Daily Business - Daisy

Virtual Reality Vorlesungssaal - GOD Virtual University - 25.4.2077

Zum 1000. Mal an diesem Morgen prüfte Daisy die Verbindung zu ihrem VPN Server Netzwerk. GOD wollte einen genauen Standort seiner Studenten, natürlich war dies bei Daisy aktuell nicht möglich. Sie dankte Doyle zutiefst, das ganze über seine Adresse in Bozeman laufen zu lassen.

Der größte Vorteil in der VR Uni zu haben wurde ihr erst in der letzten Woche bewusst: Egal wie müde der Fleischkörper doch war, ihr unterbewusstsein inhalierte jedes Wort des älteren Orks der gerade in den letzten Zügen seiner Vorlesung war. Sie spürte ihre Müdigkeit dennoch, verarbeitete die Infos aber einfacher als sie es mit den Ablenkungen der Fleischwelt getan hätte. Ein Geschenk Gottes wenn man von 6-16 Uhr am studieren war und die Freundin nur bei Nacht so fit ist, dass sie spannende Sachen unternehmen will.
Daisy war gespannt wie lange sie das verkraftete, ohne ihren Long Haul Vorrat antasten zu müssen. Aber noch ging es.

“Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Vergessen Sie nicht, genau jetzt ist der Zeitpunkt um am Ball zu bleiben. Die Prüfungen in diesen Semestern werden genutzt um nur die Stärksten von Ihnen weiter in diesem Programm zu halten. Machen Sie ihre Arbeitsblätter und vergessen Sie auch nicht sich für ein Forschungsprojekt einzutragen. Wenn Sie dafür noch irgendwelche Materialien benötigen, tragen Sie sich bitte in die dazugehörige Liste ein!”

Der Prof lächelte und winkte noch einmal freundlich während sich nach und nach alle Studenten in den nächsten Vorlesungsraum einwählten. Daisy hatte nun eine Stunde frei bevor ihr nächster Kurs beginnen würde. Automatisch schob das System sie in einen der Gruppenräume in dem sie einige Lernunterlagen vor sich öffnete.
Diese wischte sie nach ein paar Augenblicken wieder zur Seite und öffnete die Gorilla Red Fanseiten.

Hatte Mara diese dringende Nachricht aus dem Tír von der Jazz gesprochen hatte eigentlich mittlerweile gelesen? Wenn dann hatte sie ihr nichts davon erzählt. Daisy lud die Mitschnitte von Maras letzter Show hoch, postete ein paar Eindrücke von den Soundaufnahmen im kleinen Studio in Cheyenne, welches die Band sich ausgesucht hatte und repostete ein paar aufgeregte Posts von Fans die Mara beim Autogramme geben in der Cheyenne Mall getroffen hatte. Anschließend featurte sie ein Bild von Poppy der Drummerin welche gerade neue Heads auf die Drums anbrachte. Ein Bild von Mara wie sie Torabass riesigen Bass neben ihre elfische Gitarre hielt ging gerade durch die Decke. Morgen würde Maras Interview erscheinen und das Cover auf dem Revolver Magazine, was der Gruppe darüber hinaus Aufmerksamkeit in der Bevölkerung brachte.

Es lief gut für die kleine Band. Daisy checkte das Business-Postfach von Gorilla Red. Ihm sah man die Abwesenheit von Jazz deutlich an. Diese war zwar nicht für die Band angestellt, leistete aber dennoch großartige Arbeit für Mara. Daisy löschte etwas Spam, danach überflog sie ein paar Kommentare. Ein paar die zu eindrücklich darauf hinwiesen ”wie tot” Mara doch wirkte löschte sie ebenso wie ein paar zu anzügliche Kommentare.

