Das kleine blaue Haus, das Bourdoire vor Jahren als Safehouse angemietet hatte, fügt sich perfekt in den Rest des Vorortes ein. Frische Blumen und ein kleines Wasserspiel im Vorgarten tun ihr Übriges um zu simulieren dass es sich um ein ganz normales Einfamilienhaus außerhalb der großen Stadt handelt.
Snows Augen brennen. Es ist nun Samstag Mittag und seit Dienstag hat sie nur noch sehr vereinzelt Schlaf gefunden.
Seit sie mitten in der Nacht zurück in den Dome gekommen waren, hatte sie aufgepasst dass Donny etwas schläft, isst und ihm zusammen mit den anderen alle Fragen beantwortet auf die sie eine Antwort wusste.
Dann hatten sie den anderen einen ausführlichen Statusbericht gegeben und die Augen offen gehalten ob sich Broker und Joker irgendwie, irgendwo versuchen zu melden.
Dann war eine schnelle Dusche nötig gewesen um das Blut, welches sich literweise über sie ergossen hatte, irgendwie aus den Haaren und ihren Poren zu waschen.
Donny hatte die Nachricht über den Tod seines Vaters deutlich besser aufgenommen als das Team erwartet hatte. Jetzt wirkt er gefasst und als hätte er verstanden was sein Vater für ihn, die Gruppe und das ganze Land getan hatte.
Snow atmet tief aus und legt im Auto den Arm auf Donnys Schulter.
“Ich kann das wirklich übernehmen Donny. Du musst es ihnen nicht erklären.”
“Doch… aber… Du bist ja da falls ich Hilfe brauche” bringt er ruhig und gedrängt raus.
Snow steigt aus und hält ihm die Tür auf. Kaum sind sie durch das kleine Gartentörchen gegangen fliegt die Haustür auf und Michael vom Sicherheitsdienst rennt ihnen entgegen und nimmt die beiden in den Arm. Snow hatte sehr viel mit ihm erlebt, aber so sentimental wurde es nie. Er sieht Snow und den Jungen fragend an.
Snow geht an ihm vorbei, rein in das kleine Häuschen.
Zu ihrer Verwunderung gab es kein Willkommenskomitee. Vermutlich wollten sie für den Ernstfall lieber nichts vorbereiten.
Holly kommt als erstes aus der Küche gelaufen und schließt ihren Sohn freudig und nach Edea rufend in die Arme, welche dann auch direkt aus der Küche gelaufen kommt um ihren Bruder zu begrüßen.
Doyle steckte schnell den Kopf aus einer kleinen Tür rechts von der Gruppe, dann kommt auch er zu den anderen gerannt und umarmt Snow sehr fest.
Snow will nicht dass dieser Moment des Friedens und Glücks vorbei geht.
Doch es kommt, wie es musste.
“Donny… Warum hast du Papas Jacke an? Wo ist er denn? Ist er verletzt?”
Snow hält den Atem an. Sie will dem Jungen nicht diese Last aufbürden es der Familie sagen zu müssen. Aber es war sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass sie es von ihm erfahren.
Snow schlägt vor, das Gespräch lieber ins Wohnzimmer zu verlagern, wo sich alle im Kreis um einen kleinen potthässlichen Kacheltisch versammeln auf dem noch ein analoges Monopoly liegt; ein paar Figuren wild verstreut, es gab wohl einen Streit.
Donny meistert die Erklärung, was passiert ist wie ein Profi und die drei sinken sich gegenseitig in die Arme und weinen.
Snow, die Security Trolle und Doyle tauschen Blicke aus. Doyle ergreift als erster das Wort.
“Euer Vater war ein großartiger Meta. Es ist ein furchtbarer Verlust.”
“Wenn ihr irgendeine Form von Hilfe braucht. Der Dome bietet euch volle Unterstützung. Die anderen aus dem Team bestimmt auch.”
“Ich danke euch.” sagt Holly ruhig und gefasst. “Kinder wir sollten nach Hause. Unsere Sachen packen und überlegen wie wir weitermachen wollen.”
Michael steht auf und bedeutet den dreien, dass er bereit ist sie zurück in die Stadt zu fahren.
Doyle und Snow sitzen noch eine Weile im Safehouse und Snow erklärt was genau vorgefallen war.
“Aber Benoit ist jetzt tot. Richtig?”
“Davon gehen wir zum aktuellen Zeitpunkt aus. Seine Vasallen durchkämmen aber bestimmt immer noch die Stadt. Flip hat alles gefilmt. Ich weiß noch nicht wie es damit weitergeht… Broker war… ist für diese Art von Management zuständig.”
“Broker ist ein sehr intelligenter Kerl. Mach dir um ihn keine Sorgen. Und er hat ja sogar Unterstützung dabei.” sagt Doyle ruhig. “Was macht der Rest des Teams?”
“Von Venus, Denix und Nicolay weiß ich dass sie wohl getrennt von dem Hotel in dem sie waren in unterschiedliche Richtungen wegfahren. Bei Tower… ich vermute er wird seinen Freund finden wollen. Flip hat sich schnell nachdem wir an der Bar waren zurückgezogen, ich denke auch er hat Pläne. Von Thunder hab ich noch nicht wieder was gehört. Sunny bringt Ben sicher in einen Bunker etwas weiter weg von der Stadt. Bourdoire wird ihn engmaschig überwachen und gehen lassen wenn sie beide das für Richtig halten. Ich habe allen die Hilfe des Domes angeboten. Und wir…”
“Nehmen einen früheren Flug. Ich will nicht länger in dieser gottverdammten Stadt festsitzen. Wir machen ein paar Tage Urlaub bevor wir nach Aztlan fliegen. Unsere Sachen lassen wir uns nachschicken.”
“Das ist vermutlich das beste. Danke John.” Sie legt den Kopf auf seine Schulter.
“Ich danke dir dafür dass du zurückgekommen bist.”
Danach verlassen die beiden das Safehouse, kaufen im örtlichen Wal-Mart alles zusammen was man für einen kleinen übereilten Urlaub braucht und fahren zum Flughafen.