Shadex lag in ihrem Bett in ihrer kleinen aber immerhin trockenen Wohnung. Das Wetter hatte sich die letzten Tage nicht wirklich verbessert. Noch immer tobte ein Sturm und es hörte einfach nicht auf zu regnen. Kaum setzte man einen Fuß vor die Türe schon war man bis auf die Haut durchnässt. Shadex mochte zwar Regen und auch das es dadurch etwas kühler wurde, jedoch fiel ihr langsam ein wenig die Decke auf den Kopf. Bei diesem Wetter wollte sie nicht wie üblich mit ihrem Motorrad ausfahren um ihren Kopf frei zu bekommen und an nichts denken zu müssen. Seit Stunden schon versuchte sie Schlaf zu finden, aber ihre Gedanken wanderten immer wieder zu der jungen Elfin die sie vor ein paar Tagen scheinbar verfolgt hatte. Ihre Gedanken drehten sich dabei immer wieder im Kreis, sie suchte immer wieder einen Grund warum sie von ihr verfolgt wurde. Ja natürlich war sie Runnerin und natürlich konnte das auch oft negative Folgen haben, wie sie selbst schon miterlebt hatte, jedoch glaubte sie nicht, dass dieses Mädchen etwas mit einem ihrer Runs zu tun hatte. Eigentlich konnte es ja nur eine einzige Möglichkeit geben, aber diese wollte sie einfach nicht akzeptieren, es konnte einfach nicht wahr sein.
Von der Müdigkeit übermannt schlief Shadex nach stundenlangem hin und her wälzen in ihrem Bett dann doch ein. Es war ein weitestgehend traumloser Schlaf wofür sie, als sie nach einigen Stunden gerädert aufwachte, durchaus dankbar war. Ihre Glieder schmerzten als ob sie nach einem schweißtreibendem Training Muskelkater hätte und so schleppte sie sich unter die Dusche wo ihr das heiße Wasser etwas Linderung verschaffte. Draußen regnete es zwar noch immer aber es war weniger als am Tag zuvor und so beschloss sie nun doch raus zu gehen, egal ob sie nun nass werden würde oder nicht. Länger hielt sie es nun wirklich nicht mehr in ihrer Wohnung aus ohne das sie wahnsinnig wurde.
Nachdem sie einfach ziellos durch die Stadt gefahren wahr und sie langsam doch etwas zu frieren begann, wegen der nassen Kleidung und dem Fahrtwind, entschied sie sich in einem Dinner aufzuwärmen und etwas zu essen, da ihr Magen nun auch zu knurren begann. Sie erinnerte sich daran das Brokkoli, einer ihrer Gefährten aus dem Netzwerk von Broker, Besitzer eines Dinners in der Stadt war. Irgendwie mochte sie den Troll, auch wenn sie selten jemandem vertraute hatte er für sie etwas väterliches an sich, was für sie ausnahmsweise mal nicht negativ war. Also machte sie sich auf dem Weg ins Sanctuary.
Dort angekommen wärmte sie sich erst mal an einer Tasse Soykaf auf. „Dich habe ich hier nicht erwartet“, scheinbar hatte Brokkoli sie beim Hereinkommen gesehen und kam jetzt von hinten an ihren Tisch heran. „Hätte eher gedacht, dass du, außer mit Flip, nichts mit uns anderen zu tun haben willst. Es sei denn es geht um nen Job“, ergänzte er dann noch mit seiner tiefen Trollstimme. Shadex schenkte Brokkoli eines ihrer seltenen Lächeln: „Nachdem du dein Restaurant schon so angepriesen hast musste selbst ich mir mal ein Bild davon machen.“ Der Troll gab ein Lachen von sich und setzte sich zu ihr. Die Beiden unterhielten sich noch einige Minuten, wobei eher Brokkoli redete und Shadex meist nur zuhörte. „Du bist zwar körperlich anwesend, aber deine Gedanken sind ganz wo anders“, sagte Brokkoli dann ganz plötzlich als könne er ihre Gedanken lesen. Er hatte mit seiner feinfühligen Art sofort erkannt das sie etwas zu beschäftigen schien. Shadex sah ihm in die Augen, nickte aber nur. „Da ich mir sicher bin, dass du es mir nicht erzählen wirst geb ich dir den Rat wenigstens mit jemand anderem zu reden dem du mehr zu vertrauen scheinst.“ Verblüfft sah sie den Troll an der sie väterlich anlächelte. „Kann sein das du recht hast“, war alles was sie erwiderte. Brokkoli verschwand wieder in die Küche, da zwischenzeitlich neue Kundschaft erschienen war. Shadex blieb noch eine Weile an ihrem Tisch sitzen und starrte zum Fenster hinaus in den Regen, dann entschied sie den Rat von Brokkoli in die Tat umzusetzen.
