Abende auf der Tibidabo - Holliday und Jazz

[Kommt einer Holliday Playlist am nähesten SR Rock ]

[Triggerwarnung: Jazz und Holliday berichten über ihre Erfahrungen mit dem Tod ihrer Eltern.]

20.3.2076 - Später Abend - Hafenbucht Vieja

Holliday spaziert in Ruhe zurück zu seinem Boot. Die Fortune Hunter bald wieder an ihrem alten Liegeplatz neben der Tibidabo sehen zu können macht ihn glücklich. Er will gar nicht wissen wen Jazz foltern musste um den wieder zu bekommen. Bis das Schiff wieder fahrtüchtig ist würden noch ein paar Stunden in der Werft vergehen, aber dann ist sie wieder da. Die Jungs seiner Crew sind auch froh wieder da zu sein. Nachdem sie sich die letzten 2 Abende zusammen um die Ohren geschlagen hatten, waren die Männer heute in die Stadt abgedampft, oder wie Albinork zurück zu seiner Freundin Hanna.

“Na? Schönen Ausflug gehabt?”
An Bord der Tibidabo lehnt Jazz auf einer der Sitzbänke. An ihre Seite gelehnt schläft Ricardo, ihr 9 jähriges Ziehkind.

“Ja war nett, die Männer genießen es wieder hier zu sein. Ich kam noch gar nicht dazu mich für deine Hilfe zu bedanken.”
Sie winkt ab. “Die Fortune Hunter war sehr wichtig. Sie ist zwar nicht dein einziger Lebensraum…”

“Im Moment kommt es mir tatsächlich etwas so vor.” Holliday betritt das Deck der Tibidabo, schnappt sich zwei Bier aus der Kühlbox die vor Jazz steht und setzt sich neben sie.

Von unten kommt TrolloBert aufs Deck, der die Unordnung die Luisa Mendoza bei ihrer Gefangenschaft auf der Tibidabo angerichtet hatte etwas zusammengekehrt hatte und nimmt Jazz das schlafende Kind ab. Danach verschwindet er wieder.

“Was macht die Platzwunde?” Jazz deutet auf Hollidays Stirn. “Ach wird schon wieder. Ich versteh nur weiterhin nicht wie der Sturz wegen dem Zauber so eine Wunde…”
Jazz lacht. - “Ok Jess du verheimlichst doch was.”
“Als du das erste mal wieder zu dir gekommen bist hast du Mandarin gesprochen. Die einzige Heilung die wir bis jetzt gefunden haben…” Sie streckt die Finger der Cyberarms.
“Du hast mich K.O geschlagen?” Holliday lacht und schüttelt den Kopf.
“Und ob! Mit nur einem Schlag! Ich sag dir, der Arm kann echt was. Aztech wissen was sie tun!”

“Was meinst du machen sie jetzt mit Luisa?” Er nimmt einen ausgiebigen Schluck Bier und betrachtet Jazz kurz.
“Nichts schönes, so viel ist sicher. Grad 5 Folter ist… blutig. Und sie stand aus irgendeinem Grund nicht sonderlich hoch in Javiers Gunst. Er hat etwas davon geredet, dass sie ein schlechter Einfluss für mich gewesen wäre…”
Holliday lacht kurz schnaubend auf.
“Was?” - “Das Gleiche hat er zu mir gesagt als er mich auf den Job bei den Zobop geschickt hat. Ich solle diesen einen Job machen und dann verschwinden, weil ich ein ScHlEcHtEr EiNfLuSs fÜr dIcH bin.”
Er verschweigt bewusst den Teil, in dem Javier ihm drohte Jazz leiden zu lassen, wenn er den Job abgelehnt hätte.

Ein kurzer deutlich sichtbarer Schock durchzieht Jazz. Sie springt auf und drückt den Kopf mit einem dumpfen Geräusch gegen die kalte Wand der Tibidabo.
“So viel zu ‘In den Schatten ist man frei.’” Ein lauter Schrei entfährt ihr. “DAS KANN DOCH NICHT SEIN ERNST SEIN. Er kann doch nicht jeden der mir wichtig ist einfach von der Insel schmeißen!”
“Nun, ich fürchte das kann er.” Holliday verzieht den Mund zu einem besorgten Lächeln und legt den Kopf schief.
“Wieso hast du mir nicht früher davon erzählt?”
“Ich dachte nicht, dass du mir glaubst. Und immer wenn ich das Thema ansprechen wollte, meintest du, du willst nichts davon hören.”
“Da dachte ich du hättest die Seiten gewechselt und mein Boot in die Luft gesprengt weil… Keine Ahnung. Du ein opportunistischer Amerikano-Runner bist. Oh Gott, das hat Javier damals gesagt.” stöhnend starrt sie in Richtung Himmel. Jazz runzelt die Stirn. “Aber wieso macht er sowas?”
“Naja. Er ist der Mörder deines Vaters. Nicht die beste Grundlage für eine Freundschaft oder? Du bist sein liebstes Rennpferd. Vielleicht hat er Angst, dass wenn jemand anderes dir nahesteht, du die Insel lieber verlässt. Ich meine du warst ja auch in…”

