Euryale und Bastet - Nayad

Sonntag Vormittag

Still liegt Nayad auf den Sitzpolstern der großen Sessel und Couchen rum, die Beine die Wand hinauf gestreckt. Im Nacken hat sie ein kleineres Kissen, was ihr die perfekte Position bietet um ihr Buch zu halten. Damit die Sitzpolster nicht rutschen, hat sie auf dem Boden darunter Decken und Moos von draussen verteilt und sich dadurch in einer Ecke des Golfclubs ein nettes Versteck gebaut. Ein Ort für Sie alleine. Ein paar LED-Kerzen, die sie gefunden hatte und Lichterketten aus dem Seasonal-Karton des Clubs schmücken die kleine Ecke und geben ihr etwas Licht. Ein, zwei der umgetopften Pflanzen zieren und schützen die Stelle. Sie erinnert sich daran als Kind kleine “Burgen” gebaut zu haben aus ihren Bettlaken und den Wohnzimmermöbeln. Vor ihre Ecke hat sie die Couch zu jeder Seite gezogen und ein paar der Tischdecken zur Decke gespannt. An der Wand steht ihre Kamera auf einem stabilen Stativ und daneben an der Wand gelehnt ein AR-Display mit einer Karte darauf. Ihre weiche Kuscheldecke hält sie einigermaßen warm, aber es ist dennoch kalt in dem verlassenen Gebäude und sie kann spüren, dass es nur kälter werden würde in nächster Zeit. Einen Moment lang blickt sie starr die Seiten an, ihr wird klar, dass sie, falls sie länger hierhin flüchten sollte, mehr Wärmequellen brauchte. Von Essen nicht mal die Rede. Alles was vor Ort war hatte sie schon vor Wochen mühselig in das Townhouse geschleppt. Das und den Alkohol.

Vor dem Eingang zu ihrer Ecke streift ihr Watcher umher. Noch hat das arme Tier keinen Namen, und Nayad seufzt leise als ihr Blick an ihrer neuen Begleiterin kleben bleibt. Als sie ihren Watcher beschworen hat war sie ein kleiner dunkler Jaguar, flauschig und weich um Medea halt zu geben. Jetzt ist sie größer, dunkler. Sie streift von einer Ecke des Zimmers zur nächsten, wie ein Raubkatze in einem Käfig, denn das ist sie auch. Genauso gefangen wie Medea in dieser Stadt, aber ihr Watcher schützt sie. Zumindest mit ihrem Watcher in der Nähe fühlt sie sich einigermaßen sicher. … Sicherer. Nirgends in dieser Stadt ist sicher. Frustriert klappt sie ihr Buch zu, dann legt sie sich anders hin um der dunklen Jaguardame zuzusehen. Medea… Dir ist kalt… Uns ist kalt… Geh zurück… Das ist doch kindisch. ertönt es in ihrem Kopf. Leicht schüttelt die Gorgone den Kopf und muss sich erinnern, dass das nicht ihre eigenen Gedanken sind. “Vielleicht… Aber ich… Ich will einfach nicht mehr.” flüstert sie zurück. Eng drückt sie das Buch an ihre Brust und zieht ihre Decke um sich. Du willst das alles doch gar nicht… den Stress… den Streit. Sanft streicht ihr ein schuppiger Kopf über die Wange, ohne groß darüber nachzudenken tätschelt Medea Rose sanft. “Ich will nur, dass sie verstehen… Ich versuch es doch… Es ist als ob ein Schild über mir hängt, ‘kann nichts nettes sagen’.” Eine einsame Träne rollt ihr über die Wange, aber noch bevor sie sie wegwischen kann, reibt sich Rose näher an sie. Medea kann spüren wie ihre Begleiter sich an ihr reiben, wie zu einer kleinen Umarmung.

