Manche Albträume können wahr werden - Shadex

Triggerwarnung: Misshandlung, Folter, Selbstmordgedanken (wird alles nicht explizit behandelt oder beschrieben sondern nur angedeutet, trotzdem markier ich das hier mal.)

Musik: Ist nicht explizit zu dieser Fiction aber falls jemand hören will was sie so hört.
Shadex Playlist

So ganz konnte sich Shadex noch nicht an Havanna gewöhnen, die Wärme machte ihr nicht so viel aus, die war sie von New Orleans bereits gewohnt. Sie konnte es nicht wirklich in Worte fassen, was sie genau störte, aber irgendetwas war da. Eventuell war es ja die Fußfessel, die sie jetzt dank dem misslungenen Versuch Holliday nach Havanna zu schmuggeln tragen durfte. Vielleicht war es auch nur ihre innerliche Unruhe, da die Arbeit hier die erste nach ihrer Tortur sein würde. Die Erinnerungen des letzten dreiviertel Jahres kamen hoch und sie musste kurz innehalten und tief durchatmen. Ob die Leute sie dabei schief ansahen, war ihr relativ egal. Körperlich ging es ihr zwar wieder gut, jedoch plagten sie ab und zu Albträume und auch Panikattacken, diese waren jedoch sehr sehr selten. Ihre Schwester hatte ihr in den letzten Monaten wirklich geholfen. Sie konnte nicht glauben, dass Amelia sich so für sie stark gemacht hatte, obwohl sie sie gar nicht kannte. Doch sie war dankbar dafür, ohne sie hätte sie es vielleicht nicht geschafft. Nach all dem Mist, der in ihrem Leben passiert war, hatte sie nun eine Familie, zu der sie jederzeit zurückkehren konnte und die sie immer mit offenen Armen aufnehmen würde. Der Gedanke daran zauberte ihr ein kleines Lächeln auf die Lippen, war sie doch nicht der Eisklumpen, den viele in ihr sahen. Dies war nur ihre Fassade, die sie sich aus Selbstschutz aufgebaut hatte.

Eigentlich könnte sie jetzt sogar, wie ihre Schwester, das Schattendasein an den Nagel hängen, aber noch war sie nicht bereit dazu. Dabei dachte sie an ihr altes Team, viele waren davon nicht mehr übrig, einige von ihnen fielen den Schatten zum Opfer, andere mussten untertauchen oder kehrten diesem Leben den Rücken. Flip, ihr bester Freund, war ebenfalls verschwunden und irgendwie konnte sie ihn auf keinem Wege erreichen. Es war nicht neu für sie, dass er verschwand, jedoch gab es immer Wege ihn zu kontaktieren, doch diesmal? Nichts! Jack war genauso verschwunden geblieben, hoffentlich ging es den beiden Brüdern gut, sie vermisste ihre Freunde.

