Der Batista Familien-Brunch / Hollidays Prozess - Jazz

Sonntag 04.04.2076 - 11.30 Uhr - Hotel Nacional Präsidentensuite

Am Ende des langen und geschmackvoll eingerichteten Raumes, bei dem das meiste Mobiliar wie jeden Sonntag den vollgeladenen Tischen des Buffets weichen musste, steht ein drahtiger junger Mensch mit schwarzem Haar. In der Hand hält er eine kleine Fernbedienung mit dem er den Holo-Projektor bedient.

“Nächster Tagesordnungspunkt: Gefangene 6743, namentlich Luisa Mendoza. Gefangen genommen bei der aktuellen Aufgabe von Jessica.”

Jazz hebt kurz den Kopf. Im sitzen an der reich gedeckten Tafel schmerzt ihre noch frische Bauchwunde vom Donnerstag. Wunden heilen mit gesundem Schlafrythmus deutlich besser, aber der ist ihr im Moment nicht gegönnt.

“Die Gefangene redete zu Beginn ihrer Folter etwas wirr, mit fortlaufender Zeit deutlich ansprechbarer, verweigert sich seit einigen Tagen der Aussage. Sie betont regelmäßig ausschließlich mit dem Representante oder Jessica Diaz-Ruiz sprechen zu wollen.”

Für einige Sekunden schließt Jazz die Augen.
Bilder blitzen vor ihr auf, von krabbelnden, sich windenden Metas, die um Hilfe schreien. Sie anflehen ihr Leid zu beenden. In den Gesichtern der Menge kann sie einzelne bekannte Gesichter fixieren, ihre Gesichter verzerrt von höllischen Schmerzen.
‘Lass sie frei. Dann dürfen wir gehen.’ Stöhnen sie.
Jazz reißt die Augen wieder auf. Die Albträume werden deutlich schlimmer. Sie nimmt einen großen Schluck ihres Kaffees.

“Das steht nicht zur Debatte. Worüber redet sie denn?” brummt der neben Jazz, am Kopf der Tafel sitzende Javier.
Der Mensch nickt eifrig und macht einen Vermerk in seiner Datei.
“Nun, hauptsächlich dass Senior Batista sie damals von der Insel geworfen habe weil sie ein schlechter Einfluss für andere Parteien…” sein Blick verhaftet auf Jazz, “sei, und sie keine andere Wahl habe als mit den Zobop zu arbeiten, wenn sie auf Kuba ihre Familie sehen will.”

Die am Tisch versammelten Patriarchen und Teammitglieder lachen etwas durcheinander. Ihnen erscheint der Gedanke, dass Javier so etwas tun würde lächerlich.

Javier nickt. “Wie gehen wir weiter vor?”
“Nun wie geplant, verlegen wir die Gefangene zum Anfang der Woche an einen anderen Standort um den Zobop die Nachforschungen zu erschweren. Anschließend werden wir weiter das bisherige Folterprotokoll abspulen.”
Javier nickt und vollführt dann eine wischende Handbewegung um den nächsten Sprecher nach vorne zu bitten.

Ein hochgewachsener, schlanker, athletischer Mensch in militärischer Panzerung tritt nach vorn. “Representante.” Er nickt Javier zu, welcher das Nicken erwidert.
“Bisheriger Fortschritt sind 4 getötete Revolutionäre. Sauber mit dem Scharfschützengewehr eliminiert. An einer Stelle wurde ich kurz von einer Verfolgerin belästigt. Konnte sie jedoch schnell ausschalten.”

Jazz Blick schweift durch den Raum und haftet an den vier leeren Stühlen auf denen Miguel, Javiers Bruder, und seine engsten Gefolgsleute sitzen müssten. Seit einigen Monaten nehmen sie nicht mehr an den Brunch-Meetings teil.

“Saubere Arbeit, Alberto. Nimm dir den Montag frei, dann gehts weiter.” sagt Javier Batista und beißt in sein vor ihm stehendes Rührei.
Der Mann salutiert und tritt ab.

