Kommunikationstraning - Nayad & Jazz

[Diese Fiction wurde von mir und Lissy zusammen geschrieben und ist dementsprechend ein bisschen länger. TLDR: Nayad zieht demnächst ins Castillo, fragt nach sicherem Transport aus Havanna irgendwann und bespricht mit Jazz dumme Infiltrations-Ideen. Holliday gibt rauswiesel Unterricht.]


18.04.2076
Home Base in Arroyo

Amazonien war wunderschön, denkt sich Medea schon wieder als sie auf ihrem Komlink auf die nächste Seite wischt. Die KI ihres neuen Mixers passt sich der Verfügbarkeit ihrer Lokalität an. Dementsprechend werden ihnen primär Rezepte vorgeschlagen, die ihrer Verfügbarkeit entsprechen. Unbedacht streicht sie mit ihrer Hand über das Moos mit dem sie ihr Bett ausgelegt hatte. Ihre nun kahle Lichtung ist nicht mehr die Selbe ohne die vielen Blumen um sie herum. Joker’s Recherche der letzten Woche kommt ihr wieder in den Sinn. Gleiche soziale Muster: Armut. Schlechtes Soziales Umfeld. Soziale Isolation. Alles Sachen die auf sie zutreffen, und sie ist sich dem sehr Bewusst.

Vorsichtig dreht sie sich auf ihre Seite und betrachtet das klare Wasserloch nicht weit von ihr. Vielleicht könnte Sie doch ein Bett im Castillo nehmen. Wenn die Zobop sie in die Hände bekämen, würde es für viele Leute wahrscheinlich unangenehm auf Havanna werden. Die Vorstellung allein gibt ihr eine Gänsehaut. Ihre größten Albträume alle in einer Woche. Ein potentieller Kon-Labortisch und eine Gruppierungs Marionnette. Nichts davon hört sich ansprechend an. Bedenken Sie, dass das Endprodukt ihres neuen Mixers nur so gut sein kann wie die Zutaten, die sie ihm zur Verfügung stellen. Wenigstens hatte Sie dieses neue Teil um sich Abzulenken für eine Weile. Ihr Blick wandert zu der Uhrzeit auf ihrem Komlink. 16:44. So pünktlich wie Bossy ist, ist der wöchentliche Report sicher schon live. Seufzend schwingt sie sich von dem Pavillon Dach herunter und rennt los in Richtung Stadt zu einer Stelle im Grenzgebiet wo sie langsames aber zumindest verbundenes Netz hat.

Ping.

PING. PING. PING. PING. PING. PING. PING. PING.

“Warum schreiben die immer so schnell so viel? Ach manno, jetzt kommt das Ding wieder nicht auf sein Leben klar.” murmelt Medea und setzt sich auf einen umgefallenen Baumstamm. Nach ein paar Minuten hört ihr Komlink auf zu vibrieren und scheint langsam wieder seine Kapazität aufzunehmen. Während dem Lesen kann sie spüren wie das letzte bisschen Sicherheit in dem sie sich gewogen hatte verschwindet. Ein leises Fluchen entweicht ihr bei der News über Luisa, Sie hatte gehofft dem Thema noch länger aus dem Weg zu gehen. Wenn die ganze Angelegenheit nicht so ernst wäre wäre der “Schlangenhaarige Joker” sogar richtig witzig. Frustriert aber dennoch entschlossen, rennt sie zurück zu ihrer Lichtung. Dort angekommen packt sie den Mixer-Karton, die Marvel Box und ihr neues Outfit in ihre große Sporttasche. Darauf wirft sie die wenigen Dinge, die ihr noch wichtig sind, wie einen guten Sack Erde und die verschiedenen Samen ihrer Blumen alle in ordentliche kleine Beutel verpackt. Zu oberst legt sie zwei Flaschen von dem schottischen Whisky den sie bei Sophia hatte mitgehen lassen, dann macht sie sich auf den Weg zur Tibidabo und der Fortune Hunter.

