Neue Wege, Alte Ziele? - Spectre

Seattle August 2076

Die Tür von Spectres Wohnung knallt ins Schloss. Das Interview mit Brackhaven ist vor 15 min zu Ende gegangen. Das Adrenalin spürt er trotzdem noch immer in seinem Körper. Einen Mann wie Brackhaven vor sich zu haben macht auch ihn nervös, trotz seiner Erfahrung.

Vor allem unter der Prämisse dass es kein normales Interview war sondern ein Ablenkungsmanöver. Für den Run auf seine Akten. Seine Aktentasche fliegt in die Ecke und die Schlüssel fallen klappernd auf das Sideboard. Nun steht er in der Küche und greift nach einem Whiskeyglas, dreht sich und sucht auf einem AR-Display nach seinen Optionen im Lagerschrank. Er entscheidet sich für ein Seattler Original und gießt sich einen großen Schluck Balvenie Whiskey ein.

Er nimmt auf dem großen Sessel platz, stellt sein Drink auf den Beistelltisch und schnappt sich das AR-Display und öffnet die aktuellen Nachrichten.

Die nächste Woche verläuft im Flug, Spectre erledigt einige aufgeschobene Termine. Seattle hat ihm nach der erwarteten Kündigung nichts mehr zu bieten. Klar könnte er hier Runs machen oder eine neue Gruppe suchen. Aber irgendwie hat er die anderen in Havanna lieb gewonnen und möchte sich gerne noch mehr mit ihnen in die Welt der Schatten werfen. Es ist sein Ausweg aus der Aussichtslosen Journalisten Karriere in der er gelandet ist. Er sitzt in seinem gelben Sportwagen den er in mühevoller Kleinarbeit restauriert und fit gemacht hat. Es gibt noch 10 000 Kleinigkeiten die er verändern möchte, wie zum Beispiel eine verbessertes Kommunikationssystem. Klar kann das Auto mit ihm interagieren aber nur per Spracheingabe und nicht per DNI. Das wird eine der aufwendigsten Spielereien. Er biegt in eine Seitenstraße in Tacoma. Neben ranzigen Gebäuden sind hier auch einige alte Werkstätten angesiedelt. Ein rostiges Tor auf der linken Seite fährt nach oben und Spectre biegt ein. Adam steht wie ein Söldner vor der Tür zum Büro, als er Spectres Wagen mustert erhellt sich die Miene des Orks. Ein netter Kerl der einem gut den Kopf zurecht rücken kann.

„Hey Adam“, ruft Spectre zu ihm herüber, „Haben uns seit meiner Rückkehr ja noch garnicht gesehen. Wie geht’s dir, deiner Frau und den Kids?“

„Gut Mann, alles läuft seit du uns den Platz für die Große an der Schule für hochbegabte Meta Kinder besorgt hast. Sie kommt viel besser klar, da hattest du wohl recht das sie unterfordert war.“ antwortet der Ork.

„Hab ich euch doch gesagt, aus ihr wird mal etwas ganz tolles das weiß ich einfach. Sag mal Adam kann ich dir für die nächsten Wochen den Wagen wieder da lassen, ich werde Freunde in Boston besuchen und will ungern mit dem Wagen den langen Weg antreten.“ fragt Spectre vorsichtig nach. Er weiß ganz genau das Adam nicht begeistert sein wird wieder auf unbestimmte Zeit ein 3. Auto verstauen zu müssen.

“Ich werde das schon hinbekommen. Steht der Deal noch, dass ich bzw. meine Frau es nutzen kann. Ich passe da ja sowieso nicht rein.“ fragt Adam seinen Freund.

„Natürlich Schlüssel und Papiere lasse ich euch wieder da, ich wäre ja ein Unmensch wenn ich das nicht machen würde. Danke dir!“ Spectre steigt aus dem Wagen aus öffnet den Kofferraum und zieht einen Rucksack hervor. „Hier für den kleinen er kommt doch dieses Jahr in die Schule, den kann er sicher gebrauchen“, Spectre drückt Adam den Rucksack sowie Schlüssel und Papiere in die Hand.

