Denix, welche immer noch angeschlagen vom letzten Run war, packte noch ihre letzten Sachen, verfolgte nebenbei den Jackpoint und verabschiedete sich dort kurz von den Anderen. Auch wenn sie nur kurz zu tun hatten tat es ihr ein wenig weh nicht zu wissen was mit ihnen passieren würde und ob es ein Wiedersehen gab. Sie wusste ja von vorn herein, dass es kein einfacher Job werden würde. Genauso wie sie wusste, dass sie hier fürs Erste alles hinter sich lassen musste wenn auch nur irgendwas schief gehen würde. Leider sollte sie wie so oft recht behalten. Saeder Krupp war ihnen nun auf den Fersen, irgendjemand hatte ihnen wohl gesteckt wer und wo sie waren. Nach dem Gespräch, welches sie auf dem Bot zwischen den beiden Saeder Mitarbeitern gehört hatte, hoffte sie nur, dass es nicht ihre Schwester gewesen war. Noch dazu kam der Tod von Brokkoli den sie zu betrauern hatten. Sie kannte ihn zwar noch nicht lange aber schon nach dem ersten Gespräch erkannte sie welch ein großes Herz er hatte. Er war jemand der am liebsten alles und jeden beschützen wollte. Schlussendlich hat er wohl die ganze Stadt mit seinem Opfer beschützt.
Mit Hilfe ihrer Kontakte bei Ares, die sie noch hatte, würde sie fürs Erste vollkommen von der Bildfläche verschwinden. Wohin es für sie gehen würde wusste sie selbst noch nicht, genauso wenig wie ihr bester Freund Rhage der sie vom Türrahmen aus beobachtete. „Musst du wirklich gehen? Du bist noch immer verletzt…“ „Du weißt das ich nach diesem ganzen Chaos nicht hierbleiben kann, ich würde damit mein und euer Todesurteil unterschreiben.“ Sie kramte gerade in ihrem Schreibtisch um etwas zu suchen. Für die ganze Situation war sie erstaunlich ruhig und gefasst. „Dann lass mich gottverdammt doch wenigstens mitkommen, ich kann dich nicht allein gehen lassen.“ Denix sah zu ihm auf und sah die Verzweiflung und noch vieles mehr in seinem Gesicht. Rhage der für die Einen die Fassade eines richtigen Spaßvogels und für die Anderen die eines gefühllosen Steinklumpens zur Schau stellte, lies nur bei ihr seine Maske fallen. Denix war die Einzige die ihn lesen konnte wie ein offenes Buch. Sanft sah sie ihn an. „Ich weiß das du mir überall hin folgen würdest, selbst wenn es die Hölle wäre, aber ich brauche dich hier. Ihr seid alle wie eine Familie für mich aber ich kann den Club nur dir anvertrauen.“ Rhage wollte gerade ansetzen und etwas erwidern. „Du weißt auch genau das eine Schließung für mich nicht in Frage kommt, ich will euch nicht alle vor die Tür setzen und außerdem war er Connors Baby.“ Bei den Worten wurde ihr Gesicht etwas traurig und kramte weiter in ihren Sachen. „Ich weiß doch das du ihn niemals schließen würdest, aber es muss doch eine andere Lösung geben, du…ich…ach verdammt du weißt doch genau was ich meine. Ich bin scheiße darin die richtigen Worte zu finden.“ Denix drehte sich zu ihm um und sah hinauf in seine eisblauen Augen. Mit seinen beinahe 2 Metern war er für einen Mensch ein regelrechter Riese und überragte sie ein Stück. „Ich weiß doch was du sagen willst aber es geht nicht, nicht nach allem was passiert ist.“ Er wusste das es keinen Sinn hatte mit ihr zu diskutieren, sie war leider zu dickköpfig und wenn es nicht so eine ernste Sache wäre hätte er deshalb gelächelt. Dies war normalerweise eine Eigenschaft die er an ihr liebte. „Dann nimm doch wenigstens einen der anderen Jungs mit. Die reißen mir den Arsch auf wenn sie rausfinden das ich dich allein hab gehen lassen, vor allem Q und B.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf das Gesicht von Denix, sie wusste genau wie die Jungs ihrer Sicherheitstruppe, reagieren würden. Für die Jungs war sie so was wie ihre kleine Schwester, selbst wenn sie kaum älter waren. Gerade deshalb konnte sie kein Risiko eingehen, sie wollte nicht auch noch ihre besten Freunde verlieren.