Maras Übersexualisierung in der Öffentlichkeit zu ertragen war deutlich einfacher zu ertragen als sie noch nicht ihre Freundin war.
Danach ging sie Maras DMs durch und löschte ein paar Dick-Pics und scannte nach Schlagworten die Mara sie gebeten hatte, von ihr fernzuhalten. Zu eindrückliche Fragen nach ihrer militärischen Vergangenheit oder Boston.
Sie stolperte über eine Nachricht deren Account ein für Persona typisches blaues Häkchen besaß, welches seine Echtheit zertifizierte. Mara musste die Nachricht bereits vor einigen Tagen gelesen haben. “Vermisse dich und deinen Sound. xxx Belial.”

Ihr wird kurz schwummrig. Aber das war Maras Privatsphäre und Daisy war sich sicher sie würde davon erzählen wenn sie soweit war.


Incoming Call: Kitty

Daisy lächelte und wählte sich in den Anruf ein. Die andere Studentin hatte als VR-Kulisse ein kuschliges Café gewählt und vor den beiden bereits ein Heißgetränk platziert.

Sie hatte Daisys Alter. Große braune Augen und ein Gesicht, welches man in einem Roman mit ‘gütig’ oder ‘liebenswert mädchenhaft’ beschrieben hätte. Ihre langen braunen Haare trug sie in einem Zopf, den sie gerade öffnete. Ihre universitäre Persona war wie die von Daisy eher schlicht gehalten. Ein zurückhaltendes Outfit aus Jeans, einem Top und einer grauen Strickjacke. Vorsichtig pustete sie an ihrem Heißgetränk. In der VR eher eine antrainierte floskel als eine Notwendigkeit.

Daisy blickte sich in der Kulisse um. “Das ist aber sauber hier.”
Kitty schmunzelte. “Sekunde. Ganz vergessen mit dem ich rede.”
Die Umgebung fadete in einzelne Polygone aus und setzte sich zu einer neuen Kulisse zusammen. Dem inneren eines klassischen Hard-Rock-Cafés.
“New York hm?” Daisy blickte auf die unzähligen Rock and Roll Trophäen an den Wänden.
“Das erkennst du?!” die Spitzen ihrer langen Ohren waren mit kleinen Creolen geschmückt.
“Ja… War viel unterwegs. Auf meiner Reise und dann jetzt mit Mara auf Tour. Da sieht man viel.”

“Hab ich gehört.” ihre hochgezogene Augenbraue zusammen mit dem verschmitzten Lächeln verlieh der Elfe einen fast schon diebischen Ausdruck. “Ich weiß wir meinten wir wollen bei Spitznamen bleiben aber ich hab deinen Namen auf der Bestellliste für die Projektarbeiten gesehen und… Desiree Monroe du bist beeindruckend! Bei den Crimson Crush ausgesetzt worden, politische Aktivistin, Gewinnerin des nicht ganz so legalen Seattle Derby und jetzt Bandtechnikerin bei Gorilla Red! Wie krass ist das bitte?! Wie ist Mara so? Privat? Ist sie nett? Ist sie so grungy, unnahbar, grumpy wie sie immer wirkt?! Hatte sie wirklich was mit Belial?!” Sogar beim Ansetzen ihres Getränks war der Blick der Elfe von unnachgiebiger Neugier geprägt.

“Mara ist super! Sehr nett. Und eine wirklich leidenschaftliche Künstlerin. Über ihre Ex-Typen reden wir nicht. Wir hängen zwar ab und zu miteinander ab, aber ich bin ja nur ihre Technikerin.” Kurz zog sich Daisy vor ihren Augen ihre Kontaktlinsenkamera groß welche ihr anzeigte, dass Mara noch zufrieden an sie gekuschelt schlief. Der mit der Headware gekoppelte Blinzelmechanismus mit dem sie ihr Umfeld im Blick behalten konnte war gold wert gewesen. Viel zu oft hatte ein Ganger Arsch ihr die Rippen gebrochen während sie irgendwo rumlag und eingeriggt eine Drohne steuerte.