„Danke Mann, der Junge wird sich freuen. Kommst du morgen zum Essen vorbei? Die Kinder würden sich freuen.Selbst Ava hat sich angekündigt.“

„Dein ernst? Ava traut sich aus Boston raus, ich wollte sie eigentlich erst dort treffen. Aber natürlich komme ich.“, erwidert Spectre überrascht.

„Ja die alte Crew ist wieder zusammen. Also morgen 19 Uhr bei uns im Haus?“ fragt der Ork.

„Wir sehen uns!“

Spectre steht vor der Tür eines sehr schicken Hotels in Bellevue. Alles besteht aus Glas und er kommt sich erstaunlich underdressed vor. Er trägt eine Jeans in die er ein weißes Shirt gesteckt hat. Sein Komlink in der einen und eine Packung Sweet and Sour Cherries in der anderen. Eine Frau in schwarzen Jeans und weißer Bluse tritt aus der Schiebetür. Über dem Arm hängt eine Lederjacke sowie eine Handtasche.

„Ms. Jenkins, Sie habe ich hier aber nicht erwartet!“

„Erzähl nicht. Ich weiß, dass Adam dir das erzählt hat und ich weiß auch dass du mindestens 5 Hotels abgeklappert hast bevor du das…” sie zeigt hinter sich, “gefunden hast“. Ava geht auf Spectre zu und umarmt ihn.

„Ich hab dich vermisst Miles“, flüstert sie in sein Ohr bevor sie sich wieder von ihm löst.

„Was ist das?” Sie zeigt auf seine Hand., „Komm lass uns tauschen ich nehme dir die Tasche und deine Jacke ab und du nimmst die hier“.

„Ich fasse es nicht das du die schon wieder gekauft hast, du weißt ganz genau, das ich die sofort aufmachen muss.“ antwortet Ava glücklich, „Maya wird nicht erfreut sein wenn ich ohne Hunger da auftauche. Ich sag dann, dass du Schuld bist, ja?“

„Mach das, sie wird dir nicht glauben. Aber das weißt du ja. Man, ist es schön dich wieder zu haben.“, macht Spectre klar.

„Hättest du schon die ganze Zeit haben können. Boston ist nicht so weit weg. Wie war es in Havanna?“ fragt sie.

„Eine lange Geschichte. Die muss ich dir irgendwann mal ausführlich erzählen, aber lass uns festhalten ich bin erstmal wieder hier“, erzählt Spectre.

„Erstmal…“ Ava zieht das Wort gnadenlos in die Länge.

Spectre hält ihr die Tür eines schwarzen Sony-Mercedes auf und bittet sie einzusteigen. Danach läuft er ums Auto herum und setzt sich auf den Fahrersitz.

„Alter Mann so einfach kommst du mir nicht davon, was meinst du mit erstmal. Du planst doch schon wieder was unanständiges“,sagt Ava.

„Unanständig kann man nicht sagen. Freunde aus Havanna sind nach Boston umgezogen weil er dort einen Job antritt. Ich wollte mal sehen was an der Ostküste abgeht. Und da mich die Times gerade vor die Tür gesetzt hat habe ich jetzt alle Möglichkeiten.“ erzählt Spectre. Das Auto setzt sich in Bewegung. Spectre schaut still auf die Straße.

Ava streicht ihm über den Arm, „Ich hab dir schon vor 5 Jahren von der Times abgeraten, sie ist einfach nichts für dich. Sie bietet dir nicht die Abwechslung die du suchst. Aber sag mal wenn du schon in Boston bist könntest du mir dann bei etwas helfen?“ fragt sie.

„Ava ich, ich weiß nicht ob ich das kann.” Er greift nach ihrer Hand. “Lässt du mir etwas Zeit und nach dem Dinner reden wir. Ja?“, wollte er wissen.

„Ich hab dir zwar noch nicht erzählt um was es geht aber ok. Wir sind ja auch da!“, antwortet die Journalistin.

Ava und Spectre betreten das Haus von Adam und seiner Familie. Die Jugendfreunde haben sich mehrere Jahre nicht zu 4 getroffen.

Sie erzählen sich stundenlang aus ihren Leben. Spectre gibt ein paar der harmlosen Geschichten aus Havanna zum besten. Ava erzählt von einem Projekt, einer Art Ahnen Forschung. Natürlich kommen die beiden nicht darum Geschichten vom College zu hören.

