Coexist - Holliday & Mina

Triggerwarning: Verstorbene Elternteile, Undankbare Kinder

Habana del Este, 17:36 Uhr

“Das Wetter ist echt kacke für Drohnenflüge und Beauty-Shots von Hotels.” Mina pustet sich eine vom Wind zerzauste, sandblonde Strähne aus dem Gesicht. “Das kann auch kein Bildbearbeitungsprogramm der Welt retten.”

Holliday mustert die abgestürzte Rotodrohne, die neben einer Schrotflinte, einer Machete und einem Beutel Handgranaten im Kofferraum des Hawaiihemd-gemusterten Musclecars liegt, und zieht eine Augenbraue hoch. “Die Bilder stören dich mehr als die Drohne?”

“Die Drohne kann ich reparieren. Die Bilder nicht.”

Holliday legt den Kopf schief, etwas ungläubig, wirft dann aber die Kofferraumklappe zu, und geht zur Fahrertür, während seine Schwester sich schon auf den Beifahrersitz geworfen hat. Einen Moment sitzen sie nebeneinander und schauen aus der Frontscheibe. Der Parkplatz bietet einen normalerweise atemberaubenden Blick über die karibischen Buchten und Luxusresorts, aber seit einigen Wochen ist das Wetter trüb und nass. Der Elf wundert sich nicht, dass die Drohne abgestürzt ist, er hätte auch ohne die Wetterdaten von Nayad und Joker gewusst, dass hier etwas nicht stimmt. Das Meer ist grau und aufgewühlt, und die Schmutzpartikel in der Luft fast greifbar.

“Liam, das ist kein normales Wetter, oder?” Er schüttelt den Kopf. “Ich nehme an, ihr wisst, was los ist?” Er nickt. “Du, Jazz und die anderen, ihr werdet etwas unglaubliches Dummes unternehmen, obwohl euch ausnahmsweise niemand dafür bezahlt, weil ihr zwar gewalttätige Schwerverbrecher aber tief in eurem Herzen freiheitsliebende Gutmenschen seid, überzeugt dass euer Lebensstil der einzige ist, von dem die Kons nicht profitieren, obwohl ihr eigentlich auch nur deren Drecksarbeit macht, oder?”

Er hebt die Hand und setzt an, etwas zu erwidern, aber verstummt. Dann seufzt er. “Ja… Wahrscheinlich.”

“Toll. Ganz toll.” Sie ist einen Moment stumm, und legt die Hand ans verregnete Fenster. “Habt ihr schon einen Plan? Was ist es dieses Mal? Wieder Naniten?”

“Kompliziert. Magie… keine gute. Ein paar Freunde arbeiten dran. Wir kriegen das schon hin. Sobald wir wissen was es ist, können wir uns vorbereiten. Pablo, der Kerl mit dem Wiesel von der Hochzeit, ist ein guter Heiler und Alchemist, er kann bestimmt ein paar Dinge vorbereiten.”

Ihr Kopf fährt herum, und sie mustert ihn eindringend. “Warum denkst du, dass du das tun musst?”

Holliday dreht die Musik leiser, und reibt sich die Augen. “Weil… weil es sonst keiner macht. Und weil ich es gut kann. Du siehst doch, was hier los ist. Halb Havanna kann nicht arbeiten, die Ernte geht ein… Drek Mina, du selbst drohst, deinen Job zu verlieren, wenn das so weiter geht. Die Polizei ist mit den Bürgern in der Stadt beschäftigt, die Piraten sind eine verstreute, kopflose Meute, der Luftverkehr ist eingeschränkt, und die Batistas führen interne Machtkämpfe. Glaubst du, es gibt jemanden außer uns, der sich um die Sache kümmern kann?”

“Nein, aber warum DU?”

“Weil ich hier bin. Weil mir die Leute am Herzen liegen, die hier sind… Ich lebe hier seit Monaten. Am Anfang kam ich wegen Dad-”

“Nicht nur wegen Dad, oder?”, sagt Mina mit einem vielsagenden Blick.

