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NOLA NEWS SONDERBERICHT
Heiligt der Zweck die Mittel?
Vielversprechendes Forschungsbestreben bedroht städtische Sicherheit
der Autor dieses Artikels verbleibt auf eigenen Wunsch anonym
Durch anonyme Quellen wurden unserer Redaktion brisante Informationen über düstere Forschungsarbeiten zugetragen, die sich in einem Geheimlabor im Umland von New Orleans ereignen, und drohen, sich auf den gesamten Sprawl auszuwirken.
Ausgehend von den uns zugespielten Dokumenten ist eine vermeintliche meeresbiologische Einrichtung des AAA-Kons unter drachischem Vorstand Saeder-Krupp nur ein Deck-Unternehmen. Tatsächlich dient das Labor der genetischen Forschung am schmalen Grat zwischen Medizin, Thaumaturgie und Seuchenkunde. Die als „Projekt Surge“ gelistete Forschungsarbeit verfolgt oberflächlich hehre Ziele: das Übertragen der genetischen Komponenten die ein nachträgliches Erwachen bei MMVV-Infizierten ermöglichen, um ursprünglich mundanen Metamenschen ohne die mutierenden Eigenschaften des Virus Zugang zu Magie zu ermöglichen. Davon verspricht sich Saeder-Krupp nicht nur ein enormes Marktpotential, sondern auch Möglichkeiten in der Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten, die nur durch körpereigene Zellregeneration, wie sie einigen Adepten (oder auch vielen MMVV-Infizierten) zur Verfügung stehen.
Doch abseits dieser zu befürwortenden Ambitionen drängt sich die Frage auf, weshalb ein solches Projekt derart unter Verschluss gehalten wird. Ein tieferer Blick in die Akten von Projekt Surge sowie ein Kreuzverweis zu medizinischen Unterlagen aus einer Einrichtung im Rhein-Ruhr-Megaplex in den ADL offenbaren die düsteren Hintergründe. Nachdem frühe Experimente mit der Genmanipulation im Rahmen von Projekt Surge 2071 spektakulär gescheitert sind, mussten einige so neu infizierte MMVV-Erkrankte in den SOX ausgesetzt werden. Aus einem Situationsbericht des leitenden Forschers Hans Muhlheimer geht die Empfehlung hervor, die Forschungen an einen Ort mit höherer Dichte an MMVV-Erkrankten mit geringem sozialem Ansehen, schnellerem Zugang zu „entbehrlichen Probanden“ und einer unantastbaren Stellung außerhalb jeglicher staatlicher Gerichtsbarkeit zu verlegen. SK kam dieser Bitte im Sommer 2072 nach.
Seitdem verschleißt Projekt Surge monatlich zahlreiche mit dem Menschlich-Metamenschliche Vampirischen Virus erkrankte „Wirte“, aber auch „akquirierte“ Probanden. Die wenigsten tauchen im folgenden Monat noch im bestehenden Verzeichnis der Experimentalteilnehmer auf. Eine Verbindung zu den zahlreichen Vermisstenfällen der letzten Monate kann basierend auf der augenscheinlich schlecht dokumentierten Kundenakquise nicht ausgeschlossen, allerdings auch nicht bestätigt werden. Einige der DNA-Sequenzen die den Forschungsakten beilagen wurden zum Abgleich bereits den Ermittlern der New Orleans Police Services übergeben.
Interessant ist, dass eine Vielzahl privater Investoren in das Projekt eingezahlt haben. Neben einigen hohen lokalen Funktionären von Saeder-Krupp scheint es auch Anteilseigner außerhalb des Konzerns zu geben, die wahrscheinlich für die lokale Verflechtungen von Projekt Surge mit verantwortlich sind. So gibt es einige nahmhafte Angestellte von Mitsuhama Computer Technologies (MCT), ein leitendes Mitglied des Ancestral Policlub, einen angesehenen Lokalpolitiker und viele weitere wohlhabende Vertreter aus unserem Sprawl unter den Investoren.
SKs umfangreichen Akten über alle Teilhaber ist zu entnehmen, dass es verschiedenste Hintergründe für die Investitionen in das Projekt gibt, die unsere Redaktion teilweise durch Ankauf zusätzlicher Informationen bestätigen konnte. So investierte eine Privatperson eines rivalisierenden Konzerns in der Hoffnung, ein im Sterben liegendes Kind zu retten, was in den Akten als „geeignetes Druckmittel für weitere finanzielle Unterstützung“ vermerkt ist. Ein weiterer Investor erhofft sich ein enormes Vermarktungspotenzial in der Trideo-Industrie. Ein nicht bestätigter Akteneintrag berichtet auch von einem Mitglied einer einflussreichen Familie aus dem Metroplex, das sich selbst als freiwilligen Probanden für ein besonders einschneidendes aber vielversprechendes Experiment zur Verfügung stellte.
Für wie fragwürdig man diese Forschungen hält ist eine Moralentscheidung, die der Leser selbst fällen darf. Zwar dienen die Untersuchungen einem unstreitig positiven Ziel, doch bleibt zu hinterfragen, ob der Zweck auch ein parasitäres Ausbeuten der örtlichen Bevölkerung - ob Infiziert oder nicht - rechtfertigt.