“In Seattle war ich weil ich aus deinen Augenlidern gerne eine Mütze für Antoní nähen wollte!”
Ieuw. Krah.” Tönt es von weiter oben.
“Geblieben bist du aber weil du mich magst!” Holliday grinst.
“Geblieben bin ich weil ich Ben mag. Und Bens Whisky mag. Und deinen Käsezwerg mag ich auch! Was macht der jetzt eigentlich?”

“Waterloo? Hat sich einer Gruppe zwergischer Rigger angeschlossen. Hoffentlich zerlegen die nicht die Red Street. Obwohl. Eigentlich kanns mir auch egal sein.”
“Ich dachte wenn du die Sache mit Mina geklärt hast willst du zurück?”
Holliday nickt. “Ja. Ich weiß nur noch nicht genau wohin zurück. Seit wann gehst du eigentlich mit meiner kleinen Schwester Salsa tanzen?”
“Mina ist super. Sie beschwert sich sehr viel über dich, was du hier sollst, warum ich dich bei mir wohnen lasse, warum ich dich nicht einfach deportieren kann, ob ich dich nicht auf der Tibidabo einschließen kann… Aber sonst ist sie super. Wie du mit Brüsten. Deinen Namen will sie mir trotzdem nicht verraten. Loyal ist sie.” Jazz lacht. “Wie laufen eigentlich eure Familiensachen?”

“Bisher gar nicht… sie blockt mich weiter ab. ‘Hat zu viel zu tun’… Mina ist eben eine… sehr erfolgreiche Geschäftsfrau.”
Jazz wirft den Kopf in den Nacken und stöhnt erneut auf. “Aaaah sag das nicht mehr.” Holliday lacht.

Jazz Blick fällt auf den Rucksack den Holliday seit er hier angekommen war, kaum aus den Augen ließ. Sie setzt sich wieder und lehnt sich mit dem Rücken an seine Schulter.
“Sag mal… Was ist in dem Rucksack den du hütest als wären da Lofwyrs letzte Krallenschnitte drin? Du bist doch sonst eher der Sporttaschen-Typ.”

Holliday blickt kurz raus auf das seicht plätschernde Wasser der Bucht, zuckt dann mit den Schultern und zieht den Reißverschluss auf. Nach kurzem Kramen zieht er eine runde Blechdose mit der Aufschrift ‘Plums’n’Aspirin’ hervor, und drückt sie Jazz in die Hand. “Das ist mein Dad.”

“Das ist eine Dose.”

“Das ist die Asche meines Dads. Er ist im Januar gestorben. Und da es schwierig ist, Päckchen von den UCAS nach Kuba zu senden, ging seine Asche an mich. Mit der Bitte, Mina zu mir in die UCAS zu holen, damit wir uns darum kümmern können. Aber wann haben internationale Landesgrenzen, Handelsembargos und militärische Streitkräfte mich je davon abgehalten ein Päckchen auszuliefern?”

Jazz dreht die Dose langsam in der Hand und streicht mit dem Daumen über den Aufdruck ‘Mit Schockgranate in jeder dritten Dose!’. “Und wieso will Mina sie nicht?”

“Lange Geschichte. Sie ist vor unseren Eltern immerhin aus dem Land geflohen. Sie wollte endlich ihre Ruhe, keine Einmischung mehr. Aber so ist das eben, wenn man das Wunderkind ist, und die ganze Familie es kaum erwarten kann, was Mal aus dir wird: Sie hängen etwas an dir.”

Jazz runzelt die Stirn. “Ich weiß, dass Mina ziemlich intelligent ist, aber ein Wunderkind?”
Holliday zuckt mit den Schultern. “Wenn dein Sohn es als männlicher weißer Elf aus gutem Haus zu etwas bringt, und sich dann auch noch als Erwacht herausstellt, wird die Leistung deiner mundanen menschlichen Tochter wohl etwas bedeutsamer.”

Holliday pult in Gedanken am Etikett seiner Bierflasche herum. “Und das, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, ist auch nicht unbedingt sein Traum gewesen. Aber ist ja nicht, als hätte ich mir das ausgesucht… aber das versteht eine Familie nicht so leicht. Und jetzt ist er tot, und will dass seine ‘wunderbare Tochter’ seine Asche bekommt.”

