Die Chance auf ein besseres Leben - Maila

[Triggerwarnung: Drogenkonsum und -entzug]

Eine Woche nach den Ereignissen in Puyallup

Mit einem leichten Klicken öffnet sich die Tür zu Mailas und Lucys Apartment. Die braunhaarige Menschin tritt ein und zieht sich ihre Jacke aus. Maila hatte heute ein Vorstellungsgespräch mit dem Chef eines kleinen Restaurant in der Nähe und es verlief sehr gut. Ab Montag darf sie eine Woche in der Küche Probearbeiten.

In der Wohnung liegt der Duft vom gekochten Essen in der Luft und als Maila in die Küche schaut, sieht sie, wie Lucy gerade das Mittagessen kocht.

Die Elfin dreht sich zu Maila, als sie hört, wie sie in die Küche kommt, geht auf sie zu und umarmt sie zur Begrüßung: “Und wie war das Gespräch? Erzähl schon!” drängt Lucy ihre Freundin.

Maila grinst die Elfin an: “Es verlief sehr gut. Ab nächster Woche darf ich erstmal Probearbeiten und dann mal schauen, ob er mich übernimmt.”

“Nice, Glückwunsch!” quiekt die Freundin etwas zu begeistert. Doch heute war Maila selbst in sehr guter Laune, sodass sie sich von ihrer Freude mitreißen lässt.

“Das feiern wir heute! Wir essen jetzt erstmal den Auflauf und abends gehen wir was trinken.” Die grünen Augen der Elfin leuchten, während sie wieder zum Ofen geht und nach dem Essen schaut.

“So machen wir das.” lächelt Maila und gesellt sich zu ihr.


Am nächsten Morgen

Mit pochenden Herzen wacht Maila aus einem sehr unruhigen Schlaf auf. Sie hatte schon wieder einen Alptraum gehabt. Die Meisten handeln von den Kämpfen in Orting und den Kriegszuständen innerhalb des Ortes oder dem verzweifelten Kampf in der Kirche. Von dem Schmerz, als Maila von den Ares Soldaten niedergeschossen wurde. Und die Trauer, als sie Serena tot neben ihr liegen sah, als sie wieder zu sich kam.
All die Gedanken kreisen immer und immer wieder in ihrem Kopf, bis sie schließlich aufwacht.
Das Schlimmste daran ist, neben den Alpträumen, das starke Verlangen nach Bliss, sobald sie wach wird.

Ihre Hände zittern unkontrolliert, als sie nach ihrer Dosis im Nachttisch greift und erst als sich langsam die Wirkung in ihrem Körper ausbreitet, fangen die schlechten Erinnerungen an zu verblassen und die Menschin driftet in einen beruhigenden Glückszustand.

Ein Klopfen an Mailas Tür lässt sie kurz zusammenzucken. Die Menschin war so berauscht gewesen, dass sie nicht bemerkt hat, wie einige Stunden vergangen sind.

Nach einem leisen “Herein.” von Maila, kommt die blondhaarige Elfin durch die Tür.

“Morgen.” sagt Lucy und mustert sie kurz. So wie Lucy unbewusst das Gesicht verzieht, muss sie einen ziemlich miesen Eindruck machen, denkt Maila sich. Durch den wenigen Schlaf haben sich dunkle Augenringe gebildet. Außerdem hat sie durch die Verletzungen noch überall Verbände am Körper und Maila ist auch noch blasser als sonst.

Die Elfin setzt sich zu ihr aufs Bett und schaut sie ernst an: „Ich glaube, ich muss mit dir reden.“ beginnt sie zögernd. Die Freude und Ausgelassenheit von gestern ist komplett verschwunden.

Maila hat schon eine leichte Ahnung, wohin sich das Gespräch entwickeln wird und setzt sich etwas aufrechter hin: „Über was denn?“ fragt Maila mit unsicherer Stimme.

Nach einem kurzen Durchatmen beginnt die Elfin zu sprechen: "Okay, du weißt, dass ich dich so akzeptiere wie du bist. Das hab ich, seit wir zusammen wohnen. Ich weiß auch, dass es nicht leicht ist, von Drogen wegzukommen, aber so kannst du nicht weitermachen. Ich mache mir Sorgen, dass es dir zu sehr schadet.

Die Flucht von Orting und auch der Tod von Ciara haben dir ziemlich zugesetzt." Bei der Erwähnung von Ciara zieht sich das Herz von Maila kurz schmerzhaft zusammen.

„Doch du kannst das nicht damit verdrängen, indem du Drogen zu dir nimmst und dich so verhältst, als ob dir das alles nichts ausmacht.“ sagt die Elfin ernst.

Maila sieht ihre Freundin traurig an. Natürlich hat Lucy Recht und sie weiß, dass Bliss keine Dauerlösung ist. Doch sie hat auch große Angst vor dem Entzug.

