Memories - Nayad

Dienstag, 09.11.2076 10:03
Sunnys Townhouse

“Miss Atwood?” Es klopft leise an Medeas Zimmertür. Andromedas Kopf dreht sich schrecklich. Vorsichtig entwirrt sie sich aus Pflanziska, den Snacks und Daisy, die blitzschnell die Decke stiehlt. Vielleicht hätten sie nicht auf dem Boden vor dem Fernseher einschlafen sollen. Leise öffnet sie die Tür um Daisy nicht zu wecken. “Reginald…? Was ist los?” Verschlafen reibt sie sich ihre Augen.

“Miss Atwood, Sie haben Besuch. Draußen am Tor. Miss Candy wirkt … Etwas unzufrieden.”

Einen Moment lang starrt die junge Frau den Butler nur an, dann greift sie schnell nach einer Weste, die sie gestern irgendwo hingeschmissen hatte und läuft Barfuß den Gang runter. Im Rennen zieht sie die Weste über ihr Schlafshirt und ihre Shorts. Erst als sie auf Candy zu geht wird die Gorgone langsamer. Jetzt schon zitternd, nimmt sie die Hände der sehr offensichtlich wütenden Frau.

“Bist du inzwischen komplett übergeschnappt Andromeda!?” presst sie hervor, und schlägt Medeas Hände weg. “WIE KOMMST DU EIGENTLICH DARAUF MIR SOWAS MITTEN IN DER NACHT ZU SCHICKEN!?”

Verwirrt legt Medea den Kopf auf die Seite und merkt sofort an ihrem Kater, dass das eine dumme Idee war. “Ich … Ich weiß nicht wovon du redest. Bitte schrei nicht so… Mein Kopf… und die Nachbarn, oder so…”

“Oh ich erinner dich sehr sehr gerne, Andromeda.” Candy nimmt ihr Komlink heraus und auf einmal ertönt Medeas eigene Stimme von gestern Nacht. Ein “So klinge ich wenn ich vollkommen hinüber bin?” schießt ihr durch den Kopf.

“HEEEEEEEEY Candyyy! Caaaandy! Hihihihi. Ich wollte dir nur sagen… Ich bin happy, dass du nicht tot bist! Das ist alleeeees!”

Mit ihren großen blauen Augen starrt die Gorgone ihre Freundin überrascht an. Sie kann spüren wie sie rot anläuft. “Ehnm… Das… Das…”

“Ich bin froh, dass du nicht tot bist!? In was für einer verfickten scheiße bist du jetzt schon wieder gelandet!? Ist es zu viel verlangt, dass du dich einmal zusammen reißt!?” Die sonst so beruhigende Aura der Magierin ist wild aufgewühlt.

Verlegen und furchtbar zitternd sieht Medea zu Boden. “Ich kann das erklären… Nur bitte hör auf zu schreien… Komm… wir setzen uns wenigstens auf die Treppe. Ich frag ob uns Tee und eine Decke gebracht wird.”

Einen Moment schaut Candy noch genervt, dann nimmt Medeas Hand und murmelt ein genervtes “Okay.” Schnell tippt Medea eine Nachricht an Reginald, und bekommt die Antwort, dass Tee und eine Decke drinnen auf einem Sideboard warten wenn man zur Tür herein kommt. Den Tee drückt sie Candy in die Hand und legt die Decke um sie beide während sie sich auf die kalt Treppe vor dem Haus setzen.

“Tut mir leid, dass ich einfach hier auftauche… Unser Deal war, dass du zu mir kommst wenn was ist… aber du hast mich erschrocken.” sagt Candy plötzlich und Medea muss leicht lächeln.

“Schon gut… Ich hab gestern ziemlich übertrieben…" Dann nimmt sie tief Luft. Sie muss lernen zu reden. Sie muss. "Vor ein paar Wochen… ehm… Vor ein paar Wochen hab ich rausgefunden, dass meine Ex gestorben ist… Wir hatten keine richtige Beziehung… mehr so einen Deal wie wir ihn haben… Aber es war trotzdem irgendwie plötzlich.” Medea seufzt leise und wärmt ihre Hände an ihrer Teetasse. “Es ist ein bisschen kompliziert… Ich kann nicht wirklich mit den anderen darüber reden.”

“Warum nicht…?” zögerlich nimmt Candy eine von Medeas Händen in ihre um sie Warm zu halten.

“Luisa…” Medea seufzt und beißt sich auf die Lippe. “Luisa hat beschissene Dinge getan… Sie hat die Gruppe in Havanna mehrmals angegriffen. Sie war bei den Zobop und hat einige der Leute der Batistas auf dem Gewissen. Sie hat kurz vor dem Ende der Welt nochmal die Kurve gekratzt und uns geholfen, aber… das ist nicht wirklich gut genug wenn du vorher viel kaputt gemacht hast.” Candy mustert die Gorgone und sieht sie besonders enttäuscht an als das Wort Zobop fällt. Medea versucht es zu ignorieren.

