[Bei mir ist mal wieder alles kurz vor knapp. Eigentlich war der Plan das zwischen dem letzten Run und Donnerstag zu veröffentlichen. Inklusiver der nächsten zwei Teile. Jetzt ist der Plan, jeden Tag eins zu veröffentlichen. Ich hoffe ihr habt dennoch Spaß daran. Der Jackpoint verdient von meiner Seite aus mehr Zeit, als ich ihm im Moment zukommen lasse und das tut mir leid. Aber irgendwie kommt immer was dazwischen.]
„Ich verstehe noch immer nicht, warum wir ausgerechnet bei Ben untergekommen sind. Meintest du nicht, dass er mir als Magier wahrscheinlich ein, zwei Sachen beibringen könne?“
beschwerte sich Jahm erneut, während Nicolay das Kleid an ihr mit Nadeln absteckte, um es genau anzupassen. Dabei machte er sich mentale Notizen. Die antiballistischen-reaktiv-Keramikpanzerplatten sollten etwas nach unten verschoben werden, um die Haut nicht einzuklemmen. „Weißt du, was ich diese vier Wochen in den Sümpfen gelernt habe? Fucking Whiskey brennen.“ lamentierte sie weiter vor sich hin. Nicolay nutze es aus, dass sie Luft ausstieß, während sie verächtlich schnaubte, um das Kleid noch etwas enger zu ziehen, so dass ihr nächster Satz nur halb zu hören war als ihr die Luft wegblieb. „Irgendwie bekomm ich den Geruch von Whiskey nicht aus der Nase, wann immer ich mich an die Unterrichtsstunden… uff.“ Jahm schnappte nach Luft „Verdammt Nicolay, willst du mich ersticken?“
„Nun ja, du wolltest unbedingt auch ein Kleid haben, oder?“ fragte er mit ruhiger Stimme „Und ich werde dich nicht in etwas aus dem Haus gehen lassen, was nicht perfekt sitzt. Wozu sonst lässt du es dir maßschneidern, wenn nicht um darin umwerfend auszusehen?“ erwiderte Nicolay. „Auch wenn ich noch immer nicht verstehe, warum du ein Kleid möchtest, wenn du nicht mit auf die Feier kommst.“
Jahm blickte ihn ungläubig an „Hast du das Kleid von Venus gesehen? Wie sollte ich nicht auch eins haben wollen, wenn ich gesehen habe was du für sie gemacht hast.“ ihr Blick vermittelte ihm, dass sie nicht verstehen konnte, wie er so etwas überhaupt fragen konnte. Ein solcher Blick zeigte Nicolay, wie viel ihres früheren Lebens noch in ihr steckte. Auch wenn Jahm immer wieder beteuerte, dass sie es hinter sich lassen wollte und ein freies Leben in den Schatten genau das war, was sie anstrebte, so zeigten sich doch immer wieder Verhaltensweisen ihres früheren Lebens als eine Tochter aus einer reichen Konzernfamilie. Allerdings war dies nichts, was er ihr vorwerfen würde. Er wusste nur zu gut welche Einflüsse ein früheres Leben auf einen haben konnte, auch wenn man meinte es in den Schatten abgeschüttelt zu haben.
Jahm riss ihn aus seinen Gedanken, als sie nach einer Pause weitersprach. „Und im Bezug darauf, dass ich nicht mit auf die Party gehen soll. Du weißt, dass es für dich nur gefährlicher werden wird, wenn du mich nicht dabei hast?“ sie blickte ihn kritisch von oben herab an, während sie auf dem Podest vor ihm stand „Mein Vater hat uns beide dazu eingeladen und ich bin mir ziemlich sicher, dass er es als eine Art Geiselaustausch Scenario geplant hat. Weißt du? Also Mishka gegen mich und im letzten Moment, wenn er mich zurück hat springt eine schwer bewaffnete Einheit von Killern hinter der Cocktailbar heraus und fällt dir in den Rücken.“
Dies war ein valider Punkt. Nicolay war sich dessen bewusst. Er rechnete fest damit. Die Frage war nur, ob die Vorbereitungen, welche er getroffen hatte, ausreichen würden.
„Nein, ich bin mir sicher.“ erwiderte er. „Ich habe Verstärkung eingeplant und wenn diese nicht ausreicht, weiß ich nicht ob deine Hilfe dann genug wäre um die Situation umschlagen zu lassen. Außerdem will ich deine Anwesenheit als Verhandlungsargument nutzen. Wenn wir dort zu zweit auftauchen, erschießen mich die Killer deines Vaters direkt. Wenn ich ihm weiß machen kann, dass er dich erst zurückbekommt, sobald ich sicherstellen kann das es Mishka gut geht, haben wir vielleicht eine Chance.“
Als er aufblickte und dabei ihrem Blick begegnete, sah er darin die unausgesprochene Frage: „Und wirst du mich für einen Austausch rufen, sobald du ihn gefunden hast? Ist dir das Leben deines Cousins mehr wert als meins?“
Nicolay senkte den Blick.
Alles in den Schatten hatte seinen Preis. Und er war dabei herauszufinden, was seiner sein würde.