Als sie ankam war Jazz gerade damit beschäftigt auf dem Deck zu sitzen und ihre Schlange anzustarren. Als das Tier Nayad bemerkt fährt es mit dem Kopf herum und öffnet den Mund: “Wussten Sie schon? Im Athabaskan Council ist es gesetzlich verboten, Elche aus Flugzeugen zu schubsen.”

“Hola! Nein, wusste ich noch nicht Medusa. Danke.” Medea springt auf das Boot und zieht die zwei Flaschen Whisky aus ihrer Tasche. “Wir müssen reden.” Jazz Blick fällt auf Medeas gepackte Tasche. “Willst du hier einziehen?” fragt sie mit hochgezogenen Brauen.

“Nein, nicht hier.” erwidert Medea.

“Na dann setz dich. Was gibt’s?” Jazz nimmt ihr die Flasche aus der Hand und entkorkt sie.

“Ich weiß wann ich überboten bin. Und ich will ein paar Nächte im Castillo schlafen. Hier scheint es verdammt voll zu sein.” Medea runzelt die Stirn und blickt auf die verschiedenen Critter die sich an Deck beschäftigen mit dem Bewusstsein, dass noch einige andere Metas umher wuseln auf dem Schiff. “Alles was Joker rausgefunden hat? Nicht gut für mich. Einiges trifft auf mich zu,” sie pausiert. “Ich will niemandem weh tun. Nicht mit meinem vollen Potential. Die Zobop sehen das sicher etwas anders.” Nayad zieht aus ihrer Jackentasche ein paar Cracker und verteilt sie an Antonia, Antoni und Medusa.

“Ja… Das denke ich auch. Okay. Was brauchst du? Hast du noch Ärger mit Luisa? Soll ich dich da raus halten? Brauchst du ein Fluchtfahrzeug? Einzelne Personen von der Insel zu kriegen ist nicht so schwer, damit verdiene ich mein Geld. Mir liegt nichts daran dich für die Batistas zu gewinnen. Ich weiß aber dass das hier für dich sehr gefährlich werden kann. Also?” Jazz steht auf und holt ein kleines Gerät aus der Brücke der Tibidabo. “Es ist viel los im Moment… Wäre ein guter Zeitpunkt.”

“Was? So einfach soll das gehen? Wofür spar ich eigentlich all die Jahre?” fragt Nayad etwas entrüstet aber auch etwas erleichtert. “Ich will euch nicht mit dem ganzen Ärger hier sitzen lassen. Aber ja, ich will im Endeffekt von der Insel runter. Mich hält hier sehr wenig. Die einzige Familie die ich habe ist in England. Er wollte mich mitnehmen vor vielen Jahren, aber er ist niemand der schmuggelt oder sich auf Geschäfte einlässt. Das hat es etwas schwierig gemacht. … Ich will nicht zusehen wie alles hier in Flammen aufgeht, aber ich will auch nicht für immer hier festhängen.” Vorsichtig stellt sie ihre Tasche ab, tätschelt Medusas Kopf, dann setzt sie sich an den Rand der Fortune Hunter und lässt die Beine übers Wasser baumeln. “Ich kann versuchen herauszufinden wo Luisa ist. Es wird sicher nicht einfach oder angenehm, aber ich kann es tun. Sonst hat das Ganze niemals ein Ende. Das Thema ist für mich durch, wie ich sagte, aber … Man hängt an der Erinnerung von einer der wenigen Leute die einen akzeptieren wie man ist. Selbst Weazel meinte letztens noch wie gruselig meine Kleinen sind. Ich will einfach durch sein mit Havanna.”