Lucy erzählt weiter: „Du denkst vielleicht, man merkt es dir nicht an, aber das ist nicht so. Denkst du, ich höre dich nicht nachts wimmern und schreien, wenn du mal wieder schlecht träumst?“

Verdutzt schaut Maila sie an: „Ich schreie in der Nacht?“

„Jup und das oft genug. Und das ist okay, bei dem Drek, den du durchgemacht hast. Immerhin bist du beinahe gestorben!“

Maila sieht ihr an, wie sehr Lucy diese Tatsache zu schaffen macht.
Als ihre Freundin sie so blutend in der Kirche entdeckt hat, ist diese sofort besorgt zu ihr gerannt und hat Maila in den ersten Tagen nicht aus den Augen gelassen. So als könnte sie einfach tot umfallen, sobald die Elfin nicht hinsieht.

Erschöpft schaut Maila sie an: „Ich weiß… Es ist nur so, ich habe Schiss, okay? Nicht nur vor dem Entzug, sondern auch mich der Realität zu stellen. Vor den ganzen negativen Gefühlen und Gedanken. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, nachdem ich es so lange verdrängt habe.“

„Natürlich wirst du das schaffen, denn du bist viel stärker, als du denkst. Du hattest schon immer viel Mut und hast nur verlernt, wie man mit seinen Ängsten und Gefühlen richtig umgeht. Das kannst du aber wieder lernen.“ sagt Lucy mit voller Überzeugung in ihrer Stimme.
„Ich habe mit der Krankenpflegerin gesprochen, die letztens deine Wunden versorgt hat und sie hat mir Kontaktdaten für eine Klinik gegeben, wo du dir helfen lassen kannst. Wenn du willst, kann ich sie dir geben und ich helfe dir, das durchzustehen.“

Maila schaut sie zögernd an und Panik macht sich in ihr breit. Am liebsten würde sie den Schritt nicht gehen.

Doch sie erinnert sich daran, was Grenadine gesagt hat: Dass das hier eine zweite Chance ist und wir das Beste daraus machen sollen. Und sie hat Recht. Die Chance, die ihnen allen gegeben wurde, will Maila nicht einfach ungenutzt lassen.

Die Menschin hat sich das Ziel gesetzt, ein besserer Magier zu werden und zu lernen, wie sie am besten andere heilen kann, neben der Beschwörung von Heilgeistern.

Doch um das legal ausführen zu dürfen, braucht sie eine Magierlizenz und wenn Maila sie nur wegen ihrer Drogensucht nicht bekommt, dann würde sie sich das selbst nicht verzeihen.

Lucy schaut sie abwartend an. Maila schaut zu der Katze auf ihrer Schulter. Ihr Totem schaut sie ruhig an und nickt leicht mit ihrem Kopf. Dann atmet die Menschin nochmal tief durch und sagt schließlich: „Okay, gehen wir das an.“


Ein halbes Jahr später

Die braunhaarige Menschin läuft gelassen durch die belebten Straßen von Vancouver. Dabei beobachtet Maila die vielen verschiedenen Personen, wie sie ihrem Alltag nachgehen oder gemütlich durch die Stadt schlendern. Sie selbst hat noch ein paar Minuten Zeit, bevor sie da sein muss. Deswegen nutzt sie noch die Zeit, ihren Soykaf zu trinken. Dabei spielt sie gedankenversunken mit ihren Haaren, die mittlerweile so lang sind, dass Maila sie zu zwei Zöpfen flechtet.

Als es soweit ist, macht die Menschin sich auf und betritt das kleine Gebäude, das etwas außerhalb der beschäftigten Innenstadt liegt. Drinnen hört sie die vertrauten Geräusche der vielen Tiere, die hier untergekommen sind.

Das Tierheim besitzt überwiegend Hunde und Katzen, die von ihren Besitzern abgegeben oder ausgesetzt wurden.
Als sie zur Tür herein kommt, wird sie von ihrer Kollegin freundlich begrüßt, was Maila lächelnd erwidert.

Seit zwei Monaten arbeitet sie hier als Helferin, indem sie beim Saubermachen hilft, die Tiere mit Essen versorgt und ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkt.

Maila bekommt dafür zwar kein Geld, aber das macht ihr nichts aus. Sie liebt es, sich um die Tiere zu kümmern, da sie selbst weiß wie es war, niemanden zu haben, der sich um sie sorgt.

Nachdem Maila ihre Pflichtaufgaben erledigt hat, geht sie zu den Räumen, wo die Katzen untergebracht sind, denn heute ist eine Neue dazugekommen. Am Anfang ist das schwarze Kätzchen etwas schüchtern, aber nachdem sie Mailas Hand beschnuppern konnte, wird sie etwas zutraulicher.