Tief in ihren Gedanken versunken wanderte Shadex durch die Gassen und stieß plötzlich mit jemandem zusammen. Sie hob ihren Blick und wollte sich bei der Person entschuldigen, als ihr das Blut in den Adern gefror. Vor ihr stand niemand geringeres als Jeremy “Iceberg” Ellis, der Mann dessen “Besitz” sie früher war. Panik stieg in ihr hoch, sie konnte kaum atmen, alles in ihr schrie nach Flucht, aber sie konnte sich nicht bewegen. Es war, als wäre sie wieder in dem dunklen Keller und Ketten würden sie festhalten. Sogar die Narben auf ihrem Rücken begannen zu schmerzen. Shadex kämpfte gegen die Erinnerungen und schaffte es nach einer gefühlten Unendlichkeit sich wieder zu bewegen und wollte nur noch rennen. Doch sie wurde vom Griff einer Hand, die sich um ihren Arm geschlossen hatte davon abgehalten. “Aurelia”, kam es flüsternd und fast schon sanft von ihrem Gegenüber. Sie sah ihm direkt in die Augen und darin spiegelten sich nicht wie sie vermutet hätte Wut und Zorn sondern Schuld und Reue. ”Wa…wa…was zur…”, war das einzige das sie hervorbrachte. “Nach all den Jahren treffen wir ausgerechnet hier aufeinander, ich hätte nicht vermutet, das wir uns so wiedersehn. Ich habe eher damit gerechnet, dass ich eines Tages eine Klinge an meinem Hals spüren würde und durch deine Hand sterbe. Manchmal hab ich mir das sogar gewünscht.” Shadex begriff nicht ganz was sie da eben gehört hatte.
Ihr gegenüber war für so viel Hass und Angst in ihrem Leben verantwortlich und doch stand er jetzt fast schon kleinlaut vor ihr.
“Ich weiß, ich habe nicht das Recht dazu dich um Verzeihung zu bitten, für das was ich getan habe. Deinen Hass und deine Wut habe ich mehr als nur verdient. Trotzdem muss ich es tun. Nichts in der Welt könnte das, was passiert ist ungeschehen machen. Ich will nur, das du weißt, dass mir jede Sekunde, die ich dich gequält habe, leid tut und das ich mich seither selbst nur noch verachten kann. Das ich es nicht aus freien Stücken getan habe, ist keine Entschuldigung.”
Shadex glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Die Person, die sie früher scheinbar mit Freude gequält hatte, stand nun selbst gequält vor ihr. “Ich verstehe nicht”, stammelte sie. “Wir waren beide Gefangene, auch wenn es nicht so aussah. Ich wurde ebenso wie du dazu gezwungen, natürlich war meine Situation nicht ganz so schlimm wie deine. Ich konnte scheinbar tun und lassen was ich wollte, jedoch wurde jeder meiner Schritte überwacht und wenn ich nicht getan hätte, was sie von mir wollten, dann hätten sie mich beseitigt. Im Nachhinein wäre es für mich die bessere Wahl gewesen, aber an deinem Schicksal hätte sich nichts geändert. Es hätte einfach ein anderer meinen Platz übernommen. Der Tag an dem ich das erste Mal Hand an dich legen sollte, war mein Untergang. Es war nicht das erste Mal, dass ich etwas in diese Richtung tun sollte, aber bei dir war es anders. Seit diesem Tag war mein Leben eine Hölle, nicht vergleichbar mit deiner, aber für mich war es eine Qual. Wär ich nur halb so stark gewesen wie du, dann……”, er schüttelt kurz den Kopf und sieht aus, als ob er aus einer weit entfernten Zeit zurück kommen würde: “Sorry, ich bin zu sehr abgeschweift. Ich wollte nur, dass du weißt, dass es mir leid tut und das ich es jeden Tag bereue.” Mit diesen Worten will er sich abwenden. Diesmal ist es Shadex, die ihn davon abhält zu gehen. Sie weiß eigentlich gar nicht so recht, warum sie ihre Hand nach seiner ausgestreckt hatte, aber sie tat es einfach. Sie sah ihm in die Augen und sah in ihnen etwas, dass sie früher auch in ihren sah. “Die ganze Zeit über habe ich dich gehasst, hatte Albträume, von dem Tag, an dem du mich finden würdest. Ich habe, um das letzte bisschen von mir zu schützen, so gut wie jedem misstraut. Jetzt stehst du vor mir und ich glaube dir.” Er sah sie aus ungläubigen Augen an, er konnte nicht fassen, was sie gerade gesagt hatte. Shadex konnte es ja selbst nicht wirklich fassen. “In der Nähe gibt es ein kleines Cafè. Es gibt dort auch Eckchen, wo man ungestört reden kann, wenn du möchtest….” “Noch bevor sie den Satz beenden konnte, sagte er: “ Gerne.”

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Sehr eindrucksvoller Einblick in Shadex! Bin richtig baff und sehr gespannt wie es damit weitergeht!

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ja mal gucken wie sich das so entwickelt, ich plane ja nicht :joy:

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Beeindruckende Fiction ich bin sehr gespannt, mehr über sie zu erfahren.

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Ohh je jetzt muss ich mich ja wirklich amstrengen da was drauß zu machen

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Mach dir keinen Stress :heart:

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