[Triggerwanung: Drogenmissbrauch ; Abtreibung. Beide Themen werden nicht in irgendeinerweise ausgeschlachtet, Personen welche sensitiv auf Ansprache dieser Themen reagieren sollten bitte vorsichtig sein]
[Diese Fiction war leider sehr anders gedacht, sollte viel früher und in anderer Form kommen, als ich FiFi ursprünglich geplant habe, ich hoffe ihr könnt sie jetzt totzdem genießen und etwas mehr über sie erfahren ]
“Bist du sicher dass du das heute machen willst? Das mit Anderson heute Nacht hat dich ganz schön mitgenommen.”
“Oh Gott ich bin so furchtbar aufgeregt. Aber ja, es muss jetzt sein.”
Snow sitzt auf dem Beifahrersitz. Sie und Doyle stehen am Ende einer Straße mitten im Wald mit Blick auf ein gewaltiges und pompöses Kolonialstilanwesen mit ausladenden Parkanlagen, Gästehäusern und wie es scheint auch einem kleinen See der zur zierde angelegt wurde.
“Wow. Der Schuppen steht doch sicherlich schon 250 Jahre oder?. Oh Gott Alyza das ist ja riesig!”
Snow verdreht die Augen. Doyles Stimme wird sanft.
“Wenn du willst kann ich wirklich mit rein kommen.” Er legt die Hand auf ihr Knie und streicht sanft darüber um sie zu beruhigen.
“Nein John, das ist lieb von dir, aber ich muss da allein durch.” In Snows Stimme wiegt der Unmut von 14 Jahren kontaktloser Abwesenheit mit.
Er legt den Arm um sie. “Sieh nur Simba” sagt er mit ausladender Handgeste, “Alles was die Sonne berührt wird eines Tages dir gehören… Ist das da ein 6 Stöckiger Springbrunnen der klassische Musik spielt?!” Doyle zieht eine Braue hoch und lacht.
Snow lässt sich von seinem lachen kurz anstecken und öffnet dann die Tür des Wagens.
“Wenn was ist, ich bin die ganze Zeit hier. Das Auto macht mir gleich ne Bahama Mama und ich lehn mich zurück. Ich muss nur kurz telefonieren mit der…”
“Personalabteilung?” Schneidet Snow ihm das Wort ab. “Du redest im Moment oft mit denen…Ist alles okay?” Er zieht sie an sich und küsst sie auf die Stirn. Was sie dabei übersieht ist sein verunsicherter Blick.
“Ja, es ist alles gut. Viel Glück dir.” sagt er, und sieht ihr nach während sie das Auto verlässt und zum riesigen Stahltor vorläuft.
Zu Snows Verwunderung öffnet ihr Handabdruck immer noch das Tor und sie kann durch den langen Parkbereich vor zur pompösen 3 Meter hohen doppelflügligen Eingangstür gehen.
Dort benutzt sie den antiken Türklopfer aus Metall, der innen ein kleines Glockenspiel auslöst.
Schnell zupft sie nochmal das elegante anthrazit farbene Kostüm zurecht dass sie extra für diesen Anlass besorgt hat.
Die große Tür öffnet sich und eine ältere, dickliche Dame in Kittelschürze öffnet die Tür.
“Wen darf ich anmelden?” sagt sie mit freundlicher und professioneller Stimme.
“Alyza Marie Penbrooke” sagt Snow. Die alte Frau strahlt sie an und ruft “LayLay?!”
Alyza begrüßt ihr früheres Kindermädchen mit einer langen und herzlichen Umarmung.
“MayMay! Ich bin so froh dich hier als erste zu sehen.” sagt Snow.
“Du bist also wieder da!” erwidert die Dame.
“Nein… Ich wollte nur…” Alyza sucht mit raschen Blicken die Haupthalle des Anwesens ab.
“Sie ist nicht da, keine Sorge. Auf Urlaub in Florida. Nur der Lord ist daheim.”
Tausend Felsbrocken fallen von Alyzas Herzen. Sie hatte gehofft zuerst mit ihrem Vater reden zu können bevor sie sich mit dem Hausdrachen auseinandersetzen muss.
Zur linken der Eingangshalle schwingt eine weitere gewaltige Doppeltür auf und ein attraktiver Mann Ende 60 in gut geschnittenem edlem Freizeitdress kommt in die Haupthalle.
Er bleibt wie angewurzelt stehen.
“Alzya?! Was… Wieso… Komm rein. Wir gehen in mein Büro.” sagt er, holt sie ab und führt sie durch die gewaltige Haupthalle in einen Flügel des Hauses und macht halt in einem Raum voller dunkler Holzapplikationen, Regalen und einem gewaltigen Schreibtisch aus Holz, auf dem nur eine filigran gefertigte Karaffe mit Whiskey und ein paar Gläser stehen.
“Als ich dich das letzte mal gesehen habe musst du… 14 gewesen sein. Trinkst du mittlerweile? Bitte nimm doch Platz.”
Snow setzt sich in einen der riesigen Clubsessel aus braunem Leder und nimmt dankend ein Glas Whiskey an.
“Was führt dich zu uns? Du siehst gut aus. Wie deine Großmutter Ivy.” Er hält ihr das Bild vor, das seit… schon immer auf seinem Schreibtisch steht. “Brauchst du Geld Alyza?” Sie versucht die Fassung zu wahren.
“Nein Vater. Ich brauche kein Geld. Es geht mir gut. Ich habe keine Zuckerstreuer aus Elfenbein mehr, aber es geht mir gut.”
