Die First Lady schmückt selbst - Sunny

[Ein bisschen kuschelige Thanksgiving Musik für diese Fiction https://open.spotify.com/playlist/5Ss7S3bjIwUKHv4MBx7g4j?si=RnqysAGBTLK4vC_j1BONhg]

23.11.2075 - Bellevue Villenviertel

“Tochter kommst du runter? Wir müssen Anfangen!”
Sunny vergräbt ihr Gesicht in einem flauschigen Kissen.
“Also wieso genau bin ich hier?” brummt der neben ihr liegende Jason. Der gigantische Mensch mit einer pinken plüsch Schlafmaske auf dem Kopf ist ein besonderer Anblick der Sunny augenblicklich zum Lachen bringt.
“Du fungierst als sozialer Katalysator zwischen mir und meiner Mutter. Lenkst sie von mir ab.”
Jason runzelt die Stirn. “Habt ihr Streit?”
“Nein… Ach du wirst es sehen wenn du sie kennenlernst. Die Belegschaft nennt sie auch Medusa. Sieh ihr nie direkt in die Augen, sonst wirst du zu Stein.”
Jason winkt ab.
“Sie ist bestimmt bezaubernd und du nur verklemmt. Lass mich mal machen. Ich kann gut mit Müttern.”
Sunny zuckt mit den Schultern.

Gemeinsam treten Jason und sie durch die gewaltige weiße Doppelflügeltür die in Sunnys Zimmer führt und laufen die breite weiße Marmortreppe hinab die in einem gemütlichen ausladenden und modern gestalteten Eingangsbereich mit Kamin mündet.

Darin steht Claire Jean Percival, in einem perfekt geschnittenen anthrazitfarbenen Hosenanzug. Die 52 Jährige Elfin hat immer alles dafür getan sich ihre Jugend zu erhalten und die meisten schätzen sie deshalb eher auf 38.
“Elana Patricia!” sie dreht sich zu Sunny, umarmt sie mit etwas Abstand und küsst ihre Wangen flüchtig.
“Schön dich zu sehen. New York war unglaublich! Sieh dir dieses Kunstwerk an! Gemalt von einem einarmigen erwachten Zwerg mit Visionen. Der Künstler wird noch ganz groß rauskommen.”
Sunny betrachtet das gewaltige Gemälde, welches zwei Mitarbeiter gerade jauchzend an der Wand anbringen.
“Fabio! Alonso! Lasst es ja nicht fallen!”
“Sie weiß, dass wir Mark und Sebastian heißen oder?” Hört Sunny den einen murmeln.

Claire fährt herum und taxiert Jason.
“Elana du hast ja Männerbesuch! Wie unhöflich von dir, uns nicht vorzustellen, Kind!”
Sunny pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht.
“Du lässt mich ja kaum zu Wort kommen Mom. Das ist Jason, wir kennen uns aus dem Betreuer-Programm des MIT&T.”
Claire reicht Jason die Hand und schaut ihn wertend mit ihren bernsteinfarbenen Augen an.
“Ich habe Sie noch nie in Bellevue gesehen Jason. Sind sie nicht von hier? Und was machen Sie im Zimmer meiner Tochter?” Sie lächelt kühl.
Unter ihrem wertenden Blick sichtbar leidend beginnt Jason zu stammeln.
“Öh. Äh… Ich bin schwul… Und aus Boston. Nur vorübergehend in der Stadt.”
Sunny muss sich ein Lachen verkneifen. Schön dass ihre Mutter ihre übliche Wirkung entfaltet.
“Freut mich, Jason aus Boston. Naja, dann bist du ja garantiert eine Bereicherung für mein Dekorationsteam. Sehr schön.”