“Es ist alles einfach zu viel… Zu viele Stimmen und Probleme und… ich will einfach nach Hause…” Zitternd greift sie nach dem AR-Display, dann öffnet sie eine Karte. Über Nordengland hängt ein kleines gelbes Herz mit dem Tag Home. Als sie darauf tippt öffnet sich die Galerie dazu und ein kleines Passwort Fenster erscheint. Schnell tippt sie das Passwort ein, bestätigt auf ihrem Komlink die Anfrage und dann erscheinen Bilder. Bilder von ihrem Vater, von Domino und Atlas wie sie ein paar Schafen hinterher hechten, Bilder vom Haus, und von Chester wie er ihren Garten kritisiert. Wäre sie doch bloß nie nach Seattle geflogen. Seit wann gibst du auf? Bist du nicht die Frau, die alles auf biegen und brechen alleine tun will? Selbstständig? Sagst du nicht seit zwei Wochen “geht alle nicht allein”? Du willst diese Gruppe, Querida… “Und dann, Rose? Was hat es gebracht?! Ich rede seit Wochen, und Weazel ist trotzdem alleine los und wurde verletzt. Wir wurden gehackt und jetzt haben wir auch noch eine freigelassene Computerstimme von der wir nicht wissen ob sie uns umbringt oder uns mitreißt wenn irgendwas passiert. …Ich will nicht, dass noch mehr Leute verletzt werden… Was wenn Holliday wieder KFS bekommen hätte bei all den Sachen? Jazz würde vollkommen durchdrehen… und es würde ihr weh tun… sehr. Und Leyla… Wir können ihr nicht mal helfen. Was bringt es ihr wenn wir sagen, ‘hey es wird alles gut!’ Nichts! Nichts ist gut, Rose!” Verzweifelt ballt sie ihre Fäuste. Sie versucht sich zu beruhigen aber ihre angestauten Ängste drängen weiter in den Vordergrund. Du bist nicht verantwortlich für irgendwen außer dich selbst, Medea. Sie hätte es auch so gesagt. Sie. Peonia. Ein eiskalter Schauer läuft ihr den Rücken herunter. Zaghaft greift sie an den leblosen Stumpf. Peonia war nach Rose die Älteste, und Nayad vermisst sie. Sehr.

Vorsichtig legt die Gorgone sich auf ihren Bauch. Auf ihrem Komlink swiped sie durch vorgespeichterte und synchronisierte Bilder auf Pinterest. Sie war genauso überrascht wie die Anderen gewesen so viele Tattoos auf den Körpern zu sehen als sie ihre kleine Poolparty hatten. Nach einem kleinen Gespräch mit Holliday und Jazz hatte sich sich schon da die Idee eingebrannt. Sie lächelt leicht bei dem Gedanken eine kleine Erinnerung an Peonia immer bei sich zu tragen. Es soll dezent sein, nicht zu groß oder auffällig. Vielleicht kann Candy ihr zeigen wie sie sie zum Leuchten bringt? All das hatte sie nie interessiert, aber der Gedanke ihre Begleiterin irgendwie zu ehren verschwindet nicht. Seit Wochen schon hatte sie überlegt, aber wusste einfach nicht wie und jetzt hat sie plötzlich eine Vorstellung. Mit ihrer Fingerspitze swiped sie Gedanken versunken durch verschiedene Bilder.

Medea, der Furball kotzt wieder! schreit Sol plötzlich in den Gedanken der Gorgone, die daraufhin mit den Augen rollt und dem Drang wiedersteht ihr Gesicht in ihre Hände zu legen. “Sol, sie ist kein Furball. Sie ist ein Watcher und sie kotzt nicht. Sie gähnt. … Sie ist ein bisschen ein Furball.” Nayad betrachtet ihre Watcher und hält dann ihre Hand aus um sie her zu rufen. Die Jaguardame kommt angelaufen und reibt sich an Medeas Hand. “Du brauchst wirklich einen Namen, meine Süße… Es geht nicht, dass alle benannt sind außer dir.” Ein kleines Lächeln entweicht ihr als sie ihren Watcher hinter den Ohren krault. Dann fällt ihr Blick auf ihr aktuelles Buch Mythos - Neue und Antike Mythologien. 7te Auflage “Wie wäre es mit Bast? Wie Bastet.” Wirklich? Das Ding bekommt auch noch den Namen einer Gottheit? murrt Narcissa. “Jetzt seid doch nicht so negativ. Ihr habt Candy gehört: sie ist eine Verkörperung meiner Magie. Nicht eurer. Ihr seid ein Teil von mir… Das werdet ihr immer sein, aber Bast ist… Sie ist ich… Und Bastet war eine Schutzpatronin.” Nayad streicht der beleidigten Narcissa über den Kopf und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. “Ihr werdet immer ein Teil von mir sein. … Und ihr habt schon Euryale.” Wie auf Kommando ertönt ein Zischen aus einer dunklen Ecke. Dann gleitet ihr Schutzgeist über den kalten Boden auf sie zu, “Ich wurde in letzter Zeit wenig gebraucht. Städte. Pah.” Grinsend, sieht Medea ihrer Grubenotter zu, wie sie sich auf einem Kissen einkringelt. “Nicht genug grün um sich hier gut zu tarnen, mh? Dabei erschreckst du so gerne Unbedachte.” Starr sieht Euryale ihren Schützling an, dann streckt sie die Zunge heraus mit einem “Tsss.”

