Für eine Handvoll Liebesbriefe - Ben Kendall

Redmond, 12. März 2077

Die Straßen von Redmond sehen Puyallup zu dieser Jahreszeit erschreckend ähnlich. Saurer Schnee und Asche unterscheiden sich nicht wirklich: Beide bilden eine feine, pulvrige und trockene Schicht auf den löchrigen Dächern, auf den Trümmer- und Müllhaufen und auf dem rissigen Asphalt. Beide gehören in dieser Saison zum Stadtbild. In beiden hinterlassen Passanten Spuren, mit denen die urbanen Raubtiere ihre Beute verfolgen.

Vor dem Gamblers Haven gibt es heute Abend keine Spuren im feinen weißen Pulver. Weder Beute noch Raubtier hat sich in den Rückzugsort im Herzen Redmonds verirrt. Und auch keine Freunde.

Die mitgenommene ehemalige Stadthallte, die zu einem ehemaligen Casino wurde, das zu einem ehemaligen Wohnort eines Insektengeistes und einiger Obdachloser mit interessantem Geschmack für Wanddekor geworden war, beherbergt heute ein nicht-mehr-so-ehemaliges Casino, aber das ist eigentlich nur ein Deckmantel. Das Gamblers Haven soll eigentlich ein zentraler Anlaufpunkt für die ebenfalls mitgenommenen Bewohner Redmonds sein. Manche von ihnen waren auch ehemals Mal mehr. Andere waren nie etwas. Aber das ist hier egal. Hier sind sie alle Gesellschaft.

Außer natürlich an einem verschneiten, ruhigen Abend im März 2077, wie diesem hier. Die Ancients sind kürzlich nach Tír Tairngire aufgebrochen. Die Crimson Crush feiern irgendein Stadtfest in Touristville. Cutters verlieren sich selten in die Barrens, die 162nd sind im Moment nicht wirklich gut auf Ben zu sprechen seit er einen ihrer “Fleischanwerber” auf der Herrentoilette umlegen musste und die Halloweener sind nach einem frischen Raubzug gut genug finanziert, um sich Unterhaltung näher an der Innenstadt zu suchen. Bens Runnerfreunde sind wahlweise über den halben Globus verteilt oder haben diesen sogar verlassen. Und die Runner aus der Stadt sind im Einsatz. Der von Broker koordiniert wird. Was bedeutet, dass Jeremy das Derezzed alleine schmeißt.

Alles was bleibt ist ein einsamer Cowboy der in einer zugigen Halle aus verkratztem Marmorimitat an einer abgenutzten Bar sitzt. Ben hat heute Abend sogar seinen Geistern frei gegeben.

Das war etwas, was man ihm schon früh in Salem beigebracht hatte: Behandle deine Geister nett, und sie werden dich nett behandeln. Ein Teil von Ben hat gehofft, dass wenigstens eines der astralen Wesen sich dementsprechend entscheiden würde, ihm heute Gesellschaft zu leisten. Aber sie sind alle verschwunden. Die Beziehung zu Geistern ist Ben schon immer schwer gefallen.

Der Mensch, der sich der 50 manchmal näher fühlt als er ist, seufzt und schenkt sich noch einen Bourbon der Hausmarke in das fleckige Glas mit Sprung, erhebt sich, und geht in Richtung des Runnerbereichs des Havens. Wenn der Abend schon keine Unterhaltung verspricht, kann Ben wenigstens etwas arbeiten. Ein paar Unterlagen prüfen. Gerüchte und Informationen festhalten. Den Status der Leute aktualisieren, auf die er ein Auge behalten will. Und der Leute, die ein Auge auf ihn behalten wollen.

Nach ein paar Schritten bleibt Ben stehen, leert sein Glas, und kehrt zurück zur Bar, wo er sich die halb leere Flasche greift. Dann setzt er seinen Weg fort.

Wenn er mit dieser Liste anfangen will, wird es in langer Abend werden.


Die Runnerlounge ist nicht sein liebster Raum im Haven. Wenn er her kommt, dann in der Regel um jemanden zusammenzuflicken, der dem neuesten Schrei in der Konzernsicherheitstechnik begegnet ist - Thermitgranaten und die schwere Ares Redline Laserpistole verursachen üble Wunden - oder zum Arbeiten. Und für Letzteres ist er ziemlich gut geeignet, mit gemütlichen Sitzmöbeln und einem Hochleistungs-Trideoprojektor ausgestattet. Inklusive Rauschunterdrückung und Kabelverbindung zu einem Knotenpunkt des Emerald City Grid.

