Bunkerfreunde - Bifi

[Diese Fiction spielt am 27. April 2075.
Und ja, ich weiß, ich sollte mich nicht über die Länge eurer Fictions beschweren, wenn ich mich selbst nicht dran halte.]

<Musikempfehlung: Arkham Knight Main Theme - David Buckley>

Von der Decke tropft es.

Die Luft ist muffig; stickig.

Kalte, nackte Betonwände führen in die Dunkelheit.

Doch irgendwo am anderen Ende gibt es einen leichten Schimmer, den die Eyeware aufzeichnet und mittels Restlichtverstärkung wahrnehmbar macht. Irgendwo dort unten ist eine Geräuschkulisse zu hören, die durch die langen Gänge und die überwucherten Räume schallt. Es klingt nach Schreien, und dem Grölen einer Bestie.

Hinter geschlossenen Augen wird Mana kanalisiert und das Gefüge der materiellen Ebene verändert. Ein Watcher springt ins Leben, eine Manifestation des puren Wunsches, nicht überrascht zu werden. Nicht schon wieder. Die Begegnung mit der Vampirin hat ihn bereits genug gekostet. Diese verdammten Sümpfe und ihre Geheimnisse.

„Bleib hier, und halt mir den Rücken frei.“

Schutt knirscht unter den Stiefeln. Mit jedem Schritt, der tiefer in die Anlage hineinführt, wird es kühler. Die Geräusche des Sumpfes lassen nach. Die Geräusche des Tunnelsystems nehmen zu: Stille, unterbrochen von Tropfen, Gebrüll und Stimmen.

Er arbeitet sich zielgerichtet zum Licht und der Geräuschquelle vor. Bald steigt ihm ein muffiger Geruch in die Nase, es riecht nach Schweiß, Staub und schlechtem Essen. Dunkle Schmauchspuren zieren die Betonwand im nächsten Gang in wütenden, unregelmäßigen Explosionsmustern. War schon jemand hier? Der Mann zieht seine Roomsweeper und prüft die Munition. Ein weiteres Nest kann er in diesem Sumpf nicht gebrauchen, und wenn ein weiterer widerwärtiger Bug-Schamane der Überzeugung ist, hier sterben zu wollen, kann er ihm gerne dabei behilflich sein.

An der Wand vor ihm flimmert es, und die Geräusche sind jetzt deutlicher zu verstehen. Zu den Stimmen und dem animalischen Gebrüll hat sich Musik gemischt… aber etwas passt nicht. Ben geht um die Ecke.

Dieser Teil des Bunkers ist ein kleines, altmodisches Wohnzimmer voller muffiger Möbel aus den 1990er Jahren. Eine karierte Sitzecke, ein paar alte Poster an abgewetzten, holzverkleideten Wänden. Ein staubiges Bücherregal und eine klobige Stereoanlage. Eine schmierige Küchenzeile und ein winziges Bad hinter einem fadenscheinigen Vorhang. Der Raum ist zugemüllt – Klamotten, Zeitschriften und leere Fast Food Packungen liegen verstreut auf allen Oberflächen. Ein Sessel brennt.

Auf einem flimmernden Fernseher läuft die Zeichentrickversion von König der Löwen; eine Frau in den 20ern liegt auf dem Rücken auf einem Perser-Teppich, die fettigen schwarzen Haare mit roten Spitzen auf dem Boden ausgebreitet – eine Strähne ist mit Nacho-Dip verklebt. Sie schiebt sich eine Hand voll Chips in den Mund.

Außerdem brennt der verdammte Sessel.

Ben lässt seine Unsichtbarkeit fallen. „Igitt.“

„Waff?!“ Chipskrümel fliegen vom Teppich in die Luft und prasseln auf die Szenerie hinab wie Neon-Orangefarbener Schnee.


<Musikempfehlung: In Hell I’ll be in Good Company - The Dead South>

„Straight Flush. Du pokerst wirklich schlecht.“ Ben zieht einige Oreos über den Tisch zu sich und mischt die Karten, während Fifi ihn gequält anlächelt.

„Ich hab‘ ja viel Zeit zum Üben hier unten. … Ich muss mich sowieso wieder daran gewöhnen, ein neues Pokerface aufzusetzen.“

Ben sieht sich im schmuddeligen Zimmer um. „Waren ein paar harte Wochen hier unten, was?“

Fifi pustet eine Strähne aus ihrem Gesicht und murmelt „3 Tage…“

“3 Ta-?!” Ben schlägt die Hände vors Gesicht, bevor er sich wieder fasst. "Was auch immer in dieser Stadt los ist, es spült Leute in meinen Sumpf wie Abwasser. Es gab Zeiten, da konnte sich ein Mann unbehelligt vor dem Gesetz dreier Sprawls verstecken, ohne dauernd von den Blutfehden aus der Stadt gestört zu werden.“

„Ist viel los. Leute verschwinden, Mitsuhama breitet sich aus, die Wahlen stehen an und Saeder-Krupp gräbt nach einem gefloppten Run die Stadt nach uns um. Es gab schon bessere Zeiten. Hier unten neu anfangen schien mir die beste Lösung zu sein.” Fifi nimmt ihre Karten, seufzt und zahlt ihren Big Blind. “Wieso hab ich eigentlich nie ein gutes Blatt?!”