Eine junge, nervös wirkende Menschin mit wilden Locken tritt nach vorne. Eine Cousine Javiers, die auf dem Festland war um Politikwissenschaften zu studieren und nun in den Schoß der Familie zurückkehrte.
Sie stellt die angepassten Sicherheitsprotokolle nach Auswertungen der Dateien des Serienmörders vor und hält einen kurzen, sehr motivierten Vortrag über die veränderte politische Lage nach dem Tod von Innenminister De Leon.
“Na gut, na gut, Carmelina. Du musst nicht mehr für die Donde Esta… ? schreiben. Du darfst es machen. Gib direkt eine Erklärung an die Batista Hoy.”
Quietschend spingt die Menschin, die soeben erfahren hat dass sie neue Innenministerin von Kuba wird auf, entschuldigt sich und rennt euphorisch aus dem Raum.

Ein bulliger Ork betritt den vorderen Bereich. Einige Teammitglieder erheben sich auf ein Stichwort und verlassen den Raum. Jazz bleibt zunächst sitzen.
“Das folgende ist ausschließlich Familienmitgliedern eines gewissen Stands vorbehalten Seniora Diaz-Ruiz.”
Jazz möchte sich gerade von ihrem Stuhl erheben, da greift Javier ihr Handgelenk.
“Sie bleibt.” Er nickt der Sprecher zu und dieser zuckt mit den Schultern.

Von den anderen Patriarchen im Raum treffen einige missbilligende Blicke Jazz. Ihren Status als das arme kleine Waisenkind, dass sich wie eine Zecke an den amtierenden Godfather geklemmt hatte, hat sie vor den anderen nie verloren. Und seit sie die offizielle Schuld an Hollidays Run gegen die Zobop im letzten Jahr trägt, hatte sie noch mehr an Gunst einbüßen müssen.

“Na gut.” brummt der Ork und nestelt etwas mit der kleinen Fernbedienung, für die seine Finger eigentlich eine Spur zu dick sind, herum.
“Verfahren gegen Straftäter 1529M.” Jazz zuckt zusammen. 1529M, das war doch…

“Namentlich auf der Insel bekannt als ‘Senior Vacaciones’ oder neuerdings ‘Holliday.’

Ein stechender Schmerz durchzuckt Jazz. Hitze steigt ihr in dem Kopf. Sie beginnt zu schwitzen. Ihr Kopf fährt zu Javier herum, der stur geradeaus auf die geöffneten Dateien blickt.

“Zu einem Realnamen liegen uns wenig Informationen vor. Es wird davon ausgegangen, dass er wie seine Schwester Mina Mariella Henry, wohnhaft in Calle Guillermo, den Nachnamen Henry trägt. Konzernhintergrund wird aufgrund seiner expertise stark angenommen. Wurde aber uns gegenüber nie bestätigt. Er hat im letzten Jahr auf geheiß von… Seniora Diaz-Ruiz einen Angriff mit den Zobop durchgeführt, der uns eine wichtige Stellung an der Südküste kostete. Aktuell unterliegt er einem Kopfgeld, dass der Representante aber im letzten Monat aussetzte. Er arbeitete mit einer Gruppe Shadowrunner an der Jagd nach einem Serienmörder der sich als aztlanischer Guerilla Soldat der Leoparden-Garde herausstellte. Diese ist nun seit den frühen Morgenstunden des Freitags beendet. Den Betroffenen wurde auf Geheiß des Representante die Fußfessel abgenommen. Nun gilt es zu besprechen wie es mit dem Straftäter weiter gehen soll.”

“Na wie wohl?!” Ein etwas schmerbäuchiger Batista aus der Südstadt, ca. Mitte 50, reißt seine Kaffeetasse in die Luft. “Dass das überhaupt eine Frage ist Javier! Sein Kopf muss rollen! Er hat die Familie Batista lange genug verhöhnt.”

Die anderen Männer und Frauen am Tisch reden wild durcheinander, klatschen auf die Tische und pflichten ihm bei.

Javiers Tante, Angelina Rosana Maria Batista, ca. 70 Jahre alt, behält ihr genaues Alter aber für sich, erhebt sich und meldet sich zu Wort.
“Schlimm genug dass du deine Kleine nie bestraft hast! Nur mit dem Penis denken. Wie mein lieber Bruder als er einen Kleinkrieg wegen seiner…”

Wag es nicht meine Mutter zu erwähnen Angelina!” Javier ist aufgestanden und tigert im hinteren Bereich des Raumes umher.