“Also mehr grüne Reiseziele für meinen Schutzgeist. Lass mich mal schauen.” Erneut greift die Gorgone nach ihrem AR-Display und öffnet ein paar Reiseführer die ihr Vater ihr weitergeleitet hatte bevor sie nach Seattle gegangen war. Daisys Idee mit einem Van durch die gegend zu fahren um Orte zu entdecken und ihre Magie zu trainieren ist überraschend schnell weit oben auf ihrer “Wenn wir Boston verlassen”-Liste gelandet. Bis dahin muss sie nur richtig fahren lernen. Und einen bequemen Van finden, der tatsächlich genug Stauraum für lange Fahrten hat. Dann fängt sie an sich durch die Reiseführer zu lesen. ‘Angola hat ein reiches Vorkommen an Kaffee- und Koka-Pflanzen. Diese luxuriösen Pflanzen stellen das primäre Exportgut des Landes dar und wachsen seit Jahren auf nährstoffreichen Feldern, welche auch zu einer großen Touristenattraktion geworden sind.’ “Das ist doch was für uns… Ab auf die Karte damit” murmelt Medea und markiert Angola auf einer Karte mit potentiellen Reisezielen, die sie interessieren würden mit variierenden Gefahrenstufen. Schade wirklich, dass sie es nicht zum Yellowstone Park geschafft hat bevor es nach Seattle ging. Sie muss kichern als sie einen Marker auf Madagaskar setzt mit der Beschreibung: 'Keine Infos - GEFÄHRLICH. Vielleicht Regenwald? Angeblich unangetastete Natur? Antike Strukturen?’ Ein Ort auf den man sich hinarbeiten muss, schießt es Nayad durch den Kopf bei dem Gedanken an die lauernde Gefahr. Eine Gefahr mit der sie besser umgehen konnte als mit der hier in Boston zumindest. Ihr Blick fällt auf die digitale Zeitanzeige am oberen Rand des Bildschirms. “Schon drei Uhr!? Oh gott, die anderen bringen mich um.” Schnell rappelt sie sich auf, greift nach ihrem Buch, schlüpft in ihre Schuhe und rennt dann los zurück zum Townhouse. Mit etwas Glück wird niemand bemerkt haben, dass sie die ganze Nacht allein weg war. Ihr Plan sich morgens reinszuschleichen wie nach ihren nicht mehr stattfindenden Joggingtouren ist sowas von gescheitert.

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So, ich komme endlich dazu ein paar Fictions nachzuarbeiten D:

Irgendwie dachte ich immer, wenn sie beim Golfclub rumhängt ist sie nur draußen ^^

. >:C

Oh nein, die nützliche Haarnudel ist gestorben?!

JUHU, Schutzgeist-Action!
Es soll da ja irgendwo noch eine vernachlässigte Taube geben, hab ich gehört…

Schöner Einblick, schön geschrieben!
Freut mich :3

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Auch, aber sie ist nicht blöd und es ist hart kalt :smiley: und manchmal braucht sie auch einfach 10 Minuten für sich. Das Haus ist zwar groß, aber sie hat ja eh permanent +6 Stimmen im Kopf und dann wirds halt mal bissel laut. :thinking: Und ja, das ist der grünste Ort in der Nähe was es einen guten Rückzugsort macht für sie :joy:

Ich muss von nun an in jeder Fiction einmal Chester deinen „He’s gonna kill someone“-Charakter einbauen :upside_down_face: :joy:

Die Haarnudeln sind alle nützlich, aber eine der älteren, ja. Das hats bisschen mehr painful gemacht ohne, dass es nichts bedeutet, weil ich immer nur Rose oder Narcissa erwähne. :thinking:

NAMENLOSE Tauben auch noch. :dove: Das arme Ding.

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