“Und hast du echt bei nem Unfall im Februar beide Arme verloren?! War super der Aufschrei in Maras Fan-Foren!”
Daisy grinste und öffnete drei Collagen in denen Fans ihr gute Besserung wünschten und legte sie vor Kitty ab, die die Elfe aufmerksam musterte. “Kriegt man viel hate ab wenn man es tatsächlich als Fan schafft ihre Technikerin zu werden?”
Daisy zuckte mit den Schultern und blickte auf die Gitarre eines Rockstars der laut Plakette bereits fast 100 Jahre tot war. “Vereinzelt. Aber da ich auch für social Media zuständig bin UND ihre größten Fanpages mir gehören, kriege ich das schon geregelt.” Sie grinste erneut auf und rührte in ihrem Kaffee.

Daisy die ihre Hand auf dem Tisch abgelegt hatte erschrak als die Elfe sie kurz aber fest drückte und griff. “Das ist alles soooo cool! Du bist so cool! Bin richtig froh, dass das mit dir und dem MIT&T nicht geklappt hat! Doof natürlich für die ganzen armen Leute da drin. Aber… ich hatte richtig schiss vor der Uni weil hier alle so unnahbar und professionell sind. Aber du bist das gar nicht! Oh gott das klingt super böse sorry!” Auch wenn die Berührung nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert hatte erschreckte sich Daisy. Die Elfe schien davon nichts zu bemerken und Daisy verbuchte es als freundschaftlichen Kniff, den sie außerhalb ihrer Runnerkontakte einfach nicht mehr gewohnt war.

“Weißt du schon was du als Forschungsprojekt machen willst? Ich hab nur gesehen dass du eine Bestellung in die ADL abgesetzt hast, aber dann nicht weiter geguckt was.” Kitty wuschelte sich durch die braunen Locken.

“Ich…ähh… Okay. Zuerst dachte ich an eine ultraleichte körpernahe Panzerung. Etwas das ein Ninja tragen würde und das einen überhaupt nicht einschnürt! Sicherheits-Adepten fühlen sich super oft durch ihre Panzerung eingeschnürt, weil sie sich nicht frei bewegen können. Aber ohne Panzerung in einem Sicherheitsjob ist wirklich dumm… also…”

“Wer hat dich dazu inspiriert?”
“Reichen ein paar Hundert in der freien Sicherheit eingesetzte Adepten nicht? Oder denk mal an den Shadowrunner Markt. Wo ich herkomme ist der nicht zu vernachlässigen.”
Die Elfe blickte ihr direkt in die Augen. “Meistens reicht einer. Oh oder eine.” Sie grinste verschmitzt bevor sie sich zurück auf die Sitzbank warf.
“Du wirst aber schnell persönlich! Dafür dass du mich gegoogelt hast, weiß ich ganz schön wenig über dich. Du könntest auch ein Sasquatch in den späten 30ern sein!”

“Nenene. GOD zwingt dich doch dein Gesicht als Persona zu nehmen. Ich seh schon so aus wie ich bin… Ehm… Und ich bin aus New York. Gut erkannt. Mein Dad war Investmentbroker. Hatte dann ein Koksproblem und sitzt aktuell wegen Veruntreuung im Knast… Ich sitz mit meiner Mom in nem Hotel und sie kämpft von einem Monat zum anderen, dass die Bank uns ein bisschen Geld locker macht. Und… da ich ja von deinen illegalen Autorennen weiß… Um nebenbei Geld zu verdienen werf ich mich in nen engen schwarzen Anzug und mache Einbrüche auf die NYC Schickeria. Erstaunlich viele Leute bezahlen erstaunlich viel Geld für ein paar Daten vom Computer deiner Freunde, wenn ihre Daddies wichtig genug sind. Meine Leidenschaft sind eigentlich schon immer die Drohnen. Deshalb bin ich ja hier… Aber Drohnen kosten Geld.”

Daisy verzog die Mundwinkel. “Wem sagst du das.”
“Also… Körpernahe Panzerung wurde nichts hm? Wär besser für mich als so ein enger schwarzer Anzug.” Kitty lächelte.
“Ne… Wurde abgelehnt. Mein großer Traum war schon immer eine vollautomatische Roboter-Rüstung. Kein Mecha. Einfach eine Rüstung die dich robotisch unterstützt. Braucht aber sehr viel Forschung und… noch mehr Geld.”
“Also” die Elfe griff erneut über den Tisch und knuffte Daisy kurz freundlich in den Oberarm. “Das ADL Paket. Spann mich nicht so auf die Folter!”

