Der selektive Geräuschfilter und die Blitzkompensation in seiner Cyberware leisteten gute Arbeit dabei, das Meeting in geregelten Bahnen ablaufen zu lassen. Nicht, dass ihm das audiovisuelle Angebot des Treffpunktes nicht grundlegend zugesagt hätte, doch bei geschäftlichen Verhandlungen war es wichtig, einen Fokus auf das Wesentliche zu behalten – insbesondere, abseits des eigenen Hometurfs.
Der schlanke Mensch, der Broker gegenüber saß, war durchaus attraktiv. Franzose – das hatte etwas Exotisches. Man merkte ihm an, dass er gleichermaßen für seine weißen Aktivitäten und für seine Schattengeschäfte lebte – er hatte gleichermaßen die freundliche und offene Haltung eines Geschäftsmannes und den berechnenden Blick eines Mannes in dessen Griffweite sich eine Roomsweeper mit Vollmantelgeschossen befand – und wahrscheinlich eine weitere mit Flechette-Munition, nur für den Fall. Diese duale Attitüde gefiel Broker, die Sache mit der Waffe… weniger. Vielleicht konnte er sich dabei etwas abschauen.
Er ergriff das Wort: „Hören Sie, Mr. Bourdoire, wir beide wären keine Konkurrenten. Das Team das ich aufbauen will besteht aus lokalen Aktivposten, die sich einen Namen machen wollen. Die Vermittlung fremder Gesichter läge weiterhin in Ihrer Hand. Während Sie sich für Anonymität begeistern, handle ich mit Vertrauen und Verlässlichkeit.“ Es war wichtig, dass Phillippe das begriff. „Im Gegenzug biete ich Ihnen ein stärkeres Netzwerk. Es ist mein Beruf, die richtigen Leute zu kennen. Politiker, Johnsons, Promis aus den Trids… Ich weiß, ich weiß. Auch Sie sind vernetzt – umso besser könnten wir uns ergänzen!“
Philippe lehnte sich zurück, zog an seiner Zigarette und streichelte nachdenklich seinen Kinnbart. Dann öffnete er das ARO wieder, scrollte durch die digitale Kontaktliste und kommentierte Brokers Wahl: „Diese Mademoiselle ist tot. Er? Eine interessante Wahl. …“ Er zog erneut an der Zigarette und atmete lang aus. Scrollte, runzelte die Stirn, scrollte weiter: „Zurück in Deutschland, aber sein Freund steht zur Verfügung. … Firefox ist infiziert und seitdem verschollen. Zu Monterey Jack habe ich keinen Kontakt mehr.“ Dann blieb sein Finger über dem Augmented Reality Overlay stehen. „Sie erlauben sich einön Scherz!“, sagte der Franzose erbost, sein vorsichtig unterdrückter Akzent kam durch die Aufregung stärker zur Geltung. Broker seufzte – ihm war vollkommen bewusst, an welcher Stelle Mr. Bourdoire stehen geblieben war. „Sie steht nischt sur Verfügung!“
Broker lehnte sich nach vorne. Jetzt musste er seine Karten richtig spielen. „Philippe.“ Die Nutzung des Vornamens war an dieser Stelle wichtig. „Wenn ich mich recht erinnere, schulden Sie mir noch etwas, für das gute Wort das ich bei Mitsuhama für Sie einlegen sollte. Ich nahm keine Gegenleistung dafür, Sie und Ihr Etablissement vor dem größten Konzern der Welt als den wertvollsten Anlaufpunkt für Jobs im Golfraum anzupreisen, in einer Stadt in der sich eben dieser Konzern niederzulassen gedenkt, und zu dem Sie bisher keinerlei Kontakte etabliert hatten. Und wenn mich nicht alles täuscht dürften bereits einige lukrative Geschäfte über Ihren Komlink gelaufen sein.“
„Sie ist meine wichtigste Mitarbeiterin!“
„Genau. Was denken Sie, wieso ich zu Ihnen gekommen bin? Ich suche die Besten. Und ich will sie Ihnen nicht weg nehmen… Ich biete ihr lediglich ein Netzwerk an, an dem sie sich beteiligen kann, wenn sie möchte. Alles weitere liegt an ihr." Dramaturgische Pause. "Geben Sie mir Firecrackers Kontaktinformationen, Philippe.“ Brokers Gegenüber warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, wo eine junge Menschin gerade eine Kanne Kaffee festhielt, die langsam zu dampfen begann, bevor sie einigen Kunden einen Schluck eingoss. „Ich denke nicht, dass Sie vor Mitsuhama mit einer nicht erfüllten Schuld Ihr Gesicht verlieren wollen, oder Philippe?“
Mr. Bourdoire schwieg. War die Drohung nicht geschickt genug verpackt gewesen? Oder zu geschickt?
Dann zückte der Mensch sein Komlink und einige Sekunden später erhielt Broker eine Liste mit einigen der Kontakten, die er angefordert hatte. Zusammen mit den Informationen aus seinen anderen Quellen sollte sich eine gute Datenbank an zuverlässigen Mitarbeitern aufbauen lassen. „Seien Sie vorsichtig, Mr. Broker.“
„Werde ich sein, Mr. Bourdoire.“ Broker erhob sich, klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch, und deaktivierte die Filtermechanismen seiner Cyberware. Die Kakophonie aus nahezu 100 Jahre alter Musik, flimmernden Leuchtstoffröhren und rollschuhbewehrten Touristen in Hawaiihemden war genau das, was er brauchte um seinen Sieg zu feiern.
Und dann würde er einige Anrufe tätigen müssen.
[Es ist soweit meine Lieben, unsere Story nimmt ihren Anfang. Broker baut ein Netzwerk aus Schattenläufern auf, die er bündeln und an die richtigen Jobs vermitteln will - und ihr wurdet genommen!
Broker ist ebenfalls der Grund, aus dem ihr Zugang zu diesem Jackpoint erhalten habt, er hat diesen Hub für euch eingerichtet, um intern diskutieren zu können. Damit stellt er vorerst auch den wichtigsten NPC in unserer Kampagne dar.
Von euch würde ich gerne wissen, wieso Broker auf euch aufmerksam wurde.
Schreibt dazu einen kurzen Text (einfache Erklärung oder eine kleine Geschichte) als Antwort auf diesen Post.
Als Belohnung erhält jeder mit einer halbwegs brauchbaren Antwort 1 Street Cred also ein Karma-Light.
Da Kommentare unter diesem Text grundlegend OOC sind (keiner eurer Charaktere war dabei, niemand kennt diese Szene) müsst ihr dabei nicht die OOC-Markierung vornehmen. Ich tue das gerade nur, um meine Spielleiter-Informationen visuell von der Geschichte zu trennen.]