Ein normales Leben - Nayad

[Kleiner Disclaimer: Ab London gibt es Douchebag Verhalten was etwas grenzwertig ist. Ich unterstütze sowas weder von Frauen noch von Männern, kommt aber leider ja immernoch vor. Im Zweifelsfall direkt zur nächsten Zeitstelle springen.]


Luanda, Angola
28. Januar, 2077 18:37

Die Abendsonne spiegelt sich auf dem kristallblauen Meer. Der Horizon “City Glow” Strand der Baía de Luanda leuchtet hell auf unter den Lichtern der King’s and Queen’s Sunset Neon Party. Wie kleine Ameisen bewegen sich Menschenmassen von der Promenade zum Strand hin. Nayad legt ihre Stirn an die angenehm kühle Glasfassade der Lounge ihrer Suite und beobachtet das Treiben. Dann setzt sie sich wieder an den minimalistischen Schreibtisch auf dem ihr Laptop einen Video Call mit ihrem Vater, ihrem Schwager Peter, und deren Anwalt geöffnet hat. Letzterer erklärt seit einigen Minuten noch einmal was sie nun alles festgelegt hatten zu ihrer eigenen neuen Wohnung in London. Eigentum. Ihr Vater hatte das beschlossen, ausnahmsweise hatte sie diesen Punkt nicht lange angefochten ihrer Privatsphäre zu liebe. So sehr sie ihren Vater liebt und ihm gerne nah ist ist es nett auch ein eigenes kleines Zuhause zu haben sobald es renoviert ist.

“Das sollte alles sein. Sobald sie aus dem Urlaub zurück sind sollten sie die Papiere bei unserem in house Notar offiziell unterzeichnen können. Hat noch irgendwer irgendwelche Fragen?” Auffordernd schaut der Anwalt in die Runde.

“Das sollte alles sein. Danke Mr. Young für ihre Zeit.” Professor Atwood lächelt in die Kamera und nach kurzen Verabschiedungen sind nur noch er und Medea im Gespräch.

“Du siehst etwas entspannter aus, meine Liebe, wenn auch etwas müde. Genießt ihr euren Urlaub?”

“Ich wäre noch entspannter, wenn ich in dem Zimmer wäre was ich gebucht habe” murmelt Andromeda und sieht ihren Vater etwas vorwurfsvoll aber müde lächelnd an. “Danke für das Upgrade.”

“Gerne. Sieh es als kleine Belohnung dafür, dass du so gut abgeschlossen hast in deinen Prüfungen.” Andromeda zuckt leicht mit den Schultern, die Prüfungen waren zwar schwierig aber sie war dank Aiden’s und Doyle’s Nachhilfe ja gut vorbereitet gewesen.
“Ist Cassie unterwegs oder hat sie sich verkrochen während unserem Gespräch?”

“Cassie ist mit ein paar lokalen Taliskrämern verhandeln für eine Kiste Mineralien für den Laden. Sie sollte bald wieder da sein. Nach dem Abendessen gehen wir zu einer Party am Strand.”

“Das ist schön. Dann will ich euch nicht aufhalten. Ich freu mich wenn ihr wieder zu Hause seid und dann gehen wir deine neue Heulsuse abholen” der alte Mann lächelt in die Kamera, dann beendet sich das Gespräch. Beim Gedanken an ihren eigenen kleinen Husky muss sie Lächeln. Schnell tippt Andromeda eine Nachricht an Cassie aus, dass die Luft wieder rein ist. Mit den Worten ‘Solange ich nicht auf dem Papier irgendwo teil dieser Familie bin, gehen mich solche Gespräche nichts an’ war sie Mittags geflüchtet zum Taliskrämer Markt.

In Ruhe zieht sie ein schwarzes Kleid aus dem Schrank und fängt an sich fertig zu machen. Es dauert nicht lange bis sie das Piepen der erkannten Keycard zur Suite hört. “Cassie? Bist du das?”

“Ja, ich bin’s,” ertönt Cassies Stimme aus dem Nebenzimmer. “Tut mir Leid, hat etwas länger gedauert.” Sie hört die ihr bekannten Schritte, dann wickeln sich Candys Arme um ihre Taille. “Hey…” murmelt sie und küsst Andromedas Wange.

