Alte Freunde - Ben und Keziah

18.5.2077 - Hub Butte - Nach Mitternacht

Ben Kendall saß gemütlich am Lagerfeuer des Hubs, zusammen mit einigen anderen der Gruppe.
Jazz erzählte gerade in einem vertrauten Wechselspiel mit Oscuro eine ihrer Piratengeschichten aus Kuba und der Cowboy freute sich in Ruhe zuzuhören und die Füße hochlegen zu können. Es war eine friedliche Nacht mit gutem Wetter und das trotz des Wiedersehens mit seiner Mutter. Wäre Butte nicht so nah wäre der Himmel vermutlich sternenklar gewesen.

Gerade kam die zweite Hälfte der Gruppe aus der Stadt zurück und die Gruppe teilte sich in die gewohnten Pärchen auf.

Das vertraute Geräusch von High Heels hinter ihm bewahrte ihn davor sich zu erschrecken als Keziah Mason sich neben ihm auf eine ihrer gepolsterten Sitzbänke niederlassen wollte. Sie zögerte eine Sekunde und hob die Hand und die Sitzbank formte sich zu einem großen und gepolsterten cognacfarbenen Ledersessel in welchen sie sich sinken ließ. Sie überschlug die langen roten Beine und legte ihr Abendkleid zurecht.

Ben wusste noch nicht so richtig wie er die Situation, dass sie sich neben ihn gesetzt hatte ausspielen sollte. Ihrem leicht entrückten Blick konnte er entnehmen, dass sie die sich langsam verteilenden Pärchen astral musterte. Ihr Blick haftete auf Jazz welche gerade von hinten auf ihrem Stuhl von Holliday umarmt, geküsst und auf die Füße gezogen wurde als sie sich von dem Vampir verabschiedete, der sie für einen Ausflug in die Stadt verließ.
Langsam zog die Gruppe sich zurück und ließ die beiden allein am Feuer zurück.

“Sie leuchtet immer auf wie ein Glühwürmchen wenn sie ihn sieht.” murmelte Keziah und wandte sich ihm zu. “Meinst du, wir beide waren je so?”
Ben unterdrückte jede Form der Mimik als er versuchte einzuordnen was die beste Antwort auf diese Frage war.
“Du machst das immer noch.” Der Cowboy lächelte und schüttelte den Kopf.
“Was? Was mache ich noch?” In Keziahs Hand manifestierte sich ein ausladendes bauchiges Bordeauxglas mit dunklem Wein.
“Du bewertest alle Paare um dich herum. Das hast du früher schon immer gemacht.”
Keziah dachte kurz nach. Ihre rote Haut leuchtete sanft im Licht des Lagerfeuers.
“Aus anderen Gründen.” sagte sie ruhig bevor sie am Wein nippte und Ben legte fragend den Kopf schief.
“Früher wollte ich mich bestätigen, dass das was wir beide hatten, besser war als alle anderen um uns herum.” Ihre goldenen Augen wurden vom Schein des Lagerfeuers zusätzlich angefacht. “Heute bestätige ich mich gerne dafür, dass mein selbst auferlegtes Exil der bessere Weg ist.”

“Also bitte. Wir waren 2 Wochen getrennt, dann hast du mit Damon angebandelt.” Ben wusste augenblicklich, dass diese Worte ein Fehler waren. Keziah hob eine Hand und alles was weiter als 2 Meter von den beiden entfernt war gewann Abstand als sich eine milchige Kugel um die beiden formte die nur das Lagerfeuer, die Magier und ihre Sitzmöbel einschloss.
“Hey, den magischen White Noise Zauber habe ich dir doch…” Ben versuchte vom Thema abzulenken doch seine Exfreundin taxierte ihn fester mit ihrem Blick.

