Mädelstag - Leyla

[Triggerwarnung: körperliche Gewalt]

Montag, 17.05.2076, 4 Tage nach dem Miami Run

Leyla wartet an der Wand gelehnt vor dem örtlichen Spa. Sie ist zwar nicht gerade in der besten Stimmung für Massagen und Entspannung, aber sie hat es ihrer besten Freundin versprochen und so steht sie pünktlich am Treffpunkt.
Mittlerweile sind die oberflächlichen Wunden des letzten Runs verheilt, nur ein paar tiefere Wunden sind noch zu sehen, aber selbst die verblassen schon. Ein bis zwei werden eine kleine Narbe hinterlassen, aber davon hat sie sowieso genug.
Nach fünf Minuten des Wartens kommt ihr ihre Freundin Tessa mit einem Lächeln im Gesicht entgegen.

Leyla hatte Tessa auf dem College kennengelernt, wo sie gute Freunde wurden. Nach dem gemeinsamen Studium, zog Tessa nach Havanna, weil sie dort ein verlockendes Jobangebot bekommen hatte. Die Entfernung schadete ihrer Freundschaft jedoch nicht, denn Tessa kam sie oft besuchen und sonst hatten sie digital den Kontakt gehalten. Als Leyla nach Havanna kam, trafen sich die beiden auf ein Drink und freuten sich, dass sie sich wieder regelmäßiger persönlich sehen konnten.
Nach dem ganzen Geschehnissen in letzter Zeit waren die Verabredungen nicht mehr so häufig wie am Anfang, deswegen hatte Tessa darauf bestanden, sich zu treffen. “Wie oft gewinnt man schon einen Spa Besuch” sagte Tessa während ihres Telefonats.

Nachdem die Zwei sich herzlich begrüßt haben, gehen die zwei Frauen in das Spa. Es wird ihnen das Rundumpaket geliefert. Von einer Hot Stone Massage, einer Gesichtsbehandlung mit den verschiedensten Aromen bis hin zu einer ausgiebigen Maniküre und Pediküre.
Als es langsam spät wird und sie, rundum entspannt, aus dem Spa spazieren, entscheiden Leyla und Tessa sich auf einem spontanen Restaurantbesuch und anschließend für eine Bar.

Später am Abend

Leicht angeheitert verlassen Leyla und Tessa die Bar. Die Arme ineinander gehakt gehen sie die Straßen Havannas entlang. Sie sind gerade in ein Gespräch vertieft, als ein recht schmieriger Typ, mit einer deutlichen Alkoholfahne, ihnen entgegenkommt und leicht lallend von sich gibt: ”Na was machen zwei so hicks hübsche Chicas noch so spät hier draußen?”. Etwas genervt gibt Tessa von sich: ”Das hat dich nichts zu interessieren.” Und probiert sich an ihm vorbei zu drängen. Dieser Typ stellt sich aber sehr penetrant in den Weg: “Ich dachte wir können noch etwas Spaß haben.” hört Leyla ihn noch sagen…

Benommen wacht Leyla auf den Boden auf. Verschwommen versucht sie ihre Umgebung wieder scharf wahrzunehmen. Sie reibt sich den Kopf und als sie den Kopf hebt, sieht sie Tessa vor ihr stehen, schwer atmend, mit einen kleinen Taser in der Hand. Leyla kann leichte Angst in ihren Augen sehen. Das gibt es doch nicht, warum ausgerechnet heute denkt Leyla verzweifelt. Immer noch leicht schwindlig, fragt sie ihre Freundin:”Was ist passiert?”
Diese zeigt nur mit der Hand hinter sich, sodass sie den Kopf dreht.
Und da liegt er, in einer kleinen Blutlache. Sein Gesicht sieht so aus, als hat sie nicht nur ein mal mit voller Wucht darauf geschlagen. Er scheint noch zu atmen, das ist wahrscheinlich die einzig gute Sache in dieser Situation.