Das Traumpaar der Journalistenschule. Spectre versinkt nach und nach in Gedanken. Kann er das wieder in ihrer Nähe sein länger als einen Abend, schon heute ist es schwer sie nicht ständig zu berühren. Wie hat er ihren Duft vermisst. Will er das wieder, sich Gedanken machen bei jeder Halsbrecherischen Aktion und was er macht will er ihr eigentlich gar nicht erzählen.

Die Sonne flimmert schon über dem Horizont als Ava und Spectre das Haus verlassen. Seine Hand liegt auf ihrem unteren Rücken und er geleitet sie in Richtung Auto. Wortlos steigen sie ein. Spectre fährt los, die Stille ist kaum auszuhalten. Seine Stimme klingt erschreckend vorsichtig als es fragt: > „Wozu brauchst du meine Hilfe, was hast du dir schon wieder in den Kopf gesetzt?“

„Ich bin da an etwas dran, ich muss das gesamte Archiv des Boston Globe durchgehen. Also das Archiv von vor der Matrix, die Akten und Berichte auf Papier. Es geht um die Familie meines Vaters. Ich habe einen Verdacht dem ich nachgehen will.“, erläutert Ava.

„Und das lassen die dich einfach so machen?“, fragt Spectre.

„Naja die Sache hat da nen kleinen Haken.“flüstert sie.

„Nein Ava wenn das schon so anfängt, nein. Ich werde mich ganz bestimmt nicht wieder ausziehen wie bei dem Magic Mike Abend, in der ersten Woche beim Seattle Daily Sender.“, antwortet Spectre mit einem Lachen in der Stimme.

„Nein du Blödmann, obwohl sich das heute wahrscheinlich noch besser ansehen lässt als vor 10 Jahren. Du hast echt ordentlich trainiert. Ich brauche einen fähigen Kollegen der mir neben der Suche auch bei meiner täglichen Arbeit hilft beides zusammen funktioniert einfach nicht dafür hat der Tag einfach 15 Stunden zu wenig.“

Der Wagen biegt in die Straße am Hotel ein.

„Komm mit rauf ich erkläre dir alles, ich brauch nen Kaffee und so wie du aussiehst du auch. Wenn du sowieso in Boston bist kannst du doch die Gelegenheit nutzen Arbeitest und hast deine Freunde um dich.“ bittet ihn die Journalistin.

„Wenn das klappen soll… ach man, Ava eigentlich wollte ich das alles nicht mehr.“, Spectre schlägt mit der flachen Hand auf das Lenkrad, „Ich wollte raus aus der Branche was anderes machen. Nicht wieder in diese Tretmühle, in das Hamsterrad der Branche.“

„Ich verstehe dich, Miles. Aber schau mal wenn du mir hilfst und merkst, dass dir dein Lebenstraum Journalismus nichts mehr gibt, kannst du jederzeit aufhören. Ich werde egal wie deine Entscheidung ausfällt sie akzeptieren aber denk wenigstens darüber nach. Es war schließlich immer dein größter Traum“ beendet Ava das Gespräch und steigt aus dem Wagen aus.

Spectre sitzt einen Moment wie versteinert hinter dem Lenkrad. Was ist wenn sie recht hat und ich einfach nur in der falschen Agentur festgesessen habe. Spectre verlässt das Auto und hat Ava mit 3 großen Schritten eingeholt.

„Ich komme mit“, flüstert er ihr von hinten ins Ohr.

Sie greift in ihre Handtasche und zieht ihr Komlink heraus. Sie tippt darauf herum und wenige Sekunden später, erhält er die Nachricht über ein neues Flugticket.

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Freut mich, mehr über spectres Gedanken über den Journalismus zu sehen :slight_smile: und gut dass ich Ava nicht umgebracht habe :stuck_out_tongue:
Bin gespannt ob er am Ende der season doch wieder ein Leben ohne Waffengewalt sucht!

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Klingt aktuell so oder? Bin gespannt!

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Ich halte mir die Möglichkeit offen Spectre in Boston zu lassen

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Yay Man bleibt doch gerne in einer abgeriegelten Zombieapokalypse :smiley:

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Gut vielleicht nicht in Boston sondern irgendwo mit Ava mal gucken. Vielleicht wieder Seattle

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