DU hast nicht das Recht irgendwas über eine meiner ‘Beziehungen’ nach dir zu sagen Benjamin. Nicht einmal wenn ich mit dem gesamten Drachenrat und sämtlichen Hochprinzen geschlafen hätte, nachdem du dich an die Westküste verpisst hast, hätte das aufwiegen können, dass du nach 11 Jahren mit einem ‘Ich kann das nicht mehr’ mit der StuRmhExE vOn PrAg durchbrennst.” Sie wirkte ganz ruhig, aber Ben konnte den Astralraum um sie herum beben spüren.
Er seufzte. Sein “Ich weiß.” nahm Keziahs Wut vollständig den Wind aus den Segeln. Sie hatte sich auf Widerrede eingestellt. Rechtfertigungen. Sicherlich nicht auf Einsicht.

Der Astralraum färbte sich um die beiden in einem zarten warmen gelb und ein altbekannter Steppenwind wehte Keziah durch ihre losen Haarsträhnen welche aus ihrem Dutt hingen. Ein leises Banjo spielte eine vertraute Melodie.

Keziah streckte eine Hand aus und saugte die Energie des Zaubers des Cowboys aus der Luft. Sein Versuch ihre Stimmung zu beeinflussen war gescheitert.
Sie hielt die Zauber des Magiers in einer kleinen leuchtenden Kugel zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Mit einem leichten gelben Nebel zerpoppte die Kugel als Keziah die Zauber zwischen ihren Fingern zerdrückte. “Wenn wir das hier machen, dann ohne Manipulationen Ben. Wir sind erwachsen.”

Selbiger hatte noch die Brauen erhoben. “Schöner Effekt. Du hast viel gelernt seit ‘69.”
“Habe nie aufgehört.” Mit einer einstudiert wirkenden Handbewegung wedelte sie den leichten magischen Nebel in die Nacht hinaus.
“Crowley lässt dich also Antimagie nutzen?” Ben griff nach der Flasche Scotch am Fuße seines Sitzes, die jedoch leer war.
“Gib mir eine Sekunde.”
Ben konnte auf der Astralebene beobachten wie Keziahs tiefrotes leuchten sich langsam mit seiner astralen Signatur abstimmte. Sie färbte sich in ein warmes orange und ein minimal wärmerer Steppenwind zog sich durch Bens Gesicht. Daraufhin manifestierte sich ein Glas Scotch in seiner Hand welches er musterte.

“Probier es. Wird schmecken wie deiner. Ich brauche die Anpassung an deine Signatur, sonst schmeckt er zu sauber.” Keziah lächelte ob der eindrücklichen Demonstration ihrer Künste. Einen Augenblick später transformierte sich ihre Signatur zurück zu einem tiefroten leuchten und Ben probierte den Scotch der tatsächlich - und das gestand er nicht gerne - seinem eigenen zum verwechseln ähnlich schmeckte.

“Aleister lässt mir eigentlich ziemlich freie Hand was ich tue und was nicht. Solang ich ihm regelmäßig Karma abgebe und unseren Vertrag nicht breche bin ich frei in dem was ich tue. Und ziemlich gut darin.” Sie selbst trank einen Schluck ihres Merlots.
“Wirst du immer noch gefragt ob es der Typ aus Supernatural ist?”
Keziahs angestrengtes Augenrollen brachte Ben zum lachen.
“Die Menschen vergessen über die ganze Fiktion, dass es all das wirklich gab. Keziah Mason, die Witch Trials, Aleister Crowley den Satanisten, die Wichita Witch.”
“Trottel.” erwiderten beide Magier im exakt gleichen Moment.
Ben drückte die Lippen zusammen. “Ja… Mom ist da keine Ausnahme. Das stimmt. Aber physische Masken gehen immer noch nicht?”
Keziah schüttelte den Kopf. “Keine Chance. An anderen kein Problem. An mir selbst… versuch nur.”

Der magische Steppenwind verstärkte sich, als sich in Bens Hand einige Spielkarten manifestierten. Eine Sekunde darauf durchzuckte den Menschen ein kleinerer Manablitz. Keiner der ihm wirklich Leid zufügte, aber er ließ ihn kurz zusammenzucken.
“Ouch! Fuck. Das ist neu.”