Ben setzt sich eine der lächerlichen Trodenkappen auf, und nimmt auf dem braunen Ledersofa platz. Er legt die Schuhe auf einen Beistelltisch, schiebt ein paar Bierdeckel, Kronkorken und Spielkarten zur Seite. Dann richtet er seine Jacke und schenkt sich noch einen Schluck ein.

Er öffnet vor sich die Liste. Die Liste mit Bens Feinden, solchen die es werden könnten oder einmal waren. Ben tut sich schwer damit, Leute von der Liste zu streichen; alter Groll währt lange, und in den Schatten ist jemand erst wirklich tot, wenn du dabei warst. Und manchmal selbst dann nicht, wie sich letztes Jahr in der karibischen Liga gezeigt hat.

Es ist eine lange Liste.

Ben nimmt einen Schluck, und lässt die Liste zufällig durchsortieren. Das hält ihn auf Trab, und verhindert das Abarbeiten in Mustern. Er beginnt zu scrollen.

Zunächst ein paar Namen, deren Einträge schon aktuell sind:

  • Belial, der Anführer der lokalen Ancients
  • Governor Kenneth Brackhaven
  • Fat Eddie vom Kiosk, dem Ben 236 NuYen schuldet
  • Zo Rothberg (sitzt noch in der QZ fest)
  • Malcolm Benoit - bleibt dieses Mal hoffentlich endlich tot
  • Titania

Ben hält inne. An Titania hat er länger nicht gedacht. Einen Abend wie mit ihr würde er sich gerade wünschen. Sie war das beste Seattle-Willkommenskommitee, dass man sich hat wünschen können und einer der Gründe weswegen Ben in der Stadt so viele vorzügliche Verbindungen hat. Mit der weißblonden Sturmhexe von Prag hat er von 2069 bis 2071 unzählige Abende auf den verschiedenen Parties, Bällen und Kultuveranstaltungen der Vory verbracht. Sie sind zusammen ein Wirbelwind magischen Selbstbewusstseins und narzisstischer Rücksichtslosigkeit in den obersten Rängen des organisierten Verbrechens gewesen. Sie haben gemeinsam gelacht, Beziehungen geknüpft und ihre Magie kanalisiert. Sie haben gegessen, Mundane eingeschüchtert und miteinander geschlafen. Und getrunken. Viel getrunken. Vodka, leider, aber guten Vodka. Es ist eine gute Zeit gewesen.

Aber nicht jede gute Zeit kann halten.

Diese bestimmte gute Zeit endete mit einem fatalen Streich… oder besser gesagt dessen Folgen. Eine der liebsten Beschäftigungen der beiden astralen Arschlöcher war es, die Bediensteten der Veranstaltungen zu ärgern: Nachfüllflaschen leerzaubern, Teller beim Servieren erhitzen, Juckreiz in Intimregionen auslösen. Die Schnürsenkel des Sommeliers zusammenzuknoten, als dieser gerade zu Titanias Mutter unterwegs war, endete mit einem 50.000 Nuyen Kleid voller Rotwein. Damals sind die beiden Verliebten lachend in den Nebenraum gestolpert und haben sich nachgeschenkt.

Erst später am Abend lief die Angelegenheit aus dem Ruder, als Titania ihn zum liebsten Zeitvertreib ihrer Familie mitgenommen hat: zum Kampfring im Weinkeller. Hier gab es auf den meisten Feierlichkeiten üble Zweikämpfe zwischen Anwärtern, um Streits zu klären oder Bestrafungen zu verteilen. Sie sind für Ben nichts Neues gewesen: Auf diese Kämpfe hatten sie schon gemeinsam gewettet und mit gezielter Zauberei die Ergebnisse manipuliert. Aber als an diesem Abend der Sommelier in den Keller geschleift wurde, bereits übel zusammengeschlagen, und flehend, konnte Ben nicht mehr still halten. Mit einem Schlafzauber schaltete er die kichernde Titania bei einem letzten Kuss aus, um anschließend mit einer donnerden Druckwelle den Raum voller Mafiosi von den Beinen zu reißen. Ben hat den Sommelier in Tacoma abgesetzt und die Stadt auf dem schnellsten Weg über einen Frachter verlassen. Er wusste, was Titania mit ihm angestellt hätte, wenn er geblieben wäre. Er hatte es oft genug mit angesehen.

Ben verzieht das Gesicht. Mit Titania war er zwar glücklich und erfolgreich gewesen, aber nicht unbedingt die beste Form seiner Selbst. Diesen Teil seines Gedankenkabinetts würde er lieber hinter sich lassen… also schnell weiter.
Er aktualisiert das Status-Feld: Titania hat Kuba zusammen mit den Vory zum neuen Jahr verlassen, vorerst zurück nach Europa.