“Das ist schön zu hören. Nach dem Vorfall… “ er stockt “hatte ich immer gehofft es ginge dir gut. Natürlich habe ich versucht dich weiter zu beobachten, aber das war denkbar schwierig bis Archibald mir erzählte dass du mit diesem jungen Mann von Aztechnology bei einer Cocktailparty warst” er lächelt, doch in Snows Miene herrschte verbitterte Finsternis.
Es schien als müsste jetzt endlich raus was sie fast 15 Jahre für sich behalten hatte.
“Der ‘Vorfall’. So nennt ihr das also wenn deine Frau die Minderjährige Tochter vor die Tür setzt? Ohne Chance auf Kontakt zu Freunden und Familie? Niemand mehr der etwas mit ihr zu tun haben will?!”
Der alte Mann seufzt und nippt an seinem Whisky.
“Du hättest mit deinem Ausrutscher die Familie öffentlich bloßgestellt… deine Mutter hat nur versucht uns zu schützen.”
“Meinem Ausrutscher?!” Sie springt auf. Der Mann bleibt ruhig sitzen und betrachtet sie.
“Ich war schwanger, ja! Mit 14. Ja. Ungewollt, ja. Dass das nicht gut für die Familie ist, ok. ABER! Ich hatte mich nicht durch die Partys getrieben als wäre ich ein billiges Flittchen! Wir waren verliebt und ihr hattet einfach was dagegen! Und ich habe mich euch anvertraut und du hast NICHTS dagegen gemacht das seine Familie mich nicht akzeptiert hat! Nur weil sein Vater irgendein hohes Tier bei Ares ist UND IHR ZUSAMMEN GOLF SPIELT!” Das Glas vor ihr wird von einer dicken Eisschicht überzogen. Trotz ihres Schreiens und der in ihm mitschwingenden Verzweiflung bleibt der Mann weiterhin ruhig sitzen.
“Als Mam mich nach meiner… Behandlung… rausgeschmissen hat bin ich in der Gosse gelandet! Ich hab 2 Jahre am absoluten Ende dieser Stadt verbracht. Allein. Meine besten Bekannten waren die Junkies die nach und nach alle an einer verdammten Überdosis verreckt sind! Weißt du eigentlich was ich da alles genommen habe?! Einfach nur in der Hoffnung irgendwann bringen sie mich ins Krankenhaus und Mama und Papa sind wieder bei mir und kümmern sich um mich?! Ich lag im sterben als ein Mann der für mich mehr Vater geworden ist als du es je sein wirst mich gerettet hat! Mir ein Dach über dem Kopf, eine neue Familie und einen Lebenssinn geschenkt hat! Und in all der Zeit war ich euch nicht mal eine blöde Geburtstagskarte wert. Ich weiß dass ihr mich nicht gesucht habt. Ich bin in einem Metier in dem ich es mitbekommen hätte.”
Zu ihrer absoluten Verwunderung fängt der kühl wirkende Mann vor ihr an zu schluchzen. Nicht laut und er würde nie weinen, aber man merkt ihm an, dass das was seine Tochter ihm offenbart hatte ihn doch trifft. “Es… es tut mir leid Alyza. Es waren andere Zeiten. Wenn ich es nochmal anders entscheiden könnte würde ich es tun. Ich will die Schuld auch nicht deiner Mutter zuschieben, auch wenn ihr diese Entscheidung zum Wohl der Familie leichter fiel als mir. Wenn das mit dir… Naja rausgekommen ist es ja, aber wenn wir uns nicht von dir distanziert hätten, wir hätten unseren gesamten sozialen Status in dieser Stadt verloren. Niemand hätte mehr mit uns Geschäfte…Die andere Familie hätte nicht Ruhe gegeben bis wir im Ruin versunken wären.”
“Ach komm spar dir das. Ich bin losgeworden was ich loswerden wollte. Eure rechtfertigungen brauche ich nicht. Ich bin nicht deshalb hier. Ich brauche alles was du über die Familie Benoit weißt. Jedes kleine Detail was irgendwie beweist dass sie Dreck auf der Weste haben. Und erzähl mir jetzt nicht du hättest nichts, ich weiß dass die großen Familien alle gegenseitig sammeln um den anderen in die Pfanne hauen zu können wenn ihr es braucht.”
Er blickt sich im Raum um und öffnet dann ein Holo Display auf seinem Schreibtisch.
“Ich sehe was ich tun kann. Aber sag doch bitte deiner Begleitung draußen er solle aufhören unsere Mikrofone und Kameras anzapfen zu wollen. Ich vermute er meint es nur gut, aber es ist nicht nötig.”
Per DNI teilt Snow Doyle mit dass alles gut sei und er gerne schon mal fahren könne, sie kann nachher von hier einen Wagen bekommen.
Der Rest des Gesprächs zwischen ihr und ihrem Vater dauert lang und verläuft recht harmonisch. Als Snow in den Wagen steigt bittet er sie noch darum, wenigstens etwas den Kontakt zu halten, er habe sich sehr gefreut sie zu sehen.
Als Snow den Flur zu Doyles Apartment runter läuft dringt ihr ein Duft nach diversen lateinamerikanischen Gewürzen in die Nase. Sie schließt die Tür auf und dahinter sitzt Doyle am kleinen modernen weißen Esstisch, auf dem mehrere Kerzen flackern. Er sieht besorgt aus. Hinter ihm glitzern die Lichter der Dächer von New Orleans. Vor ihm liegt ein dicker Stapel Akten auf denen etwas auf spanisch und ‘streng vertraulich’ steht.
Doyle erhebt sich, läuft auf sie zu und umarmt sie fest. Dann küssen sie sich und er wendet sich ab.
“Alyza. Es tut mir wahnsinnig leid, aber wir haben etwas wichtiges zu besprechen.”