How to be a Technomancer - Sunny, Aiden, Jeremiah

11.11. 2076 - Chelsea - Admirals Hill

“Elana ich weiß wirklich nicht ob ich hier sein sollte.” Aiden greift sie am Arm und bleibt stehen. Er mustert die grauen, etwas heruntergekommenen quaderförmigen Gebäude. Seine Nackenhaare stellen sich etwas auf. Eine große Resonanzquelle ist ganz in der Nähe.
“Aiden. Wenn du irgendwo in dieser Stadt sein kannst wer du bist, dann hier.” Sie nimmt die Fingerkuppe aus kybernetischem Material ab, hinter der sich ihr Zugangsstick seit dem Überfall in Seattle auf sie, versteckt.
Aiden guckt entsetzt an. Sunny nimmt die Kuppe nur ab wenn sie muss. Im Hub gibt es dafür keine Notwendigkeit.
Die Tür öffnet sich surrend. Sunny zieht Aiden hinter sich her. “Mit spitzen Ohren wäre es einfacher, aber ich habe mit Jeremiah geredet. Er leitet die Einrichtung seit dem 2. Crash. Wir haben ein bisschen was organisiert. Und… Du kannst dich hier mit einem anderen Technomancer austauschen. Sie wissen von deinen Kontakten zu Ares. Naja sie sind Hacker, sie wissen vermutlich alles über dich. Also… brauchst du dir keinen Stress machen.”

Sunny steigt in einen Aufzug und bedeutet Aiden zu folgen.
Sie drückt einen Knopf im 4. Untergeschoss.
“Und was genau ist das hier?” Aiden scannt die weit verzweigte Matrixstruktur und staunt.
“Die Young Elven Technologists. Eine Underground Hackerorganisation des MIT&T, eingesteuert von GOD.”
Aiden zieht die Augenbrauen hoch und sieht sie ungläubig an.
Die Aufzugtür öffnet sich und was sich vor ihnen auftut ist das genaue Gegenteil des ranzigen Gebäudes von außerhalb. Breite, offene, gut gepflegte Bürobereiche.
Ein kleiner Tresen an der Front ist unbesetzt.

“Uh uh uh. Warte, ich zeige dir das coolste!” Sunny zieht ihre kleine Holdout Pistole. In der Sekunde klappt das Visier weg, der Ladestreifen wird ausgeworfen und ihre Bildverbindung zum SmartGun System bricht ab. Außerdem triggert ein kleiner Alarm.
“Ey Elana kannst du das mal lassen?!” Ein genervt aussehender rothaariger Elf kommt aus einem Raum gestolpert. Er mustert Aiden abschätzig.
“Er ist angemeldet. Bei Jeremiah. Er will mit Wyatt reden.”
Der rothaarige Elf scheint Aiden über die Matrix wahrzunehmen. Dann nickt er wissend und verzieht sich zurück ins Büro.
Bei Aiden intensiviert sich das Kitzeln der Resonanzquelle in der Nähe.
“Hey, alles gut?” Sunny sieht ihn verunsichert an.

Sie wollte ihm die andere Seite zeigen die ihm offen steht. Weg vom Militär. Weg von Ares. Oder zumindest in einer Abteilung in der er sein Potential nutzen konnte.
Immer wenn sie darüber reden, gibt Aiden zu, sehr unsicher zu sein was sein Leben als Technomancer angeht.
Von Aiden kommt wenig Reaktion auf ihre Nachfrage. Sie greift sein Handgelenk und stellt sich ihm gegenüber. Sunny wechselt die Kommunikation auf DNI.
Ihr ist bewusst, dass sie hier drin darüber jeder genauso belauschen kann, wenn es wirklich gewünscht wird. Aber sie weiß, dass er diese Art der Kommunikation mag. Dass es für ihn etwas friedliches in sich hat. Und eine Ruhe, die die Fleischwelt nicht bieten kann.
“Aiden… Es ist ok wenn du das doch nicht willst. Wir können jederzeit wieder gehen ok? Ich will dir nur helfen. Dich nicht zu irgendetwas drängen. Aiden?”
Er schüttelt den Kopf als würde er irgendwas wegschütteln und redet verbal mit ihr. “Nein… lass uns das durchziehen.”
Sunny nickt und deutet ihm an mit ihr den langen hellen Flur entlang zu gehen.