Der Magier nimmt einen Schluck und scrollt weiter. Die nächsten Einträge sind schon interessanter:

  • Javier Batista - scheint mit Kuba ziemlich beschäftigt zu sein. Aktuell keine Gefahr.
  • Ginny Gingernsap - eines der Probleme, das Senor Batista beschäftigt hält
  • Clockwork, der dreckige Hobgoblin.
    Ben ist manchmal ein Arsch, aber Clockwork ist ein Arsch. Eine schnelle Suche in Shadowland Foren ergibt, dass er aktuell in Lagos zu arbeiten scheint.
  • dieser Typ von Thunder - tot
  • Hollidays Schwester (auf der Hochzeit beklaut) - Scheint die Perlenhalskette von Mrs. Henry nicht zu vermissen
  • Madeline LeClair - …

Tja. Über LeClair weiß Ben nicht so wirklich Bescheid. Seit ihrem Auftritt in Seattle, der zu Shadex’ Rettung führe, ist es ruhig um LeClair geworden. Vom Ordo Maximus - dem nächsten Eintrag in der Liste - hat Ben seit dem Fifi-Run in Amazonien und den Abenteuern im Barrio Chino in Havanna nichts mehr gehört.

Er seufzt. LeClair kennenzulernen ist rückblickend entschieden fataler gewesen, als es damals, 2071 gewirkt hatte. Nach Titania hatte Ben einen Zufluchtsort gesucht. Die karibische Liga kam leider nicht in Frage - 20 Jahre zuvor, von 2050 bis 2052, hatte der Gingerbread Man es nicht unbedingt gut aufgenommen dass ein junger Wicca-Magier auf Pilgerreise sich regelmäßig mit seiner Beraterin und Sukuyan-Braut Nix Naught vergnügt hatte. New Orleans also. Gleiches Meer, aber - wie sich zeigen sollte - eine ganz andere Stimmung.

Madeline LeClair war gerade um die 24 Jahre alt, als ein 40-jähriger Ben Kendall sie an einem fatalen Abend in einem der Casinos in der alten Innenstadt kennenlernte. Für sie war er ein faszinierender “Schwarzmagier”, der ihren Durst nach Magie stillen konnte. Für ihn war sie eine willkommene mundane Ablenkung nach dem Chaos mit Titania und eine gute Möglichkeit einige finanzielle Rückstände abzubauen.

Das gemeinsame halbe Jahr war zwar schön, aber Ben hat sich nie wirklich gut gefühlt. Sie beide haben sich gegenseitig ausgenutzt. Irgendwo in seinem Inneren war ihm die ganze Zeit bewusst gewesen, dass sie nur ein Trostpflaster für ihn war. Als er es endlich abriss, war es nicht ihr Herz, das gebrochen ist, sondern etwas tiefer in ihr liegendes. 2075 zeigten sich die langfristigen Folgen dieser Angelegenheit: LeClair war eine Wahnsinnige geworden; paranoid und getrieben von der Suche nach einem Weg, magische Macht anzuhäufen. Und sie hatte den ultimativen Schritt getan. War zu einer Vampirin transformiert und einem Club von Reichen mit schlechtem Urteilsvermögen beigetreten.

Und die ganze Zeit über hat Ben sich gefragt, ob er einer der Tropfen gewesen sein könnte, die dieses Fass zum Überlaufen gebracht hatten.

Der Ordo Maximus und LeClair erhalten eine Markierung: Genauer nachforschen. Zu ruhig.


Die nächsten Einträge in der Liste von Bens Feinden sind… etwas mysteriöser:

  • Harlequin - viel Glück, da etwas in die Liste eintragen zu wollen
  • Arleesh, die Artefaktsammler-Drachin - da Ben gerade nichts sucht, gibt es hier wenige Reibungspunkte
  • Butterblume … und damit irgendwie auch EVO - Die behält Vice ja grade eh im Auge. Praktisch.
  • Daniel Howling-Coyote - Drek woher soll gerade BEN denn wissen wo der amerindianische Befreier ist?!
  • Ghostwalker - Ben glaubt nicht, dass der Drache ihm inzwischen verziehen hat

Danach schwenkt der Zufallsalgorithmus zu Leuten, mit denen Ben schon fast eine freundschaftliche Feindschaft… oder manchmal eine verfeindete Freundschaft führt; eine Parade an eher verbrannten, aber notfalls reaktivierbaren Schattenkontakten:

  • Kincaid
  • FastJack
  • Blackhawk
  • Captain Derreck Balu - kein Update seit Boston
  • Sarah Silverleaf
  • Nix Naught - (vielleicht doch nicht alle “reaktivierbar”… Ach Nix. Ruhe in Frieden.)
  • Dieser aufgeblasene Errant Knight Arsch - (Broker vermutet, der könnte Holliday irgendwie kennen. Schwachsinn.)
  • Keziah Mason

Ben hat nicht erwartet, dass Keziah sich über einige (un)glückliche Verstrickungen wieder ihren Weg in sein Leben bahnen würde. Und er ist sich auch jetzt noch unsicher, wie absichtlich das eigentlich passiert ist. Er glaubt nicht wirklich, dass gerade Keziah es darauf anlegen würde, wieder mehr Kontakt aufzubauen, aber andererseits glaubt er auch gerade bei Keziah nicht an Zufälle. Sie bekommt, was sie will. Hat sie schon immer.

Ben war gerade von seinen Reisen zurückgekehrt, 2058. Eigentlich war es damals sein Plan gewesen, sich wieder in Salem einzugliedern, und seinen Pflichten als Witcher oder sogar Sorcerer Supreme nachzukommen, gleichzeitig aber ein paar Dinge dessen in den Coven zu tragen, was er gelernt hatte. Aber dann hat er sie getroffen:

Keziah Mason war die jüngste Hoffnungsträgerin des Mason-Coven gewesen. Eine mächtige junge elfische Magierin, ausgebildet in den okkulten Ritualen der Masons. Von den Salem-Hexen nicht komplett angesehen, aber als wichtiger Eckpfeiler der Zukunft der Wicca-Religion akzeptiert.

Ben hatte ja schon immer ein Händchen für die Frauen gehabt, von denen man besser die Finger lassen sollte, und war schon immer ein ansprechendes Mysterium für junge Magie-Interessierte gewesen… (Und wie Jahre später seine Beziehung zu LeClair zeigen sollte, hatte er nie aus den Problemen gelernt, die er so verursachte.) Die Warnzeichen waren also da gewesen. Wörtlich gesprochen: Ein paar der älteren Hexen berichteten von Visionen, die die Beziehung von Ben und Keziah mit einer Zukunft der Salem-Hexen in Verbindung brachte, die von Leid und Wandlung geprägt sein sollte.

Joke was on them: they were into that shit. Für die junge, rothaarige Elfenwitch und den charismatischen Hexer war eine Prophezeiung, die ihre Liebe verbieten wollte, das letzte Fünkchen, um sie zu entfachen.

Das fanden allerdings beide Familien nicht gut: Beatrice und inzwischen auch Blair waren an einer Modernisierung der klassischen Wicca-Hexerei interessiert und wollten es um jeden Preis vermeiden die düsteren Rituale der Masons ins Spiel zu bringen. Und die Masons wollten nicht mit ansehen wie ihre bezaubernde Jüngste einem Kendall zum Opfer fiel.

Niemand in Salem hatte ein Verständnis für ihre Beziehung. Was sie ihnen noch schmackhafter machte. Also sind sie durchgebrannt, und hatten einige wunderschöne Jahre. Sind herumgezogen, haben ehrliche und weniger ehrliche Geschäfte aufgezogen, ihre Freiheit genossen und gemeinsam ihre Magie weiterentwickelt. 11 Jahre lang, von 2058 bis 2069.

Vielleicht ist Ben mit Keziah seiner Selbst am nächsten gewesen. Näher, als er es zu jedem anderen Zeitpunkt je gewesen war. Sogar näher als mit der Frau, die ihn auf diesen Weg geschickt hatte, seiner ersten Liebe, noch vor Keziah, aber nach Nix. Aber Keziah war die Beziehung, vor der er am meisten Angst gehabt hatte: Eine ernste Beziehung voller Tatendrang und… gegenseitiger Abhängigkeit. Verflechtete Geschäfte, verflechtete Kontakte, ein regelmäßiges On/Off das beide immer wieder zueinander führte. Irgendwann hatte Ben sich gefühlt als sei er Unternehmer, und kein Magier. Und er hatte Angst gehabt… sich in etwas zu verrennen.

Das Ende war eindeutig, aber abrupt. Ben ging nach Seattle, und traf eine Wetterhexe der Vory.

