Dachschäden und Gefühlsausbrüche - Shadex

TLDR: Shadex vertieft ihre „Freundschaft“ zu ihrer Connection :woman_shrugging:

09.04.2076 - La Rosa Roja - Plaza de la Revolución

“Was verschafft mir die Ehre, dich so schnell nach unserem letzten Treffen wieder zu sehen?” fragte Iceberg, nachdem er von seinem Schreibtisch auf blickte und Shadex in der Tür stehen sah: “Brauchst du wieder irgendwelche Infos?”
“Nein, diesmal nicht. Ich bin sozusagen hier, um dich mal aus diesem Büro zu entführen.”
Iceberg sah sie verwirrt an. “Guck doch nicht so. Du hast mir und meinen Leuten jetzt zweimal geholfen, also bin ich dir irgendwie etwas schuldig.” Shadex musterte Iceberg etwas, für sie sah er heute schon besser aus, als bei ihren letzten Treffen. Vielleicht half es ihnen beiden ja wirklich, wenn sie mehr Zeit zusammen verbrachten.
Er lachte kurz bitter auf: “Du denkst wirklich, dass du mir etwas schuldig bist? Bei dem Scheiß, den ich gemacht habe?” Kurz glitt ein Schatten von Bitterkeit über sein Gesicht, aber der verschwand so schnell, wie er gekommen war.
“Naja, ich will nicht, dass du denkst, ich würde dich nur ausnutzen”
“Wozu du alles Recht der Welt hättest!”
“Jetzt lass mich doch ausreden. Also, ich will dich nicht ausnutzen und naja, irgendwie mochte ich unser kleines improvisiertes Abendessen letztens. Ohne dich jetzt anzulügen, es fiel mir bisher schwer in deiner Nähe zu sein und ich weiß, dass es für dich auch nicht einfach ist. Aber ich hatte das Gefühl, dass uns beiden dieser Abend gut getan hat und naja ich muss gestehen, dass ich dich mittlerweile auf ne komische Art und Weise auch mag.”

Iceberg sah sie ungläubig an, er glaubte sich verhört zu haben. “Du…was?” stammelte er.
Mit einem Seufzen sah sie auf den Boden vor sich und antwortete ihm leise: “Du hast schon richtig gehört. Ich mag dich, also irgendwie.” Beim zweiten Satz sah sie vom Boden hoch in seine Augen. Er brachte kein Wort heraus, aber sein Gesicht sprach Bände für sie. “Ich weiß, ich weiß, ich überrumpel dich grad ein wenig damit, aber es bringt nichts zu lügen.” Kopfschüttelnd kam er auf sie zu, blieb vor ihr stehen, sah ihr kurz in die Augen und umarmte sie plötzlich aus heiterem Himmel. Im ersten Moment wollte ihr Reflex ihn einfach von sich stoßen, war sie doch auf die Umarmung nicht vorbereitet, aber kurz darauf hatte sie sich gefangen und erwiderte seine Umarmung. Er hatte einen angenehmen, herben und männlichen Geruch an sich und kurz schloss sie sogar die Augen, um diesen auf sich wirken zu lassen. Früher wollte sie immer so weit wie möglich von ihm weg, es hatte sich wirklich viel geändert.
“Ich kann es nicht glauben”, schluchzte er fast schon an ihrer Schulter. Mehr musste er nicht sagen, der eine Satz reichte für sie, um zu verstehen was genau er alles meinte. Seine Stimme klang belegt fast so als müsse er seine Tränen unterdrücken.
“Lass es ruhig raus, du musst dich nicht zurück halten. Irgendwie weiß ich, was du fühlst”
Als sie das sagte, brach in ihm ein Damm und er begann wirklich in ihren Armen zu weinen. Mehrere Minuten lang standen sie da und hielten sich fest, dann löste er sich von ihr.
“Danke!” Auch diesmal reichte dieses eine Wort aus, um ihr viel mehr zu sagen.
Sie zuckte mit den Schultern: “Nicht dafür.”

Es dauerte noch ein paar Minuten, bis er sich endgültig gefangen hatte.
Shadex lächelte ihn leicht an: “Geht es dir besser?”
“Ja, irgendwie hatte das gerade etwas befreiendes, da kam so viel hoch, was ich schon lange unterdrückt habe, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich es in deiner Nähe einfach raus lassen kann.”
“Es scheint fast so, als würden wir uns gegenseitig helfen.”
“Wie meinst du das? Ich hab doch nichts getan, nur geheult und in deiner Nähe das Häufchen Elend raus gelassen, das ich eigentlich bin.”
“Es ist schwer zu erklären, aber irgendwie sind wir wie Rettungsringe füreinander. Waren wir vorher kurz vorm ertrinken, so haben wir jetzt noch eine Chance.”
Jeremy ließ sich ihre Worte kurz durch den Kopf gehen: “Hmm, möglich. Ich habe in deiner Nähe immer Schuld und Schmerz empfunden, aber ich merke, dass diese Gefühle langsam verschwinden.”