Jazz kratzt sich am Kopf und nimmt einen Schluck Whisky. “Die MMVV Infizierten die wir aufgabeln, sagen auch gerne, dass sie bei den Zobop gelandet sind weil sie sich da akzeptiert gefühlt haben.” Jazz schüttelt den Kopf. “Wie scheiße muss eine Gesellschaft eigentlich sein, dass man sich lieber bei der Voodoo Mafia verkriecht? Hör zu. Ich kenne dich nicht gut, aber ich würde nicht wollen dass du bei den Zobop als Zombie landest, weil ich dir gesagt habe, dass wir Luisa brauchen. Holliday und die anderen haben recht. Was auch immer sie mit den Leuten machen, es ist nichts was sie auf freiwillig selbst tun würden. Luisa klang jetzt nicht als würde sie dich sofort in Flammen aufgehen lassen, aber wenn sich an ihrem moralischen Kompass in den letzten zehn Jahren nicht grundlegend was geändert hat, bist du ihr im Zweifelsfall egal. Und falls du denen zu nahe kommst, können wir dich nicht mehr schützen. Aber falls du dich entscheidest das zu tun, und überlebst… Ich kriege dich irgendwo aufs Festland, von wo aus man einen Flug nach England kriegt. Um eine SIN kümmert sich vorher jemand. Wenn man die richtigen Leute kennt ist das kein Problem.” Jazz lächelt Nayad ermutigend zu.

“Kann ich mir vorstellen… Die meisten Leute finden es sehr schwierig wenn sie Anders sind. Wenn ich Luisa egal bin ist es das Beste was uns passieren kann. Luisa ist nicht einfach, aber ich glaub sie ist nicht nachtragend nur weil ich gegangen bin. Ich glaube eher, dass das in ihrem Sinn war. Aber sie weiß mehr als wir. Viel mehr. Wir brauchen ihr wissen. Das mit den Zombies geht einfach zu weit. So sehr ich gehen will. Havanna ist mein zu Hause und ich will nicht, dass alle hier darunter leiden.” Vor ihnen im Wasser bricht Charlie durch die Wellen und Nayad muss leicht lächeln. Die ein und ausgehende Crew, ihre Tiere, Holliday; sie kann verstehen warum Jazz an sowas hängen würde. “Was kannst du mir über Miguel sagen? Wenn ich überhaupt darüber nachdenke, dann nur mit etwas Information, die das Ganze in Perspektive rutscht. Es wäre natürlich auch ganz nett, wenn mich Javier dafür nicht erschießen lassen würde.”

“Nach dem Tod von Javiers und Miguels Vater spaltete sich das Lager der Batistas in 2 Teile.” Jazz winkt kurz dem vorbeihuschenden Albinork zu. “Die meisten versammelten sich hinter Javier. Ihm stand der Platz als Representante rechtmäßig zu. Aber er wollte einiges verändern. Raul war… um einiges brutaler. Kaltherziger. Auch wenn es nicht so wirkt aber Javier ist um einiges gnädiger. Das hat Miguel nicht gefallen. Er wollte das Andenken an den Vater bewahren und versammelte deshalb die radikalsten und brutalsten der Batista Patriarchen hinter sich. Bei ihm wäre Holliday vermutlich schon 5 Mal erschossen worden. Mindestens.” Jazz lacht und verscheucht einen vorbeifliegenden Mosquito.
“Dementsprechend schlecht schätze ich deine Chancen ein zu überleben, falls das ganze den Bach runter geht. Wenn die Zobop dich nicht zum Zombie machen, sind deine Chancen da vermutlich um einiges besser, wieder rauszukommen.”

“Meh.” Medea kratzt sich an ihrem Hals, dann greift sie hoch und streicht über eine Haarsträhne unter der Narcissa sich um ihren Finger wickelt. “Das hört sich wirklich nicht ideal an. Ich kämpfe eigentlich nie mit meinen Fäusten. Meine Schlangen machen manchen Leuten Angst, aber ich kann nicht anhalten mit Leuten die wirklich Albträume wahr werden lassen.” Mit ihrer anderen Hand fängt sie an einen Rhythmus mit ihren Nägeln auf dem Deck zu klopfen.

“Und die Zobop? Wenn ich mich einschleuse in der Hoffnung, dass sie mich so wie ich bin besser brauchen können als als Zombie?” Aus ihrer Tasche zieht sie ein Bier, löst den Kronkorken am Boot und trinkt einen langen Schluck. “Jessica, wir brauchen die Information. Wir kommen nicht weiter. Die Zobop stellen nicht einfach alles in Netz was Joker hacken könnte. Wir müssen rausfinden was da los ist. Und ich bin die einzige die niemanden hat der sie vermissen würde. Ihr habt alle Familie, Freunde. Manche sogar Kinder.”

