Gespräche in der Sonne - Nayad

[Das sollte einigermaßen dazu passen :thinking:]

Nach der Seeschlacht,

Die grelle Sonne brennt auf Black Diamond nieder, trotz dem offensichtlichen Leid und Schmerz im Lazarett ist die Stimmung positiv. Ringsherum feiern Leute ihren Sieg und Trauern um ihre Verstorbenen. Nayad liegt auf einem Feldbett etwas Abseits der Anderen, ihr Top hochgerollt bis unter die Brust und den Bauch verbunden. Einen Moment macht sie die Augen zu und genießt die Wärme und das Licht auf ihrem Körper. Der Neoprenanzug liegt vergessen neben dem Feldbett. Vielleicht könnte ihr jemand eine Hose organisieren?

Eine Hand legt sich auf ihre Schlangen und massiert leicht mit den Fingerspitzen ihre Kopfhaut. Ein kleines entspanntes Murren entweicht Medea, und sie muss die Augen nicht öffnen um zu sehen wer da ist. Dann senkt sich das Feldbett etwas und widerwillig rutscht sie etwas zur Seite. “Ich bin überrascht, dass du mit an Land gekommen bist” murmelt sie, dann macht sie die Augen auf.

“Wir haben schon neue Pläne.”

“Ich hoffe der Plan enthält Pausen und Schlaf. Das ist nämlich mein Plan. Schlafen.” Sie pausiert, öffnet die Augen und grinst leicht. “Keine Boote mehr vorerst.”

Luisa lacht laut, und nimmt ihre Hand von Medea. “Wahrscheinlich besser so.”

Medeas Blick schweift über die vielen bekannten Gesichter und dann raus aufs Meer. “Ich nehm den ersten Flug hier raus. Nach London. Zu meinem Vater.”

“Hab gehört da soll es kalt und nass sein. Du magst Sonne. Du könntest mit uns kommen. Wir könnten gute Magier gebrauchen.”

Ungläubig sieht sie die andere Frau an, “Und deinem traurigen Arsch nachsehen den ganzen Tag? Nahhh.” Sie fängt an zu lachen, dann hält sie sich den Bauch mit Schmerz erfüllten Blick. “Lachen tut weh.”

“Dachte mir, dass du das sagst, aber man kann es ja mal versuchen.” Luisa grinst breit und steht auf.

“Warst du schon bei Jessica? Sie hat’s ganz schön erwischt. Vielleicht willst du kurz nach ihr sehen?”

“Lass das mal meine Sorge sein. Ich sag jemandem Bescheid, dass du eine Hose brauchst.” Luisa zwinkert und grinst frech, dann dreht sie sich um zu gehen.

“Luisa!” Die andere Frau sieht über ihre Schulter, eine Augenbraue angehoben. “Wenn du jemand siehst mit…” sie deutet zögerlich auf ihre Schlangenhaare.

“Dann melde ich mich. Ich weiß.”

Nayad grinst leicht, nickt und macht die Augen wieder zu um die Sonne zu genießen. Ihr ist bewusst, dass sie wahrscheinlich sich zu den anderen setzen sollte oder sie zumindest fragen sollte wie sie von Black Diamond wieder runter kommen, aber sie kann sich nicht dazu bringen ihren Sonnenplatz zu verlassen. Oder nach einer Hose zu fragen.