Die meisten die hier sind, sind es seit Ausbruch und Errichtung der QZ. Studenten deren Wohnheime nun abgeriegelt sind oder die versuchen herauszufinden was hier los ist.
Die blonde Elfe schaut beim vorbeigehen in die einzelnen Arbeitsbereiche. Da hier sowieso nur autorisierte und angemeldete SINs gedultet werden, versucht niemand etwas groß zu verstecken. “Er hat dich Elana genannt?” fragt Aiden flüsternd.
“Ja… Hier drin bin ich nicht als Runnerin. Hier drin bilden sich alle ein besser zu sein, als die Leute in den Schatten. Aber das ganze wird zwar von GOD finanziert und größere Operationen abgenickt… die würden trotzdem jeden von uns genauso frittieren. Aber um ehrlich zu sein laufen hier auch eher kleinere Sachen. Ich weiß nicht wie es im Moment ist… Ich halte mich hier ziemlich raus… Wenn Jeremiah erfahren würde… ich hab ihm den Datacore nicht gegeben. Der ging an Keziah. Keine Ahnung ob er hätte damit mehr helfen können…aber er wäre wütend. Die Leute die hier sind machen das für ihren Lebenslauf. Manche sicher auch um gutes zu tun, aber nicht alle.”
“Wieso hast du ihm nicht die Daten…?”
Sunny bleibt stehen. “Ein Datenaustausch bedeutet Exklusivrecht für die kaufende. Wenn Keziah rausbekommen würde, dass ich die Daten an noch jemanden gebe, gehe ich in Flammen auf. Es sind die Schatten Aiden. Die gute Seite ist im Zweifelsfall weniger wert als die die besser zahlt.”
Sie denkt an den ersten Job mit Stinger zurück. An die Bezahlung von MCT, statt dem Unterstützen der Lokalpolitik.

Ihr Blick fällt über Aidens Schulter auf ein paar AROs im Nachbarraum. Ein Paar bekannte Begriffe kann Sunny aufschnappen. “Imago… Vulcan… ID#P44…DEUS?..” Sie hatten Sunny gar nicht gebraucht.

Am Ende des Ganges öffnet sich ein Meetingraum. “Miss Percival. Schön, dass Sie es geschafft haben.” Jeremiah, der ältere Elf im Anzug mustert Sunnys Begleiter und lächelt dann. “Sie müssten dann Mr. Wagner sein. Schön Sie kennenzulernen.”
Die jungen Metas machen sich auf den Weg durch den Flur und schütteln am Ende des Ganges dem Elfen die Hand. Er bittet die beiden in den dunklen Meetingsaal.

Aiden meldet sich über DNI bei Sunny ’Die Resonanz schwingt hier so rein und klar…Keinerlei Rauschen’.
Im Raum steht ein Mitte 20 Jähriger Elf mit schwarzem Haar mit hellblauen Spitzen. Er steht etwas unentschlossen vor einem Meeting Tisch.
Sunny streicht Aiden bekräftigend über den Rücken. “Der Automat im Aufenthaltsraum macht einen erstaunlich guten Kaffee. Möchte jemand einen?”
Über DNI kommt ein leicht panisches ’Lass mich nicht alleine!’ und Sunny grinst.
“Gute Idee Miss Percival.” Jeremiah drückt einige Knöpfe auf einem ARO und eine kleine Diener-Drohne kommt hereingeschwirrt und nimmt die Bestellung der Gruppe auf.
“Schön dich mal wieder zu sehen Ellie! Warst ja lange nicht mehr hier.” Der andere junge Elf drückt Sunny kurz. “Eigentlich war ich gestern erst hier. Aber ich bin meistens schnell wieder weg.” Sie lächelt ihn an.
“Und du musst der Mann sein der Patrick Callahan endlich mal gegeben hat was er verdient.” Sein Blick huscht zwischen Sunny und Aiden hin und her, “Jason war da ja immer ein zu guter Kerl für.” Ein ruhiges gedenkendes Lächeln huscht über seinen Mund.
“Naja, ich bin Kade Wyatt. Oder Watchdog. Was dir besser passt. Ellie meinte du bist dir nicht sicher wie du mit deinem Leben als Technomancer zurechtkommen sollst?”