“Okay… Nicht lachen. Da drin sind zwei Tabletts. Jedes mit ungefähr 30kg tragkraft. Die werden bei dem Münchner Oktoberfest eingesetzt damit die Tabletts den Kellnerinnen nachschweben. Ein Kumpel bei nem Kon hat mir zwei besorgt.” Ein weiterer Punkt für die ‘wofür Daisy Doyle danken musste’ Liste. “Ich will mich an Hovertechnologie versuchen. Und ich dachte aus den Beiden und mit ein bisschen geschick und Tests kann man super ein hoverndes Longboard bauen. Erstmal im kleinen Stil. Aber einen zierlichen Meta sollte es transportieren können.”

Erst jetzt bemerkte Daisy dass die Elfe sie durchgehend nicht aus den Augen ließ und ihr Blick immer zutraulicher wurde. Sie war hübsch, keine Frage, als Single vielleicht sogar Daisys Typ. Vielleicht ein bisschen zu ‘sauber’. Daisy wusste es zu schätzen wenn Metas etwas ‘schmutziges’ an sich hatten. Sunny hatte einen solchen Schmutz an sich gehabt der sie vom ersten Moment gereizt hatte. Nicht auf eine flirty weise, aber es hatte ihr interesse geweckt, welche Leichen das reiche neue Mädchen aus Seattle im Keller hatte. Rückblickend hätte Daisy diese Frage vielleicht nicht stellen sollen. Eine Gruppe voller Runner - teils KFS infiziert - waren eine große Leiche. Aber eine, die Daisy lieb gewonnen hatte.
Sie seufzte. “Kitty ich…”
Die Elfe sprang auf. “Gott ich muss ja weiter zu meinem nächsten…”
“Kitty ich hab ne Freundin! Ne großartige. Und ich kann nicht…”
“Hey! Alles cool.” Kitty lächelte lieb und zuckte mit den Schultern. “War ein Versuch! Mara und du ihr zieht ja viel rum mit der Gruppe. Wenn du mal in New York und Single bist, musst du mich aber mal live treffen!” Mit einem Augenzwinkern verließ die Elfe die Café Kulisse und ließ die Riggerin verwirrter zurück als die meisten Robotik-Vorlesungen der letzten Woche.

Als sie zurück in ihren Gruppenraum wechselt taucht vor ihr wieder das Fenster mit Belials geöffneter Nachricht auf. Erneut zieht sie den Kamerafeed ihres Fleischkörpers größer und sieht wie Mara sich etwas fester an sie schmiegt.

Dann beginnt ihre nächste Vorlesung.

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Wohl eher…

DAISY Business, AMIRITE!?!?!?!?!?
hahahaha…

naja:
KITTY DIE BITCH SOLL IHRE ELFENFINGER VON DAISY LASSEN!!!
Am Ende ist das Schnuffi in Disguise!

SO NICHT!!!

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Ich hab ein paar Ideen und Optionen was ich so mit Kitty machen könnte. Mal schauen wann es die Mädchen mal in die Nähe von New York verschlägt :smiley:

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„Eine Schnuffi in Disguise“ :joy: die arme Schnuffi hat es nicht leicht mit uns. Mara hasst sie, Nayad hat angst vor ihr, Isabelle sieht sie erst nicht an und muss getreten werden bis sie Schnuffi mag :pleading_face::joy:

Was ich sehr mag ist wie du ihre VR Experience beschreibst, wie es aussieht und es wechselt. Das ist dir wirklich super gelungen ! Bin gespannt welche Route du mit Kitty gehst :blush::green_heart:

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Ahhh Paul :joy:

So hab es endlich mal geschafft zu lesen und hat sich gelohnt, war wieder mal sehr schön :blush:

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