Jazz nickt langsam, dann nimmt sie ihn in den Arm. “Als mein Vater gestorben ist war ich nur sauer. Sauer wieso er mich auf diese Insel geschleppt hat, wieso er diesen Kredit für meinen Arm und das Boot aufgenommen hat, sauer wieso wir nicht einfach in Barcelona geblieben sind. Bei meinen 24 Cousinen und Cousins, bei meiner Familie. Ich war sehr viel wütender auf ihn als auf Javier. Ich bin in der Nacht seines Todes zu seinem Tacostand und habe alles zerschlagen was ich gefunden habe. Die Trauer kam danach irgendwann.”
Holliday bleibt stumm und starrt auf das Deck der Tibidabo, weswegen Jazz weiter erzählt.

Sie öffnet ein Trideo einer schönen älteren Frau mit stechend grünen Augen. Die schwarzen Haare hoch aufgetürmt zu einer Beehive Frisur aus der einige Strähnen heraushängen.
“Das ist meine Mama. Aria Iphigenia.”
“Ihr seht euch sehr ähnlich.”
“Sind wir uns auch. Sie war laut. Sehr laut. Lauter als ich! Das ganze 38 Parteien Haus war immer voll mit lautem Lachen. Sie war Näherin, deswegen steht sie da vor so viel Stoff. In einer der edelsten Boutiquen Barcelonas. Ich hab als Kind stundenlang vor den Kleidern gestanden die sie genäht hat. Sie und Hugo… Sie waren sehr stolze Eltern. Sie haben mich zur Schule gebracht, waren bei jedem Turntunier…”
“Du hast geturnt?” Über Hollidays Gesicht zieht sich ein zaghaftes Lächeln, als Jazz ein weiteres Trideo öffnet auf dem sie ungefähr 8 Jahre alt ist, in einem Turnbody der in blau und schwarz schimmert.

Sie zuckt mit den Schultern. “Sonst würde ich heute bestimmt nicht mehr die Beine hinter der Kopf… Ach ist ja auch egal.” Die beiden lachen.

“Du Vac… Holliday…Ist vielleicht ein doofer Zeitpunkt, aber ich muss dich um eine Sache bitten, die mich sehr belastet. Falls mir auf den Jobs irgendwas passieren sollte… Unter meinem Bett steht eine große rote Blechbox. Passwort ist Hugo. Da sind die Besitzurkunde zur Tibidabo drin, was mit den Tieren passieren soll, mit Ricky…”
“Hey ich dachte wir haben uns mal versprochen wir sterben nur wenn der andere dabei sein kann um das Spektakel mitzuerleben! Und ich dachte sowieso ich kriege das alles.” Jazz rollt mit den Augen und lacht.
“Naja die Chance unter deiner Aufsicht zu sterben steigt ja, jetzt wo ich dein Babysitter bin.”

“Jap. Diese ganze Sache sollte eigentlich sehr anders laufen.”
“Wolltest du mir nicht erzählen, dass du wieder hier bist?” Sie zieht die Augenbrauen zusammen.
“Naja ich wollte eigentlich keinen Ärger machen. Du warst ja auch nicht froh mich zu sehen.”

“Ach quatsch. Natürlich war ich froh. Weißt du wie laaaangweilig es hier ohne dich war? Ich hab seit meiner Rückkehr nichts mehr gemacht als irgendwelchen Patriarchen persönliche Wünsche zu erfüllen und besoffene aus dem Tortuga zu werfen. Seit Berts Tod werde ich wie ein rohes Ei behandelt.”

“Bist du deshalb so komisch?” - Jazz runzelt die Stirn.
“Naja du trinkst kaum was, bist freundlich, hilfsbereit. Du hast mir angeboten deine Ex zu erschießen und es vor deinem Boss zu verheimlichen…”
Jazz starrt vor sich auf den Boden und blickt dann Holliday an.

“Seit du wieder da bist weiß ich nie wann ich mir mehr Sorgen um dich machen muss, wenn du hier bist und ich Nachts von jedem Geräusch panisch wach werde weil ich Angst habe, dass der Chinese nicht schwimmen kann und du vom Boot springst und ertrinkst wie ein Stein oder wenn du weg bist und jemandem in die Hände geraten könntest der das mit KFS nicht so locker nimmt wie ich und dich erschießt.”

Holliday umarmt sie kurz und sieht sie dann an.
“Danke, dass du auf mich aufpasst. Vermutlich wäre ich in der Nacht in Seattle schon neben dem Stuffershack erfroren ohne dich. Aber die Jungs sind ja wieder da, K.O. geschlagen kriegen die mich auch. Und das Ritual mit Weazel hat zumindest nichts schlimmer gemacht. Komisch auch, dass du um mich Angst hast aber nicht davor dich anzustecken.” Er lächelt.

