Die Vergänglichkeit des Selbst - Jazz

“Hola, mi amor.” Jazz saß auf dem Dach des Wohnmobils mit dem Blick auf die langsam über Butte aufsteigende Sonne.
Die meisten im Hub schliefen noch oder blieben in ihrem Van.

Sie beobachtete im vor ihr platzierten ARO ihr Ziehkind Ricardo. Er war wohl vor kurzem erst aufgestanden. Seine kleinen warmbraunen Löckchen standen wild in alle Richtungen ab und seine Kleidung wirkte übergeworfen. Hinter ihm sah sie wie seine beiden Zimmergenossen, zwei erwachte Americanos aus den UCAS sich vor einem Spiegel mit viel zu viel Axe Bodyspray einnebelten.
Ricky war gewachsen, selbst seit Weihnachten schon wieder. Sein Kinn und seine Wangenknochen waren markanter und seine Augenbrauen wurden etwas buschiger.

“Hi Jazz.” sagte er mit einer Stimme die irgendwie kratziger wirkte als noch beim letzten mal.
Einer der beiden Zimmergenossen, ein blonder Elf von dem Jazz wusste dass er Jonah hieß, lehnte sich oben ohne und überspielt cool aus dem Türrahmen des Badezimmers.
“Jess ist am Telefon? Sag ihr in 6 Jahren bin ich legal und warte auf sie!”
Ricardo rollte mit den Augen und warf sein Kissen so gegen die Tür des Bads dass sie zuschlug.

Jazz begann auf spanisch mit Ricky zu reden aber der verzog das Gesicht. “Kannst du vielleicht englisch mit mir reden? ich habe mir gerade erst meinen Akzent abtrainiert und wenn ich mit dir spanisch spreche kommt der wieder und die anderen Jungs finden das nicht so…”

Kurz überlegte Jazz sich furchtbar aufzuregen. Kuba war seine Heimat und seine Herkunft. Nichts, das er verleugnen sollte. Andererseit wusste sie wie wichtig es für einen Teenager sein konnte sich akzeptiert zu fühlen.
Deshalb nickte sie nur langsam. “Ehm… Klar…” Ihr selbst hörte man ihren spanischen Akzent weiterhin deutlich an. “Ich wollte nur hören ob du alles gepackt hast für die Ferien? Das ist mit den Eltern von Jonah ja? Und du kennst die?”
Ricardo nickte. “Ja… Ich hab alles gepackt. Ich kenn die Eltern weil sie immer zu den Familientagen kommen. Und wir fliegen heute Mittag nach Miami und sind da in deren Haus am Meer.”
“Und hast du genug Geld? Soll ich dir noch was schicken?” Ihr Blick schweifte langsam über das Camp.

“Neee ich krieg doch das Geld von meiner Halbwaisenrente. Damit komme ich schon zurecht. Ich bring dir auch was mit! Es gibt bestimmt cooles Zeugs in Miami!”

Jazz musste grinsen. Dann gefror ihr Lächeln leicht. “Wenn irgendetwas passiert habe ich einen Freund in Miami. Der ist sehr cooler Detektiv und hat auch eine Tochter in eurem Alter… Dann sagst du mir Bescheid ja? Ich glaube nicht, dass Javier dich sucht aber falls sonst irgendwas ist dann…”
“Jess. Mein Leben ist nicht mehr so… Ich hab kein Problem mehr mit Drogenkartellen und der Mafia. Ich schlaf nicht mehr über einem Ort in dem… Leute gefoltert werden. Ich bin sicher. Mir gehts gut. Ich lerne hier… so viel Zeug! Und sie helfen mir so sehr mit meiner Magie. Ich weiß jetzt schon dass Alchemie oder Ritualmagie nicht so meins sind… Ich mag meine Spielkarten mit denen ich zaubere sehr gerne und wir versuchen das gerade auf andere Gegenstände auszuweiten…”

Jazz Blick haftete sich fest an Weazels Van. “Dann… Dann bist du mir nicht böse, dass ich dich weggegeben habe in diese Schule?”
“Jess… Ich bin dir wirklich unglaublich dankbar, dass ich zu dir durfte als Mamà gestorben ist. Und ich war immer sehr sehr gerne bei dir und du bist meine beste Freundin. Wirklich. Aber ich bin nicht dein Kind. Das war ich auch nie. Und ich wusste immer dass das bei dir nicht meine Endstation ist. Kuba war super gefährlich für Straßenkinder und… Es ist toll hier. Ich kann dir gar nicht genug dank…”

Hinter dem Jungen schwang die Badtür auf und die beiden Jungs kamen aus dem kleinen Raum “Rick jetzt leg auf! Wir müssen los! Die Bräute in Miami sollen der Hammer sein.” sagte der schwarzhaarige Mensch dessen Namen Jazz immer wieder vergaß.