“Jaa… vielleicht. Keine Ahnung. Hör auf, mich wie früher zu Frauen auszuquetschen, du wolltest hier über meinen eventuellen Tod sprechen.” Mina rollt mit den Augen, aber er spricht weiter. “Ich kam, weil Dad mir seine Asche hinterlassen hat, damit ich sie dir bringe. Weil ich ihm nicht gut genug war, um es selbst zu tun, und du leider hinter einem Handelsembargo lebst.”

Mina schlägt ihm auf den Arm; wütend. “Nicht gut genug? Weißt du eigentlich, wie schlimm es war, sich immer mit dir messen zu müssen? Erwachter Elfen-Erstgeborener?”

“Weißt du eigentlich, wie es ist, wenn deine kleine Schwester die komplette Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommt, während du zu einem Kon geschickt wirst, der dich ausspuckt sobald du dem falschen Boss im Weg stehst?! Und dann bekomme ich nur seine Asche, weil er keine andere Wahl hatte?!”

“Ich will seine Asche doch gar nicht!”

Ich auch nicht!”

Liam und Mina Henry reißen gleichzeitig die Türen des Wagens auf, schmeißen sie mit Wucht hinter sich zu und lehnen sich mit verschränkten Armen mit dem Rücken an die jeweilige Flanke des Wagens; schwer atmend.

Der kalte Wind und der Regen helfen ihnen, etwas abzukühlen.

“Mina… es… es tut mir leid. Ich glaube-”

“Du glaubst, dass wir eigentlich beide das gleiche Problem haben?”

“Genau. Und dass die beiden es eigentlich nicht so gemeint haben. Sie wollten dir nur alles geben, was du brauchst, um mithalten zu können. Weil sie wussten, dass es für mich einfacher wird. Wollten dir ein Leben ermöglichen, wie du es dir wünschst.”

“Und dich haben sie auf den Weg geschickt, der dein Potential am besten nutzt - zu einem Megakon, in die Kybernetik. Weil du keine Unterstützung benötigt hast, sondern nur ein paar offene Türen. Ich hab ihre Hilfe gebraucht.” Sie dreht sich um, und schaut ihren Bruder über das Dach des Wagens hinweg an.

Er lacht. “Verfraggter Drek, und jetzt schau, wo wir stehen. Ein Shadowrunner und eine bessere Fotografin auf einer Insel in der Karibik, die sich streiten wer den armen Mistkerl ins Meer kippen muss.”

Mina lächelt, und Holliday kann die Züge ihrer Eltern in ihrem Gesicht erkennen. Den Mund ihrer Mutter, die strahlenden Augen ihres Vaters. Aufgrund seiner Meta- Genetik spiegelt seine kleine Schwester die beiden menschlichen Eltern besser als der Elf es tut. “Lass uns das zusammen tun.”

Sie nickt eifrig. “Ja… und ich weiß auch schon wo. Und wann. Er kam mich vor ein paar Jahren besuchen. Es gibt einen Fleck in Arroyo Naranjo, ein Stück Dschungel das für touristische Touren genutzt wird. Abseits der Pfade, auf einem Berg, liegt eine Bank mit einem tollen Blick über Havanna. Den Ort hat er geliebt.”

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Super schön geworden!
und das ist eine super Fiction um ins Finale einzusteigen mit dem Charakter :heart_eyes: :blush:

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Sehr schöne Fiction :heart_eyes:

Sie hat es ziemlich gut zusammengefasst :thinking: :joy:

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Genau das hab ich mir auch gedacht :joy:

Ich schließe mich den beiden vor mir an, ist sehr schön geworden :blush:

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Danke ihr drei!
Da wollte ich die ganze Zeit mit den beiden hin, aber hatte irgendwie wenig Zeit.
War schon froh, mich bei Lissy immer anzecken zu können ^^
Und der spontane slot jetzt hat auch geholfen ^^

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Freut mich! Dann hats ja gepasst (:

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