Während die Menschin sie mit Streicheleinheiten verwöhnt, fällt ihr eine kleine Verletzung am Pfötchen auf. Maila legt ihre Hand in die Nähe der Wunde und nachdem sie ihr Mana kanalisiert hat, leuchtet ihre Handfläche sanft auf und langsam schließt sich die Wunde.

Die Menschin lächelt die kleine Katze an, als diese zufrieden miaut. Während Maila sie weiter krault, schweifen ihre Gedanken an das letzte halbe Jahr ab.

Nachdem Maila sich entschlossen hatte, den Drogenentzug durchzuziehen, wurde sie in eine Klinik eingewiesen. Ihr wurde erklärt, dass man einen warmen Entzug in der Klinik vornehmen und anschließend ambulant mit einem Psychiater weiter behandeln wird. Maila konnte zwar dadurch ihren Job nicht anfangen, aber nachdem sie dem Chef ihre Situation erklärt hatte, nahm er das überraschenderweise sehr verständnisvoll auf und schlug vor, dass sie dennoch Probearbeiten darf, sobald es ihr wieder besser geht.

Obwohl nach und nach die Dosis verringert wurde, damit der Entzug nicht so heftig wird, fühlte sich Maila absolut elend. Je weniger sie in ihrem Körper hatte, desto mehr ging es ihr körperlich schlechter. Was aber viel schlimmer war, waren die psychischen Probleme. Immer wieder hatte sie durch Bliss die harte Realität verdrängt, doch nun muss sie mit all dem Schmerz und Trauer klarkommen.

Nach drei Wochen im Krankenhaus konnte Maila entlassen werden. Sie wurde weiterhin von einem Therapeuten betreut, denn es war zwar die Droge aus ihrem Körper, aber die Gefahr, jetzt rückfällig zu werden, ist hoch.

Als Maila sich wieder fit genug fühlte, suchte sie sich einen Job und der Restaurantchef hielt sein Wort: Sie durfte dort Probearbeiten und danach hat er Maila offiziell als Küchenhilfe angestellt.

Einen Monat später fand sie eine magische Heilerin, die eine kleine Praxis etwas außerhalb der Innenstadt betreibt.
Die beiden verstanden sich auf Anhieb und die Schamanin half ihr bei der Beantragung einer Magierlizenz, die Maila tatsächlich auch bekommen hat.
Seitdem lernt die Menschin fleißig alles, was die Heilerin ihr beibringt. Und mittlerweile kann sie schon selbst Schmerzen lindern und kleine Wunden magisch heilen.

Zudem schlug die Schamanin vor, dass Maila neben ihrer magischen Ausbildung zusätzlich eine medizinische Ausbildung wie beispielsweise Sanitäter absolviert. Dann könnte Maila offiziell als Sanologin arbeiten. Das wäre vor allem wichtig, wenn sie außerhalb von Vancouver als magische Heilerin arbeiten will.

Zurzeit ist Maila aber zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist seit ungefähr fünf Monaten drogenfrei, auch wenn es nicht immer leicht war, dem Verlangen zu widerstehen. Die Therapiesitzungen, ihre Freundin und die viele Arbeit helfen ihr aber dabei, sich abzulenken. Außerdem hat sie gelernt, zu verstehen, was dieses Verlangen auslöst und wie sie dagegen ankämpfen kann.

Die Arbeit in der Küche bringt ihr genügend Geld ein, um gut über die Runden zu kommen und die Ausbildung bei der Schamanin erfüllt sie mit großer Freude, sowie sich auch um die Tiere im Tierheim zu kümmern.

Keine Ahnung, was das Leben noch so bringen wird, aber bis dahin wird Maila das Leben genießen. Immerhin hat sie nicht nur eine zweite Chance zu leben bekommen, sondern sie kann endlich ein besseres Leben aufbauen, was sie in Puyallup nie hätte bekommen können.


[Ein kleines Abschlussbild hab ich auch noch :3]

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Achje :face_holding_back_tears:

Das ist ja schön!
Freue mich total, dass du beschrieben hast wie sich die schrecklichen Ereignisse auf Maila ausgewirkt haben, und wie es für sie war, an den Kämpfen teilzunehmen!

Und ich finde es auch sehr schön, dass du zeigst, wie sie sich positiv entwickelt. Dass Orting und einige Leute zwar verloren sind, aber die ganze Sache sich gelohnt hat. Dass mit der zweiten Chance wirklich was passiert!

Schön geschrieben, danke! :slight_smile:

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Freut mich, dass es dir gefällt :blue_heart:

Ich schreibe ja so viel traumatische Sachen, da war es mal richtig schön, so ein „Happy Ending“ zu schreiben :face_holding_back_tears:

(Auch wenn es mich nicht stört, dramatische Fictions zu schreiben, weil Drama ja auch Charakterentwicklung mit sich bringt :smirk: )

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