“Aber sie hat recht.” Angelinas Mann meldet sich zu Wort. “Du hast sie nie bestraft. Nein noch mehr! Sie sitzt hier bei uns am Tisch als wäre sie Teil der Familie.”

Jazz weiß nicht wie sie mit der akuten Situation umgehen soll. Sie kann nicht aufspringen und schreien wie sie es am liebsten machen würde, das würde Javier zusätzlich unter Druck setzen. Sie rutscht auf dem Stuhl ein paar Zentimeter tiefer.

“Jessica ist meine persönliche Assistentin und hat wenn ich das sage, sehr wohl ein Anrecht auf diesen Platz. Außerdem hat sie ihre Strafe erhalten.”
Ein verachtendes Raunen geht durch den Raum.

“Ihr Kopf sollte genauso rollen wie der von diesem Straftäter! Sie hat ihm zwei Mal geholfen!” tönt es aus der Menge.
Javier baut sich vor dem Tisch auf.

ALLE RAUS. Brunch beendet. Vacaciones wird festgenommen. Das erledige ich persönlich. Und ihr verschwindet bevor mir wieder einfällt welche Hoheitsgebiete ich euch absprechen kann, wenn ihr meine Entscheidungen in Frage stellt. Bis nächsten Sonntag. Adios.”

Langsam leert sich der Raum. Zurück bleiben Javier und Jazz, die sich noch nicht wieder bewegt hat. Um sie herum beginnt das Personal des Nacional das Buffet abzuräumen.

Javier wirft sich neben sie auf seinen Stuhl, schlägt sich die Hände vors Gesicht und reibt sich Augen und Schläfe.
“Du hast ihm gesagt, wenn er die Sache erledigt ist er frei.” Jazz rappelt sich wieder auf und verzieht das Gesicht als ihre Wunde bei der Bewegung brennt.
“Wirkte das für dich als könnte ich das?”
“Ach die kriegen sich doch wieder ein. Du hast gesagt er schnappt den Serienmörder, klärt seine Angelegenheit und kann dann abhauen und nie wieder kommen. Du stehst zu deinem Wort!”
Javier schnaubt lachend auf. “Glaubst du wirklich nach dem allem noch Anforderungen stellen zu können?”

Jazz lässt sie Schultern sinken. “Ich nehme den Hass von allen auf mich um für dich zu arbeiten und decke vor den anderen dass du es warst der ihn zu den Zobop geschickt hat. Leugne es gar nicht erst, ich bin nicht dumm Javier. Kannst du dafür nicht wenigstens drüber nachdenken?”

Javier nickt langsam. “Ich werde darüber nachdenken.”
“Darüber hinaus… meinst du nicht, ich sollte mal, unter Aufsicht natürlich, mit Luisa reden? Sehen was sie will?”
“Auch darüber werde ich nachdenken. Geh nun bitte.”

Jazz erhebt sich unter Schmerzen, verlässt das Nacional und begibt sich zurück zum Hafen.

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Uhhh ich find sehr spannend mal zu sehen wie so ein Brunch, von dem wir ja schon viel gehört haben, abläuft! Sehr sehr nice! Die Spannung der einzelnen zu Javier ist hier auch nochmal deutlich geworden. Nice! Und Alberto verdient immernoch Blumen :yum: :joy:

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Na dann schauen wir doch mal ob Holliday leben wird oder nicht :smiley: Ich habe endlich mal alle Fictions nachgelesen und kann zu allen sagen sehr sehr schön geschrieben. Kann nicht abwarten wie es weitergeht :blush:

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Wie Holliday da seinen Hintern nochmal raus bekommt will ich auch wissen…aber irgendwie macht er das schon. Der alte Poser Elf.

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Kommt morgen dann in seiner Fiction :smiley:
Ich kann nur sagen… wird spannend und sehr anders als ich noch vor ein paar Tagen gedacht hätte :smiley:

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Ja das hab ich heute auch gemacht, mir fehlten auch noch 4 oder 5 und kann mich der Aussage nur anschließen.

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Ich sehe schon vor meinem inneren Auge, wie Holliday mit einer Bierflasche im Liegestuhl auf der Meeresmauer des Hubs döst, die Augen aufmacht und 2 Mafia-Zugriffsteams um ihn herum stehen.

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So oder so ähnlich

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