“Hast du alles erledigt?”

“Alles erledigt. Jetzt ist wirklich nur noch Urlaub. Morgen sehen wir uns diese Kaffeeplantage an, die du so gerne sehen willst.” Vorsichtig legt Cassie ihren Kopf auf Medeas Schulter und grinst ihre Freundin durch den Spiegel am Kleiderschrank an. Verlegen murmelt die Gorgone ein kleines ‘Okay’ und lächelt zurück. Eine Hand streicht über Nayads Bauch, die zahlreichen Narben, dann vorsichtig hoch über das noch frische Tattoo zwischen ihren Brüsten. “Wie fühlst du dich?”

“Okay… Yoga heute morgen hat etwas geholfen und die Stunde mit Dr. Parker danach war auch gut. Ich will einfach unseren Abend genießen. Die Party. Ich will nicht an meine Albträume denken…” Medea legt ihren Kopf an Cassies, aber ihr Blick bleibt an dem neuen Tattoo kleben. Das einzige womit sie freiwillig ihren Körper markiert hat. Eine weiße Schlange, die sich um eine schwarze filigrane Päonie wickelt. Eine Erinnerung an Peonia. Ihr erster Fokus.

“Na gut… Dann zieh dich an. Ich beeil mich.” Langsam lösen die zwei sich voneinander. Andromeda drückt ihrer Freundin einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, dann zieht sie ihr Kleid an und etwas Schmuck den Sophia aus Havanna geschickt hatte als Weihnachtsgeschenk. Solange sie auf Cassie wartet probiert sie verschiedene Frisuren mit Hilfe ihrer physischen Maske. Braids? Blonder Afro? Offen oder mit Tuch? Langsam fällt ihr die Maske auch etwas einfacher seit sie an ihren Akzeptanzproblemen arbeitet mit Dr. Parker. Im Endeffekt entscheidet sie sich für ihren normalen Afro, große goldene Creolen und zieht eine neue Synth-Lederjacke von 6-Tees über ihr einfaches schwarzes Kleid was eigentlich nur zwei gerade Stoffbahnen aneinander gebunden ist, dazu ein paar weiße Sneaker von Common Denominator.

“Bereit?” grinst Cassie, als sie den Raum betritt. Die blau-pinken Haare hat sie offen und gewellt, dazu eine bauchfreie schwarze Corsage, helle Skinny Jeans und darüber ein offen getragenes weißes Hemd.

Nayad erlaubt sich einen Moment den Anblick ihrer Freundin zu genießen, dann gehen sie zusammen los. Die ersten Abende war sie vollkommen überfordert von dem Luxus den das Hotel bot, aber inzwischen erlaubt sie sich diesen Moment Freiheit. Die 8 Uhr Yoga Kurse, die Dachterrasse auf der das Abendessen serviert wird und von der man auf die komplette Bucht schauen kann oder das in House Spa, was Cassie viel Freude bereitet. Es ist der erste Abend an dem sie sich fühlt als ob sie diese Dinge und die schöne neue Kleidung wirklich genießen kann. Einfach Urlaub.

Nach dem Abendessen machen sich die zwei Frauen auf zum Horizon “Glow City” Strand und von weitem können sie schon die Musik hören. RockNet hatte groß angekündigt viele neue Talente auf der Bühne zu präsentieren und die Stimmung war sensationell. Einen Moment lang sehen sich die zwei Frauen an überwältigt von den vielen Menschen und wie eng alle miteinander tanzen. “Na komm. Heute denken wir nicht daran” versucht Medea Cassie zuzusprechen. Dann lacht sie aufgeregt als auf der Bühne jemand Pigment Päckchen in die Menge schießt, und zieht ihre Freundin mit in die Menschenmasse und das Farbchaos der Neon-Pigment Wolken.


Akademie der Royal Astronomical Society, London
18.02. 2077, 14:21

Auf dem Gang schieben sich unzählige Studenten aneinander vorbei. Medea steht mit ein paar anderen Frauen in einer Gruppe rum und hält ihre Tasche eng an sich gedrückt. Das Diskussionsthema der Nachmittagspause ist ein neuer Designer der Paris Spring Fashion Week und ob die Eltern Tickets springen lassen für dieses “einmalige” Event. Sie versucht einen neutralen Blick zu halten, aber das Thema könnte nicht weiter entfernt von ihren Interessen sein, aber wenigstens stört es die anderen nicht, dass sie sich dazu stellt. Auf ihrem Comlink liest sie eine Nachricht von Cassie nach.