Sie fährt abermals herum und klatscht in die Hände. Jede ihrer Bewegungen wirkt unfassbar geschmeidig.
“Schwebt sie?” gibt Jason via DNI an Sunny weiter.
“Ein kleiner Spezialeffekt des Hausmagiers. Sie berührt den Boden, aber es sieht trotzdem aus als würde sie schweben.”
“Ihr habt einen Hausmagier?” Jason sieht sie verwundert an.
“Sogar 3. Sie kümmern sich um die magische Verstärkung der Kuppel und was sonst noch so anfällt. Hauptsächlich Sicherheitskram. Und eine kleine Lightshow wenn Zeit dafür ist. ”

Sie durchqueren einen absurd großen offenen Küchenbereich. Die Küche sieht nicht aus als wäre sie seit Sunnys Geburt genutzt worden.
An der Seite steht eine Terassentür offen.
“Es müssen 48 klassische orangene Kürbisse, 23 weiße Kürbisse, die Dekoration für die Wohnbereiche, das Speisezimmer, die Küche und…”
“Es ist alles da Mrs. Percival” Reginald steht draußen und hält ein Klemmbrett in der Hand. Bevor er für Sunny zuständig war, war er der persönliche Assistent von Claire und sie vertraut ihm weiterhin.
“Auch die Dekoration für die Zimmer im Guesthouse ist eingetroffen. 14 Mitarbeiter kümmern sich gerade um die Lichttechnik im Außenbereich. Sollte zu Thanksgiving Schnee fallen steht die Schneemaschine bereit um auf dem Gelände sauberen Pulverschnee zu verteilen.”
Sunny bekommt von Jason ein digitales Kopfschütteln übermittelt.

“Perfekt Reginald. Sobald die Dekoration auf die einzelnen Räume aufgeteilt ist können Elana, ich und ihr Freund Jason anfangen zu dekorieren.”
“Wieso dekorieren sie eigentlich selbst Mrs. Percival?” fragt Jason zurückhaltend.
“Nun, Mr. Jason, die First Lady dekoriert doch auch das Weiße Haus selbst. Genauso ist das hier.” Sie lächelt abermals frostig.
“Mein Haus dekoriere ich also selbst, nunja, unterstützt natürlich. Genauso wie meinen Kindergarten, meinen Streichelzoo und das Heim für benachteiligte Jugendliche aus Bellevue.”
“Ist eine recht leere Einrichtung” merkt Sunny per DNI an. “Aber macht sich gut vor den Klatschblättern.”
“Apropos,” sagt Claire während sie die beiden in Richtung Küche schubst “Was macht eigentlich das neue B. O’Lee Gedächtniscenter Elana Patricia?”

Sunny räuspert sich.
“Möbel und Sanitäreinrichtung sind drin, das ganze geht Ende der Woche durch die Bauabnahme und wird am 30. in Betrieb genommen.” sagt Sunny recht kleinlaut. Die Gegenwart ihrer Mutter ist nicht gerade eine ihrer Wohlfühlsituationen.
“Hm. Da werde ich noch in Madrid sein. Ich werde dieses Jahr auch nicht dem an Thanksgiving anschließenden Jagdausflug deines Vaters beiwohnen. Aber er meinte du begleitest ihn.”

Sunny nickt und macht sich mit Jason an die Arbeit die verschiedenen Räume auf genaueste Anweisungen ihrer Mutter gemeinsam mit Hilfe des Personals mit Kürbissen, Füllhörnern, Plüsch-Truthähnen und einem Bataillon an Lichterketten zu versehen.
Es ist bereits dunkel als sie am Gästebereich der Villa ankommen.

“Wieso eigentlich die Gästewohnungen dekorieren? Wir bekommen doch nie Besuch zu Thanksgiving?” Sunny blickt durch die Glasfront hinaus in den Garten, in dem gerade der klassische After Decoration Snack, heißer Applecider und glasierte Äpfel, von Mitarbeitern aufgebaut wird. Kater Amadeus hat es sich auf der ausladenden Gartengarnitur gemütlich gemacht.
“Nur weil du so wenig Freunde mitbringst…”
“Mom ich hatte neulich erst Charlotte und ihre Familie eingeladen. Ich kann nichts dafür, dass du nicht in der Stadt warst.”
“Du hast recht, Charlotte ist eine bemerkenswerte Frau, aber nicht was ich mir als Freundin für dich vorstelle. Sie würde sich eher gut als Botschafterin unserer Stiftung machen. Was ist denn mit Jessica?”

