Der unbewusst letzte Tag - Ciara

[Triggerwarnung: Tod, Trauer]

Freitag, 21.04.2078, 4:00 Uhr morgens

Ein Komlink leuchtet auf und es ertönt eine leise Melodie, die langsam lauter wird. Ciara drückt auf den Bildschirm den “Aus” Knopf und öffnet langsam die Augen. Kurz ist sie irritiert, bis ihr Kopf realisiert, dass sie sich in Maples Gästezimmer befindet.

Ciara hat zwar erst zwei Tage hier geschlafen, aber sie hat das Gefühl, dass ihr Schlaf besser geworden ist. Sie kann zwar immer noch sehr schlecht einschlafen, dafür hat sie länger am Stück geschlafen. Vielleicht liegt es daran, dass die Elfin sich hier sicher fühlt.

In ihrer Wohnung ist sie von jedem Geräusch wach geworden. Von den Schüssen auf der Straße und von Schritten im Hausflur. Die Gewohnheit hat die Elfin von dem Leben auf der Straße. Dort musste sie oft in zwielichtigen Gassen schlafen und wenn sie nicht rechtzeitig wach geworden wäre, hätten Personen sie ganz leicht ausrauben können, wenn nicht sogar schlimmeres. Mit dem leichten Schlaf konnte sie aber rechtzeitig vor möglichen Angreifern flüchten.

Die Elfin konnte aber nicht immer fliehen, deswegen lernte sie sich zu verteidigen. Einfache Schläge, um ihre Angreifer auszuschalten. Später traf Ciara Theodor, der ihr neben allgemeiner Magie auch den Blitzstrahl beibrachte. Den musste sie auch zeitnah einsetzen, als sie von zwei Angreifern überrascht wurde. Nach ein paar Schlägen von Ciara und den Angreifern wusste die Elfin, dass sie hier nur mit ihrer Magie rauskommt und setzte den Blitzstrahl ein. Dieser setzte die Angreifer zwar außer Gefecht, aber ein Teil des Zaubers ging auch auf sie über. Ob es wegen ihrer Panik oder ihrer Unsicherheit war, kann sie nicht mehr sagen. Sie wäre höchstwahrscheinlich an ihren Verletzungen gestorben, denn neben dem Elektroschock hatte sie eine tiefe Schnittwunde erlitten. Zum Glück entdeckte sie Theodor zufällig auf seinem Weg nach Hause und rettete ihr Leben.

Ciara schaut auf die rötliche Blitznarbe auf ihrem Arm. Der Gedanke an Theo schmerzt in ihrem Herzen. Auch wenn sie sich nur zwei Jahre kannten, war er wie eine Art Mentor für sie gewesen. Er hat ihr so viel über Magie beigebracht.

Nachdem Theodor ihr das Leben gerettet hatte, übte er weiter mit Ciara und half ihr, ihre Magie besser zu kontrollieren. Zudem lernte sie, selbst in schwierigen Situationen fokussiert zu bleiben.

Außerdem gab Theo ihr später den Tipp, dass das Sarghotel jemanden als Reinigungskraft sucht. Damit hatte sie ihren ersten richtigen Job und konnte sich bald eine eigene Wohnung leisten. Zudem konnte Ciara sich immer gut mit ihm unterhalten.

Sie kann nur hoffen, dass seine Seele jetzt ihren Frieden gefunden hat. So wie Ciara hofft, dass sie ihren Frieden finden wird, wenn sie einmal Gott gegenüber steht.

Beim Morgengebet spürt sie wie immer eine vertraute höhere Macht, die eine Hand sanft auf ihre Schulter legt. Ein wohliges Gefühl breitet sich daraufhin in ihr aus und sie fühlt innere Ruhe und Frieden. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht beendet Ciara ihr Gebet mit einen leisen „Amen“ und macht sich fertig für die Arbeit.

14:00 Uhr nachmittags

Nach der Arbeit fährt Ciara wieder zu Maples Wohnung. Während sie in Tacoma unterwegs ist, staunt die Elfin über die Unterschiede zu Puyallup. Die Straßen sind ordentlicher und sauberer. Außerdem muss sich die Elfin nicht ständig Sorgen machen, dass sie an der nächsten Kreuzung in eine Schießerei gerät. Ciara kann verstehen, dass Maple hier wohnt. Wenn sie das Geld hätte, wäre sie auch in der Versuchung, hierher zu ziehen. In dem aktuellen Job würde das aber niemals was werden. Außerdem hat sie geringe Hoffnung, dass sie mit ihrem Highschool Abschluss und ohne jegliche Ausbildung einen besseren Job findet.

Dennoch geht es der Elfin besser als vor ein paar Jahren. Immerhin hat sie einen Job, eine Wohnung und auch gute Freunde, mit denen sie sich versteht.

Das Leben alleine hatte sie sozial abgestumpft. Jeder Fremde wurde erstmal skeptisch beäugt, denn zu oft missbrauchte man ihr Vertrauen. Selbst gegenüber Logan war sie zunächst skeptisch gewesen. Doch jetzt ist sie froh, dass sie sein Angebot, der Gang beizutreten, angenommen hat. Natürlich ist auch viel Schlechtes passiert. Der Verlust von Engine, Raiden und Ruby haben einen Riss in ihrem Herz hinterlassen. Sie müsste sich außerdem keine Sorgen machen, von der Gianelli Mafia getötet zu werden.