Sie redeten noch eine Weile und machten sich dann gemeinsam auf, in ein typisches, kleines Restaurant, um etwas zu essen. Auch während dem Essen unterhielten sie sich weiter über alles mögliche. Nachdem sie beide gestärkt waren, machten sie noch einen Spaziergang zu einem der Strände in Habana del Este. Von weitem konnte man sogar den Boca Ciega sehen, der in den verschiedensten Farben leuchtete. Sie setzten sich nebeneinander in den Sand, blickten beide auf das Meer und schwiegen. Es war nicht unangenehm sondern eher beruhigend einfach nur dem Rauschen des Meeres zuzuhören.

Nach einiger Zeit meinte Jeremy: “Du siehst irgendwie nachdenklich aus, was beschäftigt dich?”
“Ich denke an meine Familie. Gerade vermisse ich sie etwas, aber ich bin auch froh, dass ich hier bin. Außerdem sehe ich sie ja bald wieder. Meine Schwester und mein Schwager in Spe kommen für ein paar Tage hier her. Wird mein erster Geburtstag den wir zusammen verbringen.”
“Warte! Halt! du hast Geburtstag? Wann?”
“Nächsten Freitag, also in genau einer Woche. Ich habe meine Geburtstage nie wirklich gefeiert, aber dieser hier ist ein wenig besonders. Wie gesagt, es ist der erste, wo ich wieder eine richtige Familie hab und auch der erste von meinem neuen Leben.”
“Das klingt schön. Freut mich für dich. Habt ihr schon was geplant? Sonst kann ich euch gerne ein paar Tipps geben, was ihr machen könntet. Sonst kannst du bestimmt auch jemanden aus deiner Truppe fragen.”
“Solange du nicht vorschlägst, dass wir doch mit Javier Batista feiern sollen, darfst du uns da sehr gerne helfen. Aber es heißt nicht was “ihr” machen könntet, sondern was “wir” machen könnten. Du kommst mit” Er guckte sie wieder mal verwirrt und komplett überrumpelt an. “Du? Ich? Was?”

Nun brach Shadex in schallendes Gelächter aus, sein Gesichtsausdruck war einfach ein Bild für Götter. Sie wusste gar nicht mehr, wann sie so heftig gelacht hatte, aber das muss schon eine ganze Weile her gewesen sein. “Hey, das ist gemein, mich so auszulachen, auch wenn es schön ist, dich so unbeschwert lachen zu sehen.”
“Tut mir leid, aber dein Gesicht gerade war einfach zu göttlich”, brachte sie zwischen zwei Lachern hervor. Jeremy sah ihr einfach beim Lachen zu und auch auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. Shadex hatte Tränen in den Augen vor Lachen und als er seine Hand auf ihre Wange legte, um diese weg zu wischen, wich sie sofort zurück und stieß ihn von ihr weg. In ihren Augen konnte er Wut erkennen.
“Ich wollte dir nur die Tränen wegwischen, nichts weiter. Scheinbar hasst du mich noch immer und hast Angst vor mir”, sagte er traurig mit dem Blick wieder auf das Meer gerichtet.

Shadex rückte wieder etwas näher an ihn heran: “Nein, das ist es nicht, ich war nicht darauf vorbereitet. Das hat nichts mit dir zu tun, also doch schon irgendwie, aber nicht mit jetzt gerade. Seit damals kann ich Berührungen nur sehr schwer ertragen. Es ist einfach ein Reflex, dass ich wütend werde, wenn mich jemand ohne Vorwarnung anfasst. Mich hat es einfach überrascht. Ich hasse dich nicht mehr und meine Angst ist auch weg. Denkst du wir wären sonst zusammen hier?” Jetzt war es an ihr, ihn in eine Umarmung zu ziehen. “Bevor du fragst, jemand anderes zu berühren ist kein Problem für mich, ich tu es nur selten. Alles ist in Ordnung, solange ich weiß das die Berührung kommt und ich mich sozusagen darauf vorbereiten kann. Es ist bescheuert, ich weiß, aber naja ich hab halt nen riesigen Dachschaden.” Bei diesem Satz mussten beide schmunzeln. “Die Reparatur wird noch etwas dauern, aber es ist immerhin nicht mehr ganz so hoffnungslos, wie noch vor ein paar Monaten.”
“Mit Dachschäden kennen wir uns wohl beide bestens aus. Aber wie du vorhin schon mal meintest, vielleicht hilft es ja wirklich, wenn wir statt unserem eigenen, den des anderen reparieren. Da fällt mir gerade ein, am Wochenende findet das Street Food and Open Shop Festival in den Tunneln zwischen Vieja und Habana del Este statt, da musst du hin. Ich akzeptiere kein nein.”
“Na gut, wenn du darauf bestehst, dann begleite ich dich gerne da hin.”

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