“Nicht so Hammer wie Jess. Hi Jazz! Ich weiß dass dein Typ auch blonder Elf ist! Der wird auch älter!” der Elf verzog das Gesicht zu einer merkwürdigen Fratze die wohl sexy wirken sollte. Jazz lachte.
“Also Jess ich meld mich wenn wir in Miami sind. Adios!”
Bevor ihm Jonah das Kommlink entreißen konnte legte der kubanische Junge auf.
Seufzend ließ sich Jazz auf die gepolsterte Luftmatratze sinken die Holliday und sie hier oben gerne nutzten wenn sie abends noch hier oben lagen.

“Nicht erschrecken.” Hollidays blondes Haar tauchte am oberen Ende der Leiter auf. “Ich habe gehört dass du telefonierst und dann dass du auflegst und dachte ich bringe dir das.” Mit lautlosen Schritten lief er galant über das Dach, setzte sich neben sie und gab ihr eine große Tasse Kaffee. Kurz zog er sie an sich und küsste ihre Schläfe. Jazz war aufs Dach geschlichen bevor er aufgewacht war.
“Danke dass du mich mittlerweile vorwarnst damit ich nicht vor Schreck vom Wohnmobil falle.” Sie lehnte sich etwas stärker an den Elfen an, der leise schnaubend lachte. “Das war Ricky oder?”

Sie nickte. “Er will kein spanisch mehr sprechen… Ich glaube die anderen Kinder wollen das nicht… Er hat gar keinen Akzent mehr… Weazel, Nayad, Oscuro und ich reden hier auch immer Englisch aus Höflichkeit und ihr aller Englisch ist viel besser als meins…”
Etwas betreten starrte Jazz in ihre Kaffeetasse.

Zu ihrer Überraschung fing Holliday an mit ihr langsam auf spanisch zu sprechen. “Jazz ich habe nie verlangt dass du immer englisch sprechen musst. Ich mag dein spanisch sehr gerne. Und ich kann genug um mit dir zu sprechen. Und wir können so über Daisy lästern.” Sie lachten beide als die schlaftrunkene Menschin mit weißem Haar über den Hub zur Kaffee-Therme torkelte.

“Das ist sehr lieb von dir… Danke.” Sie nahm einen Schluck Kaffee und robbte noch etwas näher an den Elfen heran der einen Arm um sie legte während die Sonne langsam höher zog. “Aber das war nicht alles oder? Du bist bestimmt traurig, dass wir heute nicht nach Barcelona fliegen oder?”

Jazz zögerte kurz. “Das hier ist wichtiger… Aber klar bin ich traurig. Weißt du wann ich dich das letzte mal Liam genannt habe ohne mich vorher umzugucken ob jemand in der Nähe ist? Und ich vermisse das Meer… Aber es geht eben nicht anders. Es ist… An Ricky merke ich immer am meisten wie ich älter werde. Er war gerade noch ein kleines Baby und jetzt duschen seine Mitbewohner in billigem Bodyspray und es dauert nicht mehr lange dass er einen Bart bekommt.” theatralisch warf sie ihren Kopf in den Nacken.

“Ja… Elfen bekommen später erst Bart. Das ist gnädiger.” Holliday lachte aber bemerkte dass Jazz Frust echt war. “Deshalb hast du gestern wegen Baby Alexander geweint oder?” Er reibte ihr beruhigend und langsam über die Seite.
“Wir… Wir werden nie ein…”
“Das weißt du doch nicht. Vielleicht ja doch?”
“Und dann wird es ein Elf und ihr beide überlebt mich…” Sie vergrub sich noch mehr in dem weichen Shirt des Elfen.
“Jazz glaub mir… Ohne dich zu leben ist wirklich nichts worauf ich mich freue. Aber man kann nichts dagegen tun außer die Optionen die wir durchgegangen sind…”

Jazz nickte langsam und setzte sich weiter auf. Vielleicht stimmte das nicht. Vielleicht gab es noch Möglichkeiten. Und vielleicht war Jazz bereit sie zu ergreifen. Sie musste aus dem Club FiFi anrufen.

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Ach je, die arme Jazz!

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Nooooo wieso hab ich dies gelesen! Jetzt bin ich sad! ):
Sehr sehr schöne Fiction, Lissy ! :green_heart::smiling_face_with_tear:

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Dankeschön! Ich brauchte noch nen letzten Anlauf für die nächsten 3 Fictions mit Jazz Hauptplot für die Season :smiley:

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