“Was zum Teufel war los mit dir?”, fragt Tessa mit Angst in ihrer Stimme, den Taser weiter vor sich haltend, “Du bist völlig ausgerastet. Du wolltest einfach nicht aufhören, hätte ich dich nicht zum Schluss bewusstlos getasert, wäre er jetzt tot.”
Erst jetzt fällt Leyla die blutende Nase von Tessa auf. “Ich hab dich auch geschlagen?” fragt sie geschockt. “Ja, nachdem ich erst probiert habe auf dich ein zu reden hast du mich einfach geschlagen.”
“Das… Das… tut mir so leid.” sagt Leyla mit leiser Stimme. Als sie sich unter minimalen Schmerzen aufrichtet, geht Tessa einen Schritt zurück, den Taser weiter vor sich haltend.
“Es ist vorbei Tessa.”, sagt Leyla resigniert, “Jetzt zumindest”
“Was ist vorbei?” fragt Tessa.
“Mein KFS Schub. Ich bin wieder ich, ich schwöre.”
“Scheiße verdammt, bist du dir sicher?” Tessa senkt den Taser etwas. “Und seit wann weißt du davon?”
“Relativ sicher. Kann mich nicht erinnern, dass zwei Schübe schnell hintereinander kamen.” sagt Leyla nachdenklich, “Ich weiß es seit einer Woche ungefähr… Was machen wir eigentlich mit dem hier?” Sie zeigt in Richtung des zusammengeschlagenen Mannes.
“Ich rufe einen Krankenwagen” sagt Tessa, “Es scheint uns glücklicherweise niemand gesehen zu haben.”

Nachdem sie einen Krankenwagen gerufen haben und er sicher abtransportiert wird, machen sie sich schweigend auf zu Leyla nach Hause.
Je näher sie ihrer Wohnung kommen, desto niederschlagener wird Leyla. Als sie schließlich oben angekommen sind, lässt Leyla sich wie einen nassen Sack auf das Sofa fallen. Tessa setzt sich neben sie, legt eine Hand auf ihre Schulter und redet mit beruhigenden Stimme auf sie ein: “Hey… dich scheint das Ganze mehr zuzusetzen als du zugeben willst.”
“Natürlich tut es das! Aber ich kann es mir nicht leisten, schwach zu sein. Am Ende bringt mich das noch um oder schlimmeres.” sagt Leyla verzweifelt.
“Mir ist schon klar, dass es in deinen “Job” nicht so einfach ist, aber verdrängen ist auch nicht die Lösung.”
“Ich weiß… es ist nur so: Ich fühl mich so hilflos weißt du. Ich kann mich an nichts erinnern, null!” Bei Leyla fangen ihre Augen an leicht zu tränen. “Mein Körper wird einfach von so einer dummen anderen Persönlichkeit übernommen, ich kann das nicht verhindern und nun hab ich dabei dich verletzt. Was ist wenn es das nächste Mal mehr wird, als nur eine blutige Nase. Was wenn ich jemanden dabei umbringe, den ich mag?” Die Tränen laufen mittlerweile über ihr Gesicht. Die innere Mauer, die sie sich über die Zeit aufgebaut hat, ist zerfallen. All die Sorgen und schlechten Gedanken, das ganze Chaos was um sie herum passiert ist, kommen zum Vorschein. Eine Weile liegt sie weinend in Tessas Armen bis keine neuen Tränen mehr kommen.
Nachdem Leyla sich langsam wieder beruhigt hat, sagt Tessa zu ihr: “Okay ich hab eine Idee: Ich bleibe jetzt öfters bei dir und pass auf dich auf.” Als Leyla Einspruch erheben will, spricht Tessa dazwischen: “Ich weiß, das du dir nicht gerne helfen lassen willst und dir Sorgen macht, aber ich bin taffer als du denkst. Und da ich weiß, was auf mich zukommt, bereite ich mich dementsprechend darauf vor.”
“Ich weiß gar nicht wie ich mich dafür revanchieren soll?” fragt Leyla.
“Das musst du nicht.” sagt Tessa sanft. “Wichtig ist erstmal nur, dass du weißt das du mit der Sache nicht mehr komplett allein bist.”

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Sehr schön Alisa! :heart_eyes: :innocent:

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Danke :3 Ich wollte eigentlich die ganze Zeit wenigstens eine Fiction über KFS schreiben, hatte aber die ganze Zeit nicht gewusst wie :smiley: Bin jetzt so ganz zufrieden, weil es mal zeigt wie die Krankheit sie doch belastet :thinking:

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Ist Leyla neuerdings doch nie (Kappa)

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Aber von der bekommt sie keine Unterstützung :stuck_out_tongue_closed_eyes: (Kappa)

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