“Wir… Wir haben uns nicht so oft getroffen, wie du und ich. Eher ein, man sieht sich ab und an mal und wenn sie da ist macht es Spaß. Ich kannte Luisa nie ‘vorher’… Bevor sie durchgedreht ist. Ich kannte sie immer nur als ‚Bitch‘,” ein kleines Grinsen fällt Medea auf die Lippen. “So wie du sagt, dass meine ‘Love Language’ ist Leute zu ärgern… Unsere Love Language war… Ärgern und bitchiness.”

“Ich fass es nicht…” Leicht schüttelt Candy den Kopf und sieht Nayad ungläubig an. “Du mochtest das an ihr, mh? Das sie ein Arschloch war.”

Nayad nickt leicht, “Ja. Es war einfach. Luisa war … nicht perfekt. … Also musste ich das auch nicht sein… Es hat sich so viel verändert seitdem. Mein Dad… Er will mir nichts vorschreiben, aber in seinem schönen Haus umringt von Personal? Irgendwie muss man doch perfekt sein… oder es zumindest versuchen. Und ich bin jetzt auch schon länger nicht mehr komplett alleine, so wie ich es als ‚Nayad‘ immer war… Ich weiß einfach momentan nicht was ich mit mir anfangen soll… Aber ohne Luisa hätte ich die Anderen gar nicht kennen gelernt…” sie schluckt leicht. Dann lächelt sie traurig. “Als wir uns auf Havanna verabschiedet haben war es ein… ‘Hey du kommst mich doch sicher besuchen?’-Ding… wo man weiß, dass es nicht passiert, aber es ist schön es zu sagen. Ich dachte nicht, dass das wirklich das letzte Mal ist, dass wir uns sehen.”

Vorsichtig rutscht Candy näher, zieht die Gorgone an sich und legt ihren Kopf auf Medeas Kopf. Zögernd legt Medea ihre Stirn an Candys Hals, aber Candy scheint es nicht zu stören, dass auf ihrem Kopf keine weiche Haar Krone ist sondern schuppige Schlangen.

“Ich hab nicht viele Leute in meinem Leben… und erst recht nicht viele für die … für die ich okay bin. Für Luisa waren die Schlangen nichts störendes… Sie hat sie gefeiert… So viele Leute haben Angst vor mir wenn sie es sehen, oder es ist okay solange ich die physische Maske aufbehalte… Ich hätte ihr einfach gerne ein Mal Danke gesagt… Wir haben nicht viel über sowas geredet… Aber ich hätte gerne Danke gesagt, dass ich durch sie eine Familie gefunden habe… zwei sogar… Dass sie mir das Gefühl gegeben hat, das es okay ist ich zu sein… Das ist alles…” Sie pausiert. “Candy?”

“Mh?”

“Danke, dass du es mit mir aushältst… Dass du mit mir meinen … meinen Erzeuger suchst… und ich … Einfach Danke, dass du so eine gute Freundin bist…”

“Schon gut, Kleines… Und deine Antwort auf all das war dich volllaufen zu lassen?”

“Jap,” Medea stöhnt leise und ihr Kopf dröhnt. “Nicht meine beste Idee.”

“Naja… Du hast dann doch drüber geredet also… Das wird schon.” Candy seufzt leise dann drückt sie Medea etwas fester. “Du hast schon eine Zielscheibe auf deinem Rücken. Versuch einfach nicht noch mehr zu bekommen. Geh mal ausnüchtern. Ich hab noch Dinge zu erledigen, jetzt wo ich weiß, dass ich niemanden mit einem Baseballschläger verdreschen muss,” Candy zwinkert ihr zu und küsst ihre Stirn. Vorsichtig streicht sie mit der Fingerspitzen über das große Pflaster an Medeas Kopf, dann drückt sie ihr noch einen sanften Kuss unter der Stelle.


09.11.2076
London

Professor Atwood sitzt in seinem Salon. Er trinkt langsam an einer Tasse Tee. Hinter ihm betritt Joseph, der Butler, den Raum. Der Mann platziert vorsichtig einen Teller mit Sandwiches vor dem Professor und schüttelt eine Decke auf um sie dann über die Lehne des Sessels zu legen.

“Irgendetwas neues Joseph?” fragt der ältere Mann erschöpft und greift langsam nach seinem Sandwich.

“Nichts neues, Sir. Letzte gepingte Location ist immer noch das Hotel in Seattle und sie schwören darauf, dass Miss Andromeda zwei Tage früher ausgecheckt hat. Keine weiteren Nachrichten aus Boston, außer, dass eine Heilung nicht fern sein kann. Auch keine Antwort vom britischen Konsulat in New York, ob Miss Andromeda überhaupt in Boston eingereist ist.”