Aiden nickt. “Mein bester Anlaufpunkt ist die Matrix und das meiste was man da liest ist…”
“Über die Hetzjagd.” Fällt Jeremiah ins Wort. “Eine dunkle Zeit in der metamenschlichen Geschichte.”
Die drei jüngeren Personen nicken.
“Okay hör zu. Es gibt ein paar Tricks und Kniffe die wichtig sind. Und wir sind eine Community. Wir kümmern uns umeinander und tauschen uns aus. Das ganze wird von Netcat federführend verwaltet.”
Ein kleines Sprite mit einer Einladung auf einen Server fliegt durch den Raum und landet neben Aiden. “Hier drin natürlich wenig wert. Die paar Techies die in Boston sind…” Er bricht ab. “Sie weiß von den Discontents.” erwidert Jeremiah trocken.
“Naja dann… Die werden wohl im großen Stil von den Kons und dem Gangergewerbe beschlagnahmt.”

“Wie viele andere Technomancer kennst du persönlich?” Sunny nimmt dem Diener-Bot die Getränke ab und stellt sie vor die Gruppe. Watchdog schnippt gegen 2 Packungen Süßungsmittel und kippt sie in seinen Kaffee.
“Hier in Boston? Vier. In den UCAS? Ein paar mehr.” Er nippt an seinem Kaffee.

“Wie ist denn jetzt die Situation für uns? Ich… Ich werde ja irgendwann mit meinem Leben weitermachen müssen und da weiß ich einfach nicht wie ich eine Karriere mit dem Technomancer sein verbinden soll wenn man so viel darüber liest… Ich meine… ich bin ja auch nur durch eine Entführung nach Boston gekommen!” Aiden fährt sich mit einer Hand durch das dunkelblonde Haar.

“Also… Hausieren gehen würde ich damit nicht. Klar, wir sind meldepflichtig aber um ehrlich zu sein… Die wenigsten Techies lassen sich wirklich registrieren. Eigentlich nur die die müssen, gezwungen werden oder über genug Schutz verfügen. Beispielsweise weil ihr Dad bei einem Megakon eine große Nummer ist. Wundert mich ehrlich gesagt, dass NeoNET wirklich die Eier hatte sich einen Jungen aus Bellevue zu schnappen. Normalerweise greifen sie die schwachen. Oder die an die sie quasi geschenkt rankommen.”
Aiden nickt nachdenklich.
“Wir sind ja keine Orcs oder Trolle denen man sofort ansieht, dass sie anders sind. Aber damit lässt es sich gut vergleichen. Man wird nicht mehr auf offener Straße erschossen, aber man hat es schwerer als…” Watchdogs blick huscht über Sunny.
“Ja ich weiß. Ich bin eine überpriviligierte magische reiche Decker Elfe. An mir kann man nur shamen dass ich in allem zu viel Glück hatte.”
Die drei Männer raunen leise auf.

“Aiden du bist in keiner schlechten Situation. Mit dem Schutz deines Vaters kannst du vermutlich sehr viel damit machen. Aber der einfachere Weg ist natürlich die Begabung wegzuschließen und zu ignorieren. Der bequemste Weg ist wahrscheinlich beruflich die Fußstapfen zu wählen und dich privat und anonym für Technomancer zu organisieren.” Jeremiah steht auf. “Das bringt dich weder in furchtbare Gefahr, noch hast du das Gefühl dein Potential zu ignorieren. Oder” er zuckt mit den Schultern. “Du legst dir ein sehr gutes Deck zu und lernst Decken als Technomancer zu imitieren. Ich kenne Technomancer die seit Jahren unentdeckt so leben. Oder… Und das ist die in der QZ vermutlich die lohnendste Lösung… Du trainierst mit Kade. Von mir aus hier oder bei Ms.Percival… die Matrix sollte nur stark genug sein. Wer weiß wann uns die Matrix hier drin um die Ohren fliegt…Da können wir auch mal eine Ausnahme für jemanden ohne spitze Ohren machen.”
Ein vielsagender Blick trifft Sunny. Weiß Jeremiah mehr über das Treiben von DEUS und den Discontents als ihre Gruppe?
“Aber bis dahin sollten Sie so viel aufschnappen wie Sie können. Kade ist ein sehr guter Lehrer.”

Sunny mustert Aiden erneut. “Nur wenn du willst…”
“Wenn das für dich ok wäre?” er wendet sich dem männlichen jungen Elfen zu.
Dieser lächelt. “Klar.”
“Ach bei meiner Uni Forschung willst du nicht mitmachen aber…” Sunny lacht. Aiden wirkt etwas erleichtert, dass der Fokus des Gesprächs sich von ihm weg bewegt.