“Wie wirst du mit der ganzen Sache fertig? Klingt, als hättest du das hier schonmal erlebt.”

Fifi schweigt einen Moment, ihr Blick unstet. Die soziale Analysesoftware auf Bens Komlink weist ihn auf ihre geröteten Nasenflügel, die langsame Pupillenreaktion und die große Menge leerer Alkoholflaschen hin - dann folgt sie Fifis Blick auf den Couchtisch, auf dem ein weißes Pulver verteilt liegt. Bevor die junge Frau wieder sprechen kann, redet Ben weiter: “Das ist kein Mehl, hab ich recht?” Er stippt seinen kleinen Finger in das Pulver, leckt ihn ab und schüttelt sich kurz. “Novacoke?! Und kein gutes… Hast du das hier unten gefunden?”

Fifi sieht beschämt auf den Boden. “Ich habe damit schon einmal die Erinnerungen an mein vorheriges Ich gelöscht. Wer würde es schon merken, wenn ich wieder damit anfange?”

“Mädel, du brauchst glaube ich einen Freund.” Er merkt, dass das Thema schwierig für sie ist. Ein Eisbrecher muss her. “Sag Mal, wieso brennt der Sessel eigentlich?“

„Das ist nur Phoenix. Er ist wütend dass wir hier unten ohne Katzenminze festsitzen und verbrennt jetzt Möbel.“

Ben seufzt. Zwei Junkies ohne ihren Stoff fackeln einen Bunker ab, und die Angelegenheit bleibt Mal wieder an ihm hängen.


2 Tage später

<Songempfehlung: Cold as Ice - Foreigner>

“Bist du clean?”

Fifi rollt mit den Augen. “Tobi kam noch nicht wieder… also ja.”

“Gut.” Ben setzt sich auf das viel zu weiche Sofa, schlägt die Beine übereinander und holt einen Flachmann aus seinem Jackett. “Profis lösen ihre Probleme mit Alkohol.” Er nimmt einen großen Schluck, und spricht dann weiter: “… was sich als ideale Überleitung eignet: Hast du Mal überlegt, auszusteigen?”

“Auszusteigen? Woraus?”

“Na aus diesem Shadowrun-Business mit der ganzen Gewalt und den vielen Toten und Drachen die dich als Appetizer wollen.”

Fifi verschränkt die Arme und pustet sich eine Strähne aus der Stirn. “Das ist alles, was ich kann. Und ich kann es gut. Das ist mein Leben.”

“Aber ist es auch alles, was du willst? Lass es dir von einem Mann gesagt sein, der so viele Brücken abgebrannt hat, dass er trotz seines immensen astralen Potenzials, seinem umwerfenden Charme und seinem Einfallsreichtum im verschwitzt-feuchten Rektum der CAS lebt und Moskitos frittiert: Wenn dir ein anderer Weg offen steht, solltest du ihn nehmen. Alles ist besser, als dieses Leben.” Er macht eine ausschweifende Geste durch den heruntergekommenen Raum. “Wie oft willst du dieses Spiel hier noch spielen?”

“SO OFT ICH MUSS!” Flammen züngeln hinter Fifi empor, und der Sessel steht wieder in Flammen. “Denkst du, ich habe mir das ausgesucht? Denkst du, ich wollte in der Gosse leben und meine Identität aufgeben, wieder und wieder? Denkst du, ich wollte von Saeder-Krupp durch den halben Sprawl gejagt werden? Wo soll ich denn hin? Ich kann nichts anderes tun, als mir die Haare zu färben und da raus zu gehen! Ich habe mir versprochen, nie wieder jemanden im Stich zu lassen, der auf mich angewiesen ist!”

Einen Moment sieht Ben sie nur an. Dann nimmt er noch einen Schluck, und bietet ihr den Flachmann an. Als Fifi einen Schluck nimmt, ebben die Flammen langsam ab.

“Fifi, wenn du da wieder raus willst, musst du darüber nachdenken, etwas mit deiner astralen Signatur anzustellen.” Sein Blick fällt auf einen Stapel alter DVDs. “Und ich glaube, ich habe da auch schon eine Idee.”

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Yaaaaaaay BiFi :partying_face: :partying_face: :partying_face:

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Ist es jetzt nicht eher BeSn?

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[ich war sehr verwirrt von dem Namen ey]

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[Yaaaay! Noch jemand der lange Fictions schreibt, hihi! :yum: :innocent: Fand das sehr cool, dass es dazu Musikvorschläge gab und es ist ein super interessanter Blick in den Hintergrund der beiden :blush: Wie immer: more more more! :star_struck:]

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[Uhhh, sehr cool. Ich liebe ja immer Geschichten, in denen Ben vorkommt. Aber ich glaube das ist einfach meiner Vergangenheit geschuldet.
Aber auch so, sehr coole characterentwicklung. Bin mal sehr gespannt, wie sich Fifi da in Zukunft entscheidet und wie Ben sie da beeinflussen wird :smiley: ]

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Ben bleibt auch der NPC der mir am aller aller meisten Spaß macht :smiley:

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