Keziah nickte. “Habe es nach unserer Trennung ein mal zu häufig probiert. Keine Chance. Nichts an meinem Körper kann durch eine magische Maskierung verändert werden. Outfits ausgenommen.” Sie strich über ihr Kleid. Ben war bereits aufgefallen, dass das meiste ihrer Kleidung aus astralen Illusionen bestand.
Wäre er poetischer hätte er gewiss nett verpacken können, dass sie eine Frau war die sich gerne einzig und allein in ihre astrale Macht hüllte.
Stattdessen wechselte er das Thema. “Wirklich nett von dir dich um die Kleine zu kümmern.”

Über Keziahs gesicht zog sich ein warmes Lächeln. “Mara ist… Sie ist das wichtigste, das ich habe.”
“Gehe ich richtig in der Annahme dass sie…”
“Ja.” sagte Keziah knapp. Das Thema war ihr unangenehm.
“Und sie weiß nicht…”
“Nein.”
“Und sie denkt wirklich du suchst sie?”
“Ja.”
“Keziah darüber hättest du mit mir… Ich hätte jederzeit…”
“Hast du aber nicht. Und wirst du auch nicht.”
“Du wirst es ihr irgendwann sagen müssen Keziah.”
“Das werde ich… Wenn sie und ich so weit sind.” Kurz herrschte betretenes Schweigen zwischen den beiden.

“Ben?” Der Mann sah auf. Weiterhin schirmte die milchige Blase die beiden von der Außenwelt ab. “Es tut mir leid…Das mit Ashe. Ich weiß was sie dir bedeutet hat. Was dir dieses Land bedeutet hat… Zusammen mit ihr. Das muss alles so viele Erinnerungen wach rütteln und… Ashe war gut. Das weiß ich von Kerry und von… naja jedem der von ihr erzählt hat.”

Ben schob den Hut auf seiner Stirn etwas höher damit Keziah seine fragenden Augenbrauen sehen konnte.
“Was? Natürlich habe ich alle nach ihr gefragt. Ich war 18 und wollte wissen mit wem ich mich zu messen habe. Und sie hat definitiv einen saubereren Absprung geschafft als wir. Schließlich hat sie dich verlassen bevor du dazu kamst zu fliehen.”
Ben lachte. “Ja… Ich wusste schon immer, dass sie einen besseren Geschmack hat als du.”
Keziah zog eine Augenbraue hoch als sich ein verstohlenes Grinsen über ihr Gesicht zog.

“Immerhin hast du dich an die Muffins und das Salzkaramell erinnert. Als Jazz meinte du besorgst mir eine Wiedergutmachung hatte ich die Befürchtung du würdest mich mit einer der anderen verwechseln.”
Ben schüttelte den Kopf “Keziah Mason, du bist wahrlich schwer zu verwechseln. Selbst für mich.”

Das Licht brach sich auf ihrem ausladenden Schmuck als sie den Kopf amüsiert schüttelte. “Du hättest mein Gesicht sehen müssen als Jessica mich nach ungefähr 3 Sätzen gefragt hat ob ich Ben Kendall kenne. Ich war ziemlich überzeugt davon, dass du diese Gruppe zu mir geschickt hast um mich zu mobben. Ich hatte schließlich kurz vorher erst ein Team vorbei geschickt, sich mal das Gambler’s Haven anzuschauen.”
“Du hast was?!”
Ein diebischer verspielter Ausdruck schlich sich auf Keziahs Gesicht. “Tja… Wer hätte gedacht, dass wir beide mal nochmal ein Business zusammen haben. Beatrice wirkte für ihre Verhältnisse fast schon entspannt… Was? Wieso guckst du denn so?”

Ben sah sie mit der Mischung aus Verwunderung und nostalgischem Andenken an mit der man eine alte Freundin ansah von der man eigentlich dachte, dass sie gar keine mehr ist.