“Turry läuft doch wie am Schnürchen Miss Percival! Großartige Arbeit. Die Dracos nehmen weiterhin Forschung entgegen tatsächlich. Sie versuchen sich ein bisschen Normalität zu bewahren. Den Motivationsfokus müssen Sie aber noch für Normies sichtbarer machen. Die Draco Foundation verfügt zwar über einen eigenen Technomancer, aber ich denke nicht dass ihnen das reicht. Und auch diese Dame hält sich gerne im Verborgenen.”
Sunny und Aiden wenden sich der Tür zu als das Gespräch offensichtlich dem Ende entgegen läuft.

“Ich wäre froh Sie hier wieder öfter zu sehen Miss Percival. Wir müssen immer noch Ihren nächsten Forschungspartner bestimmen da Mr….”
“Ja ich weiß.” erwidert Sunny flüchtig.
Plötzlich gibt es Unruhen im Flur.
Eine Bürotür wird aufgerissen und zwei Elfen die etwas älter sind als Sunny stürmen in den Flur.
“Wo ist Jeremiah zur Hölle?!” rufen Sie.
Sunny öffnet die Glastür. “Hier.”
Sie stoßen Sunny in Eile zur Seite. “Jeremiah. Verdächtige dissonante Aktivitäten in der Serverstruktur von Winter Systems in Dedham.”
“Ich muss Sie beiden nun hinaus bitten, hier wird es jetzt hektisch.”

Er hat recht. Über den langen Flur huschen Elfen hin und her. Irgendwo hört man ein “Fuck was war jetzt schon wieder Dickens?!” und ein “Wieso meldet sich dieser verschissene FastJack denn nicht bei uns?!” Als Sunny und Aiden in den Aufzug steigen. Jeremiah hatte ihr versichert bescheid zu sagen, wenn sie genaueres wüssten.

Im Aufzug atmen Sunny und Aiden tief durch.
“War ja klar dass sie sich nicht einfach in Luft auflösen.” Sie legt seufzend den Kopf in den Nacken. “Aiden?” sie starrt an die Aufzugdecke.
“Ja?”
“Wenn es irgendwann zu einem Showdown gegen die Discontents kommt… und ich kenne meine Runner gut. Es wird dazu kommen. Musst du mir versprechen, dass du dich raus hältst ja?”
“Elana ich kann nicht…”
“Doch. Bitte. Ich hab gesehen was dieses eine dissonante Komlink mit dir gemacht hat… Ich will nicht sehen was mehr davon mit dir macht. Du wirst dann nicht einfach ausgebrannt Aiden. Du stirbst. Wenn diese Idioten einen weiteren Crash auslösen bist du wenigstens am Leben.”
Aiden umarmt sie stumm.
“Außerdem werden meine Freunde dann nicht für deine Exfiltration bezahlt.” Sie lacht und lehnt den Kopf an ihre Schulter.
Aiden lässt sie los und schüttelt den Kopf. “Du verbringst wirklich zu viel Zeit mit Joker. Du sag mal… Dieser Jason… Du redest nicht viel über ihn.”
Sunny seufzt und zuckt mit den Schultern. “Ich kannte ihn ja nur ein Jahr. Eigentlich vollkommen überzogen, dass es mich so fertig macht… Aber… Tut es. Er war mein Anker. Er hat mich immer wieder dahin zurückgeholt, wo ich hin wollte wenn ich mich verrannt habe. Wir haben hier bei YET sehr sehr viel zusammen gearbeitet.”
“Es tut mir so… vielleicht… vielleicht kann ich dir da ja helfen… ich kann ein guter Anker…”
“Aiden. Du weißt selbst überhaupt nicht was du willst und wo du es willst… Und das ist ok.”
Aiden schließt sie erneut in seine Arme und küsst ihre Stirn, als die Fahrzeugtür sich öffnet und Reginald die beiden durch die Glasscheibe begutachtet.

Sie gehen nach draußen zum Wagen. “Bitte sagen Sie es nicht meinem Vater Reginald.”
“Ich bitte Sie Miss Percival.” er öffnet den beiden die Hintere Fahrzeugtür. “Sie schleichen sich seit 15 Jahren heimlich nachts in andere Zimmer. Lediglich die Gründe ändern sich.”

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Naww !

Sehr sehr schön geschrieben! Zeigt mal wieder eine komplett andere Seite als die der Gruppe und auch wie man Aiden vielleicht tatsächlich helfen kann zurecht zu kommen. :blush: :heart_eyes:

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