Sonntag, 30.05.2076
Kolonialhaus außerhalb Havannas

Nach der Seeschlacht zu Sophia zu gehen war … seltsam. Medea wurde das Gefühl nicht los, dass sie das Haus “zu Hause” nennen sollte, aber es fühlte sich immer noch nicht so an. Unentschlossen sieht sich die Gorgone in ihrem alten Kinderzimmer um. Alles ist staubfrei, als ob hier noch jemand leben würde. Aber Medea kennt die traurige Wahrheit, dass das Zimmer keinen neuen Bewohner hatte. Alles sieht aus wie sie es zurückgelassen hat, zumindest so wie sie sich daran erinnert. Gepflegte Pflanzen auf dem Fensterbrett neben ihrem Bett, ein Schreibtisch mit einem großen Grafiktablett und ihr großes AR Poster am Bett, welches sich an die Sternenbilder über Havanna anpasst. Alles ist wie früher. Nur Sie selbst nicht. Medea seufzt schwer, nimmt eine weitere Kiste und füllt sie mit altem Spielzeug um es dem Kinderheim zu spenden. In der Kiste für ‘Dinge die man behalten sollte’ liegt bis jetzt nur ein AR Bilderrahmen mit einer Diashow von Familienbildern und ein paar dezente Perlen Ohrringe in einer Schmuckschachtel, die der Professor ihr mal zum Geburtstag geschenkt hatte. Gut war Rena Freitag Morgen gegangen um ihr und Sophia etwas Zeit zusammen zu geben. Seufzend macht sie sich dann an den Kleiderschrank um die meisten Kleider auszusortieren um diese auch dem Kinderheim zu spenden.

Behutsam streicht sie über eine der Schlangen, dann zieht sie das Satin Tuch um ihre Haare etwas fester damit ihre Kleinen etwas mehr Halt und Wärme haben. Sie stellt die Kisten in den Flur, dann nimmt sie die fast leere Kiste und trägt sie zum Büro des Professors. Der Raum wirkt genauso verlassen wie ihr Kinderzimmer. Vorsichtig stellt sie die Kiste auf dem Schreibtisch ab, stößt leicht damit gegen ihren Bauch und zuckt leicht vor Schmerz zusammen. Erschöpft setzt sie sich auf den großen Stuhl und lässt den Arbeitsplatz ihres Vaters auf sich wirken. Zu viele Erinnerungen stecken in diesem Raum. Mehr sogar als in ihrem eigenen Kinderzimmer. Wie oft hatte sie hier neben dem Schreibtisch auf dem Boden gesessen und gemalt, während ihr Vater an seiner Forschung arbeitete. Dann fängt sie an die ganzen astronomischen Daten, die ihr Vater angesammelt hatte in eine neue Kiste zu laden. Wenn er es will, muss er es sich holen, dachte sie sich etwas patzig. Sie nimmt den AR-Fotorahmen in die Hand, das Display leuchtet auf und Bilder von ihr und von ihr gemalt erscheinen. Mittendrin auch einige Bilder von den anderen Töchtern des Professors. Seine leiblichen Töchter. Medea wusste nur, dass sie einige Jahre älter waren als sie. Sie waren nie in Havanna gewesen.

Unentschlossen stellt sie den Bilderrahmen wieder auf den Schreibtisch an seinen Platz. Sophia hatte Sie gebeten die Sachen des Professors einzuräumen, damit Doyle falls er das braucht auch einen Rückzugsort hat. Widerwillig fängt sie an die Sachen zu sortieren. So sehr sie es versucht zu ignorieren, wird sie dieses Gefühl nicht los, dass es vielleicht ein Fehler ist nach London zu fahren. Diese ‘unkomplizierte’ Welt, die man ihr vorgespielt hatte war nicht mehr so einfach hinzunehmen. Nicht so wie früher. Nachdem sie weggelaufen war, war ihr das erste Mal aufgefallen wie behütet aber auch unwissend sie war. Medea konnte sich nicht vorstellen wieder in dieses Leben zurück zu kehren. Noch schlimmer, sie konnte sich trotzdem kaum vorstellen Havanna für diese Ungewissheit zu verlassen. So sehr sie Havanna immer verlassen wollte, ist die Realität es zur verlassen um einiges beängstigender. Falls der Professor sie nicht sehen will, was Sophia sehr abstreitet, würde sie sich etwas neues suchen müssen. Nur was?

