schreibtisch an, durch Datensätze zu scrollen.
“Meine Nachrichten KI wurde auf ungewöhnliche und wiederholte Gewalttaten aufmerksam. Der Rest war nur etwas Nachforschungsarbeit. Ich denke nicht, dass ich mehr weiß als Sie.”
Jeremiah lacht abfällig. “Na das denke ich auch nicht.”
Kurz poppt vor ihm eine Datei auf mit dem Bild einer älteren, freundlich drein blickenden Orkin. Daneben prangt der Name ‘Butch’ und ein hervorgehobener Vermerk ‘bedingt kooperativ’ und das Zitat “Eine Hand wäscht die andere.”
“Also was möchten Sie denn jetzt Elana? Wie Sie sich denken können, werden wir an Subjekt K keinen Neuling mitarbeiten lassen. Wir haben die Sache im Blick. Auch über Seattle hinaus.” Er wischt sich mit der Hand über die Stirn und taxiert Phillip auf dem Sessel mit seinem Blick.
“Haben Sie bereits eine Ahnung wie sich das… keine Ahnung… überträgt? Muss man sich panisch in Quarantäne begeben?” unruhig denkt Sunny an die isolierte Venus und den mit Ben eingeschlossenen potenziell hoch gefährlichen Troll.
“Nun. Sie lassen uns ja ohnehin nicht in Ruhe wenn ich ihnen nichts sage. Wir sind auch noch nicht weit und hoffen in den kommenden Tagen und Wochen auf einen Durchbruch unserer Forschungen.” Sein Blick zuckt von Sunny zurück auf Phillip der auf dem Stuhl auf und ab wippt. Er musste wohl involviert sein.
“Aber wir vermuten mittlerweile infektiöse und krankheitsähnliche Wege. Das einzige was wir bis jetzt ausschließen konnten ist eine Übertragung durch Aerosole.”
Sunnys Herz beginnt zu klopfen.
“Und wie sieht es mit dem Blut eines Infizierten aus?”
“Meine Güte junge Dame womit beschäftigen sie sich denn? Haben Sie etwa befreundete Vampire?” Er lacht etwas zögerlich. “Also eine Übertragung über Blut ist zur aktuellen Zeit…” er scrollt durch einige Unterlagen. “Ist ein bestätigter Infektionsvektor. Ihre Freunde sollten auf andere Nahrungsmittel umsteigen.” wiederholt lacht er kurz.
“Wars das dann? Ich bin eigentlich beschäftigt.”
Jason der während des Gesprächs schweigend hinter Sunny gestanden hatte, wendet sich der Tür zu.
“Eine Frage noch: Wie sieht es mit dem Auslöser aus?” Sunny blickt erwartungsvoll in Jeremiahs Richtung.
“Da können wir absolut keine Angaben herausgeben. Wenn wir etwas genaues wüssten, wären wir vermutlich auch schon mit entsprechenden Behörden in Kontakt. Da Sie die Nachrichten überwachen, spielen Sie aber vermutlich auf die Drogenprobleme in der Stadt an. Ja verunreinigte Drogen sind aktuell durchaus denkbar…”
Er hält inne und wendet sich ab. Hinter ihnen war Phillip aufgestanden. In seinem Blick spiegelt sich unendliche Wut. Schreiend wirft er eine alte Vase mit Jeremiahs Monogram darauf auf den Boden. Sie zerspringt in tausend Teile.
In windeseile war Jason eingeschritten und hatte ihn an der Wand fixiert. Jeremiah betätigt einen kleinen Knopf auf seinem Schreibtisch.
An der Wand tobt der sonst so ruhige Phillip vor sich und und stößt üble Beleidigungen aus.
Drei junge Männer in Sicherheitswesten kommen hereingestürmt und nehmen Jason den weiterhin rasenden Phillip ab.
Jason packt die sich wehrende Sunny.
“Nein warte.”
“Jason bring sie aus hier.” ruft der sich duckende Jeremiah.
Jason wirft sich die fliegengewichtige Sunny über die Schulter und eilt die Gänge entlang.
Kurz vor der videoüberwachten Stahltür setzt er sie ab.
“Er war die ganze Zeit da drin so merkwürdig… Ich hätte es ahnen müssen…”
“Was denn Jason?” Sunny pustet sich Strähnen aus dem Gesicht und blickt angestrengt hinter sich.
“Na was wohl?! Wieso waren wir denn hier?” Jason stellt sich schützend hinter Sunny auf den Flur, als ahne er sie würde, neugierig wie sie war, sofort zurück rennen wollen.
“Das heißt du meinst er hat?” Vor den beiden schwingt die Sicherheitstür auf.
Aus dem Flur dröhnt noch lautes Geschrei mehrerer beteiligter. Daraufhin hört Sunny das bekannte Geräusch mehrerer Taser und ein unsanftes Klatschen.
“Bringt ihn in Zelle K.” kann Sunny Jeremiah noch rufen hören, dann schließt sich hinter ihnen die massive Sicherheitstür und lässt Sunny und Jason fassungslos und betrübt hinter sich zurück.