“Ich war sehr überrascht, als du gefragt hast ob ich nicht in deinem Keller arbeiten will… Ich dachte das wäre ein rotes Tuch für dich, nachdem ich dich verlassen habe weil unsere Geschäfte mir zu ernst wurden.”
Keziahs Gesichtszüge entgleisten. Ben konnte beobachten, dass sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie leerte ihr Weinglas. Ben rechnete damit, dass sie aufstehen und gehen würde, doch sie blieb sitzen.
“Du hast was?”
“Naja das war doch offensichtlich oder? Ich habe dir gesagt ‘Ich kann das nicht mehr.’ und habe in unserem… war war es… Saloon? Bar? Lounge? herumgezeigt. Was sollte ich denn sonst meinen?”
Keziah leerte das nächste Glas Wein. Sie machte anstalten aufzustehen.
“Hey! Was habe ich denn… normalerweise weiß ich wenigstens was ich falsch mache! Ich kitzel es gleich mit einem Zauber aus dir raus.”
Keziah blieb sitzen. “Wir beide wissen, dass du das nicht gewinnen kannst Benjamin.”
“Aber jetzt sitzt du noch.”
Sie seufzte. “Du hattest nie spezifiziert, weswegen du gegangen bist. Ich dachte… Nicht dass es wegen unserer Geschäfte war.”
Ben setzte den Hut ab und legte ihn in seinen Schoß. “Und was dachtest du…?”

“Ben du bist mit der schönsten Frau Prags durchgebrannt. Ihr kanntet euch kaum. Ich… Ich dachte immer es sei wegen…” Sie machte eine ausschweifende Handbewegung durch die Luft ihren Körper entlang.
Bens lautes Lachen hob ihre Stimmung nicht gerade an, was er selbst bemerkte.
“Entschuldigung aber… Bist du blöd?! Sieh dich doch mal an Keziah. Crowley hätte dir wirklich schlechtere Deals anbieten können. Nein… Das… Das hat mich nie gestört. Es wurde… Zu ernst… für mich. Mit Titania war es dann… Ich schäme mich für ziemlich viel was ich mit ihr anderen Metas angetan habe. Aber bei dir und mir war alles so verwoben…”

Keziah schüttelte den Kopf während ihre goldenen Augen das Feuer taxierten. “Das war es?” Ihre Stimme ist überraschend ruhig. Ben hätte mit schreien gerechnet. “Wir hätten doch unsere Geschäfte trennen können… Wenn es dir zu viel wurde?”
“Hättest du das wirklich zugelassen? Du wolltest immer alles kontrollieren Keziah…”
“Ich habe elf Jahre lang mit Unterbrechungen mein Bestes gegeben alles im Zaum zu halten und es war nie genug. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man aufhört, jemanden retten zu wollen, der fest entschlossen ist einen mit in die Tiefe zu reißen. Wenn du Dinge hättest alleine machen wollen… Hätte sich eine Lösung gefunden.”
Ben starrte weiter ins Feuer aber spürte Keziahs Blicke auf sich. Er schwieg.
“Ich habe dich mehr geliebt als meinen eigenen Körper Ben Kendall. Das war unser beider Verlust. Nichtsdestotrotz…” Sie ließ den White Noise Kuppel Zauber fallen. “Ich habe mich gefreut als Jazz meinte du kommst in die Nation. War ein nettes Gespräch Ben.” Sie stand auf und fuhr ihm sanft mit den Fingerspitzen über den Nacken als sie hinter ihm vorbei lief.

Kurz vor ihrer Zeltplane blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um. “Wenn du irgendwem von diesem Gespräch erzählst pumpe ich dich mit Laes voll und setze dich in Denver aus. Ghostwalker kann dich immer noch nicht leiden. Gute Nacht Ben.”

Der Cowboy hörte noch wie die Zeltplane zurück schlug und als der cognacfarbene Sessel neben ihm wieder zu einer Sitzbank wurde, war er wieder allein mit sich selbst, dem prasselnden Lagerfeuer und dem Sternenhimmel.

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Du hast die Dynamik von den beiden hier sehr gut eingefangen Lissy! Ist toll geworden :3

Ohje :smiley:

Ooooh nooooo!
:sob:

:face_with_raised_eyebrow:
Mara hat ihren Brief aus dem Tìr auch noch immer nicht gelesen…

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:face_with_raised_eyebrow: :face_with_raised_eyebrow: :face_with_raised_eyebrow:

Das war sehr schön zu lesen :heart_eyes:

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