Verzweifelt reibt der Professor seine Hände über das Gesicht. “Buchen sie uns einen Flug nach New York, Joseph. Ich bin sicher, dass meine Tochter in Boston ist. Das dumme Mädchen hat sicher wieder irgendwie Ärger am Hals. … In dem Sinne ist sie wie ihre Schwestern… Immer nur Trouble.” Traurig lächelt der Mann als er an seine zwei verstorbenen Töchter denkt.

“Wenigstens ist es sehr wahrscheinlich keine politische Verfolgung… oder eine wissenschaftliche,” erwidert der Butler und lächelt wissend, während der Professor ihm zu nickt.

“Warten sie mal ab, Joseph. Sobald Medea merkt, dass ihr alle Türen offen stehen … Ich glaube dann ist nichts mehr vor ihr sicher. Sie unterschätzen sie.” Joseph grinst seinen langzeit Arbeitgeber an und nickt. Dann verlässt der Butler den Raum um Flugtickets zu buchen.

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Meine Güte du machst so viel mehr aus der Luisa Sache als ich und Jazz und sie waren ja wenigstens richtig ein Couple :joy::joy:

Wenn ich gewusst hätte, dass dir das auf lange Sicht so wichtig ist hätte ich mit Paul nochmal drüber geredet sie nicht zu killen.

Aber für ihn war das ja nur so ein „joa die ex mag man halt irgendwie nicht aber man kriegt sie als npc mit rein“ Ding :smiley:

Und ups, mit Sunnys Mam wollte ich basically das gleiche machen, jetzt muss ich mir was neues einfallen lassen :smiley: aber hab ja noch ne Woche Zeit, erstmal ist Jazz wieder dran

Wie immer sehr nett! Auch wenn es mich hart verwirrt hat warum Candy sich wegen der Nachricht so anstellt. Aber das klärst du dann ja auf :slight_smile:

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Naaah, für mich ist voll gut, dass sie tot ist, dann kann ich da mehr rein bullshitten. :joy:
Und es ist ein einfacher „Weg“ um zu zeigen wie sie sich entwickelt und wohin vielleicht wenn man das so als „Gegenpol“ hat. Ich wollte es eigentlich auffassen weil wir das „hey she dead“ Thema jetzt ein paar Mal hatten. Also ich hab da nicht irgendwie noch X Sachen geplant gehabt, keine Sorge. Da kann man dann gut zeigen, dass sie doch anfängt „zu reden“ und sie vielleicht doch Dinge mehr aussprechen muss. Das hat jetzt am Ende super gepasst damit sie auf einem „hey ich akzeptier mich selbst“ Weg ist :innocent: :joy:

Alle Eltern erstmal in New York stationieren :joy: Tbh mach doch trotzdem ruhig. Der Vater will nah sein und hören, aber der weiß ja, dass sie Runner ist. Von daher wird der zwar weiter nachhören, aber er wird nicht irgendwo Druck ausüben. Wenn Miss Ares persönlich was sagt ist das ja was anderes :thinking:

Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass Nayad auch bei ihr nachgefragt hat ob sie was gehört hat warum sie gesucht werden, aber die wusste Nada. :thinking:

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Ok vllt verstehe ich es auch immer noch nicht :smiley: sie sagt doch es ist schön dass Candy nicht tot ist. Dann ist doch klar dass Nayad nichts passiert ist oder? Sonst hätte sie ja auch die Nachricht nicht schreiben können

Die macht seit Beginn der QZ Druck. Da machen auch noch sehr sehr viel wichtigere Leute Druck. Aber da passiert nichts :smiley: das hat Paul mir schon sehr früh klar gemacht :smiley: und die ist nicht in New York… ich muss mal sehen wie ich das verpacke, war da eh noch nicht sicher und Sunnys nächste fiction ist ja ihre letzte vorm Finale glaube ich. Da hab ich eh noch viele Töpfe :smiley:

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Sie sagt, dass es schön ist, dass Candy nicht tot ist. Es geht nicht darum ob Nayad was passiert, sondern es soll von Nayad aus klingen wie ein „bei dir wäre fast was passiert - aber hey c’est la vie, gute nacht“. Nayad hatte Candy gesagt, dass sie als Connection mit bei den Sheraton Boys auf der Liste stand und auch, dass Nayad und „eine Jazz“ gesucht werden.
Ich überleg mal ob es noch einen Satz am Anfang gibt den man nachträglich einfügen kann, der es eindeutiger macht. Witzig, ich hatte alles so durchgeplant, aber das hier so gar nicht auf dem Schirm :thinking: Das lehrt uns: alles Lissy geben!

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Schöne Fiction :blush: :hugs:
Schön zu wissen über was sie gestritten haben. Wo du das so angeteasert hat im Chat hatte ich mir schon fast gedacht, dass du das in ner Fiction erzählst :grin:

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