Mit Keziah ist seine Bindung zum Kendall Coven damals endgültig gebrochen. Anbandeln mit einer Mason wäre schlimm genug gewesen, aber mit ihr durchzubrennen und Salem hinter sich zu lassen, war in den Augen der Hohepriesterin unverzeihlich gewesen.
Und hier kommen sie auch schon, die Listeneinträge aus der Familie:

  • Blair Kendall
  • Beatrice Kendall

Tja, ohne Salem am anderen Ende des Kontinents rückt die Familie wieder etwas näher zusammen. Zum Glück hat Ben wirklich nicht vor, zurück in die Sioux Nation zu gehen, also sollte er vor dieser ganzen “New Salem” Sache sicher sein.

Eigentlich schade. Ben erinnert sich gerne an gute Zeiten in Salem zurück, als er seine Magie bei den Wicca Hexern gefunden hat. Das war noch lange bevor sich abgezeichnet hatte, dass Bens Weg ein anderer sein würde. Beatrice hatte damals schon ausgesehen wie jetzt, und Blair war noch ein kleines Kind gewesen, 10 Jahre jünger als er. Sie hatten sich gut verstanden, hatten viel gemeinsam gehabt. Damals zumindest. Heute weniger: Blair ist dem Coven und damit der Oberhexe treu ergeben, während Ben alleine in einem zugigen Zimmer sitzt und schon seit einer halben Stunde nervös die Füllung aus einem fleckigen Sofakissen mit Stichwunde pult.

Die ersten Schritte auf Bens Abwegen hatten noch so unschuldig gewirkt: Eine Reise nach Havanna hier, ein Techtelmechtel mit einer Sukuyan dort. Aber dann hatte er sie kennengelernt, 2053, noch vor Keziah. Sie hatte Ben einen ganz neuen Blickwinkel gegeben, mit dem er unmöglich langfristig an den Traditionen seiner Familie hätte festhalten können… Aber das ist lange vorbei. Sie ist weg, tot wahrscheinlich, und Ben weiß gar nicht so wirklich-

“Wahrscheinlich”. Das ist kein gutes Wort. Holliday würde wahrscheinlich etwas pseudo-tiefgründig-paranoides sagen wie “Das ist das zweitschlechteste Wort, das du in den Schatten sagen kannst, nach Drache”.

Ben hat seit Jahren nichts von ihr gehört, aber andererseits auch nie wirklich danach gesucht. Sie muss ja eigentlich noch irgendwo sein, und irgendetwas tun… und gemessen an ihrem damaligen Temperament wäre es wahrscheinlich auch nach 20 Jahren noch besser, zumindest grob zu wissen, was und wo.

Er nimmt einen letzten großen Schluck Bourbon, steht auf und setzt das Trodennetz ab. Dann begibt er sich in Richtung seines Refugiums. Er wird einen Erinnerungszauber wirken müssen, um ihre astrale Signatur nach all der Zeit aus seinem Hinterkopf herausziehen und sie einem gebundenen Geist übergeben zu können. Am Besten ein Luftelementar: schnell und gut als Späher. Und er wird etwas mundane Aufklärung benötigen. Ben zieht sein Komlink aus der Tasche, und öffnet das Notizbuch, scrollt ein bisschen, bis er die Nummer eines international agierenden Privatdetektivs findet, und diese wählt.

“Vice? Ben Kendall hier. Ich brauche deine Hilfe.” Der Mensch kramt in einem seiner Schränke nach den richtigen Reagenzien für diese Aufgabe. “Jaaa, ich zahle. Ich schicke dir einen Geist, der dabei dein Partner für’s Astrale wird! Es geht um Aufklärungsarbeit in der Sioux Nation.”

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ICH LIEBE ES!

Mir tut so leid wie einsam Ben ist aber die Story der ganzen Exen ist soooo gut geworden!

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Ich finde dies gleichzeitig spannend und beunruhigend! Ich mag nicht, dass wir nicht wissen wo LeClair ist oder die Dame die Ben auf diesen Weg gebracht hat. Oh boi oh boi.

Aber sehr schön geschrieben! :blush: :yellow_heart:

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Richtig gut geworden. Und mal die Geschichten zu hören, die Ben mit dem Frauen erlebt hat :blush:

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Freut mich, dass sie gefallen hat :slight_smile:
Ich fand es auch spannend für mich, das alles Mal auf eine Timeline zu schreiben und nachzusehen, wo eigentlich wann was passiert ist :smiley:

Kamt ihr bei den Exfreundinnen hinterher, welche wann wo wie war?
Hier nochmal als Hilfestellung weil es nicht chronologisch ist:
Ben’s Jugend in Salem - Nix Naught - "Sie" - Keziah - Titania - LeClair - ??? - Heute

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