C: Ich werde diesen Versicherungsfritzen filletieren. Die wollen mir doch ernsthaft sagen, dass weil man nicht beweisen kann ob der Laden oder mein Haus noch stehen, weil Boston abgeriegelt ist, sie mir keine Entschädigung bieten können. Dass ich aber keinen Zugriff auf Haus und Laden habe weil besagte Stadt ABGERIEGELT ist ist ihnen egal. Ich hasse Versicherungen. Pete will sich jetzt dran setzen. Wenn noch einer schreibt wie viel Glück ich hatte während der Abriegelung außerhalb Bostons gewesen zu sein werf ich irgendwas.

A: Er kriegt das schon hin. Ansonsten überleg dir halt nochmal das Angebot von Pa anzunehmen. Anteile des Ladens zu verkaufen ist scheiße, aber du weißt, dass Pete dir einen super Vertrag schreiben würde wo Dad nur auf dem Papier irgendwas gehört. Ich weiß, dass das nicht ideal ist, aber überlegs dir.

“Gehst du da auch hin, Andromeda?”

“Huh? Oh sorry. Ich war Cassie am antworten.” Verlegen lächelt die Gorgone und steckt ihr Comlink in die Tasche ihres Blazers. Sie streicht ihren Rock vorsichtig glatt und versucht gleichzeitig unbemerkt das infernale Teil etwas herunter zu ziehen. Der karierte Faltenrock sitzt an den anderen Frauen ordentlich über den Knien, aber durch Andromedas lange Beine sitzt er an ihr um einiges höher. An ihrem ersten Tag an der Akademie anfang des Monats musste sie dauernd Lehrern beweisen, dass ihr Rock nicht gekürzt war sondern der Standard Uniform Länge entsprach. Kein guter Tag. Als sie am nächsten Tag in Hose kam wurde ihr Vater benachrichtigt und sie musste nach Hause gehen sich umziehen. Auch kein glorreicher Tag.

“Awww ihr seid so süß!” ruft Hannah … Nein, Sarah. Anna? Medea ist sich nicht mehr sicher. Ihre Wangen färben sich in einem dezenten pink. “Was war deine Frage nochmal?” versucht sie das Thema wieder umzulenken.

“Ob du heute Abend mit ins Dante’s kommst?”

“Ihr wollt euch wieder stundenlang anstellen für einen Club? Wirklich?” Begeistert nicken ihre gegenüber. “Nunca entenderé por qué a los ingleses les gusta tanto hacer cola.” [“Ich werde nie verstehen warum sich Engländer so gerne anstellen.”] murmelt sie und seufzt. “Können wir nicht irgendwo hingehen wo wir tatsächlich zum Tanzen kommen?” Sie kann sich nur gerade so ein Augenrollen verkneifen.

Plötzlich legen sich ihr unbekannte Hände auf ihre Hüfte und bewegen Medea etwas als würde wer mit ihr Tanzen. “Ladies! Ihr geht also ins Dante’s? Da braucht ihr doch Begleitung.” Ertönt eine laute Stimme hinter ihr. Genvert verschränkt Medea ihre Arme vor ihrer Brust. Sie kann sich gut genug vorstellen wie Scott Martin mit den Augenbrauen wackelt. Verzogener reicher Schnösel, zischt es in ihrem Kopf. “Nimm deine Hände von mir” presst sie bestimmt hervor.

“Hab dich nicht so, Andromeda. Ihr braucht doch Tanzpartner.” Er nimmt seine Hände von ihrer Hüfte, aber bleibt weiterhin hinter ihr stehen. Medea weigert sich ihm auch nur einen Blick zu schenken. Sie war sich nicht ganz sicher warum er sich ausgesucht hatte sie zu ärgern, aber Scott Martin war einfach ein Idiot. Vollkommener Chad. Vor ihr kann sie sehen, wie ein paar der anderen Frauen verspielt mit den Augen rollen und ihn anhimmeln. Genervt rollt sie mit den Augen. “Was finden die bloß an ihm?” denkt sie sich und von Narcissa ertönt ein gezischtes: “Dummie ist hübsch anzusehen. Wenn du was übrig hättest für sein Equipment würdest du vielleicht auch etwas anderes denken.” Fast entweichen ihr ihre Gesichtszüge und Andromeda gibt nur ein kleine “Ew” zurück.