„Dass du dich da mal nicht täuschst. Eigentlich sind die meisten von uns überwiegend allein. Das bringt das Runnerleben so mit sich… Du hast doch auch deinen Taliskrämer und die Frau mit dem Blumenstand. Du hast recht, wir brauchen die Infos. Und an Miguel hat Javier schon jemanden dran. Du wirst von mir nicht hören, dass ich es gutheiße. Wir haben allein im letzten Jahr 17 Leute an die Zobop verloren Nayad. Gute Leute. Und ein paar Jahre zuvor habe ich meinen besten Freund an sie verloren. Ich kann meinem Gewissen nicht aufhalsen dich da hin zu schicken. Aber ja, sie könnten dich spannend genug finden um dich nicht zu einem Zombie zu machen. Und ja, wir brauchen Infos. Aber Luisa weiß, dass du mit uns gearbeitet hast. Denkst du nicht es wird ihr suspekt wenn du da plötzlich auftauchst? Kannst du dafür gut genug bluffen?“

Frustriert legt sich Nayad zurück und fährt sich durch die Haare. “Ich weiß es nicht. Eigentlich ist reden nicht so mein Ding, aber ich hab zumindest irgendwann mal ein paar Basics gelernt. ‘Andromedaaa, setz dich aufrecht hin. Eine junge Lady sollte nicht fluchen.’” äfft sie Sophia und den Professor nach. “Ich glaub wenn ich mich vorbereite und einen guten Grund habe? Dann wird sie es abkaufen. Um ehrlich zu sein wird sie misstrauischer sein, dass ich eintrete, nicht, dass ich mit euch mal gearbeitet habe. Aber ich müsste nur sowas sagen, wie ‘Javier Batista verbietet mir die Insel zu verlassen’ und dann wäre das wahrscheinlich gelaufen. Hoffe ich. Wie gesagt, etwas Vorbereitung kann nicht schaden.” Ihr Blick schweift rüber zu Jazz, dann richtet sie sich wieder ordentlich auf. Vorsichtig drückt sie ihr den Unterarm, “Es tut mir Leid, dass ihr so viele Leute verloren habt.” dann trinkt sie noch einen Schluck Bier. “Ich will, dass genau das aufhört. Dass weniger Leute allein sind.”

Jazz seufzt. „Du hast ja recht. Na dann müssen wir üben. Zu deinem Glück kenne ich einen Meister im sich aus Mist rausreden.“ Sie legt den Kopf in den Nacken.
„Hollidaaaay?“
Der blonde Elf kommt auf das Deck gelaufen und sieht verwundert zwischen den Frauen hin und her.
„Wir brauchen Rausquatsch-Unterricht.“
„Hm, ich glaube ich kenne da einen Kerl in Vieja. Er hat Mina Geld geschuldet, wollte sie für einen Drohnenjob auf hoher See nicht bezahlen, weil die Leistung nicht im vom Vertrag verhandelten Gebiet erfolgte, sondern in internationalen Gewässern. Er schuldet mir was. Eilt es?“ Die Frauen nicken. Holliday lächelt, zuckt mit den Schultern und legt seinen Waffengurt um. „Dann geh ich ihn sofort besuchen!“ Der Elf springt von Deck, landet auf dem Steg, dreht sich dann aber wieder um. „… Das war eure erste Lektion!“

“Geht er ihn erschießen oder tatsächlich mit ihm Reden?” fragt Nayad entgeistert. Neben ihr fängt Jazz an zu lachen und trinkt einen weiteren großzügigen Schluck von ihrem Whisky. “Wait- internationales Gewässer? Wie kommt man auf so einen Mist?” Verwirrt trinkt sie noch einen guten Schluck von ihrem Bier, und bereitet sich innerlich auf eine anstrengende Zeit vor.

„Wow okay, da hab ich mich besser rausgeredet als ich geplant hatte“, sagt der Elf, als er sich zurück an Bord schwingt. „Oder Nayad braucht dringender einen „Wie erkenne ich einen gefälschten Abgang?“-Kurs oder so.“

“Ah fuck,” stöhnt Medea leise und legt ihr Gesicht in ihre Hände. “Das wird super. Sicher.”

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