Einleben - Lex

Tldr: Kuba ist heiß, Lex ist langweilig und organisiertes Verbrechen hat bessere Arbeitskonditionen

2076-02-10

Einen Vorteil hatte Havanna für Lex verglichen mit Seattle: Im Winter herrschten angenehme Temperaturen, sodass sie bequem Kleidung tragen konnte, die sie in Seattle niemals im Winter getragen hätte.
Der Nachteil war dafür: In ein paar Monaten dürfte sie in ihrer Kleidung eingehen. Es gab wohl einen Grund, warum Jazz den Großteil der Zeit sehr wenig Kleidung trug.

Lex erschauderte beim Gedanken an die bevorstehenden Shoppingtouren und bog in den Eingang des Mietshauses in San Miguel de Padron ein, in dem sie, Caleb und seine Kinder seit einigen Wochen wohnten. Seit ihrer Abreise aus Seattle war es so ruhig geworden, dass ihr fast schon langweilig war.

Sie öffnete die Wohnungstür und hörte Calebs bedächtiges Atmen aus dem Wohnzimmer.

Heute schien mal wieder ein Home-Office-Tag zu sein.

Lex fand es sehr amüsant, dass sein legaler Job als Sysadmin bei Polizeidienstleistern schon immer sehr viel schlechtere Konditionen gehabt hatte als seine Nebenarbeit für eines der größeren SINdikate, die es sich zum Geschäft gemacht hatten, SINs aus offiziellen Datenbanken zu fälschen, wiederzuverwerten, und für Kunden, die neue Identitäten brauchten, anzupassen. Wie sie.

Dieses SINdikat, das über ihn auf die KE-Datenbank zugegriffen hatte, hatte ihm wegen seiner guten Arbeit auch direkt eine Stelle in Havanna angeboten, als klar wurde, dass er nicht mehr in Seattle bleiben konnte. Von solch einer Übernahmegarantie hätte sie bei Lone Star nur träumen können.

Während er in Seattle kaum tagsüber nach Hause kam, konnte er nun zumindest teilweise bequem mit gesicherter VR-Verbindung sein Homeoffice verrichten.

Als sie ins Wohnzimmer schaute, sah Lex Calebs riesige Trollmasse mit Kabeln in seiner Datenbuchse und einem Cyberdeck vor sich schlaff im Sessel sitzen. Sie war überrascht, dass er trotz des Embargos ein Deck erhalten hatte.

Plötzlich begann er, schneller und schärfer zu atmen, bevor seine Muskeln sich wieder anspannten und er ruckartig die Augen öffnete.

„Ah, schon wieder da?“

Lex legte grummelig den Kopf schief.

"Mit meiner Privatermittlerin-SIN hab ich immer noch keine neuen Kunden.”

Sie schaute zur Seite, wo sich auf einem leeren Sessel Wolf, ihr Schutzgeist, in einem müde gähnenden astral strahlenden Knäuel manifestierte.

„Wolf wird auch langsam langweilig. Ich hatte keine Ahnung, dass Schutzgeistern langweilig sein kann. Wenigstens klappt das bei der Fotografen-Identität besser mit Kundenakquise.“

Er grinste mit glänzenden Hauern. „Bilder von unten in die Nase, eine echte Marktlücke. Mich nervt das ja in Videoanrufen immer.“

„Deine füllt ja auch das ganze Bild aus, Señor Trollnase, kein Wunder, dass es dich nervt, in allen Videokonferenzen so gesehen zu werden. Die ganzen reichen Touris mit normaler Nasengröße mögen Bilder, in denen sie arrogant auf die Kamera runterschauen.“

„Touché.“ Er blickte sich um. „Die Kids sind noch nicht wieder da? Die Schule ist eigentlich schon lange rum.“

„Nnnope.“

„Hmm, das ist nicht so gut. Sie scheinen sich neulich mit einer Jugendgang in der Nähe anzulegen.“

Sie seufzte. „Nicht schon wieder, in Seattle hat sich wenigstens nur Philip mit Leuten geprügelt. Soll ich…“

Caleb blockte ab. „Ich schau gleich selber nach, wo sie stecken. Für dich hab ich was … interessanteres.“

Kurz darauf erschien in ihrem HUD eine Adresse mit einem Namen.

„Ein Klient, für den ich gestern eine neue SIN für … auswärts gemacht habe. Hat bei unserem Gespräch über ein kleines Diebstahlproblem geklagt. Ich dachte, ich spiel mal Jobvermittlung. Du kannst ihn in ein paar Stunden in ner Hafenkneipe am Industriehafen finden.“

Lex Augen leuchteten auf, als die astrale Gestalt von Wolf plötzlich auch voller Energie aufmerksam die Ohren spitzte.

„… ein Investigativjo… Caleb, wie kann ich mich dafür bedan…“

„Rum.“

Er legte die Füße auf den Wohnzimmertisch und stöpselte sein Kabel wieder in seine Datenbuchse, als Wolf vom Sessel auf den Boden neben der Tür sprang und im Türrahmen verschwand.

„Viel Rum.“

Sie war bereits zur Tür hinaus.

5 „Gefällt mir“

Ich mag die Dynamik zwischen Caleb und Lex sehr gerne :blush:
Toller Einblick in ihr Privatleben!

4 „Gefällt mir“

Hihi ja, muss Lissy da zustimmen! Sehr schön zu sehen wie sie privat interagieren! :blush:

4 „Gefällt mir“