Schnell geht die Gruppe wieder in Planung über, und Medea muss sich zurückhalten nicht jedes mal mit den Augen zu rollen wenn Scott spricht. Zur Ablenkung schreibt sie Cassie solange ob sie Lust hat mit ihr Abends tanzen zu gehen.

“Oh, bringst du deine Freundin mit?” ertönt es plötzlich neben ihrem Ohr und als Medea ihr Gesicht dreht ist das von Scott direkt da. Eingeengt schubst sie ihn etwas zurück. “Muss das sein? Ich hab dir gesagt ich will das nicht.”

Beschwichtigend hält der blonde Mensch seine Hände hoch. “Chill mal, Miss Kuba.” Andromeda öffnet den Mund um ihm was zu erzählen, aber reißt sich schnell genug zusammen und dreht sich wieder weg. Sie hat eh schon genug Ärger andauernd. Wer hätte gedacht, dass auf dem Heimweg eine Rauchen gegen die Schulregeln war, und dass ihr ausgerechnet der Schulleiter über den Weg läuft dabei? Ätzende Schuluniform. Vollkommen archaisches Konzept. Dann fühlt sie eine leichte Brise und plötzlich fühlt sie eine Hand an ihrem Hintern. Oh dios mio, here we go… kann sie noch von Rose wahrnehmen, dann wirbelt sie auch schon herum. Medea kann noch sehen wie Scott den Mund aufmacht, doch dann kickt auch schon ihr Training mit Reginald ein. Sie ballt ihre Faust und schlägt zu. Es folgt ein erfolgreiches lautes Knacken.

Plötzlich wird es laut auf dem Akademie Flur. Die Mädchen schreien, Scott schreit und hält seine blutende Nase, und Andromeda schreit wild wechselnd auf englisch und spanisch.

“Du fucking Bitch! Bist du bescheuert!?”

“Was verstehst du nicht an: FASS MICH NICHT AN!? ¿Qué carajo? Hat man dir nie beigebracht, dass man seine Finger bei sich lässt?! Weißt du wie man das nennt? Sexuell Übergriffig! ¡Tienes suerte de que sólo te rompa la nariz!”
[Was soll der scheiß?! | Du hast Glück, dass ich dir nur die Nase breche!]

MISS ATWOOD.” Einer der Dozenten schreitet zwischen Medea und Scott. “Was fällt euch eigentlich ein? Martin zur Krankenschwester. Atwood sofort zum Direktor. Ich glaub ihr spinnt.”


Atwood Haus, 16:19

Wutentbrannt stößt Andromeda die Tür zu ihrem Zuhause auf, schreit kurz und macht sich dann auf den Weg in den Garten. Cassie, die schon von dem neuen Desaster gehört hat, sieht auf den ruhigen Husky neben sich herunter. “Lassen wir ihr ein paar Minuten. Gut ist der Garten unter einer warmen Glaskuppel… Komm Maya.”, dann schließt sie die Haustür und geht einen Tee aufsetzen. Der Professor hatte ihr schon geschrieben, dass er Medea zum Abregen alleine nach Hause schickt und er sich erst mit Peter trifft um das Problem einzudämmen. Mit zwei Tassen Tee lehnt sie sich an den Türrahmen zum Garten hin und sieht zu wie Medea ihre Wut an einer ihrer Rankenwände auslässt bis sie irgendwann erschöpft zu Boden sinkt und anfängt zu schluchzen. Sofort läuft Maya zu ihrem Frauchen und kuschelt sich an bis Andromeda ihre Arme um das Tier wickelt. Cassie nähert sich nur langsam und setzt sich ihnen gegenüber und stellt den Tee auf ein Tablett zwischen sie.

“Willst du es mir erklären, oder…?”