“Medea! Es gibt Eistee und Sandwiches! Komm bitte runter und ruh dich endlich aus!” kann sie Sophia von unten rufen hören und rollt mit den Augen. Gut, dass Sophia sie nicht sehen kann. Medea stellt die Kiste auch in den Flur zu den anderen und geht dann langsam runter. Barfuß geht sie raus und setzt sich zu Sophia auf die Terrasse. Sie knöpft ihre Bluse ein Stück auf in der Hitze und nimmt dann das Tuch aus ihren Haaren um ihren Schlangen etwas Sonne zu ermöglichen.

“Du sollst dich ausruhen, Liebes. Wenn deine Wunde aufgeht…” fängt die ältere Dame sofort an, dann schenkt sie ihnen beiden etwas Eistee ein. Sie legt ihr Tablet auf Seite um später weiter zu lesen.

“Ich sitze doch jetzt,” Medea legt den Kopf zurück und genießt die Wärme der Sonne auf ihrem Gesicht. Einen Moment sieht Sophia ihr zu, dann seufzt sie schwerfällig.

“Dein Vater wird sich sehr freuen dich zu sehen…”

Neugierig sieht Medea ihr altes Kindermädchen an. Dann nimmt sie sich ein Sandwich, “Was sagst du mir nicht.”

Sophia schweigt, nimmt sich ein Sandwich und beißt langsam ab. Sie kaut bedächtig, und nach ein paar weiteren Minuten, in denen Medea sie misstrauisch ansieht, sagt sie “Ich weiß einfach nicht ob England dich glücklich machen wird. Familie ist wichtig, und der Professor wird überglücklich sein dich zu sehen, aber… Du bist so selbstständig, und du hast dein eigenes Leben. Ich glaube langzeit wird England und ‘dieses’ Leben nicht das sein was dich glücklich macht.”

“Sollte ich nicht die Chance nutzen ihn noch zu sehen? Falls er mich sehen will?” Gestresst legt sie ihr Sandwich weg.

Die ältere Dame reicht über den Tisch und nimmt vorsichtig Medeas Hand. “Doch, natürlich. Ihr müsst über das reden was vorgefallen ist. Aber im Endeffekt bist du erwachsen, und du wirst nicht plötzlich die perfekte Lady sein, die sich in einem Einfamilienhaus wohlfühlt und andere für sich arbeiten lässt. Vielleicht früher, aber jetzt nicht mehr. Du müsstest auch das Runnen aufgeben. Bau deine Beziehung zum Professor wieder auf. Er ist deine Familie, aber überleg dir genau wie du dein Leben verbringen willst, Andromeda. Vielleicht willst du dir auch überlegen ob du weiterhin diese Charade spielen willst. Wir haben dich nicht erzogen dich hinter Zaubern zu verstecken.”

Vorsichtig zieht Medea ihre Hand aus Sophias. Verlegen streicht sie sich über ihre Schlangen, die sie so oft versteckt. Sie hatte vergessen wie Aufmerksam, die Frau ist. Dann steht sie langsam auf. “Ich glaub ich geh mich ausruhen,” flüstert sie und flieht von der Terrasse. Sie kann Sophia sie rufen hören, aber die Dame hatte einen wunden Punkt getroffen. Zweifel an allem kommt in ihr hoch. Sie legt sich langsam auf das Gästebett, was sie und Rena belegt hatten. “Was will ich eigentlich?” flüstert sie der Decke entgegen. Jemand Neues, der keine Angst vor uns hat? Uns anfasst? Dich ‘normal’ behandelt? Ein Zuhause? Wissen woher wir kommen? Die Stimmen der Schlangen beruhigen sie etwas als sie sich an ihr Gesicht schmiegen.

“Vielleicht sollten wir herausfinden woher wir kommen” murmelt sie und streichelt Roses Kopf vorsichtig. Lös dein Professor Problem zuerst. Danach schauen wir weiter. Wir finden schon raus was wir wollen.

“Dann lassen wir Rena zurück… Vielleicht ist es besser so. Wir wollen andere Dinge. Ich will was von der Welt sehen. Ich weiß nur was ich nicht will. Eine Plantage und ein Obststand in Havanna. Nichts anderes sehen für den Rest meines Lebens.” Dann fangen wir mal mit England an.

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