Eine Stunde später fand sie sich bei Jack in seinem Lkw wieder, sie hatte ihn kontaktiert, da sie sich mit im treffen wollte um zu reden. Sie mochte Flip zwar wirklich gerne aber was sie jetzt wirklich brauchte war jemanden wie Jack, der mit seiner ruhigen und einfühlsamen Art eher für diese Art von Gespräch geeignet war, und so musste er ihr versprechen, dass er sich allein mit ihr trifft. Wenn es um sie geht konnte Flip etwas impulsiv sein. Shadex erzählte Jack was an dem Abend passiert war nachdem sie von ihrer Wohnung aufgebrochen war und welche Sorgen sie seitdem hatte. „Du denkst also…“, murmelte Jack vor sich hin. „Ich weiß es wirklich nicht, aber so langsam glaube ich das es die einzige Möglichkeit ist, ich zerbreche mir seit Tagen darüber den Kopf.“ Als Jack bemerkte das sie anfing leicht zu zittern nahm er sie freundschaftlich in den Arm: „Es wird schon alles gut gehen, selbst wenn es so ist, du hast uns, wir haben schon Schlimmeres durchgemacht.“ Shadex bemerkte wie gut ihr die Umarmung tat und murmelte an Jacks Schulter: „Danke, aber bitter erzähl Flip nichts davon, zumindest noch nicht, du weißt ja wie er ist.“ Lachend erwiderte Jack: „Natürlich weiß ich das, er ist schließlich mein Bruder. Aber klar ich behalte das erst mal für mich.“ Nachdem sie Jack alles erzählte hatte fühlte sie sich etwas besser und die Beiden verbrachten noch etwas Zeit ohne weiter über ihre Sorgen zu sprechen.
Nachdem sie sich von Jack verabschiedet und noch ein paar Besorgungen in der Stadt erledigt hatte war es schon spät als Shadex wieder Zuhause ankam. Trotz dem befreienden Gespräch sah sie sich, bevor sie in ihrer Wohnung verschwand, erst mal um ob ihre Beobachterin wieder irgendwo zu sehen sein würde. Sie beschwor sogar einen ihrer Geister der ihr half das Gebiet zu untersuchen, aber es gab nichts auffälliges. Vielleicht hatte sie sich die letzten Tage wirklich umsonst gesorgt. In ihrer Wohnung angekommen legte sie sich sofort schlafen, da sie die letzten Tage wirklich nicht viel Schlaf bekommen hatte. Bereits nach ein paar Minuten war sie eingeschlafen.
Sie war von einer feuchten kalten Dunkelheit umgeben. Bei dem Versuch sich zu bewegen schoss ihr ein scharfer, brennender Schmerz durch den Rücken. Unter sich spürte sie eine stinkende und feuchte Matratze und an ihrem Bein spürte eine schwere Kette. Langsam kam die Erinnerung an das Geschehene wieder zu ihr zurück. Vorsichtiger als zuvor versuchte sie sich aufzurichten, der Schmerz war zwar noch immer da aber erträglicher. Von draußen näherten sich Schritte. „Na mein kleines Vögelchen, bist du endlich wach?“, hörte sie etwas dumpf von draußen. Sie kannte diese Stimme und ihr wurde schlecht, dann öffnete sich die Türe und da stand er.
„Iceberg“, schweißgebadet und den Namen schreiend erwachte Shadex aus ihrem Albtraum.