Die Vergangenheit kann sie aber nicht mehr ändern, deswegen akzeptiert Ciara ihre Situation und macht das Beste daraus. Gott hatte bestimmt einen Plan, als er Logan in ihr Leben gebracht hat, auch wenn sie nicht weiß welchen.

In Maples Wohnung angekommen, entspannt sich Ciara mit ihrem Roman, bevor sie sich noch etwas erfrischt und nach Orting fährt.

In Orting fährt Ciara noch zu Maila. Die Menschin kennt sie von der Arbeit im Sarghotel, bis sie wegen der Kürzungen gefeuert wurde. Seitdem arbeitet Maila als Küchenhilfe in einer kleinen Gaststätte in Orting.

Auf der Arbeit hatten sie sich immer recht gut verstanden, aber erst seitdem sie hier wohnt, sind sie irgendwie Freunde geworden.

Das ist die erste richtige Freundin, neben den Gangmitgliedern, seitdem sie in Puyallup wohnt. Mittlerweile besucht die Elfin Maila fast jeden Tag, wo sie meistens zusammensitzen, was trinken und sich einfach unterhalten.

In dieser Zeit rücken ihre aktuellen Sorgen und Probleme in den Hintergrund und das bringt wieder etwas Leichtigkeit in ihr Leben.

Nach einer festen Umarmung und dem Versprechen, sich morgen wieder zu treffen, macht sie sich auf zur Kirche.

Abends

Das Gefecht in der Church of Holo ist voll im Gange. Nachdem die Kenran-Kai die Gang verraten haben und sie die Kirche angegriffen haben, ist die Elfin voller Wut über den Verrat und über die Frechheit der Typen, die sich erlauben, den Hub anzugreifen. Vor allem, da für Ciara die Kirche ein Heiligtum darstellt, weil sie sich dort mit Gott und ihrer Magie absolut im Reinen fühlt.

Diese Wut und das Ziel, die Angreifer zu besiegen, ist das Einzige, was Ciara bei Verstand hält. Sonst hätte die Angst schon längst die Oberhand gewonnen.

Als sie aus ihrer Deckung erneut mit einem Blitzstrahl auf die Angreifer schießt, spürt sie den Entzug ihres Zaubers. Die Kopfschmerzen, die durch vorherige Zauber und die Blitzkugel schlimm waren, explodieren nun förmlich. Die Schmerzen nehmen Ciara die Sicht und sie spürt, wie ihr schwindlig wird. Dann wird der Elfin schwarz vor Augen und sie spürt nur noch, wie sie zu Boden fällt…

Ein Schnitt. Das Blut spritzt auf dem von ihr gestalteten Altar. Eine höhere Macht sendet einen Blitz an ihren Mörder und tötet ihn. Das ist die Rache dafür, dass er eine gläubige Christin in einer Kirche so eiskalt die Kehle durchgeschnitten hat.

Ihre Seele steht neben ihrem leblosen Körper, komplett unbeobachtet von den Gangmitgliedern, die um sie herum stehen. Sie schaut sich die Szenerie ganz ruhig an. Ciara sieht zwar ihren Körper und das Blut um sie herum, aber sie spürt keine Schmerzen oder Trauer, dass sie nicht mehr lebt. Dafür fühlt sie sich leicht, als würde sie schweben. Zudem spürt Ciara einen inneren Frieden, so wie sie sich immer beim Beten gefühlt hat.

Als ihre Freunde ihren Körper herrichten, stellt die Elfin sich nochmal zum Altar. Ein schwaches Schimmern geht davon aus, da er auf ihre Magie eingestimmt ist. Ciara legt eine Hand auf den warmen Stein und ihre Magie hüllt sie ein.

Als sie den Blick vom Altar löst, sieht die Elfin eine höhere Macht. Ein Gefühl der Vertrautheit kommt in ihr hoch, denn es ist dieselbe, die sie schon immer begleitet hat. Sobald sie gebetet hat, legte sie eine Hand auf die Schulter oder in Kämpfen wies er auf mögliche Gefahren hin.

Nun streckt er Ciara die Hand einladend entgegen. Sie schaut nochmal zurück zu ihren Freunden. Sie hatte zwar kein sehr langes Leben, aber sie freut sich über das, was sie erlebt hatte. Über die Freunde, die sie gefunden hat und den Spaß, den sie zusammen hatten.

Sie hat bis zum Schluss hart gekämpft, wie die Elfin es immer gemacht hat. Ciara dreht sich mit einem Lächeln im Gesicht zu der höheren Macht um und ergreift seine Hand. Als ihre leuchtende Seele ins Jenseits entschwindet, erlischt das Schimmern auf dem Altar endgültig.

2 „Gefällt mir“

:pleading_face::pleading_face::pleading_face::pleading_face::pleading_face::pleading_face:

2 „Gefällt mir“

Sie hatte zumindest eine Fiction verdient :pleading_face:
Auch wenn es geschmerzt hat den letzten Absatz zu schreiben :sob:

2 „Gefällt mir“

Ohja, der hittet irgendwie. Es ist so …

Aber schöne Fiction!
Schön, dass sie zeigt, dass sie vom Kämpfen um ihr eigenes Überleben zum Kämpfen um das Überleben der Gruppe gekommen ist!

2 „Gefällt mir“