“Ich versteh nicht warum Padre mich nicht verteidigt!” bricht es sofort aus der Gorgone heraus. “Der Arsch hat es verdient seine Nase gebrochen zu bekommen! Ich hätte viel schlimmeres tun können! Das ist so unfair! Und Padre und der Direktor wollten, dass ich mich bei dem Arsch entschuldige!” Cassie zwingt sich nicht ihre Hand an ihre Stirn zu klatschen. Inzwischen kannte sie Medea genug um zu wissen, dass sie sich mit Regeln mehr als nur schwer tut, aber sie konnte verstehen wie sie sich gerade fühlt.

“Naja, du hättest das Problem ohne Gewalt lösen können… Aber ja, der Typ war im Unrecht. Das Problem ist… das seine Eltern jetzt wegen körperlicher Gewalt klagen wollen. Mit einer Suspendierung bist du gut weggekommen.”

“Oh bitte. Ich sollte ihn anzeigen.”

“Ja, hättest du tun sollen. Hast du jetzt aber nicht, Medea, und du hast genug Stärke bewiesen um ihm die Nase zu brechen… du bist trainiert in sowas.” Cassandra seufzt leise, dann nimmt sie vorsichtig Medeas Hand. “Das wird schon. Dein Dad will dir nur helfen, er mag sicher auch nicht was passiert ist. Wir müssen uns halt an die Regeln halten… So funktioniert eben ein normales Leben.” Der genervte Blick den Medea erwidert widerspiegelt den Frust den sie fühlt seit sie versuchen sich in ein normales Leben zu integrieren.

Nach einer Weile tritt ein gestresster, müde aussehender Professor Atwood in den Garten und lässt sich auf einem Stuhl nieder. Ein paar Momente sehen sich die Drei nur an, dann seufzt er, “Andromeda, komm mal bitte her.”

Verlegen steht die Gorgone auf, setzt sich ihrem Vater gegenüber. Der alte Mann tätschelt ihre Wange, dann nimmt er ihre Hand. “Verlang ich zu viel von dir, Tochter? Bitte sag mir ehrlich ob die Akademie das ist was du willst. Nicht was du denkst, was ich möchte. Nicht was du denkst was vielleicht gut für deine Zukunft wäre. Gefällt dir die Akademie?”

Die Gorgone senkt den Kopf um dem Blick ihres Vaters auszuweichen. “Ich mag es was zu lernen… Der Unterricht… Das ist okay… Aber ich hasse alles andere. Ich hasse, dass wenn ich in einer Gruppe stehe ich nicht mitreden kann weil es einfach wichtigere Dinge im Leben gibt als irgendeine Fashionshow… Ich fühl mich immer so falsch unter ihnen… und die ganzen Regeln… Ich versuch es wirklich… Ich will sie ja nicht brechen… aber es ist schwer.”

Der alte Mann nickt stumm, dann drückt er ihre Hand. “Das kriegen wir hin. Erstmal wirst du deine Suspendierung absitzen. Ich werde versuchen die Familie Martin zu überzeugen, dass es nicht in ihrem Interesse ist eine junge Frau zu einem Anwalt zu zerren, die gerade erst eine lange Therapie hinter sich hat.” Andromeda starrt ihren Vater entrüstet an und schüttelt den Kopf. Vier Monate angebliche Psychotherapie in einem Rückzugsort und niemand stellt mehr Fragen, warum sie nie aus Seattle zurück kam bis Dezember.

“Ich werde mit Dr. Parker sprechen, ob er dir was ausschreibt damit du von nun an online Unterricht machen kannst, weil ‚der Präsenzunterricht dich belastet‘. Soweit es irgendwie möglich ist. Ich bin froh, dass du deine Psychotherapie ernst nimmst und du wirst weiter Stunden bei ihm haben bis du dich sicherer fühlst. Aber am Besten… nimmst du dir nochmal einen Urlaub. Du versuchst es, aber wenn du noch einmal die Familie Martin provozierst, so wie vorhin als der Direktor meinte du solltest dich entschuldigen… Dann endet das unschön. Hörst du?”