Kurz fragt sich Sunny woher ihre Mutter Jazz kennt. Dann wird ihr klar, dass sie ihre Schulfreundin Jessica meint. Dieses Leben scheint ihr Jahrzehnte weit weg.
“Sie geht an die UCLA um Marketing zu studieren.”
Claire zuckt mit den Schultern.“Bei der Familie war ja nicht mehr zu erwarten als eine mittelmäßige Party-Universität.”

Sunny überlegt einen Aufstand anzuzetteln, da sie genau weiß, dass ihre Mutter selbst nie studiert und eine Karriere als Modell und Schauspielerin vorgezogen hat und sich anschließend auf ihren Anteilen an Ares Arms ausgeruht und die Sozial-Stiftung aufgebaut hat.

“Naja, dieses Jahr haben wir Gäste zu Thanksgiving. Ein alter Freund deines Vaters wurde nach Seattle versetzt. Seine Frau, meine Trauzeugin Mary, ist vor einigen Jahren verstorben. Er hat einen unglaublichen Sohn! Studiert sogar auch am MIT&T. Wirtschaftliche Magienutzung für Erwachte. Strebt eine Karriere in einem Konzern an. Wäre ein toller Fang für dich Elana Patricia.”

Sunny rollt mit den Augen und hält dann Inne. “Welcher alte Freund?” Sunny befürchtet Schlimmes.
“Adrian Callahan. Er und Christopher waren früher sehr eng und haben sich dann bekriegt als es zwischen Evo und Saeder-Krupp nicht so gut lief. Mittlerweile mögen sie sich sehr gern. Adrian war lange in Louisiana beschäftigt und ist vor einigen Wochen nach Seattle versetzt worden.”
Sunny wird schwummrig doch sie wittert eine Chance.

Kurzes abklären mit Jason über DNI bestätigt ihren Plan.
Sie entschuldigt sich kurz, schlüpft in ihr Zimmer, greift eine kleine Schachtel mit winzigen Abhörwanzen, ein Geschenk von Holliday dafür, dass sie seine Wohnung ausbruchsicher gemacht hat…
Dann springt sie zurück in den Gästebereich des Hauses und beginnt mit Eifer die Zimmer zu dekorieren und großflächig mit Wanzen auszustaffieren.
Jason nickt und hilft ihr dabei.
Diesen Krieg würden sie gewinnen und nicht Saeder-Krupp.

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TLDR:

  • Sunny, ihre Mutter und Jason schmücken das Haus für Thanksgiving
  • Sunny erfährt dass Adrian Callahan von SK über Thanksgiving zu Besuch sein wird
  • Sunny staffiert sein Zimmer und das seines Sohnes mit Abhörwanzen aus
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Wie immer sehr schön geschrieben. Ja Sunnys Mum ist wirklich sehr einnehmend.

Und SK werden wir wohl alle nicht mehr los.

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Bin beim Lesen erstmal 3x über den Satz mit der Schneemaschine gestolpert, bis mir die Kuppel wieder einfiel. Dann hatte der Satz wieder einen Sinn :smiley:

Sehr schön wieder geschrieben und ich bin gespannt, ob der Plan von Erfolg gekrönt ist.

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Uhhhhhhhhh :upside_down_face:
Bin mal gespannt wie dein hauseigener Terror sich entwickelt. SK können wir echt nicht entfliehen. :roll_eyes: :joy:

Und, dass Claire V als Botschafterin gut fände nehm ich als Kompliment ! :kissing_heart:

Wie immer sehr sehr schön geschrieben! Du hältst uns ganz schön am Ball! :blush:

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