“Meinte Butch nicht dein Blut reicht?” Sie deutet auf Hollidays Stirnwunde. “Hoffentlich krieg ich ein sexy Alter-Ego.”
“Ich dachte du bist dein sexy Alter-Ego?”

Jazz schüttelt den Kopf und legt ihn in den Nacken. “Ach auch nicht mehr wie früher. Ich hab auch eine Durststrecke. Wobei beim Salsa tanzen gab es da… Den hat aber glaube ich Mina mitgenommen wenn ich mich richtig…”
Holliday steckt die Finger in die Ohren “Nein, nein, nein. Meine kleine Schwester spielt nur mit Barbies.” Jazz zieht ihn am Arm und lacht. Ihr Komlink leuchtet auf dem Tisch auf, doch sie ignoriert es erstmal.

“Hätte mir vor 7 Jahren jemand gesagt, dass ich heute noch mit der Runnerin befreundet bin, die ich im ersten Moment für ein Gogo und im zweiten für eine Wahnsinnige gehalten habe…”
“Hab ich dir mal erzählt, dass es nur dazu kam weil ich in der Nacht davor einen furchtbaren Streit mit Javier hatte? Du warst quasi meine Strafe.” Sie grinst.

Holliday wird kurz nachdenklich.
“Weißt du…Ich hab vielleicht noch eine Idee wie wir mein KFS in den Griff kriegen. Naja eigentlich war es eher Bens Idee als meine. Und ich fürchte ich brauche dafür wieder deine Hilfe.”
Jazz winkt ab. “Ist doch mittlerweile auch egal. Womit kann ich dienen?” Sie macht einen übertriebenen Knicks.

“Ein erfahrener Blutmagier könnte eventuell die Naniten aus meinem Kreislauf bekommen. Er müsste stark genug sein um das Ritual zu verkraften, aber nicht zu stark um mich einfach zu… Was machen die? Kochen? Ich bin bis jetzt nur vor denen weggerannt. Aber er muss wohl um einiges stärker und versierter in der Blutmagie sein als Ben.”
“Die machen alles mögliche. Blutmagier sind nicht die einfachsten Kollegen, aber gekocht hat mich bis jetzt keiner. Hier kommen so 2x im Jahr welche durch, die aus Aztlan weg wollen. Ich höre mich um. Auf dem nächsten steht dein Name.” Sie lächelt ihn an. “Die verpassen dir aber vermutlich noch eine sehr unschöne Narbe.”

Holliday zuckt erneut mit den Schultern. “Ich hab so viele. Ist jetzt auch egal. Warum du eigentlich nicht?”
“Tja ich bin wohl besser im Ausweichen.” Sie streckt Holliday ihre Zunge raus und schnappt sich dann ihr Komlink das erneut aufblinkt.

“Oh Fuck. Javier. Hat schon 2x nachgefragt wo ich bleibe. Ist wohl dringend. Vielleicht was mit Luisa. Bietet mir wenigstens Gelegenheit ihn direkt zu erwürgen.” Sie springt auf und bedeutet Antoní sie zu begleiten.

“Grüß ihn schön von mir. Wobei, lieber nicht, sonst schmeißt er mich wieder von der Insel. Bis später.” Holliday hebt seine Hand und lächelt Jazz nach als sie gehetzt den Steg entlang rennt, zurück zu den Lichtern der Stadt.

Mit einem Rums klettert neben ihm Charly aufs Deck, mit einer zerschlissenen alten Hafenboje im Maul. Das Boot schwankt deutlich.
“Na komm Kumpel. Ich werf dir das. Mann, bin ich froh, dass sie dich nicht mit nach Seattle geschleppt hat.”
Er tätschelt das Krokodil seitlich am Kopf.
“Aber weißt du was? Vielleicht hat der Wellerman recht und schreiende Latinas zeigen einem wirklich dass man am Leben ist. Angst macht sie mir trotzdem.”

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Ich liebe die Geschichten von Jazz und Holliday.

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Danke : 3

Die hier haben wir richtig zusammen geschrieben, ich muss ja irgendwann Holliday und Mina etwas platzieren und weiterentwickeln. :smiley:
Weil es aus Hollidays Sicht ist, wollten wir sie aber lieber so, als Holliday, hochladen.

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Ahhhhh! Sie ist super! I love it ! :yellow_heart::heart_eyes:

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Super coole Geschichte. Und echt viele kleine Details drin, die alles sehr authentisch wirken lassen.
Ich bin gespannt auf weitere Entwicklungen. (Und etwas besorgt an mehreren Fronten. Aber sowas ist glaube ich normal, wenn man Blutmagie liest.)

Und er genutzt P&A wirklich für alles ^^

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:smiley: höhö

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