“Ich hab doch nur -”

“Du hast ihnen vorgeworfen sexuellen Übergriff zu decken und sie als Mittäter beschrieben, Andromeda” unterbricht er sie trocken. Die Zwei starren sich einen Moment an, dann wackelt sie zustimmend mit dem Kopf. “Dass Mr. Martin dich bedrängt hat geht gar nicht, hörst du Medea? Niemand sagt das. Ich werde auch der Familie Martin nahelegen, dass sie mit ihrem Sohn ein ernsthaftes Gespräch führen und vollkommen überreagieren. Aber … Du hast Kampftraining, Medea. Deine Kommilitonen nicht. Ich weiß, dass es nicht toll ist, aber zu unserem Rechtssystem gehört das Recht vor Gericht gesprochen wird und nicht durch Fäuste. Das heißt nicht, dass du dich nicht verteidigen sollst… Es heißt, dass du dich an ein Maß von Selbstverteidigung halten sollst.” Frustriert schnaubt Medea, dann nickt sie leicht als Zustimmung. Sie hätte den Arsch auch wegschubsen und zum nächsten Dozenten schleifen können, Medea weiß das, aber es ist viel genugtuender ihm eine ordentlich zu pfeffern. … Keine Gewalt. Noch eine gebrochene Schulregel.

Ein leichtes Räuspern unterbricht ihre Gedanken. “Ich sollte vielleicht meinen Eltern mal sagen, dass … ehm… ’Ich seit Mitte September nicht mehr in Boston war.’ Wir könnten in die UCAS fliegen um das zu erledigen und danach den Van abholen… Wir machen irgendwas nettes. Disneyland vielleicht?” schaltet sich Cassie ein, die auf dem Boden weiter Maya streichelt. Nayad grinst ihre Freundin breit an mit aufgeregtem Nicken.

“Warum hab ich das Gefühl, dass ich dich damit belohne anstatt zu bestrafen?” murmelt der Professor, dann tätschelt er den Kopf seiner Tochter und verschwindet im Haus. Noch bevor Medea den Mund öffnen kann um zu fragen wann sie packen hört sie aufgeregtes Kreischen und Kichern im Haus. “Tìa Andy! Tìa Cassie!”

Die ältere Magierin bricht sofort in schallendes Gelächter aus als sie den missbilligenden Blick ihrer Freundin sieht. “Hey, wenigstens haben sie gelernt Tìa anstatt Tante zu sagen. Nimm den kleinen Sieg gegen die englische Sprache.” Vorsichtig steht Cassandra auf, geht zu ihrer Freundin und küsst sie sanft. Medea erwidert zart den Kuss und zupft spielerisch an einer von Cassies Haarsträhnen. Dann murmelt sie gegen Cassies Lippen, “Wir sollten reingehen bevor sie uns finden… Und heute Abend packen wir. Und ich halte dich an Disneyland.”

“Sag das nicht zu laut sonst musst du die zwei mitnehmen,” lacht Cassandra leise.

“Ah Si. Irgendwann nehm ich sie mit.” Ihr Lächeln vergrößert sich als laute Schritte auf die Tür zum Garten stoßen. Dann schießen ihre kleinen Neffen in den Garten, gefolgt von Peter und etwas langsamer hinterher ihr Vater mit einem Tablett voll Snacks. Einen Abend als Familie kann man sich ja noch gönnen, denkt sie sich und schnappt einen Ball um mit den Kindern und Maya zu spielen.

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Aaaaaw sehr schöne Fiction!
Ich mag die Einblicke in ihre emotionale Lage sehr gerne und dass man deutlich merkt, das sie etwas gelernt hat aber eben doch gerne an ihrem früheren Ich festhält!
Ich bin sehr gespannt wie du damit weiter machst :3

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Oh ich kenne aber schon jemand der mit Mina, Mila, Mara und Maya sehr durcheinander kommen wird :joy:

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Wir sind allerdings schon Ein Jahr weiter :blush:

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Oh freut mich, dass das so gut rüber gekommen ist :smiling_face: Sie muss ja lernen zwischendurch :nerd_face:

FUCK ich hab mir noch aufgeschrieben, dass ich an das Jahr denken soll :joy:
Und Nayad wird Maya hauptsächlich Floof nennen, aber sie muss ja auch einen richtigen Namen haben. Sonst wird das so eine Polly Sache :joy:

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Eine sehr schöne Fiction :heart_eyes:
Und der Typ hat die gebrochene Nase verdient :joy: :smirk:

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