Denix riss sich schweren Herzens von Rhage los und machte weiter damit Sachen in ihre Taschen zu werfen. Ihr Herz wollte nicht weg von hier aber ihr blieb nichts anderes übrig. „Sie werden es schon verstehen…irgendwann“ Er gab ein tiefes Seufzen von sich. „Wohin werden sie dich bringen? Gibt es wenigstens eine Möglichkeit Kontakt zu halten?“ „Ich weiß nicht genau wohin Liam mich bringen lässt.“ Beim Klang dieses Namens zuckte Rhage zusammen. „Warum musstest du eigentlich gerade ihn kontaktieren? Du weißt das ich ihn nicht ausstehen kann.“ „Nur weil er immer nett zu mir war und du denkst das er was von mir will. Er ist Connors Bruder und damit so was wie mein Schwager, das ist der einzige Grund warum er nett ist.“ Rhage schnaubte verächtlich. „Mhm…na klar nur deshalb. Der Typ hat dich doch jedes mal regelrecht mit seinen Augen ausgezogen. Außerdem denkt der doch sowieso das er alles haben kann, nur weil er ein hohes Tier bei Ares ist. Mir ist nicht wohl dabei das du denen etwas schuldest.“ „Glaub mir ich hätte ihn nicht gefragt wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte, ich mag es doch selbst nicht in der Schuld von ihnen zu stehen. Aber jetzt lass uns bitte nicht streiten, ich will nicht im Streit mit dir auseinander gehen.“ Denix hatte recht, Rhage wollte auch nicht mit ihr streiten, vor allem da er nicht wusste wann und ob er sie denn überhaupt wiedersehen würde. Allein der Gedanke daran war für ihn die Hölle und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. „Wie viel Zeit bleibt uns noch?“ Auch Denix hatte jetzt einen Kloß im Hals den sie versuchte los zu werden, aber vergebens, man hörte es in ihrer Stimme. „Sie sind in ca. 15 min da.“ Denix hörte wie hinter ihr etwas zu Boden fiel und kurze Zeit später wurde sie von Rhage an den Schultern gepackt und umgedreht. Er schlang seine Arme um sie und küsste sie. Sie spürte seine Tränen die ihm übers Gesicht liefen. In diesem Kuss lag alles was er nicht aussprechen konnte, Verzweiflung, Liebe, Sehnsucht, Schmerz, Angst und noch vieles mehr, es war ein regelrechter Sturm aus Gefühlen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und doch viel zu schnell löste sich Denix von ihm. Sie bückte sich nach ihrer Tasche und verließ fluchtartig ihre Wohnung. Unten warteten bereits zwei Männer auf sie, welche sie hoch schickte um das restliche Gepäck zu holen. Denix selbst machte sich so schnell wie möglich auf den Weg nach draußen zur Lieferantenzufahrt vom Club. Dort warteten drei weitere Männer von Ares und zwei identische Wagen auf sie. Ohne etwas zu sagen wurde eine der Türen für sie geöffnet und sie lies sich auf den Rücksitz sinken.
Als die Wagen sich kurze Zeit später in Bewegung setzten liefen ihr dicke Tränen von den Wangen. Auch in ihr tobte ein Gefühlssturm wie sie ihn bei Rhage fühlen konnte. Sie war vor ihm geflohen und hatte sich noch nicht einmal zu ihm umgedreht. Doch hätte sie das gemacht hätte sie vermutlich nicht mehr die Kraft gehabt zu gehen. Das letzte das sie glaubte von ihm gehört zu haben war ein leise geflüstertes „Ich liebe dich“.